15. November 2017
4 Minuten zu lesen

Testbericht: Sennheiser MK 4 digital – betörend rauschfreies USB-Mikrofon

Nach einigen Stunden, welche ich mit dem Sennheiser MK 4 digital verbracht habe, muss ich gestehen, dass ich mich verliebt habe. Naja, Nerdliebe halt. Rein äusserlich ist das MK 4 digital eine schlichte Schönheit, minimalistisch und mit einem schimmernden Metall-Unibody. Doch für meine Liebe auf den Ersten Blick waren die Inneren Werte dieses digitalen Grossmembran-Echtkondensatormikrofons ausschlaggebend.

Ich habe das MK4 digital, welches uns von Sennheiser zur Verfügung gestellt wurde, auch mit meinem Ex-Mikrofon verglichen (sorry wir hatten eine gute Zeit): dem YouTube- und Podcast-Voiceover Klassiker Blue Yeti. Damit ihr nicht nur mein schriftliches Fazit hier lesen könnt, habe ich auf meinem YouTube-Kanal flughund FPV gleich ein Video-Review hochgeladen. Wer nicht lesen will, der schaut sich am besten das Video an. Alle Anderen lesen nach dem Video weiter.

MK 4 digital – was es ist

Das Sennheiser MK 4 digital ist ein USB-Mikrofon, welches auf dem klassischen MK 4 basiert. In Zusammenarbeit mit Apogee hat Sennheiser die USB-Version mit einem Analog-Digital-Wandler und einem Vorverstärker bestückt und so abgestimmt, dass es möglichst identisch wie das MK 4 klingt.

Bei dem MK 4 digital handelt es sich um ein digitales Grossmembran-Echtkondensatormikrofon. Digital, weil eben mit AD-Wandler und USB-Anschluss. Grossmembran, da die Membrane 1 Zoll gross ist und Echtkondensator, weil es sich damit von den billigeren Elektret-Kondensatormikrofonen unterscheidet (das sind die, welche beispielsweise in Smartphones und kleineren Geräten eingebaut werden).

Das MK4 digital ist für detailreiche, professionelle Studioaufnahmen vorgesehen und eignet sich gemäss Herstellerangaben für folgende Anwendungsgebiete:

  • Stimme / Gesang
  • akustische Gitarren
  • Gitarrenverstärker
  • Flügel
  • Streichinstrumente
  • Blasinstrumente
  • Schlagzeug und Perkussion

Die 1″-Grossmembran-Echtkondensator-Kapsel ist intern elastisch gelagert für geringe Körperschall-Übertragung. Das Membran ist zudem mit einer 24-Karat Goldbeschichtung versehen! 😲

Lieferumfang

Nebst dem Mikrofon MK 4 digital, ist eine Mikrofonklammer, ein Lightning-Kabel, ein USB-Kabel (Typ A), ein Transportbeutel sowie die Bedienungsanleitung in der Verpackung. Die Verpackung selbst machte auf mich einen überraschend simplen Eindruck. Da hätte ich bei der Qualität und Preislage etwas Edleres erwartet.

Gehäuse, Haptik und Verarbeitungsqualität

Wenn man das Mikrofon zum ersten Mal in der Hand hält, verblüfft das hohe Gewicht des Gerätes (485 Gramm). Dies führt hauptsächlich vom robusten Metallgehäuse, dem Innenleben und dem stabilen Metallkorb. Das Metallgehäuse schimmert champagnerfarben matt und sieht grossartig aus (kommt auf den Bildern nicht so gut rüber). Das Design ist schlicht und elegant und man merkt sofort, dass man ein professionelles Mikrofon in der Hand hält.

Digital Aufnehmen

Das MK 4 digital kann entweder an iOS-Geräten wie iPhone, iPads oder iPods verwendet werden. Oder an einem Mac oder PC via Recording-Software. Für das iOS gibt es von Apogee Apps, mit welchen man das Gain des Mikrofons einstellen kann und sehr clever und einfach erweitertes Recording vornehmen kann. Die App Apogee Metarecorder beispielsweise unterstützt Aufnahmen mit mehreren iOS-Devices gleichzeitig, man kann während der Aufzeichnung Marker setzen und es gibt Exportmöglichkeiten, die keine Wünsche offen lassen.

Bei meinem Vergleichstest des MK 4 digital vs. dem Blue Yeti (siehe Video oben), habe ich die Aufnahmen mit dem Programm Apple Logic Pro X gemacht. Das Mikrofon wurde aber auch problemlos in Adobe Audition und der Freeware Audiacity erkannt.

Die Aufnahmequalität

Bereits nach dem ich mir meine erste Testaufnahme angehört hatte, wusste ich: wow, das war ein grosses Update zum Blue Yeti (welches ich bis anhin verwendet habe). Zwei Dinge fielen mir sofort auf: erstens sah man bereits der Wellenform der Aufzeichnung an, wie «satt» die Aufnahme im Vergleich war. Die Detailreichheit ist immens höher und es gibt auch keine willkürliche Peaks wie beim Blue Yeti. Der aber noch viel grössere Unterschied war, wie gut das MK 4 digital das Summen und Surren meines iMacs und der angeschlossenen 4 externen Festplatten absorbierte. Endlich kein Entrauschen mehr nötig in der Nachbearbeitung!

Zudem hat mich der warme und satte Klang überzeugt. Ihr kennt das: wenn man seine eigene Stimme aufgenommen hört, dann klingt die immer irgendwie komisch. Das liegt meist daran, dass man seine Stimme durchs Innere Ohr basslastiger wahrnimmt. Aber natürlich auch daran, dass gängige Mikrofone an z.B. Smartphones die Stimmen einfach nicht akurat wiedergeben. Hier beim MK 4 digital war ich zum ersten Mal auf Anhieb zufrieden, wie meine Stimme klang (auch wenn ich keine Radiostimme habe, I know).

Fazit

Auch wenn es wohl schwer zu glauben ist, dass ich nicht voreingenommen bin, weil mir Sennheiser dieses Mikrofon zur Verfügung gestellt hat: ich bin begeistert vom MK 4 digital. Ausser bei der Verpackung und den etwas zu kurz ausgefallenen Kabeln habe ich nichts zu bemängeln. Natürlich ist es mehr als doppelt so teuer wie beispielsweise ein Blue Yeti. Doch wenn ich mir ausrechne, wieviele Stunden Nachbearbeitung ich mir damit sparen werde, ist ganz klar, dass sich Qualität einmal mehr bezahlt macht.

5 Comments

  1. jcfrick

    Hallo David
    Schöner Beitrag den ich so unterschreiben kann. Eine kleine Anmerkung: Du vergleichst ein 500 CHF Mikrofon mit dem Blue Yeti welches 179 CHF kostet. Gerade bei Mikrofonen kriegst Du für Geld wirklich viel bessere Technik, daher ist der Vergleich etwas unfair da das Blue eine andere Zielgruppe anspricht und mit einem ganz ordentlichen Preis Leistungsverhältnis punktet.

    Sonst bin ich mit Deiner Einschätzung des Sennheiser MK4 Digital aboslut einverstanden, ist ein tolles Mikrofon ,-)

    • David Blum

      Hoi JC. Ganz klar, da hast du recht. Vielleicht hätte ich das auch noch besser erwähnen sollen mit dem Unterschied. Im Video zumindest mache ich das ja. War auch ein wenig das Ziel eben aufzuzeigen, dass es eben für mehr Geld wirklich massiv bessere Miks gibt. Wieviele Stunden werden wohl mit «Rauschen entfernen» verbraten? Daher lohnt sich aus meiner sicht die Anschaffung eines qualitativ guten Mikrofons, welches zum Zweck passt (das Blue Yeti ist ja auch eher ein Tausendsassa als für eine Anwendung dediziert).

      Lese ich dar richtig heraus, dass du auch ein MK4d hast? Mit welchen miks nehmt ihr euren Apfelfunk jeweils auf?

      • jcfrick

        Ich nehme (fast) alles mit dem Blue Yeti Pro auf 😉 Viel macht die Akkustik generell aus. Hab eine eigene kleine Wand dazu und natürlich einen POP-Filter vorne drauf, damit kann ich das Rauschen sehr gut eliminieren

        • David Blum

          Okay, cool. Ja klar, wenn man nicht 4 externe HDs und einen iMac gleich nebendran hat wie in meinem Test, ist das Rauschen auch schon besser. Pop-Filter empfiehlt sich generell. Hast du denn den Yeti auf dem Ständer oder an einem Mikrofon-Arm mit Shock-Mount? Mir fiel auf, dass das Yeti eben auch viel Körperschwingungen via den Ständer aufnimmt in meinem Setup.

        • jcfrick

          Hab auf meinem Schreibtisch nur den iMac und das Mikrofon am Ständer. HDs oder NAS Systeme sind der Killer, die Schwingen zu stark. Hab ich alles nicht am oder beim Schreibtisch sondern weiter weg am Boden und dort auch noch auf mehreren Computerzeitschriften damit die Schwingungen nicht via Boden zurück kommen

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