21. September 2016
5 Minuten zu lesen

Testbericht: 3D-Drucker Ultimaker 2+

Ultimaker 2+

Ultimaker 2+ in Aktion

Vor etwas mehr als einem Jahr hat euch Hans den kleinen und günstigen 3D-Drucker M3D vorgestellt. Dabei waren nicht ganz alle mit dem Preis-Leistungsverhältnis einverstanden. Ich hatte diesen Sommer die Gelegenheit den Ultimaker 2+ zu testen.

Der Ultimaker 2+ wird fertig zusammengebaut geliefert, es muss nur noch das Netzteil angeschlossen werden, die Glasplatte eingesetzt und die Halterung für die Filamentrolle eingesetzt werden. Der Quick Start Guide weist darauf hin, dass für das Einrichten eine App heruntergeladen werden soll. Die Ultimaker App ist nichts anderes als ein Benutzerhandbuch in digitaler Form. Jeder Schritt der Einrichtung wird mit einem Video erklärt, damit das kalibrieren der Grundplatte und das erste Einfügen des Filaments auch jeder hinbekommt. Mithilfe der App ist der Ultimaker 2+ in einigen Minuten eingerichtet. Wer die Schritte sorgfältig ausgeführt hat, kann direkt mit dem 3D-Drucken beginnen.

Die ersten 3D-Schritte

Was kann denn dieser 3D-Drucker überhaupt? Das wichtigste ist wohl seine Kombination von einem Bauvolumen von 223 x 223 x 205 mm und einer Schichtdicke von bis zu 0.02mm. Vielen wird das nicht viel sagen, daher habe ich als Beispiel eine Halbkugel mit eine Radius von 16.7 mm mit der kleinsten Schichtdicke von 0.02mm gedruckt. Das hat satte 5 Stunden und 34 Minuten gedauert. Dieselbe Halbkugel wurde wieder gedruckt, diesmal mit 0.15 mm, 0.2 mm und dem Maximum von 0.3 mm. Die Druckdauer beträgt nun 48 min, 37 min und 27 min. Grössere Objekte habe ich daher mit dickeren Schichten gedruckt, je nach Objekt 0.1 mm bis 0.2 mm.

Halbkugeln

Halbkugeln gedruckt mit verschiedenen Schichtdicken

Alle in diesem Beitrag ersichtlichen Druckobjekte habe ich selbstverständlich nicht selber modelliert. Auf Seiten wie  thingiverse.com (von Makerbot) oder youmagine.com (von Ultimaker) findet man unzählige Modelle die ohne jegliche Bearbeitung gedruckt werden können. Grössere Objekte sind meistens sogar in sinnvoll zu druckende Einzelteile zerlegt. Wie zum Beispiel die Mini Nuke aus Fallout 4.

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Mini Nuke aus Fallout 4

Da die Druckdauer fast linear skaliert mit der Schichtdicke (vorausgesetzt man ändert keine anderen Parameter), lohnt es sich je nach Druckobjekt die Schichtdicke anzupassen wie beim Beispiel der Mini Nuke aus Fallout 4.

Praxisbeispiel für das Drucken mit verschiedenen Schichtdicken

Die Software

All diese Einstellungen werden in der hauseigenen Slicing-Software von Ultimaker namens «Cura» vorgenommen. Die Software ist dabei denkbar einfach zu bedienen. Man öffnet das 3D-Modell des Objekts in Cura und es werden automatisch die Druckdauer und benötigtes Filament berechnet. Wer sich nicht mit den einstellbaren Details auseinandersetzten will, kann ganz einfach zwischen «Fast Print», «Normal Quality» und «High Quality» auswählen. Dann kann noch die Art der Füllung ausgewählt werden und ob man einen Rand und/oder Stützmaterial möchte. Sobald man einen Parameter ändert, wird sofort wieder die Druckdauer berechnet. Das hilft beim finden der optimalen Einstellungen sehr. Wer die SD-Karte bereits im PC stecken hat, muss nur noch auf «Save to Removable Drive» drücken.

Der Drucker kann von der besagten SD-Karte oder über ein USB-Kabel drucken. Wer allerdings die USB-Verbindung verwendet, muss auch seinen Rechner laufen lassen. Wer von der «Simple» Ansicht auf «Advanced» umstellt wird eine Vielzahl weiterer Optionen sehen. Das sind aber bei Weitem nicht alle möglichen Einstellungen. Wer wirklich jedes einstellbare Feature sehen will, kann unter dem Reiter «Settings» auf «Preferences» und dort wieder unter «Settings» auswählen welche Optionen sichtbar sind. Ich teste den Drucker nun seit etwa 2 Monaten und habe bisher nur mit der Schichtdicke experimentiert. Die Lernkurve beim Bedienen des Ultimaker 2+ ist sehr steil, trotzdem darf man nicht erwarten dass direkt alle Druckaufträge sauber und wie erwünscht enden.

Cura Screenshot

Cura Screenshot

Misslungene Druckaufträge

Das Problem, das ich häufigsten beobachtete war, dass das Filament nicht mehr durch das Hotend (das Ding das heiss wird und rumfährt) kam und im Feeder (das Ding das das Filament ins Hotend drückt) dann das sogenannte «Grinding» auftrat. Grinding ist, wenn das Filament im Feeder nicht mehr vorwärts geschoben wird und gemahlen wird. In meinen Fällen passierte das aus zwei Gründen, entweder war das Hotend verstopft oder das Filament auf der Rolle hatte sich verknotet weil ich an der Rolle gedreht hatte um das Filament zu lockern. Um das verstopfen des Hotends zu vermeiden gibt es viele verschiedene Tipps die man sich er-googeln kann. Ein Wundermittel habe ich allerdings nicht gefunden. Was bei mir jedes mal geholfen hat, war das rein drücken einer anderen Filamentfarbe bei normaler Arbeitstemperatur. Das vom Grinding beschädigte alte Stück Filament sollte auf jeden Fall entfernt werden.

Stuck Nozzle

Druck-fails wegen verstopfter Druckdüse

Grinded Filament

Durch grinding beschädigtes Filament

Warping und Positionierung

Oft beobachten wird man einen Effekt, der «warping» genannt wird. Warping beschreibt das Phänomen, dass sich das Druckmaterial beim abkühlen zusammenzieht und von der Grundplatte löst. Je grösser das zu druckende Bauteil, desto mehr warping sieht man generell. Um das warping zu minimieren fügt Cura dem Modell einen «Brim», also einen Rand hinzu. Zusätzlich kann noch bei Bedarf die Temperatur der Grundplatte weiter erhöht werden.

Warping example

Leichtes warping mit PLA

Worauf auch geachtet werden sollte beim 3d-Drucken eines Objekts, ist deren Ausrichtung auf der Grundplatte. Seiten auf denen Details sichtbar sein sollen, sollten nicht die Grundplatte berühren oder von Support-Struktur berührt werden. Denn glatte Flächen lassen sich einfach schleifen. Überhängende Teile sind auch schwierig zu Drucken, es lohnt sich auch dort die Ausrichtung zu ändern.

Ausrichtung

Falsche und korrekte Ausrichtung beim 3D-Druck

Ausrichtung2

Korrekte und falsche Ausrichtung beim 3D-Druck

Druckmaterial

Während meines Tests stand mir das Druckmaterial PLA zur Verfügung. Es gibt aber eine grosse Auswahl an weiterem 3D Drucker Filament wie z.B. ABS, Laywood, Nylon und so weiter. Die populärsten Filamente sind aber PLA und ABS. Sie unterscheiden sich am stärksten durch ihre Oberflächenhärte. PLA lässt sich leicht bearbeiten, ist aber mechanisch weniger beanspruchbar. ABS ist schlagfest, wird aber stärker warpen.

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Der Ultimaker 2+

Fazit

Ich muss zugeben, als Bastler und Nerd hab ich mich in den Ultimaker 2+ verliebt. Er birgt Frustpotential mit Druck-fails und er kostet eine ganze Stange Geld. Aber ich kann mir einen IronMan MKIII Helm drucken! Und ein Laserschwert! Die Möglichkeiten sind fast unbegrenzt. Besonders wer Modelle baut, Replikas herstellt oder sonst gerne bastelt sollte unbedingt über die Anschaffung eines 3D-Druckers nachdenken. Der Ultimaker 2+ ist für 2450CHF bei fabberworld.com zu erhalten und wer noch unsicher ist, welches Modell er haben möchte, kann sich von Tristan beraten lassen.

1 Comment

  1. Asmir

    Dieser Drucker hat mich einfach umgehauen. Für das Geld gibt es nichts besseres.
    Alle Teile waren im guten zustand ( ein aluprofil hatte einen Kratzer, sonst nichts) und des waren mehr schrauben da, als man brauch. So ist creality auf der sicheren Seite, das keinen Schraube fählt.
    Der Drucker ist nicht sehr laut, aber man möchte nicht im gleichen Zimmer schlafen. Die druckbettbeschichtung ist sehr gut. Man hat keine Probleme mit ablösenden drucken, man hat eher das Problem die Sachen nach dem Druck zu lösen.
    Positiv ist, das das Druckbett relativ schnell aufheizt.
    Das Druckergebnis ist, wenn man das Spiel eingestellt hat, sehr gut. Es werden sehr sauber und genau gedruckt. Dieses kann man auch auf dem Bild sehen.

    Die druckgröße reicht eigentlich gut aus. Und wenn man was größeres brauch, kann man ja zwei Teile verkleben. Man möchte auch nicht größer drucken, da der Druck dann zu lange dauert.

    Ein Tipp an Käufer, welche noch keine Erfahrung mit 3d Druck haben: einfach probieren! Durch verändern von Einstellungen, erreicht man sehr schnell, gute Ergebnisse.

    Eine Sache würde ich mir aber wünschen: mehr Filamente. Es reicht grade nur für ein kleinen Druck.

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