Mit dem VW ID.3 auf der E-Grand Tour of Switzerland – rein elektrisch in den Alpen
Letzte Woche durfte ich endlich den langersehnten VW ID.3 entgegennehmen. Das Wochenende nahm ich mir Zeit, mit dem neuen Elektroauto gleich einige Teil der «Grand Tour of Switzerland» zu fahren. Der ID. 3 1ST ist das erste Fahrzeug des Volkswagen Konzerns auf der hauseigenen MEB-Plattform. Auf jener werden zahlreiche weitere Elektroautos aufsetzen wie der ID.4 oder Skoda Enyaq und den Konzern definitiv ins Elektromobilitäts-Zeitalter hieven. Wie ich die Tour erlebt habe und einige Details zum Auto gibt es in diesem Artikel.
VW ID.3 1ST Max Pro Performance
Die von VW sogenannten «First Mover» erhalten den ID.3 1ST, in diesem Fall die Max Version, also ein Pro Performance Modell. Hier einige Daten zu diesem Fahrzeug:
Batteriekapazität: 58kWh
Motorleistung von 150kW (204PS) mit Heckantrieb
maximales Drehmoment von 310Nm
AC-Ladeleistung von 11kW und DC 100kW
WLTP Reichweite von 426km
Head-up-Display (AR)
grosses Panoramadach
Fahrassistent „Travel Assist“ inklusive Spurwechselassistent „Side Assist“ und „Emergency Assist“
elektrische Vordersitze mit Massagefunktion.
Klimaneutrale Fertigung. Volkswagen baut den ID.3 bilanziell kli-maneutral.
Grand Tour of Switzerland
Die Grand Tour of Switzerland vereint die verschiedene Highlights der Schweiz auf einer Reise rund um die Schweiz. Die komplette Route Route beinhaltet über 44 Highlights und ist verteilt auf 10 Etappen. Ich habe in zwei Tagen die Etappe von Appenzell nach St. Moritz gemacht. Sowie jene von St. Moritz bis Lugano (fast) und einen Teil der nachfolgenden Etappe. Von den fünf Alpenpässen auf der gesamten Route, bin deren vier gefahren (Flüela, Julier, San Bernardino, Gotthard). Details zur Grand Tour of Switzerland gibt es bei MySwitzerland und auch zur E-Grand Tour mit Details bezüglich Laden.
Tag 1: Appenzell bis St. Moritz mit dem ID.3
Am ersten Tag habe ich die Anreise nach St. Gallen auf der Autobahn gemacht um möglichst schnell dort loslegen zu können. Von da aus ging es dann sofort Richtung Appenzell und alles weitere ohne Autobahn. Erster Stopp für mich war der grosse Parkplatz mit Solarkraftwerk am Kronberg. Danach ging es hoch auf die Schwägalp und zum zum ersten Highlight auf der Grand Tour Etappe, dem Säntis. Das Wetter war noch nicht ganz auf meiner Seite.
Von der Schwägalp ging es weiter auf wunderschönen Strassen und tollen Aussichten über Unterwasser, Wildhaus, bis nach Vaduz. Von dort habe ich die Route kurz verlassen und bin absichtlich auf die Autobahn um am Ionity Schnelllader an der Raststätte Heidiland nachzuladen. Das war soweit ideal, weil ich das mit Mittagessen verbinden konnte. Ich bin mit 10% Restreichweite angekommen, leider gab es nach rund 10min einen Ladeabbruch durch die Säule, dank App aber schnell gemerkt. Zur Ladeleistung kann ich entsprechend nichts verlässliches sagen, das kommt beim Heimweg. Bis dahin hatte ich 230km zurückgelegt, Schnittverbrauch bis dahin von 21.5kWh/100km.
Weiter ging es dann Richtung Maienfeld und jetzt fing der Spass richtig an. Hier geht es die Strassen hoch bis nach Schiers und schlussendlich bis nach Davos. Das Wetter meinte es ab jetzt besser mit mir und bei fast jedem kurzen Stopp wurde ich angesprochen. Das Auto fällt auf und Fragen zur E-Mobilität beantworte ich natürlich gerne. Der grosse Parkplatz am See ist übrigens mit zwei 50kW Ladern ausgestattet, so soll das sein.
Nächster grosser Ort den es anzupeilen gab ist Zernez. Im Winter nimmt man für diese Strecke üblicherweise den Autoverlad Vereina, ich wollte natürlich den ersten grossen Pass der Grand Tour fahren – den Flüela. Auf der Passhöhe mit 2383m ü. M. herrschten Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.
Der ID.3 verhielt sich auf dem Pass hervorragend, besonders der lange Randstand und die 150kW Leistung kombiniert mit viel Drehmoment machen viel Spass. Der Randstand hilft dass das Auto sehr ruhig liegt zusammen mit dem tiefen Schwerpunkt dank der Batterie im Boden. Dank Hinterradantrieb hat das Auto auch einen sehr engen Wendekreis wie ein Kleinwagen.
Von Zernez aus waren es dann sehr ruhige und angenehme Kilometer im Engadin bis nach St. Moritz. An einigen schönen Ortschaften vorbei, die auch für kurze Stops sehr lohnenswert waren. In St. Moritz selbst ging es direkt ins Hotel, als Reisevorbereitung hatte ich mir ein Zimmer im Randolins gebucht. Die Wahl fiel auf dieses Hotel weil ich mit einem Filter nach Hotels mit Ladestationen gesucht hatte und mich Preis-/Leistungsverhältnis überzeugte. Kann ich also nur empfehlen, hatte gut gegessen, geschlafen und den ID.3 über Nacht aufgeladen.
Der erste Tag mit total 362km hatte einen Verbrauch von 22.3kWh/100km, Temperaturen von -2.5°C bis 6°C, Startpunkt 340m ü. M. mit Zielpunkt auf 1820m.
Tag 2: Drei grosse Pässe mit dem ID.3
Der zweite Tag lag klar im Fokus von drei grossen Pässen die ich fahren wollte. Der erste lag gleich nach dem Frühstück an, als ich St. Moritz verliess und den Julierpass bis auf 2284m hochgefahren bin. Da hatte ich die kältesten Temperaturen auf der Tour, noch früh am Morgen war es -8°C und natürlich Schnee. Die Strassen waren aber alle befreit und dem Fahrpass tat dies keinen Abbruch.
Vom Julierpass her ging es weiter bis zu einem kurzen Stopp am Lai da Marmorera, ein Stausee der vom EWZ betrieben wird und eine tolle Aussicht bietet
Weiter ging es über Albula nach Thusis und dann zum ersten längeren Halt auf der ganzen Tour. Die Viamala-Schlucht ist ein weiteres Grand Tour of Switzerland Highlight und den Eintritt für die Begehung habe ich gerne bezahlt. Kann die Schlucht also empfehlen und für allem für jene die auch gerne Fotografieren ein super Spot.
Von der Viamala aus ging es weiter auf den San Bernardino, dieser Pass mein persönliches Highlight der ganzen Tour. Bei strahlend blauem Himmel kam ich auf dem 2066m hohen Gipfel an. Was für eine Aussicht, trotz eisiger Kälte an absoluter Genuss und auch da wieder einige tolle Gespräche zum Fahrzeug. Erstaunlich wie wenig die Leute der Elektromobilität zutrauen.
Ich genoss die Passabfahrt und der ID.3 genoss die Ladeleistung durch Rekuperation. Die Grand Tour würde nun eigentlich über Bellinzona bis nach Lugano führen, ich entschied mich in Bellinzone die nächste Etappe gleich zu starten welche nach Uri führt. In Andermatt würde ich die Route dann verlassen und die Heimreise antreten. In Biasca habe ich dann in einer kleinen, aber feinen Pizzeria ein verspätetes Mittagessen eingenommen.
Von Biasca aus ging es weiter ohne Autobahn durch kleine Dörfer über Quinto nach Airolo wo der letzte grosse Pass der Tour anstand. Der Gotthardpass soll noch erklommen werden, dabei hatte ich absichtlich nicht nachgeladen und pokerte, dass es mit der Reichweite auf die Passhöhe ausreicht. Die Grandtour führt eigentlich über die alte Tremola-Passstrasse. Bis zur Hälft war dies möglich, danach war diese auf Grund von Schnee auf der Strasse gesperrt und ich musste auf die «neue Passstrasse ausweichen.
Auf der Passhöhe gab es dann noch einen Kaffee mit Freunden, die auch gerade die Heimreise aus dem Tessin antraten. Gemeinsam haben wir noch über die verbliebene Restreichweite von 26km gelacht.
Auf dem Gotthard habe ich die frisch eingeweihten Windräder gesehen. Die fünf Anlagen sind 98 Meter hoch, 22 Meter im Durchmesser. Sie werden künftig 15 Prozent der landesweiten Windenergie produzieren. Einweihung war wenige Tage vor dem Trip.
Wie erwähnt ging es mit 26km Restreichweite los, hinunter nach Andermatt und dann auf die Autobahn. Ich habe geplant beim nächsten HPC auf der Gotthard Nordraststätte wieder nachzuladen. Die Fahrt bis dahin hat einige Energie rekuperiert und so kam ich doch noch mit 109km Reichweite in Schattdorf an. Ich habe dort nur kurz 20min nachgeladen, das reichte bis 62% Kapazität und 25kWh Energie. Das gibt eine durchschnittliche Ladeleistung von 75kW und ist bei diesem SoC ganz okay.
Bis zum Ladestopp bei Ionity legte ich 266km zurück über die drei grossen Pässe Julier, San Bernardino und Gotthard. Das bei teilweise eisigen Temperaturen mit einem Verbrauch von 16.3kWh/100km. Auch die Rückreise auf der Autobahn war enorm sparsam mit einem Schnitt unter 17kWh/100km.
Geladen wurde bei allen Ladepunkten, also zweimal Ionity und einmal easy4you beim Hotel Randolins, über die WeCharge Ladekarte von VW / Elli. Über die Gebühren und Kompatibilität, schreibe ich mal in einem anderen Artikel.
Verbrauchswerte der Tour
Die gesamte Tour war 720km lang und führte über zahlreiche Pässe und hatte zwei längere Autobahnabschnitte zum Start und Ende der Grand Tour Etappen beinhaltet. Dabei war es wie erwähnt immer sehr kalt um den Nullpunkt herum, die Heizung im Auto lief immer. Meistens auch zusätzlich die Sitzheizung und Lenkradheizung, dazu kam auch eine eher sportliche Fahrweise auf den Pässen. Im Schnitt hatte ich einen Verbrauch von 19.4kWh/100km. Das ist in Anbetracht aller Umstände ein sehr guter Wert, Alltagswerte werde ich den folgenden Wochen noch ermitteln und gegenüberstellen.
Fazit
Für mich hat die Grand Tour, beziehungsweise Teile davon, zwei Dinge ermöglicht und gezeigt. Einerseits konnte ich den VW ID.3 schon kurz nach der Übernahme schon umfangreich unter schwierigen Bedingungen testen. Sprich mit tiefen Temperaturen auf vier grosse Pässe über 2000 Höhenmeter fahren. Das hat Spass gemacht, das Auto überzeugt bisher absolut und macht enorm Spass zum Fahren. Andererseits auch die Elektromobilität etwas bewerben, es ergaben sich zahlreiche spannende Gespräche. Es ist auch für mich immer wieder gut zu hören, wie «normale Bürger» ohne tiefe Kenntnis die E-Mobilität erleben und welche Vorurteile existieren. Ich verweise oft auf meinen Artikel zu diesem Thema.
Ich werde in rund 3-4 Wochen einen ersten Fahrbericht zum VW ID.3 publizieren wo ich mehr auf die Details des Fahrzeugs eingehe. Dort fliessen auch die Erfahrungen dieses Trips ein und auch gerne Fragen von eurer Seite.
Im März 2010 habe ich Technikblog ins Leben gerufen. Seither blogge ich über technische Themen die mich faszinieren und im Alltag begleiten. Das sind Themen wie Gadgets, Smart Home, Elektroautos, Erneuerbare Energien und vieles mehr...
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