Meine Photovoltaik-Anlage ist mittlerweile mehr als 1.5 Jahre in Betrieb und ich natürlich somit zahlreiche Betriebsdaten sammeln können. Anhand dieser Daten und einigen zusätzlichen Berechnungen, wollte ich mir für den Frühling diesen Jahres einen Stromspeicher zulegen. Daraus wurde jetzt zwar Sommer, trotzdem habe ich es geschafft und ein Varta Element 12 Speicher mit 2 Batterie-Modulen steht im Keller. Wie genau, warum und einige Grafiken zu diesem Entscheid, zeige ich euch gerne hier.
Warum ein Stromspeicher?
Von Anfang an war ich von Stromspeichern begeistert, war mir aber noch unschlüssig. Zudem ist mir auch bewusst, dass sich die Speicher rein finanziell betrachtet aus der heutigen Sicht, kaum lohnen. Zumindest wenn man die reinen Stromtarife und Einspeisetarife rechnet. Mir war es aber auch ein Dorn im Auge für das EW eine kleine Vergütung pro kWh erzeugter Energie zu erhalten, während ich ein mehrfaches davon wieder bei Bezug bezahle. Mit einem Speicher erhoffe ich mir vor allem von März bis September eine hohe Autarkiequote und damit eine sehr niedrige Stromrechnung.
Die Wahl des Stromspeichers: Varta Element
Ich habe mittlerweile fast über ein Jahr lang PV-Speicher evaluiert und mir überlegt was meine Anlage perfekt ergänzt. Dabei waren zwei Gegebenheiten ausschlaggebend, einerseits nämlich der verbaute Wechselrichter von Solaredge. Dieses bietet bis heute keine Möglichkeit Speicher DC-gekoppelt nachzurüsten, entsprechend musste die Wahl auf einen AC-Speicher fallen. Das sind in sich geschlossene Systeme, die einfach am Verteiler angeschlossen werden können und den Hausverbrauch überwachen müssen, um den Überschuss zu Laden, bzw. bei Bezug zu Entladen. Die zweite Grundlage bildete bei mir der vorhandene Platz. Ich habe im Technikraum wo sich Heizung, Wechselrichter, Verteilerschrank und 19″Rack befindet nur wenig Platz. Viele Speicher sind offenbar marketing-technisch darauf ausgelegt toll und fancy auszusehen und in der Werbung werden sie in Wohnzimmern aufgestellt. Das ist nur schon wegen des Anschlusses und der Geräuschkulisse sinnfrei. Bei mir hat in die vorhandene Lücke perfekt ein Varta Element Stromspeicher gepasst, der mir auch an Hand der langjährigen Erfahrungen und des guten Rufs von Varta mehrfach empfohlen wurde. Den Varta Element Speicher kann man in verschiedenen Ausführungen haben, dabei bleibt der Schrank mit den Wechselrichtern der gleiche, nur die Anzahl und Art der mitgelieferten Batteriemodule ändert sich. Ich musste mich also für eine passende Grösse entscheiden…

Grösse des Stromspeichers berechnen
Wie gross ein Stromspeicher genau sein soll, darüber scheiden sich die Geister. Zumindest war das mein Eindruck wenn ich mich im Netz etwas schlau gemacht habe. Interessant ist aber sicher der Unabhängigkeitsrechner der Hochschule in Berlin. Ich selbst habe während einigen Wochen den Bezug aus dem Stromnetz pro Nacht mittels Loxone aufgezeichnet. So wusste ich für jeden Tag, wieviel Strom ich nebst der PV-Erzeugung noch eingekauft hatte. Die Resultate lagen seit Frühling bei minimal 4kWh bis maximal 8.5kWh. Dies jeweils wenn weder Heizung lief noch der Elektroboiler über Nacht geheizt hat. Aufgerundet wollte ich also sicher einen 9kWh Speicher um diese Fälle abzudecken, das entspricht etwa meinem Nachtverbrauch plus zusätzliche Verbrauche von Waschmaschine, Spühlmaschine, Kochen, TV, Computer, was nicht über PV-Strom abgedeckt werden konnte. Boiler und Heizung schliesse ich explizit aus, der Speicher müsste dann zu gross werden und würde nur selten gebraucht. Im Winter reicht die Erzeugung sowieso nicht, um den Haushalt mit Heizung abzudecken. Damit liegt bei mir der Fokus klar von März bis November, wo ich mir eine hohe Autarkie verspreche.

Die Wahl fiel bei mir daher eigentlich auf den Varta Element 9, diese hat eine 9.8kWh Batterie die man bis 90% entladen kann. Nach Rücksprache mit dem Solarteur des Vertrauens (Oppliger AG) habe ich mich aber für die Element 12 entschieden. Da sind knapp 11.8kWh nutzbar und zwei komplette Batteriemodule verbaut. Bei der Element 9 ist ein grosses Modul und ein “halbes Modul” verbaut, möchte man einmal aufrüsten, wäre dieses Modul übrig. Darum habe ich mich gleich für die voll ausgebaute Batterie entschieden.

Installation
Normalerweise überlässt man die Installation einem Profi, wie auch schon erwähnt kann ich die Oppliger AG sehr empfehlen. In meinem Fall wollte ich natürlich wie bei der Photovoltaik-Anlage auch, sehr viel selbst erledigen. Praktischerweise wird das Set nämlich so geliefert, dass man fast alleine montieren kann. Für den grossen Schrank aber, empfiehlt es sich zu zweit zu arbeiten. Da die Batterien fehlen, ist er nicht so schwer, Wechselrichter und Steuerung sind aber bereits verbaut. Steht der Schrank einmal am richtigen Ort, richtet man in mittels verstellbaren Füssen waagrecht aus und verschraubt ihn an einem Punkt mit der Wand. Als nächstes werden die beiden Batterie-Module eingeschoben und verschraubt. Die Module müssen nur noch mit dem Wechselrichter und Steuerung verbunden werden, schon ist die Arbeit im Schrank eigentlich erledigt.

Damit der Varta Energiespeicher weiss, wann er Laden und wann Entladen muss, ist ein Stromsensor nötig. Dieser wird direkt an der Einspeisung in den Verteiler montiert, man misst eigentlich den Hauseingang. Ich habe dort bereits einen Sensor den ich über Loxone auslese, damit ich meine Eigenverbrauchsoptimierung laufen lassen kann. Der Varta Stromsensor wird mittels drei Klemmen montiert und kommuniziert dann über ein RJ12 Kabel mit dem Speicher. Das war es auch schon von der handwerklichen Arbeit.
Der Speicher selbst wird 3-phasig am Verteiler angeschlossen und abgesichert, zusätzlich ist ein LAN-Kabel zur Kommunikation notwendig. In meinem Fall habe ich den Speicher direkt unterhalb des Wechselrichters mit genügen Abstand montiert. Diese räumlichen Verhältnisse, auch Einschränkung in der Breite, haben unter anderem zur Wahl dieses Speichers geführt.

Inbetriebnahme
Die Inbetriebnahme muss dann ein Varta-Partner übernehme. Mit seinem Login kann er den Speicher dem richtigen Kunden zuweisen, Garantie-Formulare ausfüllen und die Seriennummer entsprechend eintragen. Bei der Inbetriebnahme gibt es sonst aber nicht viel zu tun, man sieht schnell ob alles richtig angeschlossen wurde und sich der Energiespeicher richtig verhält. Wichtig ist, dass der Stromsensor korrekt montiert wird, dann läuft schon alles.

Zugriff auf den Energiespeicher
Ich habe die Möglichkeit über mehrere Kanäle auf den Speicher zuzugreifen, um den aktuellen Status abzulesen. Einerseits direkt über das Webinterface, wo er eingerichtet wurde. Da sehe ich übersichtlich und schnell, was ich produziere, ob der Speicher lädt und wieviel oder ob er entlädt. Hier würden auch Fehlerinformationen erscheinen, sollte es ein Problem geben.
Meistens aber schaue ich mir die Daten im sogenannten “Varta Storage Portal” an. Dieses hat eine eigene App, die gerade vor wenigen Tagen ein neues Design bekommen hat. Dort sehe ich übersichtlich und schnell wie die Anlage performt und netterweise kann ich mir schnell Autarkiegrad und Eigenverbrauchsquote pro Tag, Monat oder Jahr ansehen. Sehr praktisch. Das Portal ist auch im Web zugänglich, einen ganzen Tagesverlauf kann ich mir dort oder in der App ansehen und gibt mir einen genauen Überblick.

Varta Energiespeicher in Loxone
Das ich bei mir mittels Loxone ein Smart Home aufgebaut habe, dürfte der aktive Mitleser im Blog sicher wissen. Seit ich die PV-Anlage habe, optimiere ich damit auch meine Verbraucher und regle vor allem Warmwasser-Erzeugung und das Laden des Elektroautos. Ich habe den Varta Element 12 auch in Loxone eingebunden. Wie das geht ist im Loxwiki ausführlich beschrieben. Die Visualisierung finde ich sehr gelungen und gibt mir am schnellsten einen Überblick über den aktuellen Zustand.
Anbei ein Screenshot mit drei üblichen Szenarien: Ganz links ist am Nachmittag, Speicher ist voll und die ganze PV-Leistung geht praktisch ins Netz mit etwas Eigenverbrauch. In der Mitte an einem regnerischen Tag, der Speicher überbrückt hohe Verbräuche und hilft der PV. Ganz rechts das Szenario wenn der Speicher leer ist, der Verbrauch wird über PV und Netz abgedeckt.

Erste Erfahrungswerte nach mehr als einem Monat
Mittlerweile habe ich den Speicher bald zwei Monate und mit dem Juli einen ersten vollen Monat mit Speicher geniesse können. Wäre da nicht etwas regnerische Monatsabschluss gewesen, hätte ich wohl rund 99% Autarkiequote erreicht. Wie man aber in der Grafik weiter unten entnehmen kann, musste am 28.7 und 29.7 Strom vom Netz bezogen werden, weil die Produktion nicht mehr ausreichte um den Bedarf abzudecken und en Speicher zu füllen. Ich erreichte trotzdem über den Monat hinweg 96% Autarkie und verbrauchte 48% des erzeugten Stroms selbst. In klaren Zahlen: Ich habe im ganzen Juli nur 30kWh Energie zukaufen müssen, im gleichen Monat des Vorjahres waren es neun (!) mal mehr.

Fazit
Ich habe lange gezögert mit dem Energiespeicher und bin jetzt froh den Schritt gemacht zu haben. Ein Jahr ohne Speicher finde ich für jeden empfehlenswert, um Erfahrungen zu sammeln. Danach kann man selbst ein wenig rechnen ob man investieren will oder nicht. Ich wollte mit diesem ersten Bericht einmal zeigen was ich aufgebaut habe und warum, sowie ein kurzes Fazit nach den ersten Wochen Nutzung. Ich werde ganz sicher im Herbst oder Winter nochmals ein Update geben, wie sich die Zahlen entwicklen und spätestens dann nach einem Jahr wieder. Ab dann wird es nämlich spannend, weil dann Amortisationsberechnungen sehr realistisch möglich sind.
Ich publiziere meine Photovoltaik-Daten übrigens immer monatlich bei Infogram, dort könnt ihr euch gerne detailierter informieren.
ommentare
Hallo Hans
Das ist wider einmal ein super Beitrag.
Eigentlich redet man nicht übers Geld, aber bis waren immer ein Preis erwähnt worden daher meine Frage: Was hat dich dieser Speicher inklusive Installation gekostet?
Herzliche Grüsse
Ueli
Hallo Ueli,
ein Varta PV Speicher kostet +/- etwa 1000CHF/kWh. In meinem Fall konnte ich einen besseren Preis verhandeln und habe den Grossteil der Installation selbst gemacht, daher nicht ganz vergleichbar.
Bin mit dem Kommentar von Ueli als Oekonom voll einverstanden, obschon ich viel Verständnis für Technikverliebtheit habe, aber der Gang der Dinge wird von wirtschaftlichen Überlegungen bestimmt. Insbesondere würde mich die Anzahl Ladezyklen und die damit verbundenen Abschreibungen und somit letztlich die erwarteten Stromkosten Deiner Anlage interessieren. Man liest vieles, aber hier haben wir jetzt mal einen Fall, der 1:1 die Realität abbildet.
Ciao Nicholas,
genau das möchte ich nach einem Jahr Betrieb auswerten. Dann kenne ich die wirklichen Zyklen und Belastungen des Speichers, sowie was er mir an Ersparnissen bringt. Vorteil dabei, die Anlage lief ohne Speicher fast 2 Jahre und ich habe Vergleichsdaten. So hoffe ich im nächsten Sommer eine ausführliche Auswertung zu machen.
Sehr sauber mit der Integration in Loxone! Sieht echt gelungen aus… Nimmt mich wunder wie sich das ganze nun auf deine Stromrechnung auswirkt – Reichst du den Bericht nach? LG Luz
Ich habe auch einen SolarEdge WR und eine ähnliche Anlage wie Du. Wie wurden denn den SW-WR angeschlossen, war das schwierig?
Was meinst du damit?
Hallo Hans
Ist Ersatzstrom auch ein Thema bei deiner Anlage? Neben der Eigenstromnutzung könnte man sein System auch im Netzausfall betreiben. Ein Szenario welches bei geänderten “Rahmenbedingungen” wie Klimawandel, Krisen usw. durchaus aktuell werden kann.
Gruss
Max
Hey Max,
nein war kein Thema, kostet bei den meisten Speicher noch 2-3k Aufpreis und ich hatte in 5 JAhren einmal einen geplanten Stromausfall.
Notstrom ist zudem meistens auf eine Phase limitiert, ergo bringt mir das zu wenig.
Ersatzstrombetrieb bei einer NACHTRÄGLICHEN Speicherinstallation ist so eine Sache => Grundsätzlich möglich; jedoch reicht da ein Varta Element nicht, da dieser das nicht kann. Wenn man Ersatzstrombetrieb möchte, dann wäre es am besten, wenn man dies gleich VOR(!) der PV- Installation plant – so kann man gleich den passenden Wechselrichter wählen; so kommt es auch einiges preiswerter.
Momentan am günstigsten kommt der Ersatzstrombetrieb mit folgenden Komponenten:
– Fronius Symo Hybrid Wechselrichter
– BYD HV Batterie
– Notstrom-Umschaltbox 63A von Enwitec
Hallo Hans
Wie sieht die Gesamtökobilanz dieser Lösung aus? Sprich, wie viel Energie / CO2 muss für die Herstellung / Entsorgung des Gerätes und der Batterien investiert werden? Ist das ökologischer, als den Strom ins Netz zurückzuspeisen und bei Bedarf von dort wieder zu beziehen?
Alfonso
Na klar ist das Ökologischer als den Solarstrom einzuspeisen und dann später Kohlestrom zurück zu bekommen.
Jede Technologie die hilft die Kohlestom aus dem Strommarkt zu drängen ist ökologischer (und wenn es erstmal nur im Sommer ist).
Steter tropfen höhlt den Stein.
Das einzige Problem ist halt, dass sich nicht jeder so ein Ding leisten kann
Guten Abend
Sie haben nicht per zufall das Passwort für den Installateuren Zugang?
Unser Elektriker hat kein Passwort.
Freundliche Grüsse
Rigo
Meines Wissens nach hat jeder zertifizierte Elektriker von Varta ein Passwort. Ich kann da leider nicht helfen.
Hallo!
Herzlichen Dank für den Bericht!
Ich habe auch Loxone und Solaredge und liebäugle mit dem Varta. 🙂
Darf ich dich fragen, wie Du die Daten in Infogram bekommst (automatisch/händisch?). Mir fehlt immer noch eine gute Darstellung, und die Infogram Darstellung schaut sehr gut aus
Danke!
Hey Andi,
Daten bekomme ich händisch in Infogram. Mittlerweile bin ich mit dem “Solar Manager” aber sehr glücklich was die Darstellung und Möglichkeiten anbelangt.
Leider nur etwas teuer
Hallo Hans
Was hältst Du von der LG Chem RESU 10?
Toller Blog den Du hier betreibst!
Gruss
Georg
Hallo Georg,
danke für das Kompliment. Kenne den Speicher nur von Messen, kann dir da kein Urteil abgeben sorry.
Hallo,
da bei Dir der Solarmanager im Einsatz ist, konntest Du den Speicher direkt einbinden oder ist die Varta-eigene Messung mit dem mitgelieferten Strommesser trotzdem noch notwendig?
Hoi Marco,
Varta Messung ist noch nötig, ist aber im Lieferumfang. Dafür kann ich mit dem Solar Manager die Prioritäten schieben, heisst das Auto oder e-Bike kommt vor der Batterie zum Zug.
Kannst mich dazu auch per MAil kontaktieren.
Hallo Hans,
hast du schon deine Erfahrungszahlen bezüglich Produktion versa Verbrauch?
Gruss, Jürg
Hallo Jürg,
wie meinst du das?
Hallo Hans
Du schreibst in deinem Beitrag das du mittels Loxone den Bezug herausgefiltert hast. Wie hast du das genau gemacht. Hast du einen Impuls um gemacht und dann aufgezeichnet? Vl kannst du mir einen Tipp geben.
Danke
Hallo Martin,
separaten Zähler nach dem Hauseingang verbauen oder versuchen den Zähler des EVU auszulesen. Ich habe erstes gemacht und später auch den EVU Zähler auslesen könnten über optische Schnittstelle und RPi, aber etwas umständlich und nicht immer gleich.
Hallo Hans,
ich bekomme es nicht hin meinen Varta Akku Element 9/s4 mit dem Solaredge Wechselrichter zu verbinden.
Also im “Varta Storage Portal” werden keine Werte der PV- Anlage angezeigt und im SolarEdge Monitoring Plattform keine Akku Informationen.
Kannst du mir vielleicht einen Tipp geben welche Komponenten ich benötige?
Liebe Grüße
Eugen
Bei mir ging das gar nicht beide Geräte in einem zu haben, darum auch der Griff zum Solar Manager.
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Ja, dass muss sich halt erst mal jemand mit dem nötigen Kleingeld leisten können