29. Januar 2020
6 Minuten zu lesen

Fahrbericht: JAC e-S2 EV im Test – günstiger Elektro Crossover aus China

JAC e-S2 Fahrbericht

Wer sich mit Elektromobilität auseinandersetzt hört auch immer wieder Dinge wie «wartet ab bis die chinesischen Hersteller nach Europa liefern» oder «die Chinesen sind uns technisch weiter voraus». Das wollte ich selbst herausfinden, den Auto Kunz aus Wohlen importiert den JAC e-S2 direkt aus China (Modellname JAC iEV7S in China). Ich bin den kompakten Elektro-SUV gefahren und zeige was Auto für weniger als 30’000 Franken leistet.

JAC e-S2: Technische Details

  • Leistung: 85 kW (115 PS)
  • Batterie: 40kWh
  • WLTP-Reichweitenangabe: 275km
  • Ladestecker: Typ 2 mit CCS
  • Grösse: Länge 4,13m, Breite 1,75m und Höhe 1,56m
  • Gewicht: 1,4 Tonnen
JAC e-S2: Elektro-SUV aus China

JAC e-S2: Elektro-SUV aus China

Innenraum

Der JAC e-S2 ist von den Grössenverhältnissen her etwa im Bereich eines e-Golf angesiedelt. Der Innenraum und die Optik ist schlicht und auf das nötigste reduziert. Optisch dominiert die verzierte Leiste aus Leder mit den roten Nähten, so wie auch das Lenkrad eingepackt wurde. Die Sitze sind aus Leder und haben auch eine verbaute Sitzheizung, die auch mangels genügend Leistungsschub bei der Klimaanlage ganz praktisch waren. Die Sitzposition ist ziemlich hoch und aufrecht, die Sitze lassen sich manuell verstellen. Mit knapp 2 Meter Körpergrösse ist der Dachhimmel etwas tief bemessen, bis 1.90m dürfte man keine Probleme haben, da sich der Sitz nicht weiter runter einstellen lässt. Die Verarbeitung im Innern ist gelungen, einfach gehalten. Einzig die Kunststoff-Griffe an den Türen von Innen wirken etwas günstig und nicht sauber verarbeitet.

JAC e-S2 Cockpit

JAC e-S2 Cockpit

Zentral dominiert das Touch-Display welches optisch mit den Icons an Apples iOS Betriebssystem erinnert. Einstellungen zum Fahrzeug, Telefon, Musikwiedergabe sind über das Display abrufbar. Beim Radio sei vermerkt, dass ein FM-Empfänger verbaut ist, eine DAB Option gibt es nicht. Mit Carbit lässt sich der Bildschirm des Android oder iOS Telefons auf den Bildschirm spiegeln. Bei iOS ist das Airplay und Carplay wie einige Medien fälschlicherweise hier schreiben. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied, denn mit Airplay erfolgt die Bedienung noch am Telefon. Mit dem neuesten iOS hat das leider nicht funktioniert, da muss ein Update von JAC nachhelfen. Die Kopplung ist besonders für die Navigation wichtig, weil kein Navi verbaut wurde und man sich des Smartphones behelfen muss. Die Menüs und Einstellungen sind alle in deutscher Sprach verfügbar.

JAC e-S2 Touch-Display

JAC e-S2 Touch-Display

Dem Fahrer steht ein sehr rudimentäres Display zur Verfügung mit der wichtigen Balkenanzeige rechts für den Batterieladezustand und mittig sind einige Details eingeblendet. Unter anderem der Verbrauch in der unüblichen Einheit km/kWh, worauf ich später noch kommen werden. Die Punkte unten zeigen den Leistungsbezug des Autos, beziehungsweise wieviel mittels Rekuperation zurückgespiesen wurde. Hier sind kleine Details zu merken, dass das Fahrzeug importiert wurde, nicht alle Beschriftungen sind übersetzt und teilweise noch englisch. Finde ich aber problemlos akzeptabel.

JAC e-S2 Tachometer

JAC e-S2 Tachometer

Platzverhältnisse

Wie erwähnt lässt es sich im JAC e-S2 bis etwa 1.90m vorne gut sitzen, danach wird es von der Höhe her eher knapp. Auf der Rückseite haben Kinder problemlos Platz, mit vier Erwachsenen wird etwas eng auf längere Fahrten. Erstaunlich geräumig für die Fahrzeuggrösse finde ich den Kofferraum. Rund 400 Liter bietet dieser mit hochgeklappter Sitzbank hinten, das ist sogar rund 20% mehr als der von mir getestete Hyundai Kona electric.

Einige Bilder vom Innenraum

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Fahrbericht: JAC e-S2

Der günstige Elektro Crossover mit einem Eigengewicht von 1.5 Tonnen und 115PS beschleunigt schnell und ohne Verzögerung, wie man es von Elektroautos kennt. Dabei ist die Kraftentfaltung aber sehr human und angenehm, die Beschleunigung hilft aber angenehm und zackig im Verkehr mitzufahren. Was ich vermisse sind einstellbare Rekuperationsstufen und vor allem eine starke Rekuperation. Diese ist sehr schwach und verzögert kaum, das ist für Umsteiger vom Verbrenner angenehm, für effizientes Elektroauto-Fahren aber eher nicht.

Sehr gelungen, trotz niedriger Auflösung, ist die 360° Kamera mit Rundumsicht beim Einparken und sogar einer 3D Darstellung des Fahrzeugs. Habe ich in dieser Preisklasse noch nie gesehen und finde ich sehr praktisch. Ganz witzig gelöst ist der Zugang zur Ladebuchse des Frontladers, diese ist versteckt unter einer Abdeckung und springt auf wenn man die «Laden»-Taste links unter dem Lenkrad drückt. Zum Schliessen muss diese wieder runtergedrückt werden. Der JAC bietet auch «Keyless»-Fahren, heisst der Autoschlüssel kann in der Hosentasche bleiben, das Auto wird nur über den Power Button gestartet. Auch das aufschliessen mittels Knopf an der Fahrertür und Kofferraum reicht, ohne den Schlüssel zur Hand zu nehmen.

Die Frontansicht des JAC.

Die Frontansicht des JAC.

Verbrauch & Reichweite

Die Reichweitenangabe kann auf dem Bildschirm im JAC Menü abgerufen werden und zeigt die Restkilometer an. Auf dem Boardinstrument hinter dem Lenkrad ist die Akkukapazität dargestellt und in Prozent zusätzlich angezeigt. Damit hat man es eigentlich immer im Griff wie weit man noch kommt. Die Verbrauchsanzeige ist etwas ungewöhnlich und erinnert mich an amerikanische Fahrzeuge, welche «miles per gallon» als Einheit angeben. Der JAC gibt km/kWh an, nicht wie bei uns üblich kWh/100km oder Wh/km. Bei mir lag die Anzeige oft auf 5km/kWh was dann ergo rund 20kWh/100km bedeuten würde, da die Anzeige aber nur ganze Zahlen darstellt ist die Aussage nicht sonderlich genau.

Aus diesem Grund habe ich den Verbrauch über den gesamten Testzeitraum mit einem fairen Mix aus Autobahn, Ausserorts und Anteilen Innerorts gemessen. Die Messung erfolgte über die nachgeladene Energie und beinhaltet somit auch Ladeverluste, der Verbrauch lag im Mittel bei 19.5kWh/100km. Das bei Temperaturen um +/- 5 Grad um den Nullpunkt.

JAC e-S2 an einem DC-Schnelllader

JAC e-S2 an einem DC-Schnelllader

JAC e-S2 zu Hause und unterwegs laden

Zu Hause ist es für mich wie mit allen Elektroautos, ich kann diese direkt an der KEBA Wallbox die fix verbaut ist anstecken und aufladen. Der JAC e-S2 hat eine Typ 2 Buchse und war so problemlos kompatibel, dabei zieht der JAC aber einphasig den Strom. Das heisst in der Schweiz gilt dann ein maximaler Ladestrom von 16A wegen Schieflast, das ergibt eine erlaubte Ladeleistung von 3.6kW. Mit 32A sind 7.2kW theoretisch möglich. Von 50-100% aufladen mit den erlaubten 16A dauert also rund 5.5h.

Am Schnelllader habe ich mit einem kurzen Stop 5.3kWh in 11 nachgeladen, das entspricht einer Ladeleistung von 29kW. JAC gibt eine Ladeleistung von 35kW an, die ich nicht ganz erreichte. Das ist aktuell sicher nicht mehr State-of-the-Art. Von 20-80% hätte man mit den vollen 36kW rund 40min, was bei dem Verbrauch einen Reichweitengewinn von rund 125km bedeutet. Im Vergleich mit aktuellen Modellen also nicht mehr zeitgemäss.

JAC e-S2

Was mir besonders gefallen hat und wo JAC nachbessern könnte

+ In der Grundaustattung Rundumkamera mit 360° und 3D Ansicht

+ Schlicht und ohne Schnick-Schnack zu fairem Preis für verbaute Leistung/Batterie

– Stärkere Rekuperation

– Ladeleistung DC dürfte mindestens 50kW betragen, AC reicht mir persönlich meistens

– Höhe im Fahrzeug für mich zu knapp bemessen

JAC e-S2

Fazit

Elektroautos haben teilweise einen schwierigen Stand im Vergleich zu ähnlichen Verbrennern, weil der Anschaffungspreis oft höher ist. Rechnet man das Auto über die Nutzungsdauer (TCO) sind Elektroautos heute schon problemlos günstiger als vergleichbare Verbrenner. Der JAC e-S2 hilft mit einem tiefen Einstiegspreis da nochmals mit und wer die Batterie über die nächsten 7 Jahre abbezahlt, kommt sogar in der Anschaffung unter 20’000.- CHF. Grundsätzlich kann man sagen, der e-S2 funktioniert und bietet genau was man erwartet. Ein funktionales Auto, mit einigen Features in der Grundausstattung die man sonst vermisst und einer sicheren Reichweite von rund 200km im Winter. Ich nehme an im Sommer dürfte gut 250km drin sein. Wer also auf Funktionalität Wert legt und nicht sehr viele Langstrecken fährt und auf eine schnelle DC-Ladung angewiesen ist, der sollte sich den JAC e-S2 mal genauer anschauen. Spannend finde ich vom Importeur die verschiedenen Modelle, wie man sich das Auto finanzieren und auch testen kann:

Kaufpreis, Abo-Modell und Batterie-Ratenzahlung

Den JAC e-S2 gibt es bei Auto Kunz für 29‘989 CHF inkl. der Batterie. Neu kann der Kunde das Auto für 19‘989 CHF kaufen und die Batterie über die nächsten 84 Monate mit einer monatliche Rate von 159.95 CHF abbezahlen. Somit ist der Grundeinstieg in die Elektromobilität noch mal ein ganzes Stück günstiger geworden. Mit dem  „Try and Buy“ Modell kann man den JAC 3 Monate risikolos für rund 25 CHF am Tag fahren und bei Nichtgefallen danach zurückgeben

4 Comments

  1. Hubertus M.

    Hm, optisch (und das ist bei vielen Menschen der Hauptgrund zum Kauf) gefällt der mir nicht. Ich denke um langfristig Erfolg zu haben muss man ein «europäisches Design» wählen. Interieur wirkt allerdings sehr frisch.

  2. Rosvits

    Der Wandel zu Elektroautos ist bereits im Gange. Optisch ist dieses Auto nicht der Wahre Hingucker aber aus dem Aspekt des Elektrischen Antriebs eine gute Idee zu dem Kauf. Der Innenraum spricht mich mehr an als das Auto von außen.

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