
Genau vor zwei Jahren habe ich meine Photovoltaik-Anlage in Betrieb nehmen können. Seither habe ich viel gemacht um meinen Eigenverbrauch zu optimieren, ein fertiges Produkt das mir zusagte gab es damals noch nicht. Ich habe bisher alles selbst auf Basis meines Smart Home Systems von Loxone programmiert, dazu gehört auch viel Know How im Bereich Elektronik und Regelungstechnik. Das ist nicht jedermanns Sache. Jetzt bin ich vor einigen Monaten auf ein neues Produkt aus der Schweiz aufmerksam gemacht worden, das diese Möglichkeit für jeden bietet – den Solar Manager. Ich habe das Gerät mittlerweile mehr als einen Monat in Betrieb und lasse mir damit alle möglichen Verbraucher regeln. Wie das geht, was ich alles ansteuern kann und wie einfach es ist, zeige ich in den nachfolgenden Zeilen.
Warum Eigenverbrauch optimieren?
Wer eine Photovoltaik-Anlage sein Eigen nennt oder eine Anlage plant, der sollte unbedingt das Thema Eigenverbrauch genauer anschauen. Es geht darum die grossen Verbraucher im Haushalt so anzusteuern, dass sie dann Strom beziehen, wenn die PV-Anlage produziert. Mein Paradebeispiel ist jeweils der Warmwasser-Boiler. Dieser läuft immer irgendwann in der Nacht zwischen 24 Uhr und 6 Uhr morgens, also wenn der Strom günstig ist. Aber eben nicht dann, wenn die PV-Anlage produziert, dann wäre der Strom ja quasi «kostenlos» und wird dort gebraucht wo er produziert wird. Entsprechend diesem Beispiel gilt es nicht nur für Warmwasser, sondern auch für Heizung, das Elektroauto oder auch Haushaltgeräte. Diese sollen den selbst produzierten Solarstrom optimal nutzen. Leider kommunizieren diese Geräte heute nicht miteinander und können damit den Solarstromüberschuss nicht optimal untereinander aufteilen. Hier setzt der Solar Manager an.

Der Solar Manager kann einfach im Netzwerk eingebunden werden.
Was kann der Solar Manager?
Der Solar Manager ist von der Hardware-Seite her betrachtet, nichts weiteres als ein kleiner Computer der im Heimnetzwerk läuft und auf einem Raspberry Pi aufbaut. Dahinter steckt aber eine ausgereifte Software mit Cloud-Anbindung und Schnittstellen zu allen möglichen Geräten. So ist es möglich für den Installationspartner oder für einen Endkunden, der das Gerät selbst installieren möchte, einfach per Webbrowser oder Smartphone App Geräte anzubinden. Verbraucher, Wechselrichter, Smart Meter oder Solar-Batterien werden einfach per Ethernet angebunden und ausgelesen. So hat man schnell Produktionsdaten, Verbrauchsdaten etc. in einem zentralen Ort verfügbar und kann Verbraucher schalten. Dank der Anbindung von myStrom Smart Plugs oder den Zwischensteckern von smart-me geht das runter bis auf Geräteebene.

Solar Manager – Einrichtung in der Installer App
Einrichtung
In den Screenshots oben ist die Einrichtung in der Installer App für Installateure gezeigt. Ganz links habe ich die Übersicht des Kunden mit allen eingebundenen Geräten, wobei Wechselrichter und Smart Meter separat aufgeführt sind. Wenn ich ein neues Gerät einrichten will, habe ich die Auswahl an verschiedenen Kategorien wie Warmwasser, Ladestationen für Elektroautos, Heizungen (Wärmepumpen), Smart Plugs, Energiespeichern, Schaltern und externen Plattformen. Im Beispiel oben habe ich die Keba P30 Wallbox ausgewählt und kann direkt im Netzwerk die IP des Geräts suchen. Idealerweise ist durch die Verbindung des Solar Managers zur Cloud, dazu keine Verbindung zum Netzwerk des Kunden nötig. Für die Einrichtung der Wallbox kann ich auch festlegen, ab welchem Leistungsüberschuss sie überhaupt erst eingeschalten werden soll.

Solar Manager auf dem iPad Pro
Solar Manager im Einsatz
Wenn ich den Solar Manager im Einsatz habe, nutze ich ihn zu 90% auf der Smartphone App, die mir alle Informationen übersichtlich darstellt. Das wichtigste sehe ich in der Übersicht, nämlich den Energiefluss des Haushalts. Woher kommt die Energie und wohin fliesst sie, im Screenshot unten sehe ich, dass die produzierte Leistung der PV-Anlage verteilt auf den Haushalt und in die Batterie abgegeben wird. Der Kreis um das Haus, zeigt wo der Strom genutzt wird, das ist auf die eingebundenen Geräte limitiert. Ganz praktisch ist die Übersicht der letzten 7 Tage, wobei gelb die PV-Produktion darstellt, blau den Eigenverbrauch und rot den Bezug von Strom. Man sieht sehr gut, an welchem Tag ich das Elektroauto über Nacht laden musste.
Dieses ist übrigens direkt auf dem Startbildschirm der App konfigurierbar. Heisst ich kann mit einem Klick auswählen, zu welchen Zeitpunkten das Auto geladen werden soll. In den Sommermonaten reicht mir jeweils die reine Ladung über Solar-Überproduktion meistens aus. Dann regelt der Solar Manager die Wallbox genau so, dass nur überschüssige Energie ins Auto geladen wird. Alternativ kann ich das auch mit dem in der Schweiz üblichen Niedertarif koppeln. In diesem Fall wird einfach über Nacht erst dann geladen, wenn der Stromtarif günstig ist. Wenn ich es mal eilig habe, stelle ich auf «Immer laden».

Solar Manager App
Für mich ein elementares Feature, das ich in Loxone immer nur mit Mühe und Not abbilden konnte: Eine Priorisierung der Geräte. In den Einstellungen kann der Nutzer des Solar Manager seine Geräte mit einem einfachen Ziehen neu anordnen. Diese Anordnung entspricht dann der Priorisierung, nämlich ob ich zuerst Warmwasser aufbereiten will oder die Batterie laden, das sieht jeder etwas anders. Ich habe die freie Wahl, was wichtiger ist und kann auch hinterlegen, dass ein angeschlossenes Elektroauto die höchste Priorität geniesst. Sollte es nicht da sein und keinen Strom beziehen, wird das nächste Gerät verwendet.
Dank der Einbindung des myStrom Energy Control Switch, kann das bis auf Geräte-Ebene machen. So habe ich die Ladegeräte für E-Bikes an einem Switch angeschlossen, wenn genug Strom da ist werden diese geladen. Das kann man auch mit zahlreichen anderen Geräten machen und der Verbrauch wird in der App ebenfalls aufgezeichnet und kann als Statistik abgerufen werden.

Einfach die Priorität von einzelnen Verbrauchern ändern
Für die Nutzung des Solar Managers ist kein technisches Know How und tiefes Verständnis von allen verbundenen Geräten notwendig. Genau das macht ihn auch einfach im Haushalt nutzbar. Auf dem iPad im Wohnzimmer, welches an der Wand montiert ist, kann ich die Verbrauchskurve darstellen und sie ist dank farblicher Aufteilung auch für Laien mit etwas Interesse lesbar. Zudem sind die wichtigsten Werte unterhalb der Grafik auch aufgelistet, wie Autarkiegrad, Eigenverbrauchsquote, Produktions- und Verbrauchsdaten und vieles mehr.
Ein grosser Vorteil gegenüber den Plattformen von anderen Herstellern oder jenen von Wechselrichter-Herstellern: Die zeitliche Auflösung ist massiv höher. Der Solar Manager holt ständig die neusten Daten von den Geräten und regelt sehr schnell nach. Zudem werden die Graphen mit einer zeitlichen Auflösung von 10 Sekunden gespeichert. Beim Solaredge Portal habe ich als Vergleich nur 15min, bei Loxone kann ich sogar per Modbus TCP nur minütlich Daten abholen.
Eingebundene Geräte
Ich werde in einem weiteren Beitrag noch ein paar Details erklären, hier aber einmal die Übersicht, welche Geräte ich eingebunden habe:
- Solaredge Wechselrichter (wer das SE Energy Meter hat, kann das auch auslesen)
- Smart-Meter von my-pv
- Elektroauto Ladestation von Keba (P30c, baugleich auch ABB EVLunic Pro S)
- Warmwasseraufbereitung mit my-pv AC Thor 9s
- Kleinverbraucher mit myStrom Energy Control Switch 2

Mit einem Klick, das Elektroauto mit PV Überschuss laden
Fazit
Der Solar Manager bietet mir heute einige der Funktionen in einer fixfertigen Lösung, welche mir vor zwei Jahren noch gefehlt hatten. Er macht genau das, was ich jedem mit PV-Anlage immer empfehle: Man muss den Eigenverbrauch im Griff haben. Kann man diesen ohne Komfort-Verlust erhöhen, rentiert die PV-Anlage schneller und der erzeugte Strom wird auch dort verbraucht, wo er produziert wird. Das macht am meisten Sinn, wirtschaftlich und ökologisch. Das Gerät ist eine Schweizer Entwicklung, die auch noch ständig voranschreitet und ich meine Inputs ebenfalls einfliessen lassen kann. Ich bin überzeugt, dass ein unabhängiger Energie Manager das richtige ist, um verschiedene Geräte anzusteuern und zu regeln. Das gibt jedem Kunden die maximale Flexibilität und man ist nicht an Herstellerlösungen gebunden.
Aktuell gibt es den Solar Manager für den Endkunden bei Brack.ch oder für Installateure bei Krannich Solar, Solarmarkt und Alltron.