Hyundai IONIQ 5 im Test: Wie mag das «Ladewunder» im Alltag zu überzeugen?
Ein Fahrzeugtest auf den ich mich schon lange gefreut hatte, der Ioniq 5 von Hyundai. Einerseits weil ich grosse Freude bereits am Hyundai Kona hatte und weil der Kona und der Ioniq richtig sparsame Elektrofahrzeuge sind. Entsprechend gespannt war ich auf das erste Auto von Hyundai, das auf einer eigenen Elektroauto-Plattform aufbaut und auch gleich noch mit einem 800V Batteriesystem glänzt.
Testwagen: IONIQ 5 Amplia 2WD
Den Hyundai IONIQ 5 gibt es in verschiedenen Ausführungen, nämlich mit 2 unterschiedlichen Batterigrössen und 2 Antriebsarten. Man hat die Wahl zwischen einer 58kWh Batterie oder 72.6 und ob mit 2WD oder 4WD. Damit unterscheiden sich dann auch die Antriebsleisteungen. Mein Testwagen wie folgende Konfiguration aus:
Normalerweise habe ich keinen Abschnitt zu den Grössenverhältnissen eines Elektroautos. Beim Hyundai Ioniq 5 war mir das aber sehr wichtig, da das Fahrzeug auf Bilder sehr oft als «Kleinwagen» wahrgenommen wird. Die auffällige Form und der gewählte Formfaktor vermitteln ein Gefühl eines kleinen Autos, der Wagen ist aber deutlich grösser als man es auf Bildern vermuten würde. Er bietet deutlich mehr Stauraum als der «kleine Bruder» Kona und kann damit gut als Familienwagen herhalten. Beim Kona war oft der kompakte Kofferraum ein No-Go, vor allem wenn man noch Kinderwagen transportieren musste.
Innenausstattung
Der Innenraum des Ioniq 5 hat mich zuerst etwas überrascht. Von Aussen zeigt sich der Ioniq mit kantigem Design und einer Mischung aus Retro und Modern, was ich für eine enorm gelungene Umsetzung halte. Im Innern wird man aber weniger von Kanten sondern von abgerundeten Elementen überrascht. Besonders die grossen, runden Hebel für Blinker etc stechen etwas heraus, wie aber auch das langezogene Display, welches aus zwei Bildschirmen besteht.
Sitzt man einmal im Auto fühlt man sich sehr wohl, das Cockpit bietet gute Platzverhältnisse und ist nicht vollgestopft mit viele Elementen. Der Fahrzeugboden ist komplett eben und die Mittelinsel mit Staufach lässt sich einfach vor- und zurückschiebe. Das ist genial und lässt je nach Fahrsituation anders nutzen. Man fühlt sich hier schnell wohl. Kleiner Fun Fact: Die Fläche links des Fahrerbildschirms ist magnetisch, für Notizen etc. Besonders erwähnenswert sind sicher auch die sehr bequemen Sitze vorne. Diese lassen sich übrigens elektrisch so tief runterstellen, dass man quasi in Liegeposition die Ladepause verbringen könnte. Warum sich das nicht lohnt, später….
Die Platzverhältnisse vorne bilden sich auch auf der Rückbank ab. Hier haben auch zwei Erwachsene Personen gut Platz. Ist man mit Kindern unterwegs lässt sich die Rückbank nach vorne schieben und die Beinfreiheit sinkt damit, aber dafür wächst das Kofferraumvolumen. Ein einfacher, aber doch effektiver Weg das Ladevolumen dynamsich anzupassen. Finde ich sehr gelungen, die Sitze hinten haben natürlich ISOfix für Kindersitze und sind für 2 Kids gut geeignet, bei 3 Kindern wird es typischerweise etwas eng.
Stauraum
Der IONIQ 5 bietet einen Kofferraum mit einer verschiebbaren Rückbank. So lässt sich der Stauraum auf 531 Liter anheben, dafür haben die Personen auf der Rückbank weniger Beinfreiheit. Gerade für Familien die damit in die Ferien reisen möchten, dürfte das ein idealer Kompromiss sein. Der Frunk des Ioniq bietet in der 2WD Variante satte 57 Liter Stauraum, wie man auf dem Bild gut erkennen kann. Da hat es genug Platz für Kabel und anderes Zubehör. Im Fall der Allradvariante ist der Stauraum weniger tief und fast noch 25 Liter.
Ablagefach unter dem doppelte Kofferraum Boden
Frunk bei der 2WD Variante
Kofferraum des IONIQ 5
Hyundai Ioniq 5 im Test
Etwas Eingewöhnung hatte bei mir das Infotainment System gebraucht und als ich mich langsam sehr gut damit zurecht fand, war die Testzeit schon um. Das Infotainment ist auch Carplay und Android Auto kompatibel, erstgenanntes habe natürlich öfter genutzt aber nicht ständig – ist noch kabelgebunden. Das System wirkt für mich aber sehr informativ und vor allem das Fahrer-Display mit der Grösse sehr ansprechend. Auch löblich das Head-Up Display, ich mag diese einfache Art der Anzeige der wichtigsten Informationen einfach. Routenplanung ist noch nicht die Stärke des Ioniq 5, hier sollen aber Over-The-Air Updates folgen. Hingegen ganz stark würde ich die Assistenzsysteme betiteln: Tempomat mit Spurhalteassistent hat seinen Job einwandfrei gemacht, hier spüre ich grosse Verbesserungen gegenüber dem damaligen Test des Kona.
Der Ioniq 5 fährt sich sehr ruhig und angenehm, was sicher auch mit dem relativ langen Radstand für die Fahrzeuggrösse zu tun hat. Dabei kann er im Sport-Modus aber sehr gut abziehen und beschleunigt zackig. Fahrspass ist hier sicher garantiert, den Sprint von 0-100km/h schafft er in 7.4s bis runter auf 5.2s je nach Variante. Da ich bei mir um die Ecke täglich eine «Spitzkehre» fahren muss, ist der Wendekreis eines Fahrzeugs etwas das mir immer sofort auffällt. Hier hat der Ioniq 5 fast 12 Meter, das bemerkt man in engen Parkhäusern. Aber hier helfen die guten Parkassistenten, was ich mittlerweile bei keinem Auto mehr missen möchte.
Wenn wir schon das Thema Fahren angehen, muss man sicher auch die Rekuperationsleistung diskutieren. Diese ist absolut gelungen und löblich, mittels Wippen am Lenkrad ist diese in ihrer Stärke in drei Stufen verstellbar. Auf höchster Stufe kann man hier von One-Pedal-Driving sprechen, das heisst ich kann gut ohne Bremspedal fahren. Bei vorausschauender Fahrweise lässt sich über das «Gaspedal» das Fahrtempo sehr gut regulieren, sprich beschleunigen und verzögern in einem.
Scheinwerfer des IONIQ 5
Mit dem Ioniq 5 über 200kW laden…
Mir war es natürlich ein Anliegen das 800V System des Ioniq 5 möglichst auszureizen. Dazu habe ich versucht das Auto möglichst leer zu fahren und an einem Schnelllader mit Verlässlichkeit und Unterstützung von 800V-Ladetechnik zu nutzen. Das war gerade ideal mit dem Timing, weil Gofast in Würenlos in der Woche des Tests die komplette Ladeinfrastruktur auf die neusten Schnelllader von EVTec upgradet hat. So gab es die Möglichkeit dort mit 15% Restkapazität mal zu schauen wie der Ioniq 5 performt.
Die aufgezeichnete Ladekurve des Ioniq 5
Die Ladekurve ist etwas untypisch, relativ schnell geht die Leistung auf etwa 180kW und dann nach 4min auf über 220kW. Nach 8min sinkt sie kurz ab auf etwa 120kW und dann setzt die aktive Kühlung ein, die Kühlklappen vorne unter dem «Grill» des Ioniq 5 öffnen sich und die Leistung steigt dann nochmals auf etwa 170kW an. Eindrücklich ist auf jeden Fall, das nach 15min bereits auf 70% geladen wurde, bei 80% nach 20min. Danach wird die Ladekurve sehr flach, wie üblich über 80%. Trotzdem erwähnenswert, erst knapp vor 90% fällt die Ladeleistung unter 50kW – das sind definitiv Topwerte die der Hyundai hier an den Tag legt.
Ioniq 5 bei Gofast
V2L: Mit dem Auto Elektrogeräte betreiben
Begriffe wie V2H, V2G und V2L werden oft vermischt und unklar dargestellt. Wichtig ist das beim Ioniq 5 mit dem mitglieferten Typ 2 Adapter auf eine Universal-230V-Buchse V2L gemeint ist. Damit lassen sich direkt Elektroverbraucher betreiben, eine Verbindung zum Stromnetz ist damit nicht möglich. Ich habe V2L ausführlich und mit verschiedensten Geräten ausprobiert, im Display des Fahrzeugs wird die aktuelle Last angezeigt. Ich habe zum Beispiel eine «Solar-Powerbank» gleichzeit mit dem E-Bike geladen und daneben eine Kreissäge betrieben. Später damit Rasen vertikutiert und auch ein anderes Elektroauto darüber aufgeladen. Solche Dinge sind problemlos möglich bis zu einer maximalen Last von 3.6kW, das entspricht 16A Entladestrom.
Vehicle to Load (V2L) am Ioniq 5 getestet
Fazit
Die Testzeit für meine zahlreichen Vorhaben mit dem IONIQ 5 war fast etwas zu kurz. Das wichtigste mit dem Test des 800V Systems und V2L habe ich geschafft, sowie zahlreiche Fahreindrücke die ich sammeln konnte. Wenn es die Gelegenheit ergibt, werde ich sicher noch die spannende Variante mit 4WD testen. Auf jeden Fall aber, bietet der IONIQ 5 von Hyundai ein interessantes Fahrzeug, das den Markt etwas mit Frische im Design und Technologie aufmischt. Der Ioniq 5 reiht sich damit ein in die Reihe der praktischen Familienautos mit genug Platz für 2 Kids und Gepäck. In diesem kurzen Test hat er mich soweit überzeugt, das ich ihn weiterempfehle und bin auf das Feedback gespannt, jener Bekannten die sich einen bestellt haben…
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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