13. August 2012
3 Minuten zu lesen

Testbericht: Lytro Lichtfeldkamera – Fokussieren nach der Aufnahme

Lytro LichtfeldkameraDer heutige Artikel ist ein Gastbeitrag von Roger Tschallener. Er bloggt unter ahnungslos.ch über allerlei Dinge und er hat sich als einer der ersten in der Schweiz eine Lytro Lichtfeldkamera geleistet. Hier sein Review zu dieser ersten Kamera seiner Art:

Wäre es nicht toll, wenn man bei einem Foto nachträglich einstellen könnte, was darauf scharf ist und was nicht? Diese Idee steckt hinter der Lytro-Kamera, die nicht nur ein Mal belichtet, sondern das komplette Lichtfeld aufnimmt.

http://www.youtube.com/watch?v=7babcK2GH3I

Lichtfeldblabla was? Um die Technik hier etwas vorweg zu lassen, hier lediglich kurz erklärt, wie sie eingesetzt werden soll, theoretisch. Mit der Lytro nimmt man nicht nur ein zweidimensionales Motiv, sondern die komplette, von der Kamera wahrgenommene Umgebung auf. Dadurch kann im Nachhinein festgelegt werden, auf welches Motiv fokussiert werden soll. Soviel zur Theorie.

Wie ist die Lytro nun in ihrer Anwendung? In einem Wort: anspruchsvoll. Wer denkt, man kann wie in den Produktvideos einfach mal darauf los knipsen, liegt weit daneben. Ein gutes, funktionierendes Lytro-Bild muss klar durchdacht und unter dem exakt korrekten Winkel mit der möglichst idealen Objektanordnung geschossen werden. Beim Testen konnten von 160 gespeicherten Bildern etwas über 20 verwendet werden. Der Rest war unscharf, hat keinen „Lytro-Effekt“ (mehrere Fokus-Punkte) oder waren kreuzfalsch belichtet.

Lytro Lichtfeldkamera von hinten

Wie macht man nun einperfektes Lytro-Bild? Oft hilft es, sich zwei Motive zu suchen, eines für eine Makro-Aufnahme, eines im Hintergrund, idealerweise 1-10 Meter entfernt. Mit der Kamera muss man, für gute Ergebnisse, sehr nah an das erste Motiv ran. Sehr nah sind hier 5-10 Zentimeter. Danach gibt es, egal in welcher Situation, Licht, Bildinhalt etc., nur eine gescheite Möglichkeit: ein halbes Dutzend Bilder machen, aus unterschiedlichen Winkeln und Vor-Fokussierungen sowohl im normalen als auch im Experten-Modus (Angabe der „Mitte“ zwischen den Motiven). Passt alles, gibt es ein sehr cooles Bild, wie man es sich so nicht gewohnt ist. Bei solchen Ergebnissen macht es Spass, danach damit rumzuspielen und die Betrachter selbst entscheiden zu lassen, was sie gerade scharf haben wollen.

Lytro Lichtfeldkamera Linse

Negative Punkte? Wie beschrieben, es ist nicht einfach, ein Bild so hinzukriegen, das es mit der integrierten 1.2MP Auflösung gut aussieht und auch noch den entsprechenden Effekt hat. Dies ist aber wohl Übungssache. Was wirklich mühsam ist: der Bildschirm. Bereits ab einem 25°-Einblickwinkel ist der Bildschirminhalt nur noch schemenhaft zu erkennen. Dies nervt besonders, da man die Lytro oft in den unmöglichsten Winkeln halten muss. Auch ist der Touch-Zoom oben an der Kamera immer mal wieder störend. Einerseits betätigt man ihn oft ungewollt, andererseits muss man ganze sechs Mal über den ganzen Slider fahren, um komplett hineinzuzoomen. Auch das Übertragen auf den Computer dauerte (Testsystem: Win7-64bit) für 160 Bilder ganze 40 Minuten.

Arbeitsbeispiele

Hier ein Beispiel einer Aufnahme mit der Lytro Lichtfeldkamera. Durch klicken auf das Bild könnt ihr den Fokus verändern. Die gesamte Gallerie von Roger, könnt ihr hier finden!

Weitere Bilder der Lytro

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Lytro-Kamera als Erste ihrer Art kein schlechtes Gerät ist. Grundsätzlich macht sie, was sie verspricht – wirklich simpel handzuhaben ist sie jedoch nicht. Man benötigt wieder mehr Zeit für Fotos, man mus sich mehr überlegen, ein Bild komponieren – wie man so schön sagen kann. Hat man die einzelnen Kniffe raus, kann man durchaus ansehnliche Ergebnisse erzielen, die man gerne weiterzeigt. Mit Updates der Kamera-Software lassen sich in Zukunft sicher noch einige Funktionen verbessern, dennoch bleibt der Preis mit $ 399 / CHF 499 für das kleinere 8GB-Modell eher hoch. Brauch man also eine Lytro? Ganz klar: nein. Trotzdem macht es Spass, eine ganz andere, neue Art von Fotos zu schissen.

7 Comments

  1. Derp

    @Bohli, Roger
    Ich habe ein Interview auf YouTube mit Mr Lytro (Ren Ng) gesehen. Er sagte, es wäre technisch möglich und es sollte >irgendwann< als Software-Patch nachgeliefert werden.
    Des Weiteren wird es auch eine Art "3D-Modus" geben, jedoch hat er auch hier keine Angaben zum Patch / Upgrade gemacht.

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