Während der letzten Jahre hatte ich auf Reisen DSLRs, Systemkameras und Kompaktkameras dabei – alles war irgendwie ein Kompromiss und nichts konnte mich vollends überzeugen. Ich habe darüber natürlich auch geschrieben und zum Schluss erwähnte ich, dass ich nun auf die neue Sony A7 II setze. Die Kamera hat mich in den ersten Wochen schon so überzeugt, dass ich auf meine Canon EOS 7D gar nicht mehr setzen wollte und somit habe ich gleich alles verkauft. Fast alles, ein Canon-Objektiv blieb noch übrig. Die Sony A7 II hatte ich seither oft im Einsatz und auch während eines zweiwöchigen Urlaubs in Schottland dabei – Zeit ein Fazit zu ziehen.
Technische Daten und Funktionen
Eine Zusammenfassung der wichtigsten technischen Daten der Sony A7 II gibt es in diesem Beitrag. Hier möchte ich einfach nochmals kurz auf wichtige Eckdaten eingehen, welche die A7 II besonders hervorheben. Als Systemkamera mit einem Vollformat-Sensor spielt sie nämlich in einer eigenen Kategorie, die meisten Systemkameras haben «nur» APS-C Sensoren oder kleiner. Nun hat Sony bei der A7 II einen Fünf-Achsen-Bildstabilisator verbaut, welcher direkt den Sensor stabilisert, ebenfalls eine Seltenheit bei der Sensorgrösse. Diese zwei Punkte allein machen die A7 II speziell, hinzu kommt das die A7 Reihe einige gute Bewertungen abgestaubt hat und Sony einige Verbesserungen in die Mark II Version hat einfliessen lassen.
Sony A7II Review – Fünf-Achsen-stabilisierter Vollformat-Sensor
An die A7 II passt jedes Objektiv
Eigentlich kann man sagen, dass jedes jemals gebaute Objektiv für Vollformat, sich irgendwie an der A7 II nutzen lässt. Dies hat mehrere Gründe, zum einen geht das von der technischen Seite ohne Spiegel einfach besser, zum anderen gibt es für den Sony E-Mount zahlreiche Adapter auch für ältere Verschlüsse. Technisch optimal ist das Ganze gelöst, weil Sony die passenden Funktionen mitliefert um manuell scharfzustellen. Entweder man erhöht den Kontrast um die Schärfe gut zu erkennen, nutzt die Fokus-Peaking-Funktion oder die Lumpe, um einen bestimmten Bildausschnitt zu vergrössern. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann natürlich der Bildstabilisator, weil dieser den Sensor ruhig hält können auch Objektive ohne OSS für längere Belichtungszeiten genutzt werden.
Warum das jetzt Sinn macht? Ganz einfach: Zahlreiche in die Jahre gekommene Objektive können an der A7 II hervorragend genutzt werden und diese habe oft tolle Abbildungsleistungen zu vergleichbar tiefem Preis. Zum Beispiel Canon FD oder Minolta MD sind solche alte Objektive für analoge Kameras – welche adaptiert perfekt an der A7II funktioneren. So kann man erstmal in die tolle A7II investieren und mit alten und günstigen, manuellen Objektiven anfangen zu fotografieren. Zumal diese alten Festbrennweiten einen eigenen Charme haben und ein etwas anderes Gefühl beim Fotografieren vermitteln.
Empfehlenswerter Artikel und passende Website zum Thema von Phillip Reeve gibts hier!
Sony A7II mit adaptiertem Canon FD Objektiv und Novoflex Adapter.
Meine derzeitige Ausrüstung
Meine Ausrüstung ist mit der Zeit etwas gewachsen und es gibt auch Überschneidungen bei Brennweiten, so wird bald wieder mal ausgemistet und dann neu investiert. Ich habe die Kamera dummerweise als Kit gekauft, das Kit-Objektiv ist in meinen Augen aber wenig wert, das habe ich gleich verkauft.
Ganz grosses Tennis ist das 55mm f/1.8 an der A7 II
Sony Objektive mit AF
Adaptierte Objektive
- Canon FD 17mm f/4 mit Novoflex Adapter (steht zum Verkauf, bei Interesse melden)
- Canon FD 28mm f/2.8 mit Novoflex Adapter
- Canon FD 50mm f/1.4 mit Novoflex Adapter
- Canon FD 85mm f/1.8 mit Novoflex Adapter
- Canon 70-200mm IS f/2.8 mit ommlite AF Adapter
- Minolta MD 100mm Macro mit «China-Adapter»
Diese Kombination wirkt etwas kopflastig 😉
Achtung E-Mount ist nicht gleich E-Mount
Die Sony A7 II verwendet E-Mount Objektive, Sony DSLRs hingegen A-Mounts und die NEX-Serie oder auch die Alpha 6000 verwenden hingegen wieder E-Mount. Aber Achtung, E-Mount bei der A7-Serie ist nicht dasselbe. Die Objektive passen zwar, sind jedoch nicht Vollformat-tauglich, vergleichbar mit Canon s EF und EF-S. Bei Sony heissen die Objektive für Vollformat «FE», auf diese Kennzeichnung sollte man sich achten.
Für den Urlaub wollte ich ein Tele-Objektiv, nicht zu schwer und trotzdem mit AF. Ein Altglas kam daher nicht in Frage und das Canon 70-200mm f/2.8 IS ist einfach ein Brummer. Nochmals viel Geld in ein neues Sony, zum Beispiel das 24-240 FE, investieren wollte ich auch nicht. Ich habe dann mal das günstige 55-210mm E-Objektiv der Alpha 6000 an die A7 angeschlossen und siehe da, die A7 schaltet in einen Crop-Modus und nutzt die auf APS-C ausgelegten Objektive einfach mit beschränkter Auflösung des Sensors. Gute Lösung und für den Notfall hat sich das bewährt.
Sony A7II: Bedienelemente sind top – Speicherkarten-Slot eher flop.
Bedienung
Von der Bedienung her fühlte ich mich bisher bei Canon DSLRs am Wohlsten, die Sony Alpha 6000 Systemkamera hat dann schon einige Einschränkungen, vor allem auch was Baugrösse betrifft. Die Sony A7 II (etwas grösser als die Vorgängerin A7) kommt einer DSLR aber schon sehr nahe. Sie liegt auch in grossen Händen gut und man kann alle Bedienelemente gut erreichen. Besonders praktisch finde ich die drei frei belegbaren Tasten C1..3. Wenn ich etwas verbessern würde, wäre es der Druckpunkt des Auslösers, etwas gewöhnungsbedürftig. Löblich ist das Menü, ich kam gut damit zu recht, eventuell natürlich auch eine Gewohnheitssache weil ich die Alpha 6000 schon gut kannte.
Was mir auf meiner Schottland-Reise auffiel, ist dass der Speicherkarten-Slot sich einfach öffnet. Nicht beim Fotografieren oder wenn man unterwegs ist, sondern genau dann wenn man die A7 II aus der Kameratasche zieht. Etwas unpraktisch….
Toll ist das neigbare Display, gute Auflösung und in Zusammenspiel mit dem elektrischen Sucher genial. Hat mir sehr gut gefallen, wenn ich was anmerken dürfte. Ein Touchscreen wäre nett, den würde ich vor allem beim Verschieben des Fokuspunkt als grosses Plus sehen!
Seitlich befinden sich die Anschlüsse, auch für den Fernauslöser.
Anschlüsse und Akku
Als Schnittstellen stehen mini-HDMI und ein Micro-USB Anschluss zur Verfügung, über zweitgenannten kann auch extern ausgelöst werden. Unter der zweiten Klappe befinden sich 3.5mm Klinkenbuchsen für Kopfhörer und Mikro. Also Speicher können SD/SDHC/SDXC-Speicherkarten verwendet werden, natürlich sind auch die hauseigenen Sony Memory Stick Pro nutzbar, wenn auch nicht so verbreitet.
Sony liefert ein Netzteil und Micro-USB Kabel zum Laden mit, das heisst der Akku, ein NP-FW50, wird in der Kamera geladen. Ich habe mir gleich ein externes Ladegerät und weitere Akkus gekauft, die Alpha 6000 verwendet praktischerweise denselben Akku-Typ. Ich kann das übrigens jedem empfehlen, der Stromverbrauch der A7 II ist mit einer DSLR verglichen extrem hoch!
Praktisch an der A7 II ist das neigbare Display – Touchscreen wäre wünschenswert.
Erweiterung mittels Apps
Seit der Sony NEX-Serie lassen sich viele Sony Kameras mittels Apps erweitern. Die sogenannten Playmemories Camera Apps bieten kleine Programme zur Erweiterung der Funktionalität wie Lightpainting oder Mehrfachbelichtung, aber auch extrem praktische wie die Zeitrafferfunktion. Diese Apps gibt es von kostenlos bis hin zu 13.- CHF, da ich zum Beispiel die Zeitraffer-App bei der NEX und Alpha 6000 schon hatte, muss ich die nicht mehr kaufen. Das ist immerhin fair, so kann man die Apps zur neuen Kamera «mitnehmen», trotzdem aber, bei dem Preis der Kamera dürfte die App auch per default dabei sein!
Das Sony Tessar 16-35mm Weitwinkel ist ein ziemlicher Brummer…
Fotografieren mit der A7 II
Wohl der wichtigste Abschnitt, wie hat sich die A7 mark II beim Fotografieren geschlagen. Ich erweitere diesen Teil einfach mit zahlreichen Schnappschüssen um etwas besser zu zeigen was ich jeweils meine. Die Sony Alpha 7 Mark II wurde während mehreren Monaten genutzt, wie einleitend erwähnt auch auch während eines 2 wöchigen Urlaubs in Schottland. Das vergleichsweise geringe Gewicht zeigte vor allem bei Wanderungen in den Highlands seine Stärken!
Über den Autofokus in der A7 II liest man öfter nicht viel gutes. Ich kann diese Erfahrung nicht teilen, klar er ist nicht auf dem Niveau einer Top-DSLR Kamera, das muss ich natürlich zugestehen. Aber für die allermeisten Fälle meiner Sujets hat das ausgereicht und in Schottland bei einer Birds of Prey Show am Dunrobin Castle war dann der richtige Moment gekommen der AF zu testen. Auf Seriebildfunktion geschalten, kontinuierlicher Fokus an und das 55mm f/1.8 von Zeiss aufgeschnallt und los gings. Ich habe zahlreiche Bilder geschossen und ein Grossteil davon viel scharf aus, die Performance des Autofokus hat mich überrascht. Wohl auch wegen der vielen negativen Berichte vorab. Als Sportfotograf weis ich nicht ob die AF-Performance ausreicht, für mich aber absolut ausreichen!
Ich liebe Langzeitbelichtungen und Schottland bietet sich da natürlich an. Natürlich mit Stativ (manfrotto befree) und ND-Filter die ich von der DSLR übernommen habe, alles auf dem 16-35mm in Betrieb. Macht auf jeden Fall Spass, auch mit der A7 II.
In Sachen Low Light kommt die A7 II natürlich nicht an die A7 S ran. Die A7 S ist bekanntlich mit einem Vollformatsensor mit nur 12MP bestückt und ist in Sachen Bildrauschen fast unschlagbar. Die A7 II macht bis ISO 3200 einen soliden Eindruck, darüber wird es dann brenzlig. Für kleine Abzüge reichts allemal oder für die Betrachtung im Web, für hochwertige Ausdrücke hingegen nicht.
Wenn ein Stativ im Spiel ist wird es aber wieder interessant, ISO runter und schon gelingen tolle Aufnahmen wie die beiden nachfolgenden Bilder zeigen.
Für die adaptierten Objektive habe ich hier extra zwei Bilder eingefügt. Ersteres wurde mit dem massivem Canon 70-200mm f/2.8 IS aufgenommen, der AF ist etwas langsam über den Adapter aber bei langsamen Sujets wie Schafen durchaus okay.
Hier eines mit dem Canon FD 85mm f/1.8 von der Insel Skye.
Die Aufnahme des Puffins wurde mit dem 55-210mm von Sony gemacht, das Objektiv ist für APS-C Kameras ausgelegt, die A7II wechselt dann in den passenden Mode und nutzt einfach nicht mehr den ganzen Sensor. Funktioniert ganz gut, einzig der AF wird dann ziemlich langsam und fehleranfällig.
Alles in allem ist mir beim Fotografieren nach etwas Angewöhnungszeit der elektronische Sucher ans Herz gewachsen, einblendbare Informationen sind da auch sehr praktisch. Ebenfalls angenehm und hervorzuheben ist natürlich der interne Bildstabilisator, dieser lässt den Fotografen drei Blendenstufen länger von Hand zu belichten. Diesen Vorteil merkt man schnell wenn weniger Licht zur Verfügung steht und man die ISO etwas herunterregeln, und damit Bildrauschen vermindern, kann. Einfach top sind die beiden Sony Objektive 16-35mm f/4 für Landschaftsaufnahmen oder Städte und das 55mm f/1.8 macht nicht nur mit Offenblende Spass, sondern bildet einfach extrem scharf ab!
Wer das nötige Kleingeld zusammen hat sollte sich mal die Zeiss Batis Objektive ansehen, 2/25 und 1.8/85 . Die Dinger müssen so richtig toll sein und mittlerweile ist damit auch klar, der Objektivpark für Vollformat E-Mount wächst stetig und deckt bereits sehr viele Bedürfnisse ab!
Freude an der manuellen Fokussierung dank der A7 II entdeckt.
Fazit
Ich bin von der Sony Alpha 7 Mark II begeistert, die Kamera überzeugt mich fast an allen Ecken. Die Handhabung überzeugt und das bei geringerem Gewicht und Baugrösse als bei vergleichbaren DSLRs. Die Bildqualität bis IS 3200 stimmt, damit kann ich gut leben. Ich konnte mir einen kleinen Objektivpark aus «Altgläsern» zusammenstellen zu einem sehr niedrigen Preis und von Zeit zu Zeit kann ich mir dann mal wieder eine schöne Sony FE-Linse gönnen. Für meine Bedürfnisse passt die A7 II perfekt, wer sich ebenfalls überlegt eine solche anzuschaffen sollte sich einfach überlegen wohin die Reise bei der Fotografie gehen soll. Fürs Studio tut es auch eine schwerere DSLR, für Nachtaufnahmen empfiehlt sich die A7S und für Sportfotografie würde ich zur Alpha 6000 (falls Systemkamera) oder gleich zur Canon EOS 7D Mark II greifen. Dürfte ich Änderungswünsche anbringen wären dies ein Touchscreen für das schnelle verstellen des AF-Punkts, eine bessere Klappe für den Speicherkartenslot und das Rauschverhalten des A7S…
Von meiner Seite eine klare Kaufempfehlung der Sony A7 II unter Berücksichtigung des Einsatzgebietes. ich würde den reinen Body kaufen und gute Objektive dazu, wie gesagt das 55mm ist genial und wer günstig beginnen will kauft sich 2-3 Minolta MD oder Canon FD Objektive. Mit Adapter erhält man für unter 300.- CHF tolles, lichtstarkes Material.
Die Sony Alpha 7 II gibt es im Fachhandel, zum Beispiel bei Brack für 1499.- CHF oder bei Light & Byte. Den passenden Adapter für alte Canon FD Objektive gibt es hier.