Schon länger habe ich den Aiways U5 auf dem Radar, ein preisgünstiges Elektro-SUV aus China. Den Aiways U5 gibt es bereits neu für unter 40’000.- CHF und damit ein preislich attraktiver Crossover-SUV für Familien. Klingt spannend, aber ob da wirklich was dran ist? Das wollte ich genauer wissen.
Eckdaten zum Aiways U5
Fünftüriger, fünfsitziger Crossover
Masse: Länge 4,68 Meter. Breite 1,87 Meter ohne Aussenspiegel. Höhe 1,70 Meter. Radstand: 2,80 Meter.
Kofferraumvolumen: hinten 423 bis 1555 Liter. Frunk 40 Liter.
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 7,5 Sekunden. Höchstgeschwindigkeit 160 km/h.
Reichweite nach WLTP: 410 km.
Akku: 63 kWh
Ladeleistung: AC aktuell noch einphasig, 3.7kW (bzw. 7.4kW) DC 35 min für 20 auf 80 Prozent
Platzangebot
Da der Aiways U5 insbesondere vom Preis und Platzangebot Familien ansprechen dürfte, habe ich mir das natürlich auch genauer angeschaut. Gerade Fahrer & Beifahrer haben hier ein gute Platzangebot und auf Beifahrerseite fällt etwas sofort auf: Aiways hat kein Handschuhfach sondern liefert eine abnehmbare Ledertasche mit. Spannendes Konzept. Auch eine grosse Ablagefläche findet sich unter der Mittelkonsole.
Die zweite Sitzreihe geniesst auch noch genügend Platz, auch für Erwachsene. Das Platzangebot für alle Insassen ist definitiv eher in der Oberklasse anzusiedeln und sehr löblich. In der Mittelkonsole sind noch USB-Ladebuchsen verbaut und praktische Ablagenetze hinter den Vordersitzen.
Kofferraum und Frunk
Der Kofferraum umfasst 423 Liter Ladevolumen und bietet eine ebene Ladefläche. Unter dem doppelten Boden ist noch zusätzlich Stauraum vorhanden, inklusive einer praktischen Ablagebox. Ideal für Material, das nicht ständig zugänglich sein muss. Ladekabel gehören da aber nicht zwingend hin, denn der Aiways bietet auch einen Frunk.
Als Frunk bezeichnet man den Kofferraum unter der Fronthaube. Auch Aiways hat dort eine Ablagefläche geschaffen und in der Schweiz wird dieser Platz gleich passend ausgenützt. Hier erhält man einen Juice Booster in passendem Koffer zur Frunk-Ladeschale. Eine gute und gelungene Lösung, so sind die ganzen Ladekabel bequem unter der Fronthaube zu verstauen.
Frunk im U5 mit Custom Made Juice Booster Tasche
Aiways U5 im Test
Besonders positiv fiel mir die Ausstattung auf, hier lässt sich Aiways nicht lumpen. Die getestete Premiumversion bietet nebst dem grossen Panoramadach, Regen- und Lichtsensor, Fernlichtautomatik, Parkautomat, 360°-Rundumkameras auch Sitzheizung sowie ein Abstandsautomat. Spannend ist die Überwachung des Fahrers durch eine Kamera in der A-Säule des Fahrzeugs. So wird überwacht ob man sich auf die Strasse achtet und wenn man gähnt, wird man dazu angehalten vielleicht eine kurze Pause einzulegen. Das System finde ich grundsätzlich lobenswert und dürfte helfen, sich selber etwas bewusster zu werden in welchem Zustand man fährt. Ehrlicherweise hatte ich das Feature aber irgendwann deaktiviert, weil die Meldungen zu oft auslösten und das dann eher störend war.
Dasselbe gilt für einige Assistenzsysteme im Fahrzeug, wie viele asiatische Hersteller sind auch bei Aiways die Warnhinweise sehr penetrant und laut. Das finde ich akzeptabel in heiklen Situationen, aber wenn es zu oft getriggert wird, schaltet man gewisse Features ab. Das wiederum ist nicht die Idee der Sache…
Das Cockpit des Aiways U5.
Auf dem grossen, zentrischen Display fällt einem schnell auf: Aiways verzichtet im U5 auf ein Navigationssystem. Stattdessen erfüllt das Smartphone diese Funktion, ein Konzept das nicht neu ist. Das bietet grosse Vorteile, die Navigationssysteme von Smartphones sind auf dem neusten Stand. Bei Auslandreisen muss man sich aber entweder Kartenmaterial vorbereitend herunterladen oder sich ein Roaming-Abo sichern. Für mich eine akzeptable Lösung, vor allem da das System auch mit Apple Carplay kompatibel ist. Einziger Wermutstropfen und wirklich ärgerlich: Kein Wireless Carplay und damit muss das Smartphone immer am Ladekabel hängen damit Carplay funktioniert. Dabei passt das Smartphone aber dann nicht mehr in die praktische Ladeschale in der Mittelkonsole, weil das Kabel im Weg ist.
Kein Wireless Carplay und mit Kabel passt das Smartphone nicht mehr in die Schale.
So fährt sich der U5
Hier hat mit der Aiways U5 überzeugt. Vor allem der Frontantrieb fällt nicht negativ auf, was man zuerst vermuten würde. Die 150 kW des E-Motors reichen für eine zufriedenstellende Performance und lassen die Räder wenig durchdrehen. Wie das im Winter ausschaut, kann mit dem Test im Sommer / Herbst nicht beurteilen. Klar fährt sich der Aiways nicht wie ein sehr auf Leistung getrimmter Tesla, dessen wird man sich als Käufer aber auch bewusst sein. Aiways hat hier einen gute abgestimmten Crossover auf dem Markt gebracht, der sich angenehm fahren lässt. Auch bei hohen Geschwindigkeiten sind die Windgeräusche im Innern völlig okay.
Erstaunlich finde ich das niedrige Gewicht das Aiways, gerade die grosse und der Akku hätten mich ein Gewicht über 2 Tonnen vermuten lassen. Der U5 bringt aber nur rund 1800 kg auf die Wage, was dem guten Handling auch helfen dürfte. Beim Fahrgefühl der grosse Kritikpunkt von meiner Seite ist die niedrige Rekuperation. Die lässt sich zwar dreistufig verstellen, die Unterschiede sind aber kaum spürbar und selbst in der stärksten Stufe zu schwach. Hier könnte Aiways zukünftig sicher auch mit Software etwas nachhelfen…
Aiways U5 im Fahrtest
Aiways am Schnelllader
Natürlich habe ich den U5 auch am Schnelllader ausprobiert. Dazu habe ich die EVTec Ladesäulen von Gofast genutzt. Ich kam während zwei längeren Ladesessions auf eine maximale Leistung von 88kW. Die hält sich aber relativ lange sehr flach und erst etwas vor 50% SoC fällt diese linear ab bis hin auf 80%SoC wie die Leistung noch rund 50kW beträgt. Dort dann der Einbrauch bei mir auf 33kW. In 30 Minuten rund 30kWh nachgeladen, bei nicht sehr tiefem Ladestand ist vertretbar. Kein High-Performer aber reicht für die nächsten 150km.
Die Ladebuchse vorne links anzubringen, quasi ein Frontlader, ist eine spannende Option. Der Stecker ist auch 90° abgewinkelt und damit muss ja nach Stärke des HV-Kabels etwas «gemurkst» werden beim Einstecken. Bei Schnee und Eis im Winter, hätte ich wohl bessere Orte für die Ladebuchse gefunden.
Mit dem Frontlader Aiways bei GoFast
Aiways U5 lädt zu Hause (noch) langsam…
Der Aiways U5 Testwagen war noch mit dem einphasigen On-Board-Charger ausgerüstet. Das sind bis heute alle U5 die verkauft wurden, die nächste Lieferung beinhaltet dann den üblichen 11kW-Lader. Das heisst in meinem Test konnte ich an üblichen 11kW-Lädesaulen nur mit 3.6 kW Laden, so dauert beispielsweise die Ladung von 50% auf 100% fast 9 Stunden. So habe ich beim einem Anlass in der Kybunarena im Parkhaus geladen. Ich war 8 Stunden dort und konnte 26.6kWh nachladen. Die neuen Aiways U5 werden diese Energiemenge in weniger als 2.5h erreichen…
Lädt AC noch sehr langsam, der Aiways U5
Reichweite
Der Hersteller gibt nach WLTP 410km Reichweite an. Das die WLTP-Reichweiten für den Alltag zu hoch liegen, dürfte die regelmässigen Leser des Technikblogs mittlerweile wissen. Beim U5 hatte ich im Schnitt Verbräuche rund um 23 kWh/100km. Mit sehr viel Stadtanteil und wenig Autobahn knapp um die 20 kWh/100km. Also realistisch sind Reichweiten von etwas über 300km und mit viel Autobahnanteil, wie ich ihn gefahren bin, geht die Reichweite etwa auf 270-280km runter.
Fazit zum Aiways U5
Fazit
Der Aiways U5 bietet definitiv ein starkes Preis-Leistungspaket. Besonders positiv herausgestochen sind für mich der Innenraum und Fahreigenschaften, trotz Frontantrieb. Beim AC-Laden wird das grösste Manko mit dem neuen 3-Phasen-Lader behoben sein. Für Reisen mit einem Ladestopp hätte ich mit dem Aiways U5 keine Bedenken, bei Fahrten aus der Schweiz ans Meer mit mehreren Ladestops, dürfte der etwas höhere Verbrauch und die DC-Ladeleistung dann schon ins Gewicht fallen.
Wer also nicht vor hat, öfter längere Reisen damit hinzulegen, der dürfte hier ein mehr als anständiges Fahrzeug mit einer guten Ausstattung zu einem tollen Preis kriegen. Die generelle Qualität stimmt, der Preis auch und so bin ich sehr gespannt, wie der U5 im Schweizer Markt ankommt.
Den Aiways U5 gibt es in der Variante Xcite ab 39’900.- CHF.
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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