23. Januar 2023
4 Minuten zu lesen

AMAG: Transformation eines Automobilunternehmens

Ich durfte letzte Woche an der Jahrespressekonferenz der AMAG teilnehmen und war besonders gespannt auf die beiden Themen «Elektromobilität und Energie-
gewinnung» der neuen Business Unit «AMAG Energy & Mobility», sowie «Synthetische Treibstoffe – Stand und Bedeutung für die Zukunft» von Synhelion. Ich habe diese PR-Konferenz zum Anlass genommen etwas zum Automarkt Schweiz 2022 und der Transformation der AMAG von einem traditionellen Autounternehmen zum Energie- & Mobilitätsdienstleister zu schreiben.

Automarkt 2022

Natürlich dreht es sich beim grössten Automobilunternehmen der Schweiz nach wie vor noch um Fahrzeuge. Der Schweizer Automarkt hat mit 225’934 neu immatrikulierten Personenwagen gegenüber 2021 und 2020 (238’481/236’827 Einheiten) nochmals nachgelassen und liegt weiterhin deutlich unter einem «normalen» Autojahr (rund 300’000 Einheiten). Der Anteil aller AMAG-Marken im PKW-Segment hat sich auf 31.7% gesteigert (31.2% Vorjahr). Aus meiner Sicht besonders relevant sind die Verkaufszahlen reiner batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV). Hier belegen die beiden Topplätze das Tesla Model Y und 3, gefolgt von 5 MEB Fahrzeugen aus dem Volkswagen Konzern. Sprich die Hälfte der Top 10 stellt die AMAG.

Top 15 der verkauften Elektrofahrzeuge in der Schweiz im Jahr 2022
Top 15 der verkauften Elektrofahrzeuge in der Schweiz im Jahr 2022 (Quelle: auto.swiss)

Marktanteile Elektrofahrzeuge

Reine Elektrofahrzeuge hatten im Jahr 2022 übrigens einen Marktanteil von 17.8% und damit geht der Steigerungslauf weiter. 40’173 neue Elektroautos bedeuten ein Plus zum Vorjahr von 26,2 Prozent, der Marktanteil lag damals noch 13.3% und davor bei 8.2%. Der Anteil an Plug-In Hybriden ist bereits rückgängig und zeigt, PHEV ist eine Brückentechnologie, die quasi schon durch BEV überholt ist.

Entwicklung der Marktanteile alternativer Antriebe (Schweiz 2022) - Quelle: auto.swiss
Entwicklung der Marktanteile alternativer Antriebe (Schweiz 2022) – Quelle: auto.swiss

AMAG Nachhaltigkeitsstrategie

Die AMAG Gruppe treibt die Umsetzung ihrer Nachhaltigkeits- und Klimastrategie konsequent voran. Ein wichtiger Teil davon betrifft den Zubau von Photovoltaikanlagen (PVA) auf eigenen Betrieben, mit denen Strom für den Eigengebrauch produziert werden kann. Bis 2025 werden im Zuge dieser Strategie rund 75’000 m2 mit Solarpanels bestückt, was etwa 10 Fussballfeldern entspricht und es der AMAG ermöglicht, mehr als 20 Prozent des heutigen Stromverbrauchs selbst herzustellen.

In den letzten Monaten nahm die AMAG Gruppe verschiedene Photovoltaikanlagen in Betrieb, unter anderem in Basel, Wettswil, Lupfig und Chur. Vor rund 10 Tagen kam ist die AMAG Winterthur dazugekommen. 2022 wurden bereits 7 Retailbetriebe mit PV ausgerüstet. Um hier für noch mehr Zubau zu sorgen, bietet AMAG Leasing neu auch ein Finanzierungsangebot für PV-Anlagen im B2B Bereich an.

Die AMAG Winterthur produziert Strom mit einer eigenen Photovoltaikanlage
Die AMAG Winterthur produziert Strom mit einer eigenen Photovoltaikanlage

AMAG Energy & Mobility

Unter AMAG Energy & Mobility werden die Geschäftsbereiche Helion, Volton und Clyde geführt. Die seit November zur AMAG Gruppe gehörende Helion hat im Gesamtjahr 2022 1267 Projekte ausgeführt und eine Leistung von 66’277 kWp installiert. Die erwartete Photovoltaik Produktion deckt rund 2,5 mal den jährlichen Strombedarf der von der AMAG im Jahr 2022 verkauften BEV ab. Das sind Zahlen die beeindrucken und auch bei Clyde – dem Auto-Abo aus dem eigenen Haus, werden heute schon BEV im Abo inklusive Strom angeboten. Volton hat im vergangenen Jahr ein Ladeangebot mit Zugang zu über 7’000 öffentlichen Ladestationen und damit einer der grössten Ladenetzabdeckungen in der Schweiz entwickelt. Zusammen mit Helion plant man übrigens im Jahr 2023 zwei physische Standorte mit «One-Stop-Shops» die Angebote zu PV, Speicher, Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen & Energiemanagementlösungen anbieten.

AMAG-Strategie: Elektroautos und PV passen perfekt zusammen

Die AMAG-Strategie ist klar und unmissverständlich, bis 2030 sollen 70% der verkaufen Fahrzeuge Elektroautos sein. Bis dahin werden in der Schweiz über die AMAG mehr als 400’000 E-Fahrzeuge auf der Strasse sein. Die brauchen rund 1,3 TWh Strom pro Jahr, was rund zwei Prozent des heutigen Strombedarfs der Schweiz entspricht. Mindestens diese Kapazität will die AMAG zusammen mit Helion und weiteren Partner bis dahin zubauen.

Bidirektional und Smart Energy

Die AMAG will nicht nur den Zubau von Photovoltaik mitgestalten, sondern auch beim Stromnetz der Zukunft aktiv mitwirken. Der Fokus soll in der Optimierung vor Ort im Eigenheim liegen und im nächsten Level auf Quartierebene, bevor man sich an Netzdienstleistungen beteiligt. Ein logischer Schritt, wenn man an die zahlreichen Prosumer-Anlagen denkt, welche in den nächsten Jahren ans Netz gehen.

Bei AMAG wartet man auch auf das offizielle «Go» des Volkswagen Konzerns für die MEB-Updates damit bidirektionales Laden möglich wird. Aktuell sind diese Lösungen nach wie vor noch rar und eher teuer. Alles was man zu bidirektionalem Laden wissen muss, ist hier verlinkt.

Hier lädt mein ID.4 reinen Sonnenstrom, bald auch bidirektional?
Hier lädt mein ID.4 reinen Sonnenstrom, bald auch bidirektional?

Synhelion: CO₂-neutraler Treibstoff

Für mich absolut spannend war der Vortrag von Co-CEO Philipp Furler. Ich bin überzeugter Elektromobilist, sehe aber klar die Gründe für die Forschung an synthetischen Treibstoffen. Einerseits als grosser Faktor der Flugverkehr und andererseits restliche Verbrenner nicht sofort nach 2030 verschwinden. Die erste Synhelion-Anlage im deutschen Jülich dient als Pilotanlage für grössere Systeme. Synhelion nutzt dabei die Wärme der Sonne, bündelt diese mit grossen Spiegelflächen auf einen Turm um dort aus CO₂ Treibstoff zu machen. Dank intelligenter Wärmespeicherung, kann dieser Prozess 24 Stunden betrieben werden.

Fazit

Es ist schön zu sehen, wie meine Fokusthemen hier im Blog mittlerweile in der Breite ankommen. Elektromobilität und Photovoltaik passen perfekt zusammen, genau die Strategie die ich persönlich seit einigen Jahren auch verfolge, geht nun AMAG. Die Skaleneffekte eines solchen Unternehmens und vielen weiteren in der Schweiz braucht es, um die Energiewende, wie auch die Mobilitätswende zu schaffen.

Ein Frage aus dem Publikum zu Kostenparität bei der Anschafftung zwischen Elektroauto und Verbrenner wurde von AMAG-CEO Helmut Ruhl wie folgt beantwortet. Man geht davon aus, dass 2026 die Anschaffungspreise Parität erreichen. Das würde der Elektromobilität aus meiner Sicht nochmals einen enormen Schwung geben. In der Gesamtkostenbetrachtung (TCO) sind heute Elektroautos dem Verbrenner schon kostenmässig überlegen.

2 Comments

  1. swissmorepower

    Dann hoffe ich, dass das Know-How für Elektroautos auch langsam besser wird. Ich hatte mit meinen beiden Fahrzeugen bereits mehr als 6 Werkstattbesuche bei der AMAG und war jedes Mal erstaunt, wie wenig die Mitarbeiter wissen. Auf meine Frage hiess es jedesmal, dass sie eine Remote-Session mit jemand von Skoda oder Cupra hatten…

    Viele Grüsse
    HP

  2. swissmorepower

    Kurzes Update: Heute morgen den Skoda Enyaq zu AMAG Schinznach für zwei Tage gebracht und als Ersatzwagen einen Audi A4 TDI erhalten. Wäre doch schön, wenn man als Elektroauto-Kunde auch ein Elektroauto als Ersatzwagen kriegen würde.

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