24. August 2023
3 Minuten zu lesen

Warum der Strompreis für Schweizer für 2024 weiter steigen wird…

Die letzten Wochen bemerkte ich in vielen Diskussionen, dass man davon ausgeht, dass die erhöhten Strompreise von 2023 eine Ausnahme waren. So gehen viele Leute davon aus, dass wir für das 2024 sinkende Preise erwarten dürfen. Ich tendiere in die andere Richtung, warum und was der Zusammenhang mit dem Referenzmarktpreis für PV-Anlagen zu tun, versuche ich hier zu erläutern.

Wie setzt sich der Stromtarif zusammen?

Wichtig für das weitere Verständnis ist die Zusammensetzung des Stromtarifs. Dieser hat nämlich mehrere Komponenten und sieht wie folgt aus:

  • Energie
    Preis für den reinen Energiebezug, bzw. dessen Herstellung.
  • Netznutzung
    Preis für die Nutzung des Übertragungs- und Verteilnetzes. Darin enthalten sind Bau, Betrieb und Unterhalt des Netzes sowie die Kosten für die Systemdienstleistungen (Netzstabilität)
  • Abgaben und Winterreserve
    Enthalten sind Konzessionsabgaben an Gemeinden, Netzzuschlag zur Förderung von erneuerbaren Energien und ab 2024 für Winterreserve
Entwicklung und Zusammensetzung Strompreis beim AEW
Entwicklung und Zusammensetzung Strompreis beim AEW – Quelle: AZ & AEW

Neue Abgabe ab 2024: Winterreserve

Für 2024 werden erstmals Kosten für die sogenannte «Winterreserve» über Swissgrid für alle Kunden in Rechnung gestellt. Diese Kosten belaufen sich auf 1.2 Rp./kWh. Dies dient der Finanzierung aller Massnahmen um einer allfälligen «Strommangellage» gegen zu wirken. Eine dieser Massnahmen ist die Bereitstellung des temporären Reservekraftwerkes in Birr und die Sicherheitsreserven in den Stauseen.

Energiepreis und dessen Gestaltung

In der Schweiz gibt es mehrere hundert Verteilnetzbetreiber daher unterschiedliche Ausgangslagen für die Berechnung des Energiepreises. Einerseits gibt es es Anbieter mit viel eigener Produktionskapazität, sprich eigenen Kraftwerken. Solche Anbieter sind weniger abhängig von Schwanken am Energiemarkt. Anbieter welche aber nur über wenig oder keine eigene Produktionskapazität verfügen, sind stark abhängig vom Strommarkt. Entsprechend können hier starke Unterschiede auftreten. Da wir keinen liberalisierten Markt haben, ist man fix an einen Anbieter gebunden und kann diesen auch nicht wechseln.

Erwartungen für Energiepreise 2024

Wie im obigen Abschnitt erklärt, werden vor allem jene Anbieter mit wenig oder keinen eigenen Produktionsanlagen vorraussichtlich Preise erhöhen. Der Strompreis an der Börse ist zwar in den letzten Monaten wieder massiv gesunken, aber der Einkauf der Energiemenge für das Jahr 2024 lief bereits vorher. Der Einkauf geschieht je nachdem 2-3 Jahre vor dem eigentlichen Bezug und entsprechend werden vielerorts die Preise im 2024 nochmals steigen, da der Einkauf in der Phase mit höheren Marktpreisen getätigt wurde.

Energieeinkauf Markt als vereinfachtes Beispiel - Quelle: EKZ
Energieeinkauf Markt als vereinfachtes Beispiel – Quelle: EKZ

Ausblick 2025

Für das Jahr 2025 wird eine massive Entspannung der Situation zu erwarten sein. Aktuell können die Versorger für <15 Rappen/kWh Energie einkaufen und entsprechend werden die dem Kunden für 2025 weitergegeben. Also eine Reduktion von rund 30% auf den Energiepreis dürfte fürs 2025 durchaus zu erwarten sein, sprich auf den Gesamtstrompreis eine Ersparnis von 10-20%.

Fazit

Das System für Strompreise in der Schweiz scheint für viele etwas komplex und unverständlich, weil die Preisentwicklung beim Kunden nicht direkt dem Geschehen auf dem Energiemarkt folgt. Der Impact der erhöhten Strompreise an der Börse kommt mit einer Verzögerung von rund 2 Jahren auf den Endkonsumenten zu. Dies wegen der Beschaffung der Energie im voraus, im Gegenzug erhält man jährlich stabile Preise. Die Entlastung für 2025 dürfte aber für ein Aufatmen sorgen…

5 Comments

  1. swissmorepower

    Vielen Dank Hans für die super Zusammenfassung.
    Ich habe zufälligerweise beim Studium der letzten Abrechnungen der Gemeinde festgestellt, dass die Zählermiete für den Wasserzähler von 80 auf 110 Franken pro Jahr angehoben wurde. Weiss Du wie das bei den Energiezähler oder neudeutsch SmartMeter ist? Müsste eigentlich in der Netznutzung versteckt sein….

    • Simba

      Der Preis für die Stromzähler ist in dern Netznutzung drin. Dieser beträgt je nach Werk aktuell um die CHF 12.- / Mt. mit einem jährlichen Strombezug von bis zu 50’000 kWh

      • swissmorepower

        Das sind dann etwa 140 Franken pro Jahr. Nach 20 Jahren 2’800 Franken für einen Zähler der gerade mal 500 Franken kostet? Gut noch etwas Infrastruktur dahinter. Aber definitiv zu hoch!

        • Gerold Jungo

          So wie ich das verstanden habe, ist das nicht nur für die Zählermiete, sondern auch für Zählermontage, Zählerservice / Kalibrierung , Datentransfer, IT-Systeme und Rechnungstellung… der Einkaufspreis des Zählers ist dabei noch das billigste

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