Sind Ladetarife die neue «Reichweitenangst» der Elektromobilität?
Seit 2017 bin ich rein elektrisch unterwegs und die Thematik «Reichweitenangst» hat mich seit jeher begleitet. Dies vor allem von Leuten, die noch nicht elektrisch unterwegs sind. Was mir derzeit aber immer wieder öfter begegnet, ist das Thema Ladetarife. Dieses Thema aber auch von Elektroautofahrern und meistens stark umstritten auch in sozialen Medien. Was darf Laden überhaupt kosten und welchen Impact hat es überhaupt, das versuche in diesem Artikel zu klären.
Zielgruppe
Damit hier keine Unstimmigkeiten entstehen, dieser Artikel fokussiert klar auf Leute die zu Hause eine Wallbox haben. Sprich Elektroautofahrer und -fahrerinnen, welche über eine Lademöglichkeit zu Hause oder beim Arbeitgeber verfügen. Denn dann ist der Anteil von externem Laden vergleichbar mit meinen Daten und Erfahrungen. Zusätzlich dürfte das Szenario auch auf einen Grossteil aller aktuell Elektroauto-Besitzer zutreffen.
Ladetarife – wo liegen wir heute preislich?
Ladetarife zu vergleichen ist mittlerweile fast tagesabhängig und da gibt es immer wieder positive und negative Ausreisser. Ich lade auswärts grösstenteils mit meiner Karte von Move und habe damit bei DC-Ladern üblicherweise einen Preis von 0.65 CHF/kWh. Hier zum Vergleich weitere Angebote:
Gofast Würenlos: 0.59 CHF/kWh
Tesla SuC für Nicht-Teslafahrzeuge: 0.61 – 0.68 CHF/kWh
Ionity mit WeCharge Free: 0.79 CHF/kWh
Ich denke zusammenfassend kann man sagen, dass der Spread rund 0.20 CHF pro kWh beträgt, bei AC Laden ist das etwa ähnlich und dürfte mit Einbezug des Auslands vielleicht sogar noch auf 0.25 CHF Differenz ausgedehnt werden. Im Artikel fokussiere ich aber klar auf Schnellladen und damit DC-Ladungen.
Wie oft lade ich denn auswärts?
Wir haben zwei Elektroautos und beide analysiere ich bis in die Tiefe dank dem Funktionsumfang von Tronity. Ich möchte hier vor allem die DC-Ladungen untersuchen, welche alle auswärts erfolgen und nicht daheim gemacht werden. Bei mir mit dem ID. 4 mit dem ich sehr viel unterwegs bin und auch immer wieder neue Schnelllade-Stationen ausprobieren, komme ich auf 25% Anteil. Bei Tronity kann ich das mit dem Schnitt aller Fahrzeuge der Community vergleichen, wo das offensichtlich bei 22% liegt. Ich bin in meinem Fall also über dem Durchschnitt, was Ladungen an DC-Stationen betrifft.
Auswertungen 2022
Im Jahr 2022 hatte ich total 805 kWh an Schnellladern nachgeladen. Das ist sicher über dem Durchschnitt, gerade bei Schweizern die eher weniger Strecken zurücklegen. Das zweite Elektroauto bei uns hat zum Vergleich bisher noch nie extern geladen, sondern alles zu Hause. Aber gehen wir von diesen 805 kWh aus, ergibt das externe Ladekosten von 480 bis 630 CHF. Also rund 150.- CHF Differenz über das ganze Jahr betrachtet. Ist dieser Betrag über ein Jahr hinweg relevant für den Betrieb eines Elektroautos? Spare ich nicht gerade mit dem bequemen Laden zu Hause und den grundsätzlich tiefen Betriebskosten gegenüber Verbrennern nicht schon genug ein, statt dass ich mich ab diesem Mehrbetrag echauffiere?
Mehrkosten bei einer Reise nach Italien
Als einfaches, praktisches Beispiel kann ich auch gut eine Reise von mir nach Italien vom letzten Herbst als Anhaltspunkt nehmen. Dort hatte ich Ladekosten von 96.- CHF auf dem Rückweg. Hier hatte ich im Schnitt ohne auf die Ladekosten zu achten, genau 0.70 CHF/kWh, würde ich hier die oben ermittelten Ladepreise einsetzen könnten diese zwischen 85 CHF und 103 CHF liegen. Also aufgerundet macht das auf einer Urlaubsreise mit 700km Reisestrecke eine Differenz von 20.- CHF aus. Gerade für Ferien mit dem Auto und allen Nebenkosten die sonst anfallen, finde ich diesen Betrag nicht entscheidend.
Was für mich wichtig ist…
Für mich zählt, vor allem bei längeren Reisen, eine stabile Ladeinfrastruktur mit einem abgerundeten Angebot um den Ladepunkt. Was meine ich damit?
Ich bezahle lieber einen hohen Preis pro Kilowattstunde, dafür erwarte ich eine performante und funktionierende Ladestation. Sprich ich kann die volle Ladeleistung die das Fahrzeug aufnehmen kann beziehen und stehe nicht vor einer schon länger defekten Säule. Wenn das Angebot um die Station mit sanitären Einrichtungen und Verpflegungsmöglichkeiten ausgerüstet ist, dann habe ich als Kunde einen Mehrwert. Je nach Wetter wäre eine Überdachung natürlich noch wünschenswert, wenn auch eher selten leider.
Fazit
Ja, es gibt Definitiv grosse Unterschiede was die externen Ladekosten beim Schnellladen betrifft. Von knapp 0.60 CHF bis hoch auf 0.79 CHF pro Kilowattstunde, das ist ein grosser Unterschied. Wenn ich das aber auf einen absoluten Betrag herunter breche, was mich das jährlich oder bei einer Urlaubsreise kostet, dann sehe ich das nicht so eng. Gerade bei Urlaubsreisen ist mir eine funktionale Ladeinfrastruktur mit guter Umgebung für eine kurze Pause mit der Familie viel wichtiger als hie und da ein paar Franken beim Laden zu sparen. Wie seht ihr das?
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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