Modual Hexagon: Second Life Batterien als Heimspeicher installiert
Beim Thema Energiespeicher für zu Hause wird oft um das Thema Nachhaltigkeit diskutiert. Eine für mich enorm spannende Thematik ist hierbei der 2nd Life Speicher. Genau so ein Projekt habe ich bei mir vor einigen Wochen mit dem Hexagon System der Schweizer Firma Modual umgesetzt. Der Name «Twice Energy» dürfte etwas geläufiger sein, die Firma hat gerade ein Rebranding auf Modual hinter sich. Für mich wichtige Kernthemen bleiben aber: Lokal entwickelt, lokal aufbereitet – das klingt doch ganz gut! Entsprechend gebe ich hier meine ersten Erfahrungen weiter.
Was ist 2nd Life überhaupt?
Ein zentrales Element rund um das Thema Elektromobilität sind die benötigten Batterien. Auch dort ist wiederum das Thema «Nachhaltigkeit» anzutreffen und hier kommt das Thema «second Life» ins Spiel. Batterien aus Elektroautos haben nach Ihrer Nutzungsdauer in den Fahrzeugen zwar einen Kapazitätsverlust, sind danach aber keinesfalls unbrauchbar. Für andere Einsatzzwecke sind die Batterien noch sehr gut geeignet, bevor diese ins Recycling müssen. Dieses zweite Leben wird eben 2nd Life genannt und in diesem spezifischen Fall geht es um den Einsatz in stationären Energiespeichersystemen. Das reduziert den Bedarf an Neuproduktion von Batterien für reine Speicheranwendungen und genau diese Thematik hat sich die Firma Modual zur Hauptaufgabe gemacht.
Aufbau
In meinem Fall handelt es sich um einen Modual Hexagon 100 – AC230 Speicher. Das heisst ein AC-fähiges System und nicht nur eine reine DC-Batterie, welche Modual aber auch anbietet. In meinem Fall ist der Speicher ein 7.2kWh Modell, welches 2 Batteriemodule enthält. Die Batteriemodule sind aus Gewichtsgründen als Einschübe in den unteren beiden Elementen des Speichers platziert. Die 7.2 kWh entsprechen der garantierten Kapazität, geschätzt und verbaut sind aber 8.6 kWh. Diese Abweichung hat mit dem Alter der Zellen zu tun, dazu später mehr.
Im Element darüber (auch weiss) ist der Batteriewechselrichter verbaut und auf der rechten Seite sind alle AC-Anschlüsse rausgeführt. Anzuschliessen ist das AC-System sehr einfach über einen einphasigen CEE16 Stecker, den viele auch «Camping-Stecker» nennen. Im obersten Modul, das gelb lackiert wurde, befinden sich noch diverse Schutzvorrichtungen und Kommunikationstechnik.
Das Kernstück des Second Life Speichers ist aus meiner Sicht das BMS, welches seitlich an den Batteriemodulen angebracht ist. Diese Eigenentwicklung von Modual überwacht alle Batterieziellen und kann entsprechend sicherstellen, dass der Speicher korrekt funktioniert und sicher ist. Speziell gegenüber anderen Batteriespeichern ist die Fähigkeit, gebrauchte Zellen in ein Gesamtsystem einzupflegen und entsprechend zu managen.
Steuerung
In meinem Fall ist die Modual Batterie eine Erweiterung zum bisherigen Batteriespeicher. Zwei Speicher in einem System sind regelungstechnisch nicht ganz einfach. Entsprechend ist die Hexagon Batterie als aktiv-gesteuerte Batterie in Solar Manager vollintegriert. Das heisst die Batterie wird komplett vom Energie Management System gesteuert und kann so auch verschiedene minimale und maximale SoCs (gewünschte Ladestände) nach einem Zeitprofil anfahren. Damit habe ich gerade in den Sommermonaten viel mehr Flexibilität was die Zwischenspeicherung von Energie anbelangt. So fahre ich aktuell die Strategie, dass der Speicher von 8-10:00 Uhr und von 15:00 bis 19:00 nicht genutzt wird, damit vor allem das Laden des Speichers auf die ertragsstarke Mittagszeit fällt.
Wie werden Zellen aufbereitet, bzw. welche werden genutzt, welche recycelt?
Die Zellen oder Module durchlaufen einen spezifischen Qualifizierungstest und werden anschliessend Kategorisiert. Das Innovative am Twice Lösungsansatz ist, dass diese Qualifizierungstests mit dem BMS im Feld und damit mit der Gesamtflotte jederzeit reproduziert werden können. Dadurch lassen sich aus dem Feld Rückschlüsse auf den Eingangstest schliessen, was diesen fundamental verbessert und das Gesamtsystem lernfähig macht. Die klassifizierten Zellen werden anschliessend sortiert und verbaut, die Klasse X wird direkt durch die Firma Kyburz Recycled.
Dank diesem Qualifizierungstest lassen sich auch im Betrieb exakte Prognosen über die zu erwartende Lebenserwartung berechnen und dadurch proaktive Wartungen z.B. Zellwechsel durchführen. Dank dieser Technologie sind wir in der Lage, die Garantieleistungen mit Sicherheit zu erbringen und darüber hinaus das System zu warten.
Garantie
TWICE gibt eine 8-jährige Garantie auf die Kapazität, dies entspricht der üblichen Garantiedauer von Neuspeichern. Besonders hervorzuheben ist die Kapazitätsangabe bei Twice, welche gerantiert verfügbar ist. Das heisst in Realität sind bis zu 50% mehr Kapazität verbaut. Das bedeutet, dass man in der Regel deutlich mehr Kapazität bekommt, als «bestellt». Ausgehend von dieser garantierten Kapazität gibt es eine Produktgarantie über 8 Jahre.
Preis – warum nicht günstiger als neue Zellen?
Nach meinem Social Media Post zum Einbaue des Speichers, kam es zu zahlreichen Fragen rund um den Preis. Die Frage habe ich dem Hersteller Modual auch stellen dürfen und folgendes, für mich sehr schlüssiges Statement erhalten:
Modual ist in der Startphase, kleine Produktionsvolumen und 100% Wertschöpfung in der Schweiz schlagen sich auf einen höheren Preis nieder, insbesondere bei kleinen Kapazitäten. Bei grösseren Anlagen ab 40 kWh sind die Preise jedoch sehr attraktiv, dazu bekommt man die Projektexpertise vom Modual Team. Es muss jedoch beachtet werden, dass die garantierte Kapazität jeweils 100% nutzbar ist, und nicht nur zu 80-90% wie bei anderen Speichern üblich. Gleichzeitig wirkt sich die Wartbarkeit der Speicher extrem positiv auf die Wirtschaftlichkeit aus, währenddem bei neuen Batteriespeichern bei einem Defekt die Gesamte Batterie gewechselt werden muss, und wahrscheinlich auch dann verfügbaren Peripheriegeräte und Wechselrichter nicht mehr kompatibel sind resultiert ein Batterietausch in einer Aufwändigen Installation mit Bewilligungsverfahren. Bei Modual reduziert sich der Einsatz auf den Austausch von Batteriezellen oder Modulen.
Modual setzt sich zum Ziel, dass ihre Speicher die klassische Lebenserwartung einer PV-Anlage (25 Jahre) überstehen. Erreicht wird dies mit grosszügig dimensionierter Elektronik, Cloud-Überwachung und Wartbarkeit.
Fazit
Nach wenigen Herbst- und Wintermonaten ist es schwierig ein abschliessendes Fazit zu meinem 2nd Life Speicher von Modual zu machen, aber ich werde sicher nach einem Jahr nochmals berichten. Bisher bin ich enorm zufrieden mit dem Hausspeicher, welcher mir zusätzliche 7.2 kWh Kapazität zusätzlich garantiert. Persönlich gefällt mir als passionierter Elektroauto-Fahrer natürlich der Ansatz mit gebrauchten Speichern aus Elektrofahrzeugen enorm gut. Fördert dir Kreislaufwirtschaft und hilft mir selber auch hier gegen Vorurteile von gebrauchten Batterien und deren Abfall aktiv vorzubeugen. Werde also sicher nochmals Berichten, wenn die Batterien ein Jahr und damit einige Ladezyklen hinter sich haben.
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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