Nach dem Kompaktmodell ID.3, das ich schon ausführlich getestet habe, ist der ID.4 das zweite Modell auf dem modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) und zugleich das erste vollelektrische SUV der Marke. Der ID.4 startet in das grösste Marktsegment der Welt, die der Kompakt-SUVs und ist zugleich das erste E-Weltauto von Volkswagen: Er wird nicht nur in Deutschland produziert, sondern auch in China und den USA. Zum Start gibt es zwei ID.4 Modelle: Den ID.4 1ST und 1ST Max, später wird es dann acht vorkonfigurierte Modelle zu bestellen geben. Die günstigste Ausführung mit der kleineren Batterie beginnt bei 39’000.- CHF.
ID.4 1ST Max als Testwagen
Der hier getestete Wagen ist ein vollausgestatteter ID.4 der 1ST Edition (Max). Nachfolgend einige wichtige Eckpunkte:
Motor mit Heckantrieb und 150kW (204PS) Leistung
500km Reichweite nach WLTP Zyklus
82 kWh Batterie (77 kWh nutzbar)
125 kW DC & 11 kW AC Ladeleistung
Anhängerkupplung mit Anhängelast von 750 kg ungebremst, 1‘000 kg gebremst
AR Head-Up-Display
IQ.LIGHT Matrix-Scheinwerfermodul
Travel Assist mit automatischer Distanzregelung
Video
Beim ID.4 gibt es eine kleine Videopremiere. Zusammen mit Pascal von iNeedContent haben wir den Tag versucht möglichst optimal auszunutzen und ein Video erstellt. Bin gespannt, wie das ankommt und ob wir das wieder einmal machen sollten:
Innenraum
Der Innenraum des ID.4 sieht auf den ersten Blick genau so aus wie jener des kleinen Bruders ID.3. Es kommen aber deutlich edlere Materialien zum Zug, besonders bei Türverkleidung, Armaturenbrett und den Sitzen. Was bleibt ist das dominante Display in der Mitte des Armaturenbretts. VW geht hier konsequent den Weg von weniger physischen Tasten aber mit einigen Schnellzugriffen, ein Mittelweg der mir persönlich passt. Temperatur oder Lautstärke lassen sich schnell und einfach verstellen. Dasselbe gilt für Fahrassistenzsysteme und Steuerung über das Lenkrad.
Auch als gross gewachsener Mann mit fast 2m Körpergrösse hat man bequem Platz im geräumigen ID.4. Gegenüber dem Panorama-Glasdach bleiben einige Zentimeter Kopffreiheit und das bei angenehm aufrechter Sitzposition. Die Sportsitze mit veganen Sitzbezügen passen zum eingeschlagenen Weg von Volkswagen die ID Fahrzeuge bilanziell komplett klimaneutral zu produzieren.
Dank dem langen Radstand hat man erstaunlich viel Platz im Innenraum. Einerseits für die Personen vorne aber vor allem spürbar auf der Rückbank. Im nachfolgenden Bild ist der Vordersitz auf meine Grösse eingestellt, trotz dem könnte ich selbst hinten gut Platz nehmen und hätte noch Beinfreiheit. Das ist wirklich sehr geräumig und auch hinten gibt es bequeme Sitze im passenden Design. Der fehlende Mitteltunnel bietet entsprechend Platz und auch mittig eine eigene Klimaautomatik, sowie zwei USB-C Ladebuchsen.
Im Kofferraum steht ein Ladevolumen von 543 Liter zur Verfügung. Klappt man die Rückbank nach unten kann man den Laderaum auf satte 1575 Liter erweitern. Der Kofferraum ist mit einem doppelten Boden versehen, dieser lässt sich versenken oder entfernen. Unter dem «zweiten» Boden hat es noch ein kleines, zusätzliches Fach. Dieses bietet genügen Stauraum für Ladekabel. Einen Frunk hat der ID.4 wie der ID.3 nicht, was ich auf Grund der kurzen Frontpartie verständlich finde.
Konnektivität
Auch der ID.4 ist «fully connected» und lässt sich dank eingebauter SIM-Karte direkt in die WeConnect Umgebung von Volkswagen einfügen. Über die App können Fahrzeugdaten abgerufen werden, wie aktueller Ladestand oder bequem die Standheizung aktivieren. Man kann auch Ziele ans Navigationsgerät schicken oder einen Zielwert für die Ladung vorgeben. Mit «Hallo ID.» lässt sich die Sprachbedienung aktivieren und Befehle für die Klimaautomatik, das Telefon oder auch für die Navigation absetzen. Für mich besonders toll, der ID.4 bietet von Haus aus Apple Carplay an. Dies sogar in der Wireless Variante über einen Hotspot, das heisst iPhone in die kabellose Ladeschale legen und die komplette Bedienung über den mittigen Touchscreen vornehmen.
Mit dem ID.4 unterwegs
Normalerweise teste ich Elektroautos für ausführliche Testberichte deutlich länger, als es an diesem eintägigen Event der Fall war. Trotzdem lasse ich gerne ein paar Eindrücke da. Der Volkswagen ID.4 kommt in der 1ST Max Edition mit zahlreichen Assistenzsystemen. Für mich als ID.3 Fahrer waren diese schon bestens bekannt und funktionierten auch entsprechend gleich. Besonders interessant der «Travel Assist» mit automatischer Distanzregelung und Spurhalteassistent. Damit lässt es sich einfach durch den Verkehr gleiten, vor allem auch auf der Autobahn und ausserorts. Das System erkennt Geschwindigkeitsangaben und verzögert und beschleunigt selbstständig. Zudem hält sich der ID.4 selbst in der Fahrspur und bremst bei engen Kurven oder Kreiseln selbst ab.
Ein Highlight im ID.4 wie im ID.3 nach Updates ist das AR Head-Up-Display. Dieses blendet Informationen auf die Frontscheibe, so dass man als Fahrer für Navigationshinweise oder Geschwindigkeitsangaben und -begrenzungen gar nicht mehr wegblicken muss. Das besondere an VWs Umsetzung mit Augmented Reality: Hinweise werden gefühlt in 3 bis 10 Meter Entfernung projiziert. Navigationshinweise werden direkt ins Strassenbild eingeblendet, wie auch Markierungen des Abstandsregelungssystems und vom Spurhalteassistent. Ich kenne es bereits vom ID.3 und finde es einfach sehr angenehm so zu fahren.
Der ID.4 ist natürlich deutlich grösser als der kleine Bruder ID.3. Dank dem Elektroantrieb merkt man ihm die Masse aber kaum an, das Auto liegt ruhig und sicher auf der Strasse. Dabei fällt im Schnee der Hinterradantrieb natürlich auf, das ESP regelt hier sehr aktiv mit. Die Vorderräder haben dank dem Antrieb auf der Hinterradachse einen grossen Einschlag und entsprechend wendig lässt sich der Kompakt SUV fahren. Der ID.4 hat wie der ID.3 auch die zwei Fahrmodi «D» und «B». Während in D kaum rekuperiert wird und sicher ID.4 wie ein Verbrenner fahren lässt (ohne Bedienung des Gaspedals gleitet das Fahrzeug dahin) wird im B-Modus abgebremst. Das heisst, leichtes Lupfen des Pedals führt zur Rekuperation und damit einer Verzögerung des Fahrzeugs. Diese ist leider nicht einstellbar und eher schwach, dafür wird beim Bremsen zuerst rekuperiert bevor die Bremszangen einsetzen.
Endlich mit Anhängerkupplung
Ich hatte bisher immer ein Fahrzeug mit Anhängerkopplung und diese ist auch auf meiner Anforderungsliste für ein neues Familienauto. Im Kofferraum des ID.4 findet sich ein kleiner, unscheinbarer Schalter auf der rechten Seite. Dieser lässt die Anhängerkupplung elektrisch entriegeln und von Hand kann diese dann eingerastet werden. Sie bietet eine Anhängelast von 750kg ungebremst und bis 1000kg gebremst. Das ist ideal für meine Anforderungen, für Leute mit einem Wohnwagen aber zu wenig. Auf die Dachrelinge kann zusätzlich noch 75kg Last verstaut werden. Damit festigt sich mein Eindruck, dass mit dem ID.4 grosse Familienferien mit Dachbox und Fahrradträger auf der Anhängerkupplung problemlos möglich sind.
ID.4 unterwegs und daheim Laden
Der ID.4 verfügt über einen 11kW AC Lader wie es mittlerweile fast zum Standard gehört. Der ID.3 hat dasselbe Ladegerät, damit lässt sich der ID.4 mit der 77kWh Batterie in 7 Stunden an der Wallbox aufladen, sofern er komplett leer sein sollte. Also problemlos über Nacht machbar. Für unterwegs ist ein 125kW DC Lader verbaut, dieser ermöglicht es an Ladesäulen, welche auch die Leistung bereitstellen, innerhalb von 30min rund 300km Reichweite zu laden. So gibt es Volkswagen an, in einem Test an einem Tag ist eine solche Testladung mit tiefem Ladestand und warmem Akku so nicht möglich gewesen. Ladetests werde ich dann nachholen, wenn der ID.4 in der Schweiz offiziell erhältlich ist.
Reichweite
Zur Reichweite kann ich schon einige Angaben liefern nach einem Tag. Bei Schnee und Temperaturen um den Nullpunkt hatte ich über die rund 300km die ich während des Tests zurückgelegt hatte, einen Verbrauch von 21.7kWh/100km. Dieser Mittelwert würde aktuell rund eine Reichweite von etwa 360km bedeuten. Das ist gerade im direkten Vergleich mit dem Audi e-tron mehr, wenn auch der e-tron etwas grösser ist. Vom Verbrauch bin ich positiv überrascht, schliesslich musste die Heizung am Testtag viel Arbeit verrichten. Auf Wert bei Temperaturen über 15°C bin ich gespannt, ich schätze 420-450km sollen drin liegen.
Fazit
Das war ein kurzer und intensiver Test mit dem VW ID.4 und ich habe versucht, so viele Eindrücke wie möglich weiterzugeben. Der ID.4 ermöglicht die Montage einer Dachbox, hat eine ausklappbare Anhängerkupplung und bietet viel Stauraum. Für die Insassen ist Dank dem langem Radstand viel Platz vorhanden. Dank 77kWh Batterie mit hoher Ladeleistung passt es auch mit der Reichweite für längere Reisen als Familien, diese Punkte haben mich absolut überzeugt. Wie gefällt euch der ID.4 von VW?
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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