02. Juni 2024
4 Minuten zu lesen

Rückblick auf ein Jahr mit Wärmepumpen-Boiler (BWWP) – Fakten und Daten

Im Mai letzten Jahres habe ich bei mir einen Phnix Wärmepumpen-Boiler einbauen lassen. Das heisst ich habe jetzt ein Jahr Daten sammeln können und dank meinen Berichten zu Jahreszahlen der PV-Anlage, habe ich auch immer die grössten Verbraucher im Haus analysiert. Das heisst ich habe zahlreiche Vergleichswerte und kann nach einem Jahr Betrieb ein Fazit ziehen, wie gut die Brauchwarmwasser-Wärmepumpe, kurz BWWP, lief und wieviel Einsparungen damit möglich sind.

Erwartungen

Beim Entscheid den Wärmepumpen-Boiler einzubauen ging ich rund von einer Ersparnis von Faktor 3 aus gegenüber dem Betrieb des herkömmlichen Boilers mit Heizstab. Nach dem Einbau und dem Betrieb nach einem Monat kam auf dann auf folgende Hochrechnung: «Eine Ersparnis von über 70% ist enorm und lässt den jährlichen Stromverbrauch bei uns gemäss meinen Hochrechungen um satte 1’600 kWh senken.» Ob ich diese Erwartungen erfüllen konnte, zeigt sich gleich.

Ein 300L WP-Boiler für die 4köpfige Familie installiert
Ein 300L WP-Boiler für die 4köpfige Familie installiert

Energiemessung

Zur Messung des elektrischen Energiebedarfs des Phnix airExpert R290 Wärmepumpen-Boilers ist bei mir ein Shelly Pro 1PM im Unterverteiler montiert. Alternativ und ohne grossen Installationsaufwand, kann man den WP-Boiler auch einfach mit einem Zwischenstecker von myStrom messen. Vor dem airExpert hatte ich verschiedene Optionen mit einem klassischen Warmwasserspeicher und elektrischem Heizstab probiert, alles aber auch gemessen und entsprechend sind seit 2018 historische Daten vorhanden.

Shelly Pro 1PM misst WP-Boiler
Shelly Pro 1PM misst WP-Boiler

Energievergleich WP-Boiler vs. Heizstab

Die gesammelten Verbrauchsdaten mit dem klassischen Heizstab im Warmwasserspeicher habe ich über die Jahre seit 2018 bis 2023 gemittelt. Seit letztem Juni betreibe ich den Wärmepumpenboiler und habe nun erstmals Daten über ein volles Jahr. Entsprechend konnte ich die Daten über ein Jahr hinweg vergleichen, für die 4-köpfige Familie bezog der Phnix AirExpert rund 770kWh elektrische Energie zur Warmwasseraufbereitung. Die gemittelten Werte mit dem klassischen Boiler lagen bei einem Jahresbedarf von 2’520kWh. Anbei noch die Jahresübersicht mit den Vergleichswerten beider Systeme:

Wärmepumpen-Boiler mit Solarstrom optimieren

Einsparpotential Wärmepumpenboiler

Der erste Betriebsmonat gab eine praktisch perfekte Prognose für das ganze Jahr ab. Wir konnten mit dem von 2’520kWh auf nur 770kWh reduzierten Energiebedarf also über ein Jahr hinweg satte 70% Energie einsparen. Das ergibt ziemlich genau eine Jahresarbeitszahl (JAZ) der Wärmepumpe von 3.3. Gemäss Datenblatt des AirExpert sind unter Idealbedingungen 3.5 möglich, also ganz im Rahmen und ein tolles Resultat aus meiner Sicht!

Die eingesparten rund 1’750kWh sehen wir auch im Jahresverbrauch des Hauses und ist natürlich eine schöne Einsparung. Umgerechnet kann man auch sagen, das wir mit den 1’750kWh unsere beiden Elektroautos mehr 10’000km bewegen können.

Energieeinsparung durch BWWP lässt unsere Elektroautos 10'000km fahren...
Energieeinsparung durch BWWP lässt unsere Elektroautos 10’000km fahren…

Auskühlung Keller

Natürlich messe ich auch über die letzten Monate die Auskühlung des Kellers. Da diese nicht beheizt ist, stört es uns nicht. Hier ein typisches Beispiel, wie der Keller sich verhält: Eine Temperatur von rund 19.5°C herrscht im Raum, bis dann zusammen mit anlaufender PV-Produktion der WP-Boiler eingeschalten wird. Danach kühlt der Raum die nächsten Stunden über rund 3 Kelvin ab und erholt sich dann nach Betriebsende der Wärmepumpe wieder auf Normaltemperatur. Dies dauert rund 5-6 Stunden. Ich habe auch die Verbrauchsdaten unserer Heizung angeschaut, ob wir durch die Auskühlung eines Raums einfach mehr Energie fürs Heizen benötigen. Die letzten beiden Perioden über ein Jahr hinweg haben aber praktisch identische Verbrauchswerte der Wärmepumpe (Heizung) gezeigt, dies bei zwei milden Wintern. Entsprechend gehe ich nicht von einem Mehrverbrauch aus.

Auskühlung im Keller durch Brauchwarmwasser-Wärmepumpe

Finanzielle Einsparung

Die eingesparten 1,75MWh Energie kann ich natürlich auch monetär umrechnen. Bei meinem Energieversorger ist der aktuelle Preis bei rund 26 Rp./kWh, dies gäbe eine jährliche Einsparung von 455.- CHF. Das ist ein schöner Batzen und lässt die Investition theoretisch schnell amortisieren. Da ich aber den Wärmepumpenboiler möglichst mit eigenem PV-Überschuss betreibe, sind die Netzkosten für mich kaum relevant. Hier kann man entweder die Gestehungskosten der PV-Anlage als Basis nehmen oder für mich vereinfach, der Rückliefertarif. Wenn ich den Strom nämlich für Warmwasser brauche, entgeht mir dieser. Da der aktuell bei 21 Rp./kWh liegt, sinkt die Einsparung noch auf 370.- CHF jährlich. Das sind aber reine Momentaufnahmen, zu einer Aussage wie sich die Strompreise entwickeln und damit die Amortisation verhält, lasse ich mich nicht hinreissen…

Der Phnix airExpert R290 nutzt ein natürliches Kältemittel
Der Phnix airExpert R290 nutzt ein natürliches Kältemittel

Integration BWWP in Solar Manager

Die Integration des  Phnix airExpert R290 Wärmepumpen-Boiler direkt in das Home Energy Management System von Solar Manager macht die Anwendung natürlich um einiges schöner. Man sieht praktischerweise gleich beide gemessenen Temperaturen (unten und oben im Wasserspeicher) und man kann gezielt die BWWP nach Solarstrom optimieren. Da die Energiemessung des Shelly auch angebunden ist, sehe ich auch die aktuelle Bezugsleistung sowie den Tagesverbrauch. Die Wärmepumpe läuft meistens mit einem Leistungsbedarf von 350W bis 450W. In den letzten 12 Monaten lief der WP-Boiler so im Schnitt 86% mit selbst produziertem PV-Strom.

WP-Boiler im Solar Manager
WP-Boiler im Solar Manager

Fazit

Ich bin nach wie vor begeistert von der Effizienz des Systems und den Einsparungen. Wir konnten unseren Energiebedarf über die letzten 12 Monate auf 12’500 kWh senken, die lagen in der Vorperiode fast 2’000kWh höher. Klar gibt es saisonale Unterschiede, vor allem auch wenn man zwei Elektroautos hat. Gerade aktuell bei der sehr attraktiven Einspeisevergütung und den hohen Bezugspreisen bei meinem Netzbetreiber, machen diese Einsparungen natürlich doppelt Spass. Nächsten Ziel ist nun die Jahresautarkie auf über 70% anzuheben und noch weitere Einsparungen zu machen – bei der Warmwasseraufbereitung bin ich jetzt jedenfalls für die nächsten Jahr sehr gut ausgerüstet.

Den Phnix airExpert R290 Wärmepumpen-Boiler habe ich von Renewconsult.

5 Comments

  1. Jakob

    Danke für den interessanten Bericht.
    Auf welcher Technologie beruht Eure Heizung. Wie passt der Boiler mit der späteren Anschaffung einer Wärmepumpe zusammen?
    Beste Grüsse
    Jakob

  2. Christof

    Vielen Dank für den interessanten Erfahrungsbericht!
    Wie sieht es mit der Lautstärke der WP aus? Gerade wenn der Keller über ein offenes Treppenhaus mit den Wohnräumen verbunden ist, könnte eine laute WP durchaus stören. Gibt es so etwas wie einen Silent-Modus?
    Grüsse

    • Matthias

      Ich habe ein alternatives Produkt von Vaillant. Bei offener Türe direkt beim Treppenhaus hörbar, aber nicht nervig tagsüber (wenn die Sonne scheint). Abends schliesse ich die Türe zum Keller und man hört nix. Ohne Türe sicher nicht ideal…

  3. Martin

    WIe sehen die Erfahrungen in Bezug auf die Laufzeit, Nachheizen und den Warmwasserbedarf aus?
    (Badewanne plus 2-3 Personen Duschen)
    Wie lange läuft der WP Boiler für eine normale Aufladung?

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