09. September 2019
4 Minuten zu lesen

Mit diesem Workflow wird das iPad zur ultimativen Lightroom-Maschine

iPad Lightroom Workflow

Twitter-Plaudereien nehmen immer wieder eine überraschende Wendung. Da denkt man, man beantworte nur schnell eine Frage zum eigenen Fotografie-Workflow und schon sitzt (und vor allem tippt) man an einem ausführlichen Gastbeitrag.

Ehe wir zu den Details kommen, etwas Hintergrund: Ich bin Journalist beim Schweizer Tamedia-Verlag, der unter anderem den Tages-Anzeiger herausgibt. Dort schreibe ich viel und fotografiere auch häufig selbst. Noch mehr fotografiere ich privat. Ich nutze alle möglichen Smartphones und zwei Sony A7.

Ich kaufte mir 2013 eine der ersten A7 die in die Schweiz kam. Obwohl die Kamera gross und laut war, begeisterte mich die Bildqualität. Inzwischen nutze ich hauptsächlich die Sony A7 III. Die alte A7 habe ich mit einem manuellen Objektiv zu einer Leica M für Arme umfunktioniert.

Foto Workflow

Ich übertrage alle Fotos (Raw+JPG) von der A7 aufs iPad. Früher per SD-Lightning-Dongle-Dings. Inzwischen bequem per USB-C-Kabel. Übrigens, früher waren mir RAW-Dateien zu mühsam. Ich wollte die Fotos immer gleich in der Kamera hinbekommen. Nicht nachher am Laptop. Mit iOS 12 (oder wars schon iOS 11?)hat sich meine Einstellung komplett geändert.

Nicht nur kann das iPad seither RAW-Dateien importieren, es lagert sie auch viel schlauer und intuitiver als macOS oder Windows. Statt zwei Dateien mit dem fast selben Namen, kommen beide Dateien zusammen hinter das selbe Foto. Je nachdem in welche App man das Foto importiert, kommt mal das JPG mal die RAW-Datei zum Einsatz.

Aber jetzt der Reihe nach:

Von der Kamera direkt auf das iPad Pro

Von der Kamera direkt auf das iPad Pro

1. Aufs iPad ziehen

Sind die Fotos geschossen, schliesse ich die A7 per USB-C-auf-USB-C-Kabel ans iPad Pro an. Dank iPadOS klappt das inzwischen vorzüglich. Mit iOS 12 hatte ich jeweils ein ziemliches Gebastel. Aber da iPadOS demnächst für alle veröffentlicht wird, konzentriere ich mich hier gleich ausschliesslich darauf. Fotos hole ich, indem ich die Fotos-App öffne und auf „Importieren“ drücke. Sind die Fotos da, drücke ich auf „Löschen“ und die SD-Karte ist wieder leer. Videos hole ich in der Dateien-App und ziehe sie von dort per Drag&Drop ebenfalls in die Foto-App. Positiver Nebeneffekt: Bei der Gelegenheit wird die A7 gleich vom iPad mit Strom versorgt und geladen. So muss ich sie kaum mehr ans separate Ladekabel anschliessen.

3. Sichten und markieren

Sind die Fotos angekommen, schaue ich sie durch und entscheide, welche noch Verbesserungswürdig sind. Will ich eins weiter bearbeiten, markiere ich es mit einem Favoriten-Herz. Und weiter gehts zum nächsten Foto. Und zum nächsten.

Foto Workflow mit dem iPad Pro

4. In Lightroom importieren

In der Lightroom-App muss ich dann nur noch unter Import den Ordner „Favoriten“ öffnen und kann ohne langwieriges Suchen alle zuvor ausgewählten Fotos anwählen und importieren. Gelegentlich muss ich allerdings den Favoriten-Ordner ausmisten und ein paar Herzchen entfernen.

5. Bearbeiten und rausrechnen

Je nach Foto betreibe ich mehr oder weniger Aufwand. Etwas mehr Rauschunterdrückung hier, etwas mehr Schärfe hier oder etwas mehr Textur da. Bin ich zufrieden rechne ich die Fotos zurück in Apples Foto-App. Achtung: Hierbei muss die Lightroom-App im Vordergrund bleiben. So viel zu Multitasking auf dem iPad Pro.

Panorama Bilder auf dem iPad vorbereiten

Panorama Bilder auf dem iPad vorbereiten

6. Archivieren und anschauen

Alles was in Apples Foto-App landet wird automatisch in drei Clouds gesichert.  Ich zahle für 2 TB iCloud. Dort landen die Fotos in voller Auflösung (RAW und JPG). Dann habe ich immer noch Onedrive. Das will ich schon länger künden. Schiebe es aber Jahr für Jahr wieder auf. Auch dort kommen die hochauflösenden Fotos in beiden Formaten ins Archiv. Schliesslich nutze ich auch die Gratis-Variante von Google Fotos. Dort werden nur leicht geschrumpfte JPG-Dateien gesichert. Google Fotos nutze ich, um Fotos schnell auf dem Redaktions-PC transferieren zu können, Bilder mit Freunden/Verwandten zu teilen oder einfach um Fotos schnell wiederzufinden und selber anzuschauen.

Mega Panorama Lugano

Mega Panorama Lugano (zum Original)

Bonus 1: Panorama

Ich liebe Panorama-Aufnahmen. Ich schiesse dazu irgendwo zwischen 20 und 60 Fotos und lasse die anschliessend zusammenrechnen. Am iPad kann ich das aktuell nur mit Affinity Foto. Lieber würde ich das direkt in Lightroom. Das soll dereinst möglich werden, wurde mir versichert. Aber im Moment behelfe ich mir mit einem Trick. Ich erstelle in Lightroom einen Ordner mit den Panorama-Fotos und öffne den über die Adobe-Cloud synchronisierten Ordner dann auf einem Macbook oder Surface und lasse Lightroom (die Desktop-Version kann das nämlich) die Rechenarbeit erledigen, was gelegentlich auch mal eine Nacht lang dauert. Dank der Adobe-Cloud kommt das fertige Panorama dann automatisch zurück aufs iPad. Dort kann ich es schliesslich, wie unter Punkt 5 beschrieben, bearbeiten.

Tim Cook und Jony Ive

Tim Cook und Jony Ive

Bonus 2: RAW vs. JPG

RAW und Lightroom sind toll. Aber wenns schnell gehen muss, reichen JPGs und die tollen Edit-Funktionen von iPadOS völlig. Als ich kürzlich Jony Ive und Tim Cook vor der Linse hatte und das Foto sofort publizieren wollte, war diese Kombination auch meine erste Wahl. Lightroom und RAW kamen dann erst in einer ruhigeren Minute zum Einsatz.

 

2 Comments

  1. Linus

    Ich erstelle in Lightroom häufig virtuelle Kopien, wenn ich dasselbe Foto in unterschiedlichen Stilen bearbeiten will. Mit dem iPad geht das leider nicht, warum auch immer. Damit ist das schon ein No-Go. Weiß nicht warum ich mir die Mühe machen soll und Lightroom unbedingt am iPad nutzen sollte, wenn man damit so viele Einschränkungen in Kauf nehmen muss. Wo ist der Mehrwert?

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