05. Oktober 2018
7 Minuten zu lesen

Testbericht: Logitech MX Vertical und Craft – für effizienteres Arbeiten

Mein wichtigstes Arbeitsinstrument ist die Computer-Maus, kurz gefolgt von der Tastatur. Ich arbeite seit über 20 Jahren als Designer. Hochgerechnet habe ich in all den Jahren über 4 Millionen Mal eine Maustaste gedrückt und über 4000 km Kilometer mit dem Mouse-Cursor zurückgelegt.

In den letzten zwei Wochen durfte ich die neue Maus Logitech MX Vertical und die Tastatur Logitech Craft testen. Diese beiden Geräte wurden mir dafür von Logitech Schweiz zur Verfügung gestellt, die Tastatur musste ich wieder zurückschicken, die Maus durfte ich behalten. Hier meine Testberichte:

Logitech MX Vertical Mouse Review

Auf den Fotos schaute die Logitech MX Vertical aus meiner Sicht sehr gut aus. Werbefotos, dachte ich. Doch als ich die Maus selbst zum ersten Mal in den Händen hielt, war ich verblüfft, wie gut sie in Echt auch ausschaut und sich anfühlt. Aufgrund der speziellen Form mit der aufgestellten Anwinkelung um 57 Grad, ist das Design der MX Vertical sehr schwer fotografisch festzuhalten. Die Verarbeitung machte auf mich einen sehr soliden und gut verarbeiteten Eindruck (wie bei der MX Master, die ich seit zwei Geräte-Generationen nutze).

Auch das Gewicht überraschte mich: die Maus sieht etwa doppelt so schwer aus, wie sie in Wirklichkeit ist. Genau genommen wiegt sie 135 Gramm, 10 Gramm weniger als die MX Master 2S. Erste Gedanke meinerseits: endlich eine ergonomische Maus, die nicht wie eine neu entdeckte Tiefsee-Fischart aussieht, sondern auch auf dem minimalistischen Schreibtisch eines Designers einen guten Eindruck macht.


Die Maus fühlt sich in meiner relativ grossen rechten Hand sehr gut an, alle Finger da, wo sie hingehören. Meine Befürchtung, dass das schon fast horizontale Drücken der Maustasten zu ungenauen Schubsern der Maus führen würde, erwies sich als unbegründet: dank dem Daumen klemmt man die Maus locker ein und die Tasten lassen sich mit wenig Druck eindrücken (identisch der MX Master). Nebst den normalen Maustasten links und rechts, sind noch auf der Daumenseite zwei Tasten (vor/zurück) und eine etwas schwerer erreichbare Taste auf der Oberseite (Umschalten zwischen zwei Cursor-Geschwindigkeiten) auf der MX Vertical zu finden. Und natürlich gibt es auch ein Präzisions-Scrollrad, welches dezent einrastet.

Mein Fazit

Ich hatte die Logitech MX Vertical nun seit zwei Wochen im Dauereinsatz. Und ich werde sie nicht mehr hergeben. Der Grund ist so simpel wie auch wichtig: ich arbeite viel entspannter, mein rechter Arm schreibt mir täglich Liebesbriefe, dieses Vertical machte bei mir mehr aus, als ich gedacht habe. Die Maus fühlt sich sehr gut an in der Hand und macht das Arbeiten einfach entspannter. Es braucht eine gewisse Umgewöhnungszeit, das ist klar. Aktuell fällt mir die MX Vertical immer wieder mal um, wenn ich meine Hand von der Maus auf die Tastatur wechseln muss (um zB. Backspace zu drücken, um Objekte zu löschen) und mir noch nicht antrainiert habe, dass die MX Vertical höher als die MX Master ist. Den Geschwindigkeits-Umschalter habe ich ein paarmal angetestet, aber fand mich nicht damit zurecht. Mein Hirn konnte mit dem plötzlichen Switch des Mauszeiger-Speedes nicht umgehen. Muss ich wohl mal bewusst trainieren. Die Funktionalität lässt ansonsten keine Wünsche übrig und Logitech ist mit der MX Vertical ein tolles Produkt gelungen, welches auch mich als sehr kritischer Heavy-User im Design-Bereich überzeugt hat. Hier meine Liste der Dinge, die ich mir für eine nächste Version wünschen würde und Dinge, die ich jetzt schon liebe:

↗️ Was Logitech verbessern könnte

  • Das gleiche Scrollrad wie bei der MX Master einbauen. Den Highspeed-Mechanismus vermisste ich öfters. Zudem fiel mir beim Lesen längerer Artikel im Web auf, dass das Einrasten des Scrollrades zu Hüpfern beim Scrollen führt, was mühsamer zum lesen ist
  • Statt der Vor/Zurück Buttons auf der Daumen-Seite, auch ein Scrollrad wie bei der MX Master
  • Trainings-Game um den schnellen Wechsel von Maus zu Backspace und das Umschalten zwischen den Geschwindigkeiten zu trainieren 🙂
  • eine Version für Linkshänder

✅ Was ich mag

  • Ganz klar die vertikale Haltung meiner Hand, die mir den Arm wirklich merkbar entspannen liess. Alleine dieser Grund überwiegt alle Wünsche oben
  • Das Design ist in meinen Augen sehr gelungen und die Verarbeitung top
  • Die Maus gleitet wie geschmiert über unterschiedliche Flächen. Etwa 10 x reibungsarmer als die MX Master
  • Laden via USB-C

Zusammengefasst kann ich die Logitech MX Vertical vor allem denen empfehlen, die oft einen Druck im linken Arm nach langem Arbeiten verspüren. Wer bereits die MX Master benutzt, könnte das Highspeed-Scrollrad vermissen. Ansonsten ist Logitech es hier wirklich gelungen, eine ergonomische Maus auf den Markt zu bringen, die neue Standards setzt.

Logitech Craft Review

Wie oben erwähnt, nutze ich meine Tastaturen vorwiegend für Kurzbefehle und ab und zu Testberichte wie diesen hier im Adler-System einzutippen. Das Flagship der Tastaturen von Logitech nennt sich «Craft» – alleine schon der Name zeigt die Absicht auf, dass diese Tastatur für solides Handwerk ausgelegt ist. Nebst der Tastatur mit vielen Funktionstasten, wartet die Craft auch mit einem Smarten Drehrad und adaptiver Hintergundbeleuchtung auf. Hier mein Eindruck der Tausendsassa-Tastatur:

Die Logitech Craft ist wunderschön. Ehrlich, das Ding ist eine reine Augenweide. Alleine die Tasten sind wohl die besten Tasten die ich je gefühlt habe. Mit den leichten Einbuchtungen auf jeder Taste gleitet der Finger sanft in die Mitte der Taste und das Tippen fühlt sich einfach wahnsinnig smooth an. Und die Tasten sind auch extrem leise und haben einen tollen Druckpunkt. Keine Frage, hier steckt das Knowhow und die besten Tricks aus Logitechs langer Erfahrung in der Herstellung von Tastaturen.

Die Belegung der Tasten ist sehr intuitiv, die Beschriftungen fand ich schön und klar verständlich. Die Standard-Belegung der Tasten auf Mac OS waren alle sehr stimmig und funktionierten auf Anhieb. Und jede Funktionstaste lässt sich auch beliebig belegen, wer will sogar mit einem systemweiten Shortcut. Was wiederum tausende von Möglichkeiten ergibt. Kurz: hier bleiben garantiert keine Wünsche offen.

Denn das Steuerungsprogramm Logitech Options wartet nicht nur mit einem Einführungs-Tutorial und sehr gut gemachter Einstellmöglichkeiten auf, sondern sammelt alle Logitech-Geräte und zeigt natürlich auch die verbundene MX Vertical an.
Wer die Maus an unterschiedlichen Geräten betreiben will (was bei der eher höheren Investition auch Sinn macht), der kann bequem zwischen 3 gekoppelten Geräten umschalten.

Die smarte Hintergrundbeleuchtung wird nur eingeschaltet, wenn man mit den Fingern in die Nähe der Tastatur kommt und hilft so die Akku-Laufzeit zu verlängern. Wer die Beleuchtung (wie ich) nicht braucht, kann sie auch ganz deaktivieren.

Das Drehrad. Ehrlich gesagt wurde ich nicht so recht warm damit. Obwohl genau dieses beworben wird, dass Kreative wie ich damit plötzlich ganz neu arbeiten können. Aber genau da liegt der Hase begraben: in den Werbebildern und Videos sieht man, wie Designer Schriftgrössen und Bildgrössen mittels Scrollrad vergrössern und verkleinern. Und genau das machen wir Designer normalerweise eben nicht! Wir zoomen nicht an Bildern rum, sondern vergrössern sie eher exakt auf eine Höhe von 130px. Oder stellen die Schriftgrösse von 12 Punkt auf 24 Punkt um. Es mag sein, dass in einem sehr kreativen Findungsprozess Bilder auch easy mal 137.64px gross und eine Schrift 29.362 pt gross sein können. Aber zu 90% wollen wir genaue Inputs machen die wir meistens über numerische Werte via Tastatur eingeben.

Logitech hat sich die Mühe gemacht, für bekannte Software wie Adobe InDesign oder Photoshop eigene Settings zu schreiben und das Scrollrad reagiert dann unterschiedlich auf Werkzeuge in den einzelnen Programmen (und kann auch konfiguriert werden). So wechselt man z.B. in Chrome standardmässig die Tabs mit dem Drehrad. Was ich nicht so berauschend fand, da eben wieder die Art des Inputs mir zu ungenau ist (auch wenn das Drehrad sehr genau reagiert und eine super hohe Auflösung hat).
Jedoch überall da, wo ungenaue Inputs gefragt sind, ist das Drehrad Gold wert: horizontales Scrollen in der Timeline im Schnittprogramm, Pinselspitze in Photoshop vergrössern/verkleinern, in einen Video scrobben, in einen 3D-Programm zoomen, Objekte drehen in der Ansicht und so weiter.

Aus diesen Gründen habe ich das Drehrad nur selten genutzt und bald mal als Lautstärkeregler global festgelegt. Da es sich aber auch mit einer Klick-Funktion belegen lässt, habe ich einen Kurzbefehl darauf gelegt, der mir alle anderen geöffneten Programme ausblendet – für weniger Ablenkung beim Gestalten. Was mir auch noch aufgefallen ist (und wohl eher sehr spezifisch mein Problem ist, da ich grosse Hände haben und im Design-Programm Sketch die ESC-Taste oft benutze): ich berührte oft unbeabsichtigt das Drehrad mit meinen Ring- und Mittelfinger. Aber hier also auch meine Liste meiner Wünsche und meines Lobes:

↗️Was Logitech verbessern könnte

  • Mehr Abstand des Drehrades zum Tastaturblock: für meine grossen Hände etwas zu nahe bei der ESC-Taste
  • Bessere Akku-Laufzeit: schien mir bei eingeschalteter Tastaturbeleuchtung eher kurz und ich musste nach ein paar Tagen wieder aufladen (habe die Tastatur jedoch auch abends nicht ausgeschaltet)
  • Mehr Abstand zwischen den drei Blöcken Tastatur, Pfeiltastenblock und Nummernblock: ist geringer als bei der Standard-Apple-Tastatur, was beim mir oft zu ungewollten Eingaben bei der Verwendung der Pfeiltasten führte (Designer nutze Pfeiltasten sehr viel um Objekte schrittweise zu verschieben)
  • Besseres Preset für Home/End Tasten: verhielten sich standardmässig anders als auf einer normalen Mac-Tastatur

✅Was ich gut finde

  • Die besten, smoothsten Tasten die ich je benutzt habe
  • Grossartige Verarbeitung in top Qualität
  • Sehr schönes Design
  • Coole adaptive Hintegrundbeleuchtung
  • Klar lesbare und intuitive Beschriftung
  • Beliebig konfigurierbare Funktionstasten mit unzähligen Möglichkeiten, seine Traum-Tastatur zusammenzustellen
  • An mehreren Computern benutzbar / umschaltbar
  • Drehrad für schnelle Eingabe / Horizontales Scrollen z.B. in Video-Schnittprogrammen
  • Laden via USB-C-Anschluss

Zusammengefasst kann ich sagen, dass die Logitech Craft eine Tastatur auf einem sehr hohen Niveau ist. Sie fühlt sich extrem gut an und lässt keine Konfigurationswünsche offen. Wer nicht zu viel Hoffnung in das Drehrad als genaues Eingabeinterface, sondern als Scrollhilfe für zB. die Videobearbeitung nutzen will, dem kann ich die Investition sehr empfehlen.

Für weitere Fragen zu den beiden Geräten: haut rein in die Comments. Und was mich jetzt brennend interessieren würde: welche Maus und Tastatur nutzt du?

8 Comments

  1. Matthias

    Diese Bewertung gefiel mir besser als andere auf dieser Seite, da sie detailierter ist.

    Unbeachtet blieb die Vermutung, dass die schwarze Tastatur nach einigem Gebrauch an den oft genutzten Tasten wohl zu glänzen beginnt, was den Gesamteindruck dann unschön machen wird.

    Vielleicht könntet ihr noch das Vier-Augen-Prinzip einführen: das würde die Rechtschreib- und Kommafehler sicher ausmerzen. Das aber nur als unwesentliche Randbemerkung. 🙂

    • Hans

      Hoi Matthias,

      die Kritik nehme ich gerne entgegen. Hast du mir vielleicht konkretes Feedback was man besser und detailierter machen könnte?

      Grundsätzlich führe ich den Blog völlig in Eigenregie, David und 2-3 andere machen zwischendurch Gastbeiträge. Ich kann mir leider keine kleine Redaktion leisten 😉

    • David Blum

      Danke für die Blumen, Matthias. Jeder nutzt seine Input-Devices anders, darum versuchte ich auch meinen Kontext zu den Vor- und Nachteilen aufzuzeigen, damit jeder selbst für sich beurteilen kann, welche der Punkte auf sein eigenes Verhalten zutreffen.

      Bezüglich Fettabdrücke auf den Tasten: einmal pro Jahr gibt’s bei mir Frühjahrsputz. Mit einem schonenden Reinigungsmittel kriegte ich bis jetzt alle meine Tastaturen wieder fettfrei.

      Danke auch für den Hinweis bezüglich Rechtschreibung. Das Lektorat hatte wohl gerade Urlaub…

  2. Herr Hugo

    Mein wichtigstes (Arbeits)instrument ist die Computer-Maus, lang gefolgt von der Tastatur. Ich habe noch nie an Comps «gearbeitet», sondern erst 2006 mit 55 den ersten hier stehen gehabt und mache alles nur «aus Spaß an der Freud` – so müßte ich den Startsatz des Artikels für mich schreiben.

    Da ich nicht 10-Finger blind tippen kann, ist mir eine passende Maus noch viel wichtiger als dem Autor – schnell muß sie auch sein, schon wegen der mehreren Monitore. Und ich habe inzwischen auch mehrere Rechner hier stehen, wo das Mausgefühl nicht ZU unterschiedlich sein sollte.

    Die o.a. Logi-Maus habe ich zwar noch nicht getestet, aber andere Vertikalmäuse – es gibt da für mich gleich einige Sachen, die ein Verwenden nicht nötig machen bzw. gar verhindern:

    – komme ich mit «normalen Mäusen» (z.B. Logitech G502 oder Razer Basilisk) gut zurecht, ohne das der Arm verkrampft

    – benutze ich sehr oft die Seiten-/Daumentasten für vor/zurück in Browsern und im Win-Explorer

    Das letztere ist mit den o.a. normalen Mäusen problemlos möglich, weil ich ja automatisch mit Ring- und kleinem Finger «gegenhalte». Bei den Vertikalmäusen sind gegenüber aber die Haupttasten – die ich noch dazu wegen der (für mich) ungewohnten Handhaltung dauernd mit drücken würde. Ich habe das, wie oben gesagt, schon mit anderen vertikalen versucht – es ist für mich unmöglich, damit ähnlich gut zu werkeln wie mit einer normalen Maus.

    Aussehen tut die MX Vertical wirklich ganz gut, aber um sie als Schaustück in die Vitrine zu stellen brauche ich sie nun nicht, grins.
    ———————————–
    Noch kleinsachliches – der Autor schreibt: «Die Maus gleitet wie geschmiert über unterschiedliche Flächen. Etwa 10 x reibungsarmer als die MX Master» – so was gibt´s bei mir nicht (mehr). Nach längerem probieren verwende ich seit Jahren bei allen Rechnern Mauspads aus Aluminium. Noch reibungsärmer dürften die gar nicht sein, weil ich einen ganz kleinen Widerstand brauche, damit die schnellen Mäuse (bzw. der Cursor) nicht ziellos umherirren.

    • David Blum

      Wow, danke für deinen ausführlichen Kommentar, Herr Hugo. Die Vor-/Zurücktasten konnte ich bei der MX Vertical problemlos bedienen, ohne die Standardtasten zu klicken. Und bislang dachte ich auch, mein Arm sei nicht verkrampft. Aber der Unterschied merkt man erst deutlich, wenn man von der MX Vertical wieder auf eine normale umsteigt und lange damit arbeitet. Zumindest mir ging es so.

      Das Gleiten habe ich auf unterschiedlichen Flächen verglichen: glatte Schreibtischplatte, normales Mousepad, härteres Präzisionsmousepad. Überall gleitete die MX Vertical viel reibungsloser als die MX Master.

  3. Matthias

    «Konkretes Feedback»: meinst du, wie Rechtschreib- und Kommafehler vermieden werden könnten? Allenfalls hilft auch die Korrekturhilfe von Word.

    • Hans

      Nein, meinte warum der Beitrag besser gefiel im Allgemeinen. Rechtschreib- und Kommafehler werde ich mir Mühe geben… Trotzdem sei hier nochmals gesagt: Der Blog wird in der Freizeit als Hobby betrieben, alles nochmals durchlesen auf Fehler korrigieren etc. nimmt mir halt einfach noch mehr Zeit weg, die dann für weiteren Content fehlt…

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