19. November 2021
6 Minuten zu lesen

Ford Mustang Mach-E im Test: Vom Muscle-Car zum Allrounder?

Wer Ford Mustang hört oder liest, der denkt in erster Linie sicher nicht an ein Elektroauto und auch kaum an einen Familienwagen. Genau das ist der Mustang Mach-E aber, ein reines Elektroauto das den Charme des Mustangs versucht zu erhalten und auch noch Familien tauglich ist. Das wollte ich selbst natürlich auch probieren und hatte zwei Wochen Zeit mich tiefer mit dem Fahrzeug zu befassen.

Mach-E im Video-Test

Für diejenigen die nicht gerne lesen, wieder mal ein seltenes und kurzgefasstes Video-Review von mir. In Schweizerdeutsch und damit nicht ganz verständlich für meine Leser im Norden 😉

Testfahrzeug: Mach-E extended

Der Ford Mustang Mach-E im Test ist eine AWD Variante, sprich ein Allradantrieb mit Dual Elektromotor. Die verbaute Batterie ist der sogenannte «extended range» mit 98.7kWh Bruttokapazität, rund 88kWh sind nutzbar. Der Dualmotor bringt gesamthaft 258kW auf die Strasse, was rund 346PS entspricht. Die gefahrene Ausstattung kostet 73’590.- CHF, der Grundpreis des Fahrzeugs ohne Zusatzkonfigurationen liegt bei 68’000.- CHF. Mit dem kleineren Akku und 2WD beginnt der Mustang bei 49’560.- CHF.

Der Testwagen ein Ford Mustang Mach-E4X
Der Testwagen ein Ford Mustang Mach-E4X

Innenraum

Beim Einsteigen in den Mach-E fallen zwei Dinge sofort auf. Einerseits das grosse und sehr dominante Display im Hochformat und natürlich das Mustang Logo auf dem Lenkrad. Dezent aber immer gut ersichtlich die Bang & Olufsen Logos auf den Lautsprecher-Abdeckungen und schöner Innenraum, dezent in schwarz gehalten und aufgepeppt mit roten Nähten. Das Auto gefällt mir so sehr gut, wenig Klavierlack und trotz 2m Körpergrösse viel Platz auf den Vordersitzen.

Auch auf der Rückbank ist genügend Platz für vorhanden. Wenn ich den Vordersitz auf mich einstelle, habe ich dahinter knapp noch Platz. Für Familien dürfte das problemlos ausreichend sein, zumal ich sich über dem Durchschnitt grossgewachsen bin. Auch Ford hat bei der Rückbank mitgedacht und USB-Ladebuchsen in den Abschluss der Mittelkonsole verbaut. ISO-fix gehört auch hier zum Standard für die beiden Sitze aussen.

Ladevolumen

Der Mustang Mach-E bietet zweimal Stauraum: Im Frunk kann man 100 Liter Stauvolumen erwarten, praktischerweise durch ein Trennelement separiert,welches man auch rausnehmen kann. Finde ich eine gelungene Idee, besonders um Ladekabel und andere Dinge einfach zu verstauen. Im Kofferraum hat man 400L Stauvolumen, unter dem doppelten Boden hat es nicht wirklich viel zusätzlichen Platz. Für Ferien dürfte das Auto je nach Anforderungen einer Familie gut auskommen – notfalls gibt es auch beim Mach-E die Möglichkeit einer Anhängerkupplung.

Mustang Mach-E im Praxistest

Positiv überrasch war ich vom grossen Display im Hochformat, das sich gerade im unteren Viertel mit schnellen Funktionstasten zu überzeugen wusste. Das im Display integrierte, haptische Drehrad für die Lautstärke finde ich einen richtige Hingucker und macht seine Dienste tadellos. Links und rechts daneben sind diverse Schnellbefehle abgelegt, für Klima, Sitzheizung etc. Sehr intuitiv und einfach bedienbar.

Darüber lässt sich dann in grossen Kacheln mit Zusatzinfos verschiedene Menüs abrufen und auch Wireless Apple Carplay ist möglich. Da hat sich Ford wirklich Mühe gemacht, die Gestaltung finde ich gelungen und wirkt nicht zu überladen. In den Einstellungen muss mich sich zuerst etwas zurechtfinden. Mit viel Liebe im Detail sind aber beispielsweise die Leistungsklassen für den Mustang als «Temperamentvoll», «Aktiv» oder «zahm» abgelegt. Solche Kleinigkeiten gefallen dem Autotester natürlich.

Aber genug vom Innenraum, wie fährt sich der Mustang Mach-E so? Das ein Elektroauto mit 351 PS und 580 Nm viel Freude bereitet dürfte klar sein. Den Sprint von null auf 100 km/h in 5,8 Sekunden ist auch eine Ansage. Der Mach-E4X (Mach-E mit Allradantrieb und Extended Range-Akku) bringt die volle Leistung auf den Boden. Dabei hilft natürlich der tiefe Schwerpunkt durch die Batterie im Fahrzeugboden. In engen Kurven merkt man dem Gefährt aber natürlich sein Gewicht an, drückt man hier zu stark aufs Pedal kommt er ins Rutschen.

Mustang Mach-E in Fahrt
Mustang Mach-E in Fahrt

Gelungen sind den Ingenieuren bei Ford zwei Dinge die auch im Menü übereinander einstellbar sind. Das wäre einerseits das One-Pedal-Drive. Dort wird dem Gaspedal so viel Verzögerungsleistung hinzugefügt, das bei leichtem Lupfen schon abgebremst (rekuperiert) wird. Damit ist Fahren mit nur einem Pedal in Perfektion möglich, die Abstimmung davon ist sehr gelungen und wirklich erwähnenswert. Das andere wäre der «Soundgenerator», welchen man für das Fahrgeräusch aktivieren kann. Mir persönlich wie zahlreichen anderen Mitfahrern hat dieser Generator tolle Dienste geleistet, ist natürlich Geschmacksache aber vom Feeling her sehr gelungen.

Tolle Farbe - Mach-E in rot
Tolle Farbe – Mach-E in rot

Kritikpunkte auf meiner Seite, die Türöffner mit einfach Tastern, welche die Türen dann entriegeln. Vor allem bei der Fahrertür hatte ich immer wieder Aussetzer. Das ich beim Einsteigen und auch beim Aussteigen noch manuell einen «Engine On/Off» Button drücken muss, empfand ich etwas altbacken. Vor allem wenn man diesen vergisst hupt der Mach-E beim Aussteigen. Sowas würde ich gerne in den Einstellungen deaktivieren können, eventuell ist das auch möglich – nur nicht gefunden. Das ist aber jammern auf hohem Niveau…

Verbrauch & Reichweite

Bezüglich Verbrauch und Reichweite würde man von einem Auto wie dem Mustang Mach-E gefühlt eher hohe Werte erwarten. So war zumindest meine Annahme und entsprechend war ich erstaunt über den niedrigen Verbrauch von 18kWh/100km in der ersten Testwoche. Das ist durchaus ein guter Wert im Vergleich zur Konkurrenz in der Fahrzeugklasse, in der zweiten Woche lag der Schnitt dann eher bei 20kWh/100km und im Mittel bei knapp über 19kWh/100km. Der höhere Verbrauch war mehr Autobahnanteil und noch tieferen Temperaturen geschuldet, trotzdem aber ein beachtlicher Wert und so kommt man mit dem Mach-E gute 420-450km weit, mit sparsamer Fahrweise und vor allem im wärmeren Sommer wohl gute 500km. Das sind gute Werte und machen den Mach-E damit auch zum guten Partner für längere Trips in die Sommerferien.

Mach-E an einem Schnelllader von gofast
Mach-E an einem Schnelllader von gofast

Mach-E am Schnelllader

Natürlich musste der Mustang Mach-E auch mehrmals an Schnelllader um seine Ladeleistung unter reellen Bedingungen zu beweisen. Für den extended Range Akku soll diese bei 150kW liegen. Bis 112kW habe ich erreicht, wobei man auch bemerken muss dass die Temperaturen während der gesamten Testzeit sehr tief waren. Ich habe diese Ladetest bewusst mit möglichst warmgefahrenem Akku gemacht, mehr lag aber nicht drin. Eine zweite Ladung mit eher kaltem Akku wurden innerhalb von 30min rund 49kWh nachgeladen, das ist eine durchschnittliche Leistung von 98kW. Das sind gute Werte und heisst man kann in einer halben Stunde 250km Reichweite nachladen.

Juice Charge Me, Solar Manager und Ford Mustang Mach-E
Juice Charge Me, Solar Manager und Ford Mustang Mach-E

Mach-E zu Hause laden

Wie alle Elektroautos die ich teste, habe ich auch den Mach-E zu Hause geladen und ausprobiert wie es in Zusammenspiel mit der PV-Anlage klappt. Den Mustang habe ich dabei bei meinem neusten Ladepunkt am Carport geladen, einem Juice Charger Me aus der Schweiz. Damit waren 11kW Ladeleistung möglich, im enorm seltenen Fall das Auto würde «leer» auf die Einfahrt geparkt werden, könnte der Mustang in 8 Stunden komplett geladen werden. Ich lade meistens PV-optimiert mit weniger Ladeleistung, so das möglichst viel Energie aus der Sonne kommt. Beim aktuellen Wetter etwas schwieriger, die Anbindung des Chargers hilft aber ihn intelligent mit Niedertarif zu nutzen.

Fazit zum Mach-E
Fazit zum Mach-E

Fazit

Alles in allem hatte ich während zwei Wochen lang richtig viel Freude am Ford Mustang Mach-E. Gerade die Allradvariante mit dem grossen Akku ist natürlich eine tolle Maschine, die wohl nur noch durch den neu erhältlichen Mach-E GT getoppt wird. Beim Mach-E hat man auch vom Platzangebot her gut Platz für eine Familie und trotzdem den Kompromiss zum Sportwagen. Ob der von Ford gewählte Namen «Mustang» hierfür der richtige war, dazu hatte ich schon genug Diskussionen während dem Test. Für mich zählt die gelungene Umsetzung des ersten vollelektrischen Fahrzeugs von Ford, die Spass macht und trotz viel Power und hohem Gewicht verhältnismässig sparsam gefahren werden kann.

2 Comments

  1. Jürg Steigmeier

    Endlich ist er da der Bericht 🙂
    Die Türen stören mich nicht. Mich enttäuscht die Kapazität im Winter ein bisschen. Aber es sind immernoch gut 350km drin. Im Sommer schaffe ich locker 450km. Ein gutes Fahrzeug meines Erachtens.

  2. Mathias Lippuner

    Hat dein Instrumentencluster vor dem Lenkrad auch so hochfrequente Fiepgeräusche gemacht, wie das beim Mach E von Michael Schmitt (dem Youtuber) der Fall ist? Ich habe sehr gute Ohren und so was wäre ein No Go für mich.

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