28. September 2021
7 Minuten zu lesen

Tesla Model Y ist im ersten Test: Effizienzkönig seiner Klasse

Das Tesla Model Y war mit der Lancierung in der Schweiz hier schon die letzten Wochen ein grosses Thema. Dann habe ich dazu das Thema mit der begrenzten Zuladung thematisiert, wobei der Ursprung diesbezüglich noch nicht klar ist und mir auch Tesla nicht weiterhelfen konnte. Mein Kollege Christian hat dann von seinem Model Y etwas berichtet und nun darf ich nach mehreren hundert Kilometern auch noch meine erste Eindrücke zum Besten geben:

Tesla Model Y im Test
Tesla Model Y im Test

Testwagen: Tesla Model Y LR aus Shanghai

Die aktuellen Tesla Model Y die in Europa ausgeliefert werden kommen alle aus der Gigafactory in Shanghai. Dabei fokussiert man erstmals auf die Long Range Variante mit den LG Chem Zellen mit 75kWh Batteriekapazität. Viel Konfigurationsspielraum gibt es bei Tesla wie üblich nicht, so hatte ich ein MY in Deep Blue Metallic und den neu üblichen mattschwarzen Zierleisten. Sieht absolut top aus, die Farbe gefällt mir sehr gut. Gegenüber dem Model 3 fällt seitlich aber auf, das nicht mehr alles lackiert wurde sondern auch matte Kunststoffelemente verwendet werden.

Der Innenraum des Testwagens war in schwarz (weiss wäre die andere Option) und die Räder sind die 19″ Gemini Felgen mit Radabdeckungen. Diese Kunststoff-Abdeckungen lassen sich einfach abnehmen, sollte das optisch jemandem nicht gefallen.

Tesla Model Y
Tesla Model Y

Verarbeitung

Bisher waren alle meine getesteten Teslas, angefangen beim Model X, dem Model S und natürlich dem Model 3 ausnahmslos aus US-Produktion. Das Model Y ist nun der erste Tesla den ich länger fahren durfte aus der Gigafactory in Shanghai. Die Verarbeitungsqualität hat in meinen Augen dabei deutlich zugenommen. Wenn man Scharniere, Spaltmasse und so weiter prüft, sind das merkliche Verbesserungen. Die Holz-Zierleiste klapperte bei mir ein wenig, ansonsten Hut ab, wirklich meckern kann man da wenig.

Innenraum des Model Y
Innenraum des Model Y

Innenraum

Wer das Model 3 kennt dürfte vom Model Y kaum überrascht werden. Alles etwas den grösseren Dimensionen in der Höhe angepasst, aber ansonsten sehr ähnlich. Als Fahrer fühle ich mich im Model Y massiv wohler, aufrechtere Sitzposition und gerade für sehr gross-gewachsene massiv bequemer. Die Sitze sind elektrisch verstellbar und die Positionen kann man Fahrerprofilen zuweisen. Das ist toll gemacht. Die Sitze sind grundsätzlich okay, einziges Manko, das vegane Leder wird schnell warm und man schwitzt, das fiel mir schnell auf. Das im Innern auf mehr Mattschwarz gesetzt wird statt Klavierlack begrüsse ich ebenfalls sehr.

Rückbank mit viel Platz
Rückbank mit viel Platz

Auf der Rückbank nun gerade im Vergleich zum Model 3 deutlich mehr Platz und angenehme Sitzposition. Schätze bis etwa 1.8m oder 1.85m sehr bequem, darüber hat schlägt man den Kopf an die «Abschlusskante» des Glasdachs sofern man sich zurücklehnt. Die drei Sitze auf der Rückbank sind für 2 Kindersitze gut geeignet, dazwischen wird es dann eng.

Da wir gerade über den Platz sprechen, die 7-Plätzer Variante sehe ich als reine «Notlösung». Sprich 5 Personen haben gut Platz im Fahrzeug. Wenn man sich den verfügbaren Platz im Kofferraum anschaut für die 7-Plätzer Variante, glaube ich diese 2 Zusatzsitze werden nur für Notfälle und kleine Ausflüge nutzbar sein. Nicht für den Alltag, vielleicht straft mich Tesla mit dem Release des 7-Plätzers, wenn Sie irgendwie aus Zauberhand noch mehr Platz finden…

Kofferraum (Frunk & Trunk)

Das Platzangebot im Model Y wirklich top. Der Kofferraum geräumig, unter dem ebenen Doppelboden befindet sich noch massig zusätzlicher Stauraum und die Seitentaschen sind auch gross. Wie bei jedem Tesla gibt es auch einen Frunk, die Ablage unter der Motorhaube ist hier noch grösser als im Model 3. Also an Platz mangelt es definitiv nicht, sollte sich die begrenzte Zuladungsmenge als «Fehler bei der ECE-Homologation» herausstellen, kann man dieses Volumen ach vollends nutzen.

Tesla Model Y in der App
Tesla Model Y in der App

Connectivity

Hier ist Tesla absolut marktführend, die mittlerweile mit einem Redesign versehene Tesla-App lässt wenig Wünsche offen. Man hat viele Zugriffsmöglichkeiten auf das Fahrzeug, kann es sogar durch «Herbeirufen» aus der Parklücke fahren und über die App Klimatisieren, Frunk/Trunk öffnen, die Scheiben öffnen und vieles vieles mehr. Für Drittapps gibt es die Tesla-API, worüber viele Zusatzinformationen und Fahrdaten in realtime abgefragt werden können. Für Geeks natürlich eine gefundene Spielerei und für viele Statistiken und Auswertungen hilfreich.

Tesla Model Y aus dem Weitwinkel...
Tesla Model Y aus dem Weitwinkel…

Erste Fahreindrücke

Wer das Model 3 kennt wird vom Model Y nicht gross überrascht sein, das dürfte auch niemanden erstaunen. Das Model Y fährt sich trotz hoher Bauweise sehr ähnlich wie ein M3 und ist definitiv sportlich ausgelegt. Gerade die Abstimmung empfand ich eher hart und sehr sportlich, das würde man von einem «SUV» mehr Dämpfung erwarten. Daher empfehle ich jedem Interessenten eine Probefahrt mit dem Fahrzeug zu machen, hier bietet Tesla solche Slots in Ihren Stores an. Die Doppelverglasung vorne macht das Fahrzeug leiser als ältere Modelle, im Vergleich zur Konkurrenz empfand ich es im Mittelfeld. Was Beschleunigung und Fahrspass angeht ist das Model Y ganz auf der Linie seiner S,X und 3-Vorgänger: Viel Power, viel Drehmoment und gute Traktionskontrolle vermitteln einfach viel Freude.

Im Top-Segment ist bei Fahrten natürlich die Ladeplanung in Abstimmung mit den hauseigenem Supercharger Netzwerk. Da macht man Tesla nach wie vor nichts vor, Ziele werden eingegeben und man fährt los. Die Ladestops werden automatisch und sehr genau geplant. Einziges Manko und im Vergleich zur Konkurrenz natürlich jammern auf hohem Niveau: Zwischenstops sind auch bei Tesla noch nicht möglich. Für den Umsteiger aber sicher ein Sorglos-Paket das einfach funktioniert.

Ampelerkennung
Ampelerkennung

Ich komme gut mit dem Tesla Bedienkonzept zurecht, wünsche mir da und dort noch einen physischen Knopf, aber es funktioniert. Für mich immer wieder ungewohnt ist die Geschwindigkeitsanzeige mittig, nach einigen hundert Kilometer gewöhnt man sich aber gut daran. Zum Fahrassistent muss ich sagen, jedes mal wenn ich wieder einen Tesla teste spürt man merkliche Verbesserungen. Immer noch Verbesserungswürdig ist die Schilderkennung mit Tempolimiten, dafür ist aber die Fahrzeugerkennung und das Mitfahren im Verkehr einfach eindrücklich. Was ich bisher noch nicht kannte und als grossgewachsener mit eingeschränktem Sichtfeld gegen oben absolut grossartig finde: Die Statuserkennung von Verkehrsampeln, wirklich toll.

Tesla kommuniziert kein Ladevolumen für den Kofferraum selbst, nur mit heruntergeklappten Sitzen. Ich muss hier aber auch nochmals das Ladevolumen in meinen ersten Eindrücken loben. Im Kofferraum ist massig Platz, unter dem doppelten Boden noch mehr und in den Seitenfächern. Da sind Familienferien wirklich kein Problem und der Frunk ist auch noch da.

Model Y an der PV-Anlage mit Easee & Solar Manager laden
Model Y an der PV-Anlage mit Easee & Solar Manager laden

Tesla Model Y zu Hause laden

Das Model Y verfügt wie praktisch alle neuen Fahrzeuge auf dem Markt über einen 11kW On-Board-Charger. Dieser erlaubt es das Auto in 7 Stunden komplett voll zu laden, sollte der enorm unwahrscheinliche Fall eintreffen, das Auto käme komplett leer in die Garage. Üblicher sind Ladungen über Nacht oder tagsüber, bei mir natürlich mit Strom vom eigenen Dach und geregelt ins Model Y.

Model Y am SuC
Model Y am SuC

Tesla Model Y am Schnelllader

Kurze Fahrzeugtests in den Alltag einzubauen sind immer etwas anspruchsvoll und ich bereite mich jeweils etwas vor. Beim Model Y plante ich da explizit einige Termine um es ziemlich leer direkt am Supercharger in Dietikon aufladen zu können. Kleiner Fauxpas auf meiner Seite, in Dietikon sind noch alles V2 Stalls und keine V3 Lader mit der höheren Ladeleistung. Die Ladekurve (in blau) begann bei mir unter 150kW (erste Session brach ich ab weil ich von einem Fehler ausging). Ein Bekannter mit einem Model Y konnte mir dann seine Ladekurve noch schicken und anbei der Vergleich, die LG Chem Akkus haben nur sehr kurz hohe Ladeleistungen und pendeln sich zwischen 100 und 150kW ein bis rund 50% SoC. Danach flacht es schnell ab. Kombiniert mit der Effizienz des Fahrzeugs lädt das Model Y aber gegenüber Marktkonkurrenten sehr schnell nach (km/min).

Ladekurve des Tesla Model Y an SuC V2 und V3

Effizienz

Während meiner gesamten Testzeit konnte ich einen durchschnittlichen Verbrauch von 16.3kWh/100km (163Wh/km) ermitteln. Dieser Wert ist direkt ab dem Boardcomputer von Tesla, dabei war ich keineswegs besonders sparsam unterwegs und machte mehr als 60% Autobahn-Kilometer. Das ist sehr eindrücklich und ein absoluter rekordverdächtiger Wert.

Effizienzkönig Model Y
Effizienzkönig Model Y

Fazit

Das waren jetzt wenige Tage mit dem Model Y aber genug für einen ersten Eindruck. Wie schon angetönt schätze ich das Model Y als effizientestes Fahrzeug auf dem Markt in Relation zum Stauraum ein. Das ist wirklich eindrücklich wie effizient man damit unterwegs ist. Für mich ebenfalls eine grosse Erkenntnis, die Verarbeitungsqualität aus Shanghai übertrifft jene aus den USA deutlich und bezüglich Infotainment, Connectivity, Power und Effizienz bleibt Tesla sicher marktführend.

Das Model Y gibt es ab 62’000.- CHF direkt bei tesla.com.

12 Comments

  1. Jörg

    Hi Hans,
    wirklich schöner Artikel!

    Haben unser Model 3 jetzt fast auf den Tag zwei Jahre – vielleicht kommt irgendwann ja noch ein Model Y dazu, wer weiss. Platz kann man ja nie genug haben…

    Aber ist die Beinfreiheit auf den Rücksitzen wirklich so viel größer als beim Model 3? Würde mich mal interessieren, wieviel Platz hinten noch ist, sobald die Vordersitze ganz nach hinten gestellt werden (natürlich bei aufrechter Rückenlehne). Da ist beim Model 3 nicht mehr so viel übrig…

    Viele Grüße
    Jörg

  2. Pascal

    Danke für den informativen und ausgewogenen Artikel.
    Beim Testsitzen im Tesla-Showroom war ich auch beeindruckt, dass man im Fond die Beine weit unter die Vordersitze strecken kann.
    Wo kann Tesla etwas vom I.D. 4 lernen?

    • Hans

      Im direkten Vergleich was mir schnell aufgefallen ist: Sitze, Fahrwerkabstimmung und Dämmung, es ist im ID.4 leiser was Windgeräusche anbelangt. Beide Fahrzeuge haben Ihre Vorteile, finde ich gut so.

  3. Der andere Hans

    du schreibst: «sollte sich die begrenzte Zuladungsmenge als “Fehler bei der ECE-Homologation” herausstellen…»

    Gibt es dafür irgendwelche Hinweise oder ist das nur Wunschdenken?

    Ein Vergleich I.D4 zu Tesla Y wäre natürlich auch schön. Gerade auch im Hinblich auf den verfügbaren Platz.

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