Mercedes EQA 250 im Alltagstest von einem Elektroauto-Neuling
Mit Sigi habe ich mich mehrmals darüber unterhalten, wie es wohl wäre wenn ich ihm mal ein Elektroauto hinstelle und er sich damit eine 10 Tage rumschlägt. Wichtig dabei: Sigi hat keine Elektroauto-Erfahrung und uns beiden ging es darum: Wie fühlt sich ein Neueinsteiger in der Elektromobilität zu Recht?
Hans
Nachdem mir der Schlüssel übergeben wurde und auf eine «Einführung» wegen Covid-19 verzichtet wurde, sass ich im Mercedes und suchte vergeblich den Ganghebel. Es gab auch keinen Knopf oder Rad welches ich bedienen konnte. Vielleicht muss man ja auch nur aufs Gaspedal treten. Es vergingen 2-3 Minuten bis mir das kleine Detail am Hebel, welcher normalerweise den Scheibenwischer betätigt, aufgefallen ist.
Wo ist der Ganghebel?
Spätestens jetzt ist klar, ich bin ein Elektroauto Newbie.
Bei diesem Test welchen ich dank Hans vom Technikblog durchführen durfte, geht es genau um einen «neuen» Elektroauto Fahrer und seine Fragen zu beantworten. Die wichtigste ist für mich, ist ein E-Auto wirklich so alltagstauglich wie so gerne gesagt wird? Mir ging es nicht um kWh, Ladeleistung, Akkukapazität und Verbrauch, sondern kann ich dieses Auto unkompliziert fahren und laden. Ich habe mir extra eine Woche ausgesucht, bei der ich mehrere Kilometer am Tag hinlegen kann, da ich verschiedene Kundentermine hatte. Für das Wochenende war eine Fahrt vom Aargau nach Davos geplant.
Auf der ersten Fahrt, von Zürich von der Firma Mercedes-Benz Automobil AG nach Zofingen, zu meinem Arbeitsort, fiel mir auf wie leise der Mercedes EQA 250 ist. Ich meine damit nicht das fehlende Motorengeräusch, sondern die Wind- und Abrollgeräusche, die man im Wageninneren so gut wie nicht hörte. Verglichen mit meinem BMW X3, den ich normal fahre, sind das extremen Unterschiede. Spontan kam mir diese Werbung aus den 90er Jahren in den Sinn.
Das Thema «Laden»
Ich hatte das Glück das es im Parkhaus, in dem ich parkiere, drei Ladestationen hat, dort konnte ich meinen Mercedes, gratis für Mitarbeiter, jeweils aufladen. Zwar nur mit 11 kW, dies ist eher langsam, abgesehen von der Haushaltssteckdose, welche noch viel langsamer ist.
Aus reiner Neugier, wie schnell den Schnellladen ist, habe ich auf der A3 an einer MOVE Ladestation den Mercedes angeschlossen und «getankt» mit 106 kW kam da rund 10x mehr Leistung als zu Hause oder am Arbeitsplatz raus. In nur 10 Minuten habe ich 100 Km geladen, hört sich jetzt kompliziert an, wenn ich mir aber vorstelle auf der Raststätte kurz aufs Klo zu gehen oder einen Espresso zu trinken und in dieser Zeit 100-200 Km zu laden geht das ja locker.
EQA am Schnelllader
EQA am Schnelllader
Langer Trip nach Davos
Die Fahrt nach Davos, ca. 400 km hin und zurück, habe ich relative planlos auf mich genommen, ich habe nur mal kurz geschaut ob Davos überhaupt Ladestation hat und das war’s. Das Navi sagte mir das ich mit etwa 25 % in Davos ankommen werde, hier wurde offensichtlich die Steigung in die Berge und dadurch der höhere Verbrauch schon eingerechnet. Für die Rückfahrt schlug mir der Mercedes schon eine Ladestation vor und wie lange ich Laden muss, um wieder nach Hause zu kommen. Dies war dann aber gar nicht nötig, auf dem Parkplatz des Kongresszentrums, welchen ich nütze, um ein Spiel des HC Davos zu schauen, hatte es mehrere Ladestationen und ich konnte das Auto vor dem Spiel, während dem Essen, aufladen. Hier gefiel mir das man «nur» 2 Stunden parken darf.
öffentlich Laden klappt ganz gut
Als Elektroauto Neuling habe ich mir die Frage gestellt, wie lange lassen andere wohl Ihr Auto auf diesen Parkplätzen? Für mich ist klar, so lange geladen wird stehe ich da, danach parke ich um. Wie handhabt ihr das?
Apropos Navi bzw. das Entertainment System MBUX von Mercedes hat ziemlich viel drauf. Was ich schnell zu schätzen lernte war die AR Sicht, welche mir genau sagt in welche Strasse, welche Kreisel ausfahrt usw. ich nehmen soll.
Die Frontkamera stellt sich automatisch an, wenn man auf eine Kreuzung, Abbiegung oder ein Rotlicht fährt. Steht man zuvorderst am Rotlicht gibt es oft die Situation, das man sich nach vorne beugen muss, um das Lichtsignal zu sehen, dies ist mit dem Mercedes hinfällig geworden.
Der Geschwindigkeitsassistent wechselt automatisch auf die jeweilige vorgegeben Geschwindigkeit, nicht nur das, wenn man mit 120 km/h auf eine Autobahnausfahrt zufährt wird die Geschwindigkeit reduziert, alles vollautomatisch. Da kommt das erste Autonomes fahren Feeling auf.
Über die Schaltwippen (normalerweise um hoch oder runter zu schalten) kann man die Intensität der Leistung, die in den Akku zurückgespiesen wird einstellen. Mann kann das Auto also ganz normal fahren und abbremsen oder man lässt es bremsen in dem man einfach ab dem Gas geht und Energie zurückgewinnt. Dies führt zu einem ganz anderen Fahrverhalten, man nützt die Bremse dann nur noch für den Stillstand oder wenn es wirklich schnell gehen muss.
Wenn man in das Auto einsteigt, merkt man wie solid und gute es gebaut ist, es ist halt ein Mercedes und das merkt man ihm an. Das Bild, das ich vom Mercedes hatte, stimmt so nicht mehr. Es ist nicht mehr das «Grossvater» Auto von früher, der EQA 250 ist sportlich, sieht grossartig aus und macht absolut Spass. Hier ein paar Impressionen:
Der Mercedes EQA 250 hat alles drin was man von einem modernen Auto erwartet, sogar noch mehr.
Über die zugehörige Mercedes Me App kann sehr viel eingestellt und angepasst werden, Warnung angezeigt und gezielte Aktionen automatisch erledigt werden.
Mercedes Me App
Mercedes Me App
Noch ein paar Daten zum Auto:
Mercedes EQA 250
Leistung: 140 kW (190 PS)
Verbrauch: 15,7 kWh/100 Km (Davos Retour 17.4 kWh/100km)
Reichweite WTLP: 426 Km
Grundpreis: 48’900 CHF
Getestetes Model: 65’400 CHF
Mein Fazit zum Mercedes EQA 250 und ein Woche Elektrofahrt
Es ist problemlos in der Schweiz mit einem Elektroauto zu fahren und es aufzuladen. Am optimalsten natürlich zu Hause über den Solarstrom, aber auch mit dem «normalen» Strom kommt es immer noch günstiger als der Diesel oder Benzin im Moment kostet. Wie weit der EQA kommt, mit einer Akkufüllung kann ich gar nicht genau sagen, aber es spielte für mich keine Rolle, da ich die Möglichkeit hatte immer zu laden, wenn ich es benötigte (und dabei eine andere Tätigkeit machen konnte, arbeiten, Kaffee trinken, essen…) 90% der Schweizer fahren pro Tag weniger als 50 Km, wenn man das Auto somit jeden Abend lädt, was wir ja beim Telefon auch machen, gibt es höchstens noch die grössen Touren, wie Ferien, die ein bisschen eine bessere Planung benötigen, aber auch hier helfen euch App’s wie die MOVE App oder bei Mercedes das Navi und sagen euch, wo ihr laden könnt.
Sigis Fazit zum Mercedes EQA
Was mir negativ auffällt (dies ist aber wirklich gesucht) ist der billig tönende Blinker oder das eher laute aufklappen der Rückwärtsfahrkamera.
Wie toll das Fahren in einem Elektroauto ist erfuhr ich eigentlich erst als ich wieder mit meinem BMW fuhr, wie verzögernd er auf das Gaspedal reagiert und wie laut er eigentlich ist. Irgendwie kam mir das Wort Traktor in den Sinn.
Ob ich ein Elektro-Auto fahren würde? Ja sofort!
Sogar einen Mercedes? Ja, dies wäre meine erste Wahl!
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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