Smart Meter in der Schweiz: Was ist damit möglich und was nicht?
Energieversorgungsunternehmen in der Schweiz müssen bis Ende 2027 in ihrem Versorgungsgebiet jeweils 80 Prozent der konventionellen Stromzähler durch Smart Meter ersetzen. Bei einigen Anbietern ist dieser sogenannte Rollout bereits durch und abgeschlossen, andere sind mittendrin und wieder andere starten erst damit. Diese intelligenten Messsysteme sind ein integraler Bestandteil der Energiestrategie 2050. Ich habe seit etwas mehr als einem Jahr ein Smart Meter und über ein Kundenportal Zugriff darauf, gerne zeige ich hier was damit möglich ist und wo allenfalls Einschränkungen liegen.
Generelle Informationen
In der Schweiz gibt es rund ein Dutzend verschiedene Smart Meter Typen (Hersteller und Modelle), sowie verschiedenste Kundenportal. Ich zeige hier die Möglichkeiten mit einem E450-Zähler von Landis+Gyr und dem Kundenportal von Encontrol. Smart Meter Typ und Kundenportal kann man nicht selbst wählen und wird durch euren Energieversorger vorgegeben.
Landis und Gyr E450 Smart Meter
Möglichkeiten des Kundenportals
Im Kundenportal habe ich Zugriff auf Abrechnungen der Elektrizität seit der Umstellung auf Smart Meter. Das ist ganz praktisch und erledigt viel Papierkram. Für mich aber nur ein geringer Teil des Portals, den ich auch nicht sonderlich wichtig empfinde. Smart Meter Daten werden einmal täglich übertragen und so habe ich Zugriff auf den Lastgang meines Hausanschluss und damit spannende Daten für Energieverbrauch. Ich zeige dies in den nächsten Abschnitten genauer:
Verbrauch (bzw. Energiebezug)
Im Kundenportal habe ich als erste Ansicht bei mir das letzte Jahr als Verbrauchsübersicht, genauer gesagt die letzten 13 Monate. Bei PV-Anlagen Besitzern wie mir, wiederspiegelt das aber nicht den Energieverbrauch sondern nur den reinen Netzbezug. Das sieht man sehr schön an der folgenden Grafik, mit viel Bezug in den Monaten November bis Januar und dann aber Februar bis Oktober sehr viel Eigenverbrauch durch die PV-Anlage.
Smart Meter – Kundenportal – Verbrauch Jahresansicht
Aktuell hatten wir noch einen Doppeltarif (Hoch- und Niedertarif), der auch ersichtlich ist aber ab Januar 2025 hier durch einen Einheitstarif abgelöst wurde. Ganz spannend ist die rote Kurve, besonders für Kunden im CKW-Netzgebiet mit dem Leistungstarif. Er zeigt die höchste Lastspitze pro Monat an, gemittelt über einen Viertelstunde. Bei mir trat die im Dezember 2023 mit 14.71 kW auf. Sehr gut zu sehen, im Dezember diesen Jahres habe ich einen Test gefahren und versucht nie über 10kW Spitze zu kommen, was mir sehr gut gelungen ist. Die nachfolgende Grafik zeigt dieselbe Ansicht mit Tageswerten für den Dezember 2024. Dort wiederum auch die Lastspitzen zu sehen, welche beachtlich tief sind im Winter mit 2 Elektroautos und Wärmepumpe.
Smart Meter – Kundenportal – Verbrauch Monatsansicht
Rücklieferung
Dasselbe gilt auch für die Rücklieferung bei Prosumern. Achtung auch hier, die gelieferten Daten am Smart Meter sind nicht Produktionszahlen, sondern eben der eingespiesene Überschuss aus der Anlage. Auch hier ist wiederum eine Jahresansicht pro Monat oder Monatsansicht pro Tag möglich. Auch hier wiederum die Spitzenleistungen erfasst, was ja derzeit vielerorts diskutiert wird eben genau diese Spitzen zu kappen.
Smart Meter – Kundenportal – Rücklieferung
Expertenmodus und Mehr
Im Kundenportal sind noch weitere Informationen abzuholen, beispielsweise die Blindleistung oder gezielte Lastgänge in 15min-Auflösung über einen bestimmten Zeithorizont. Die kann man auch jeweils als CSV exportieren. Die gezeigten Grafiken oben und die Abrechnungsdaten dürfte aber dem Normalverbraucher bei weitem ausreichen.
Livedaten – nur über Kundenschnittstelle
Wie einmal im Text kurz erwähnt, werden die Daten immer nur einmal täglich übertragen. Damit verfügt einerseits der Netzbetreiber über keine Echtzeitdaten von seinen Kunden, andererseits der Kunde aber auch nicht über diesen Weg. Dazu müssen die Netzbetreiber gemäss StromVV dem Endverbraucher aber eine Schnittstelle zur Verfügung stellen. Die sogenannte Kundenschnittstelle dient diesem Zweck, das Auslesen ist aber für Laien nicht trivial. Dazu braucht es passende Adapter, die auf die zahlreichen, sich im Umlauf befindenden Smart Meter passen. Ich habe bei mir schon seit Monaten ein whatwatt Go im Einsatz und werde demnächst darüber berichten. So habe ich Zugriff auf Live-Daten meines Smart Meters und kann diese weiter verwenden, beispielsweise zur Optimierung der PV-Anlage über Solar Manager.
Der Netzbetreiber ist übrigens verpflichtet die Kundenschnittstelle freizugeben, entschlüsseln oder nachzurüsten.
Whatwatt Go an einem Landis und Gyr E450
Fazit
Durch die sich im Rollout befindenden Smart Meter haben Netzbetreiber zukünftig mehr Möglichkeiten. Vor allem legen solche Messgeräte die Grundlage dafür, dass wir zukünftig von dynamischen Stromtarifen, Nutzung von virtuellen ZEV (vZEV) oder Lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG) nicht nur in der Zeitung lesen dürfen, sondern es auch Realität wird. Die Kundenschnittstelle ist im ausgelieferten Zustand für den Kunden so nicht zu gebrauchen, Adapter sind zwingend nötig um die Daten einfach lesbar zu machen und schön aufzubereiten.
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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