Genesis GV60 im Test: Geniales Elektroauto das niemand auf dem Radar hatte
Bis vor rund einem Jahr kannte ich auch Genesis auch kaum selbst, aber mit dem Auftritt an der Auto Zürich war mir der Brand dann ein Begriff. Damals kamen Sie nur mit Verbrennern an die Messe und dieses Jahr bietet Genesis, welche zur koreanischen Hyundai Motor Group gehört, den ersten vollektrischen Wagen an. Der Genesis GV60 ist ein Crossover-SUV, der als «Schwestermodell» zum hier auch schon getesteten Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6 auf den Markt kommt.
Wichtige Fakten zum GV60
Der GV60 baut auf der dedizierten Elektroauto-Plattform Electric Global Modular Platform (E-GMP) der Hyundai Motor Group auf. Den GV60 gibt es als Allrad- und Hinterradantrieb und in der Variante mit dem 77.4kWh Akku wird eine Reichwite von 517km nach WLTP angegeben.
Die getestete 168kW RWD Variante des Genesis GV60 kostet in dieser Ausstattung total 62.730 CHF (Basis 53.000 CHF). Mit dabei ist das Technikpaket, Sitzpaket komfort, Outdoor Paket, B&O Audiosystem. Der GV60 bringt in dieser Variante 229 PS / 168,1 kW auf die Strasse.
Innenausstattung
Wie es reine Elektroauto-Plattformen an sich haben, sind sie enorm platzfreundlich im Innenraum. Beim GV60 fällt sofort die grosse Beinfreheit, der unterbrochene Teil in der Mitte und viel Ablagefläche auf. Der langgezogene Bildschirm ist in der Praxis zweigeteilt, dem Fahrer steht in Display zur Verfügung hinter dem Lenkrad, sowie ein Zentrales Display in der Mitte.
Stauraum
Auf den Rücksitzen ist bei grossen Fahrern vorne nicht mehr enorm viel Platz, für Kinder passt es aber problemlos. Soweit taugt der GV60 also als Familienfahrzeug. Im Kofferraum fallen sehr schnell die Radkästen aus Hartplastik auf, die passen nicht ganz in das Gesamtbild des Fahrzeugs. Der Kofferraum hat 432 Liter volumen und unter dem doppelten Boden ist Stauraum für Ladekabel, Notfallset und V2L Adapter.
Kofferraum des GV60
GV60 im Test
Ich muss sagen, im GV60 habe ich mich innert kürzester Zeit sehr wohl gefühlt. Einerseits wegen den Platzverhältnissen die für grossgewachsene Leute natürlich toll sind. Andererseits aber auch weil das Auto sehr viel Komfort bietet. Das fängt bei den Sitzen an, die sich elektrisch fast beliebig verstellen lassen und beim Einsteigen sich zurück fahren. Da ist natürlich toll, aber richtig begeistert hat mich die Massage Funktion – nach dem Mercedes EQS die beste, welche ich in einem Auto bisher hatte. Das im Sitzpaket Komfort auch beheizte und belüftete Sitze vorne dabei sind, war vor allem zweitgenanntes in diesem heissen Sommer perfekt.
Komfort pur im GV60
Andererseits viel Komfort bietet der GV60 durch tolle Assistenzsysteme und flüssige Software. Der Bildschirm ist gestochen scharf und optisch passt das GUI zur Zeit. Was mir aufgefallen ist: Die Bedienung ist über einige gezielt vorhanden Tasten möglich, aber auch über Touchscreen, Spracheinangabe und ein Drehrad an der Mittelkonsole. Also für jeden etwas dabei.
Bedienung durch das Drehrad
Besonders überzeugt haben mich die Assistenzsysteme. Einerseits das Navigationssystem, welches direkt Navigationshinweise in ein Livebild der Frontkamera einblendet. Das sogar richtig gut, verlässt man die Fahrspur erscheinen virtuelle Wände und das Lenkrad vibriert. Stellt man den Blinker um abzubiegen, wird die Seitenansichtskamera aktiviert. Sie zeigt seitlich den toten Winkel live im Fahrerdisplay, das ist wirklich genial gelöst, hilft aber auch beim Rückwärtsfahren oder Einparken.
Kamera zeigt toten Winkel beim Abbiegen
Der Abstandstempomat hat seinen Job einwandfrei erledigt, dazu kann man noch einen Spurhalteassistent aktivieren. Dieser lässt sich separat zuschalten und haltet auf Autobahnen problemlos die Spur. Auch geführte Spurwechsel durch das Fahrzeug sind damit möglich. Bei Fahrten ausserorts oder Baustellen, verlor dieser aber öfter man die Spur.
Die Spracheingabe habe ich mit diversen Adressen die letzten Tage ausprobiert, bis auf einen einzigen Ort klappten alle Ansagen auf Anhieb. Auch das Kamerasystem mit einem 360° Bild von oben überzeugt und macht einparkieren zum Kinderspiel.
Automatisch ausklappbare Türgriffe
Die Rekuperationsstufe im GV60 lässt sich über Schaltwippen steuern. Zieht man an der linken Schaltwippe, rekuperiert der GV60 mit voller Power. Das ist wirklich gut gelöst und hilft Einsteigern in die Elektromobilität, sowie beim «Gleiten» auf Autobahnen kann man die Rekuperation etwas reduzieren.
Zwei Kritikpunkte habe ich aber noch: Der Einschaltknopf ist nicht mehr zeitgemäss. Ich habe ständig vergessen das Fahrzeug ein- oder auszuschalten, hier würde der reine Druck auf das Bremspedal reichen, wie es andere Hersteller mittlerweile auch lösen. Etwas enttäuscht war ich über die reine, kabelgebundene Anbindung von Apple CarPlay. Hier bitte nachbessern und Wireless CarPlay ermöglichen.
Genesis GV60
Effizienz & Reichweite
Besonders gespannt war auch auf den Verbrauch des GV60, zumal mir seine Form eine bessere Effizienz als der Ioniq 5 bieten sollte. Was mir schonmal sehr viel Freude bereitete, ist die Möglichkeit im Infotainment System die Verbrauchsdaten von einzelnen Trips abzurufen. Das ist natürlich hilfreich in der Einschätzung.
Über den gesamten Testzeitraum mit etwa 60% Autobahnanteil und über 800km kam ich auf einen Durchschnittsverbrauch von 16.6kWh/100km. Das ist eher tief und dürfte sicher auch den warmen Temperaturen und viel Stau zu verdanken sein. Trotzdem ein erstaunlicher Wert, der mich ein absolut positives Bild des GV60 zeichnet. Mit viel Autobahn dürften hier also Reichweiten über 400km problemlos möglich sein.
Der Genesis GV60 bei GoFast in Würenlos mit 300kW EVtec HPCs
Genesis GV60 am Schnelllader
Natürlich habe ich mich besonders über den Test bei einem HPC mit dem Genesis GV60 gefreut. Die 800V E-GMP Plattform zeigte schon beim Ioniq 5 was möglich ist und bei den sommerlichen Temperaturen versprach ich mir da sehr viel. Gestartet hatte ich bei 12% SOC und der GV60 legte erst mal gemütlich mit 70kW los für eine Minute und stieg dann innerhalb von 3.5min auf über 200kW an.
Ladekurve Genesis GV60 bei Gofast
Total blieb der Wagen dann rund 6min über 200kW und nach 10min Laden hatte ich von 12% auf 50% SoC geladen. Die angepeilten 80% wurden nach rund 19min erreicht. Ich habe dann später nochmals auf 90% erhöht um zu sehen ob er wieder so hoch einsteigt. Das hat mich doch erstaunt, über 100kW bei 90% SoC.
Alles in Allem kann man klar sagen, die E-GMP Plattform ist derzeit die Referenz bezüglich Ladekurve und überzeugt hier auf der ganzen Linie.
Die E-GMP Plattform ist reisefreundlich schnell beim Laden…
V2L: Mit dem Auto Elektrogeräte betreiben
Das Nutzen der «Vehicle to Load»-Funktion des GV60 habe ich in einem separaten Artikel ausführlich behandelt, den ich hier gerne verlinke.
Zu Hause an der heimischen Wallbox lässt sich der Genesis GV60 mit dem mittlerweile fast üblichen 11kW OBC aufladen. Das heisst mit der passenden Wallbox mit 16A Absicherung, kann maximal mit 11kW geladen werden. Bei mir läuft das im Normalfall über die Überschuss-Steuerung aus der PV-Anlage und nur die überschüssige Leistung geht ins Auto.
Genesis GV60: Fazit
Fazit
Ich hatte Genesis kaum auf dem Radar, dass muss ich gestehen. Dass der erste, rein elektrische Wurf der Südkoreaner so überzeugt, hat mich etwas erstaunt. Klar, das Fahrzeug baut auf der schon entwickelten und genutzten E-GMP auf, aber hier wurde trotzdem enorm viel richtig gemacht. Ein Innenraum mit viel Platz, der sich im Design abhebt und einem zeitgemässen Interface am Infotainment überzeugt. Viele nette, kleine Features die gepaart mit effizientem Fahren mit Top-Ladeleistungen einfach überzeugen. Für mich aktuell das Elektroauto-Highlight dieses Jahres!
Übrigens ganz witzig: Wenn du aktuell die Genesis Website besuchst, läuft ein kleiner Ticker mit deiner Besuchszeit unten rechts. Die Besuchszeit auf der Website wird als Ladezeit für dein Auto in km-Angabe umgerechnet, genial!
Die getestete 168kW RWD Variante des Genesis GV60 kostet in dieser Ausstattung total 62.730 CHF (Basis 53.000 CHF).
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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