17. Oktober 2024
2 Minuten zu lesen

Borobotics: Bohrroboter statt klassische Bohrung für Erdsonden

Da in meinem Keller eine rund 21-jährige Luft-Wasser-Wärmepumpe von Stiebel Eltron werkelt, befasse ich mich schon langsam mit dem möglichen Ersatz. Da die Maschine innenaufgestellt ist, fasse ich einen 1:1 Ersatz ins Auge, sprich wieder eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Die spannende Alternative wäre eine Erdsonen-WP, welche dann auch mit deutlich besserem Wirkungsgrad (COP) punkten würde. Da bin ich zufällig auf das Schweizer Start-Up Borobotics gestossen, welches mit einem Bohrroboter den Markt für Erdsonden-Bohrungen ab 2025 revolutionieren möchte.

Borobotics Grabowski
Konzept des Borobotics Grabowski

Warum ein Bohr-Roboter?

Bisher sind für Bohrungen zur Nutzung von Geothermie immer viel Platz nötig und auch entsprechende Zugänge. Der Bohrer ist 6 Meter hoch, wiegt über 10 Tonnen und benötigt einen dieselbetriebenen Kompressor, ein Bohrgestänge, dass immer wieder nachgeführt werden muss sowie grosse Mulden für den Bohrschlamm. Das der Zugang zum Grundstück entsrechend gewährleistet sein muss, zeigt sich anhand dieser Daten und so ist im urbanen Raum Geothermie oftmals keine Option.

Die Firma Borobotics, ein Spinoff der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit Sitz in Winterthur, hat sich dem Thema angenommen und einen Bohrroboter für Geothermiebohrungen entwickelt. Der Bohrer ist damit quasi im Bohrloch selbst integriert. Entsprechend fällt viel Platzbedarf für Bohrturm und Bohrgestänge weg und idealerweise ist auch kein Kompressor mehr nötig. So kann die Bohrung mit elektrischer Stromversorgung umgesetzt werden, ohne Diesel zu verbrennen. Damit entfallen knapp 90% der Emissionen.

Mieten statt kaufen

Zusätzlich plant Borobotics auch ein Novum im Geschäftsmodell. Die Bohrroboter werden nicht verkauft sondern an die Bohrfirmen vermietet, dabei wird ein Preis pro gebohrtem Meter verrechnet. Die grosse Frage natürlich für den Kunden: Wird die Bohrung damit günstiger?

Grundsätzlich bleiben die reinen Bohrkosten in etwa dieselben wie bei der klassischen Bohrung, man spart aber bei den Folgearbeiten Geld, durch wieder Instandsetzung des Gartens und so weiter. Da das System deutlich kompakter ist als konventielle Bohrer, fallen allenfalls auch teure Transportkosten oder Hebekranen weg, welche sonst nötig wären.

Fazit

Borobotics sprich von Lärmreduktion von über 94%, 86% Reduktion von CO2-Ausstoss bei der Bohrung und einem 84% kleineren Gerät. Diese Zahlen sprechen für sich und ich bin gespannt, ob man 2025 die ersten Bohrungen ausserhalb des Prototypen-Stadiums machen kann. Ich persönlich wäre sicher interessiert, das Konzept scheint vielvesprechend…

4 Comments

  1. Jürg Burkhalter

    Hallo Hans
    Das ist ein interessanter Artikel. Allerdings lohnen sich Erdsonden in der Regel nicht:
    – Der Aufpreis gegenüber einer Luft-Wasser Wärmepumpe beträgt 15-20k.
    – Der Effizienzgewinn beträgt lediglich 20-30%. Ein zeitgemäss isoliertes Einfamilienhaus benötigt für die Heizung mit einer Luftwasserwärmepumpe Strom für etwa 600-800 Franken. D.h. die jährliche Einsparung beträgt lediglich 200 Fr. und die Investition lässt sich nicht amortisieren.
    – Wenn man die 20k stattdessen und in eine Solaranlage investiert, hat man sicher mehr davon und auch die Umwelt profitiert mehr.
    – Bei einem nicht zeitgemäss isolierten Haus wäre die Ersparnis zwar grösser, aber wenn man die 20k statt in eine Erdbohrung in eine Aussenisolation oder neue Fenster investiert, lohnt sich das ebenfalls mehr (monetär und für die Umwelt!).

  2. Rolf Kägi

    Hoi Hans
    Das ist in der Tat eine sehr interessanter Beitrag.
    Wir hatten ebenfalls die Thematik mit den recht knappen Platzverhältnissen, dem Einbringen der Bohrmaschine in den Garten mittels Pneukran, einigen Gartenplatten welche beim die korrekte Position anfahren das Zeitliche segneten und der Wiese, die arg gelitten hat. Da aber sowieso ein Graben für die Einführung der Sondenschläuche ins Haus ausgehoben werden musste, hielt sich das Ganze in vernünftigem Rahmen.
    Auch würde ich sofort wieder eine ES-WP installieren lassen, insbesondere wir auch eine grosse PV-Anlage haben. Nur schon die Förderbeiträge für beides waren interessant. Ausserdem fallen das Aussengerät (benötigt Platz) und sämtliche Immisionen weg und in Zukunft würde sich in Anbetracht des Klimawandels noch Freecooling anbieten.

    Allerdings dürfte wohl auch beim Einsatz eines Roboters eine Mulde für den Bohrschlamm fällig werden. Diese benötigt je nach Lochtiefe(n) einigen Platz. Und ohne Gerüst kann der Roboter wohl kaum in die richtige Startposition gebracht werden (dieses ist ja im Video kurz zu sehen) Auch stelle ich mir vor, dass der Roboter bei ungünstigen Bodenverhältnissen irgendwann unterhalb des Hauses des Nachbarn landen könnte. Wie die Macher die Ueberwachung der Position des Roboters bewerkstelligen, würde mich stark interessieren.

    Ich werde die Entwicklung beobachten, du bleibst sicher auch dran.

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