Dynamische Stromtarife kommen in die Schweiz: So funktioniert das Modell
In anderen Ländern sind dynamische Stromtarife gang und gäbe. In der Schweiz kennt man aber üblicherweise meistens nur den Doppeltarif, umgangssprachlich auch Hoch- und Niedertarif genannt, und in einigen Regionen den Einheitstarif. Sprich entweder hat man zwei Tarifzonen oder nur eine. In Deutschland und nordischen Ländern gibt es aber eben dynamische Stromtarife – in der Schweiz wird nun ab 2024 der erste, dynamische Stromtarif zur Verfügung stehen.
Wie setzt sich eigentlich der Stromtarif zusammen?
Um den dynamischen Stromtarif zu erklären, Bedarf es etwas Grundverständnis wie sich der Strompreis eigentlich zusammensetzt. Ich habe dazu meinen Preis für 2024 genommen und ihn in die verschiedenen Komponenten aufgeteilt. Man sieht, der Energiepreis macht mit 63% den grössten Teil aus. Ebenfalls noch sehr dominant ist die Netznutzung mit 20% und die weiteren Abgaben befindent sich im einstelligen Prozentbereich.
Dynamische Stromtarife in Deutschland und nordischen Ländern
Dynamische Stromtarife sind Stromtarife, bei denen sich der Strompreis in Echtzeit an Angebot und Nachfrage auf dem Strommarkt orientiert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Stromtarifen, können sich die Preise bei dynamischen Tarifen innerhalb von Stunden oder Viertelstunden ändern. Massgebend für den Preis ist die Strombörse – ein Marktplatz, auf dem Stromhändler Strom kaufen und verkaufen. Das heisst dynamische Stromtarife ändern sich alle 15min oder alle Stunden und werden oft am Tag davor publiziert.
Erster dynamischer Tarif der Schweiz: Vario-Tarif von Groupe-E
In der Schweiz startet das Energieunternehmen Groupe-E, welches als Verteilnetzbetreiber in der Region Fribourg / Neuchatel aktiv ist, als erstes mit einem dynamischen Tarif. Anders als unsere nördlichen Nachbarn ist aber der Energiepreis nach wie vor jährlich fixiert, die Netznutzung aber dynamisch. Das wird gemacht um das Netz zu entlasten, beziehungsweise den Preis der Netzlast anzupassen. Je höher die Netzlast, desto höher der Preis. Jeden Tag bis spätestens 18 Uhr veröffentlicht Groupe E die Preise für jede 15-Minuten-Periode des folgenden Tages.
Wer kann von diesem Tarif profitieren?
In der Schweiz haben wir für «Kleinverbraucher» keinen liberalisierten Strommarkt, ich kann entsprechend meinen Anbieter nicht selbst wählen. Wer im Verteilnetz von Groupe E angeschlossen ist und weniger als 100’000 kWh pro Jahr verbraucht, kann den Vario-Tarif wählen. Besonders Sinn macht es natürlich erst, wenn ein sich viertelstündlich wechselnder Tarif auch genutzt werden kann. Das lohnt sich dann gut, wenn man entsprechend flexible Lasten hat, die man gut steuern kann. Wie beispielsweise ein Elektroauto, Warmwasser-Boiler oder auch eine Wärmepumpe. Entsprechend sind Energy Management Systeme wie Solar Manager hier natürlich prädestiniert.
Fazit
Ich bin überzeugt, dass wir in der Schweiz mit solchen Modellen erst am Anfang stehen und hier viel Potential verborgen ist. Der Ausbau von erneuerbaren Energien fordert viel vom Netz und wird derzeit oft einfach durch Kupfer gelöst, in dem man Leitungen ausbaut. Mit Modellen wie einem dynamischen Tarif nach Netzlast, versucht man hier schon etwas Intelligenz ins Netz zu kriegen und ich bin überzeugt, das hilft. Gerade Elektroautos mit ihren grossen Batterien bieten sich als ideale Lasten an, die man zeitlich schieben kann um sie zu Laden.
Aktuell ist der Kreis jener, die von einem solchen Tarif profitieren können noch klein. Würdet ihr auf einen dynamischen Tarif umsteigen, wenn euer Verteilnetzbetreiber einen solchen als Wahl-Tarif anbieten würde?
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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