02. Juni 2020
3 Minuten zu lesen

Tesla Model 3: Langzeiterfahrung ohne Lademöglichkeit zu Hause

Ich wollte schon vor einiger Zeit einmal darüber schreiben, wie es mit dem Elektroauto auch ohne Ladestation daheim funktionieren würde. Da ich das Szenario bei mir mit Wallbox aber nicht habe, lies ich Dario in die Tasten hauen. Er hat nun schon über ein Jahr ein Tesla Model 3 und berichtet, wie er damit ohne Ladestation daheim durch kommt. Ich überlasse nun gerne Dario das Wort:

dariox am Supercharger

Ein Bisschen mulmig war mir ja schon, als ich vor einem Jahr den Button zur Bestellung eines Tesla Model 3 Long Range AWD gedrückt hatte. Jedoch nicht wegen dem Auto an sich, sondern wegen der fehlenden Lademöglichkeit zu Hause. Ich hatte wirklich Reichweitenangst, obwohl das bei den heutigen Elektroautos kein Thema mehr ist. Die Batterie ist mit 75 kWh ordentlich bemessen, somit auch die angegebene Reichweite nach EPA (496 km) und WLTP (530 km). Mit den öffentlichen Lademöglichkeiten im Raum Bern / Köniz war ich damals leider noch nicht vertraut, darum wohl auch die Bedenken. Es stand auch die Idee im Raum, eine Garage die nicht in meinem Besitz ist, mit einer Tesla Wallbox auszurüsten. Die Kosten hätte ich selber tragen müssen.

Tägliche Fahrstrecke

Meine tägliche Fahrstrecke ist nicht die Längste. Gerade Mal rund 17 km brauche ich, um von zu Hause zur Arbeit zu gelangen. Bei der Fahrt zur Arbeit geht es mehrheitlich nach unten, damit ist der Energieverbrauch in diese Richtung deutlich tiefer. Fahre ich am Abend wieder nach Hause, ist der Energieverbrauch ein bisschen höher. Ich verwende das Auto unter der Woche, jedoch nicht nur, um zur Arbeit zu gelangen. Einmal ein Feierabend Ausflug in die Natur, ein Besuch bei Ikea oder der wöchentliche Einkauf.

Arbeitsweg mit Model 3
Arbeitsweg mit Model 3

Am Wochenende sind die Distanzen etwas länger. Über den Daumen geschätzt, fahre ich pro Woche 200-250 km. Dieser Wert bestätigt sich beim Blick auf die Reichweitenanzeige, die Restreichweite zeigt beim Laden meistens 200-250 km kann.

Lademöglichkeiten

Die Lademöglichkeiten in meiner Region sind nicht die Besten. Beispielsweise in Köniz selber gibt es keine öffentliche Lademöglichkeit. Im Jahr 2020 ist das meiner Meinung nach ein Armutszeugnis. Noch im Jahr 2019 wurde Köniz als Energiestadt Gold zertifiziert. In Niederwangen-Bern gibt es zwar eine Go Fast Ladestation, beim Blick auf die Preise wird einem jedoch schlecht. Pro kWh werden 0.613€ fällig (Chargemap), beim Tesla Supercharger sind es 0.3 CHF. Die beste Lademöglichkeit in meiner Region, ist der Lidl in Kehrsatz. Während dem Einkauf, kann ich mein Auto mit 50 kW laden. Für den Einkauf brauche ich meistens 30 Minuten. Bei einer Restreichweite von 250 km, ist das Auto nach dieser Zeit meistens wieder bei 450 km und damit zu 80% geladen. Da ich mittlerweilen drei Tesla Referrals erhalten habe, fahre ich manchmal auch zum Supercharger in Rubigen. Durch diese Referrals, kann ich dort kostenlos laden.

Tesla Kilometerguthaben durch Referrals
Tesla Kilometerguthaben durch Referrals

Auch mein Arbeitgeber Swisscom, ist bezüglich der Lademöglichkeiten an den meisten Standorten sehr fortschrittlich. Es stehen sowohl 11 kW, als auch 230V Anschlüsse zum Laden bereit. Manchmal reserviere ich mir auch einen solchen Parkplatz, was mit 18 CHF inklusive der Energiekosten zu Buche schlägt. Damit kann ich das Auto innerhalb eines Tages, zu den gleichen Kosten wie am Supercharger vollladen. Auch die grösseren Migros in meiner Region sind mit mindestens einer Lademöglichkeit ausgerüstet.

Fazit

Die Bedenken zu Beginn waren total unberechtigt. Für mich gibt es genügend öffentliche Lademöglichkeiten und ich hatte in dieser Zeit kein einziges Mal Reichweitenangst. Mir ist aber bewusst, dass E-Mobilität zum jetzigen Zeitpunkt nicht funktionieren würde, wenn alle öffentlich laden. Es würde dafür schlichtweg zu wenig öffentliche Lademöglichkeiten geben. Wenn mehr öffentliche Lademöglichkeiten geschaffen werden und gleichzeitig die Effizienz der Elektroautos weiter steigt (was sie sicher tut), sehe ich hier kein Problem mehr. Natürlich muss das Stromnetz diese Skalierung mitmachen und wir müssen auf Smart Grids setzen.

Viele Verwandte und Kollegen haben mich darauf angesprochen, ob das Warten beim Laden nicht mühsam sei. Für mich gibt es kein Warten, denn während dem Laden beschäftige ich mich anderweitig. Ich lese ein Buch, erledige den Wocheneinkauf, schaue Netflix oder Arbeite schlichtweg. Noch kurz zum Thema Netflix, mit dem riesen Bildschirm und dem überzeugenden Soundsystem, herrscht im Model 3 Kinofeeling. Das die Energie- und Unterhaltskosten im Vergleich zu einem Verbrenner viel tiefer sind, muss ich hier wohl nicht wirklich erwähnen. Mein Fazit daher: “Ein Elektroauto funktioniert auch ohne Lademöglichkeit zu Hause”.

10 Comments

  1. GS

    @RetroPanic: sag mal, wie sieht es denn mit den Umweltschäden der Verbrennerfraktion aus, sind die auch mit dem Kauf von Benzin und Auto bezahlt?
    Nur mal so nebenher, ein Akku aus einem Auto hat nach heutigem Stand der Technik immer noch 70% Restkapazität wenn er für gut 1Mio km oder so 10 Jahre verwendet wurde. Dann gibt es ein zweites Leben für ihn, z.B. als Speicher stationär an Ladeparks & Co.
    Und jetzt sagst Du mir, wie viele Leben alleine die Motoröle aus Deinem Auto so haben?

    • Jhon

      Yes. Dazu kommt, dass es möglich ist und sogar am besten, akkus zu recyclen, weil es effizienter ist und günstiger als komplett neue zu bauen. Die Materialien können also für einen komplett neuen Akku verwendet werden.

  2. Marc

    Mir geht’s genauso. Ich habe das Model 3 LR awd gekauft ohne lademöglichkeit zu Hause. Ich lade ausschliesslich an öffentlichen Ladestationen…

    Kleiner Tip zu den Kosten hier in der Schweiz: holt euch die ladeKarte von eins Energie aus Sachsen! Die funktioniert fast in der ganzen Schweiz für 0.32 Euro pro kW ohne Abo ohne zeitbasierte Kosten ohne Unterschiede zwischen AC und DC

    Und an allen anderen Ladestationen nehme ich die maingau Karte wenn’s M3 Strom braucht…

    Fazit: Model 3 ohne lademöglichkeit zu Hause ist absolut möglich!

    Elektrische Grüsse
    Marc

  3. Hansruedi Wuersch

    Hallo Dario,
    Ich interessiere mich besonders für die sogenanten nicht ladetauglichen Standorte: Was würde helfen, dass Du bei Dir oder deinem Arbeitgeber eine Lademöglichkeit verfügbar machen könntest.

  4. Hansruedi Wuersch

    Für den ersten E-Mobilisten im Objekt kann der Ladeanschluss zum Spiessrutenlauf werden. Der Zeitgeist fordert, dass der Ladeanschluss erweiterbar ist, was für den Pionier finanziell nicht zumutbar ist. Somit müsste Verwaltung, Eigentümer, Eigentümerversammlung einen Planer oder Lade/Lastmanagement geschulten Elektriker finden, der ein Projekt für 100% der max. möglichen Ladeplätze ausarbeitet & im ersten Schritt davon min. 1 Ladeplatz erstellt.
    Wenn das nicht gelingt, biete ich eine Beratung für eine installationsarme Überganslösung an.

  5. S. Oliver

    Hallo zusammen

    Wie sieht die Lage denn 2 Jahre später aus?
    Lädst du immer noch ohne eigen Wallbox?
    Ich denke, dass die Zulassungen an E-Autos in den letzten Jahren stärker zugenommen hat, als der Ausbau der Lade-Infrastruktur.

    Ich würde mir gerne im nächsten Jahr E-Auto kaufen. Meine Vermieterin wehr sich aber gegen eine Wallbox.
    In 100 Meter Entfernung hätte ich eine öffentliche Säule, wo ich für 12 Stunden mit 11KW für 40 Rp. laden könnte. Komme ich damit «über die Runden»?

  6. Marc

    Hi ich habe immer noch keine lademöglichkeit in der heimischen Tiefgarage.
    Aber ich bin eigentlich schon der Meinung dass ich die auch nicht mehr brauche…
    Im Moment stehen 32000 km auf dem odometer.
    Geladen wird mit enelx (145kwh für 45 Euro im Monat) oder mit enbw ohne Vertragsbindung.
    Für die Langstrecke verlasse ich mich auf die supercharger.

    Wartungsarbeiten bis dato nur einmalige 300 CHF weil ich die bremsflüssigkeit hab testen lassen.

    Also ich bin voll zufrieden si wie es ist…

    Lg

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