Auf diesen Test habe ich mich lange gefreut, der Hyundai Kona electric ist für mich nämlich aktuell eines der spannendsten Elektrofahrzeuge auf dem Markt. Der Kona EV ist ein kompakter SUV, der mit geringem Verbrauch und sehr gutem Preis-/Leistungsverhältnis Punkten kann. Für mich war es daher auch ein Test um zu sehen, ob der Kona das nächste Familienauto werden könnte. Beginnen wir aber mit einigen Fakten und Daten zum Elektro-SUV:
Hyundai Kona electric: Facts
- Akkukapazität: 64kWh
- Motorleistung: 150kW (204PS)
- Reichweite nach WLTP 449km
- Länge: 4.1m, Breite: 1.80m und Höhe: 1.57m
- Kofferraumvolumen: 332 Liter (bei umgeklappter Rücksitzbank 1114 Liter)
Elektrischer Mini-SUV: Hyundai Kona electric
Hyundai Kona EV Ausführungen
Den Hyundai Kona Electric gibt es in zwei Ausstattungsvarianten: Amplia und Vertex. Die «einfachere» Variante Amplia gibt es ab CHF 44’990.- bei der aber bereits einige Annehmlichkeiten serienmässig verbaut sind. Dazu gehört beispielsweise Klimaautomatik, adaptiver Tempomat, Spurhalteassistent, Notbremsassistent, Lichtautomatik, Regensensor, Keyless-Entry, Sitzheizung vorne, Teil-Ledersitze, Rückfahrkamera und Einparkhilfe hinten, 7 Zoll Audiodisplay mit DAB+ und Android Auto/Apple CarPlay, Bluetooth-Anbindung und eine kabellose Ladefunktion für Handys.
Die Variante Vertex, welche hier im Test gefahren wurde, hat einige zusätzliche Features und beginnt bei einem Preis von CHF 49’900.-. Die zusätzlichen Features sind Fernlichtassistent, Bi-LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht, Verkehrszeichenerkennung, Totwinkelassistent, Head-up-Display, Wärmepumpe, elektrisch einklappbare Aussenspiegel, beheizbares Lederlenkrad, elektrisch verstellbarer Fahrer- und Beifahrersitz, Ledersitze mit Sitzheizung und Sitzlüftung, Einparkhilfe vorne, 8 Zoll Navigationssystem und ein Premium Audiosystem von KRELL.
Vordere Sitzreihe im Hyunda Kona EV
Innenraum
Im Innenraum des Hyundai Kona electric findet man ein schlichtes Cockpit vor, mit dem dominierenden Bildschirm der aus dem Armaturenbrett hervor steht. Die Sitze mit dem gelochten Leder sind elektrisch verstellbar und bequem. Mit knapp 2 Metern Körpergrösse hatte ich noch gerade genug Platz, darüber wird es dann aber wohl etwas eng. Besonders angenehm ist die Sitzposition und den guten Blick auf den Verkehr, dank der höheren Position. Die Sitze können übrigens nicht nur geheizt werden, sondern auch belüftet. Jetzt gerade bei den sommerlichen Temperaturen war das sehr angenehm, beides übrigens jeweils in 3 Stufen regelbar.
Hintere Sitzreihe im Kona EV
Auf der Rückbank hat man eigentlich als erwachsener gut Platz, wenn vorne jemand Grosses sitzt, wird es aber etwas eng. Das sieht man auf dem Bild doch sehr gut. ansonsten aber sehr bequeme Sitze und Sitzposition, dank der Höhe des Fahrzeugs. Dank ISO-Fix Haltern haben auch zwei Kindersitze problemlos Platz, insofern taugt der Kona EV bis hier schonmal als Familienfahrzeug.
Cockpit des Hyundai Kona electric
Cockpit
Wie ich es immer bei meinen Fahrbereichten zu Elektroautos sage, das Cockpit ist für mich zentral wichtig. Hier verbringe ich wohl 99% der Zeit wenn ich das Auto nutze und die restlichen 1% sind wohl ein- und ausräumen. Im Kona fühlte ich mich schnell wohl. Wie bei jedem Testfahrzeug muss man sich erst an die Bedienung gewöhnen. In der Mittelkonsole, welche übrigens eine grosse Ablage darunter hat, befinden sich Wahlschalter für Fahrmodi und elektrische Handbremse, darunter sin Sitzheizung/-kühlung einstellbar und Lenkradheizung etc. Ganz praktisch finde ich das mittig angeordnete Panel zur Bedienung der Klimaanlage und Lüftung. Die eingestellte Temperatur wird auf dem zentralen Display angezeigt.
Das zentrale Display wirkt etwas altbacken, funktioniert aber tadellos und hat ein stabiles Navigationssystem verbaut. Verbrauchswerte und andere Infos muss man sich aber in diversen Untermenüs zusammensuchen, wenn man einmal weiss wo, passt das. Hier scheint mir aber der Fokus der Bedienung nicht auf Elektroautos zu liegen, nichtsdestotrotz sind aber im Navi auch Ladesäulen hinterlegt und alles funktioniert einwandfrei. Wer gerne ein moderneres UI nutzen möchte, kann über USB das iPhone anschliessen und Apple Carplay nutzen. Zu Apple Carplay habe ich bereits einen Testbericht verfasst, dazu gehe ich hier nicht näher ein. Eine Spracheingabe hat der Hyundai Kona EV übrigens nicht von Haus aus, dazu muss das Smartphone entsprechend verbunden sein.
Apple Carplay im Hyundai Kona EV
Die wichtigsten Funktionen lassen sich aber einfach über das Lenkrad steuern. Nebst Telefon und Lautstärke, kann auch durch das Menü auf dem Tacho-Bildschirm navigiert werden und natürlich der Tempomat wird darüber bedient. Zentral und wichtig sind aber vor allem die beiden Wippen hinter dem Lenkrad, die man sonst als Schaltungswippen kennt. Beim Hyundai Kona dienen diese der einfachen und schnellen Einstellung der Rekuperaktionsstufe. In 4 Stufen von 0 bis 3 lässt sich diese so nämlich dynamisch anpassen. Dazu später noch mehr.
Weitere Bedienelemente, wie das HUD
Zwei weitere Funktionen die ich noch kurz ansprechen möchte sind das HUD und der Assistent für den toten Winkel. Letztgenannter ist nämlich enorm praktisch und piepst wenn man den Blinker setzt und sich noch ein Objekt seitlich im toten Winkel befindet. Zusätzlich wird das auch auf dem Rückspiegel mit einem orangen Symbol dargestellt. Das sind kleine Dinge, aber sehr praktisch. Auch das Head-Up Display, kurz HUD, hat in der getesteten Ausstattungsvariante Platz gefunden. Links unterhalb des Lenkrads kann man dieses aktivieren und es fährt bei jedem Start hoch. Einziges Manko bei meiner Körpergrösse, es war etwas zu weit unten für einen angenehmen Winkel. Die Informationen vom Navi, aktuelle Geschwindigkeit und aktivierte Assistenten werden darauf angezeigt und sind sehr hilfreich. Es lässt den Blick länger auf der Strasse, würde ich in jedem Fall empfehlen.
Kofferraum des Kona electric
Kofferraum
Bezüglich Familientauglichkeit komme ich zum zweiten wichtigen Punkt, dem Kofferraum. Dieser misst gemäss Hersteller 332 Liter und bei umgeklappter Rücksitzbank 1114 Liter. Das hat mit einem Kinderwagen, Tasche und Rucksack gerade so für einen Tagesauflug mit der Familie gereicht. Für Ferien dürfte das aber dann sehr knapp werden. Unter der Bodenabdeckung hat es noch Platz für etwas Werkzeug, ich habe darunter das Typ 2 Ladekabel verstaut. Wer einmal etwas grösseres transportieren möchte, mir heruntergeklappter Rückbank klappt das sicher. Lobenswert sind auch die Halterungsbügel im Kofferaum zur Ladungssicherung. Auf dem Dach können übrigens Dachträger montiert und damit eine Dachbox genutzt werden, das dürfte für die grösseren Ausflüge Abhilfe schaffen.
Hyundai Kona electric
Fahrbericht Hyundai Kona Electric
Ich habe mich im Hyundai Kona electric sofort sehr wohl gefühlt. Lautlos treibt der Elektromotor den Kona und dank der SUV-Bauweise, hat man eine gute Übersicht in der aufrechten Sitzposition. Besonders als grosse Person gefällt mir das sehr gut. Die Schalter für die Fahrstufen (P-N-D-R) waren für mich erst etwas ungewohnt, dann hat man aber den Dreh auch schnell raus. Zum Fahren einfach «D» einlegen und los geht es. Standardmässig ist mit dem einlegen des Vorwärtsgangs die höchste Rekuperationsstufe aktiviert. Insgesamt stehen vier Rekuperationsstufen der Bremsenergierückgewinnung zur Verfügung. Mit der höchsten Einstellung (3) bremst der Kona bis zum Stillstand und One-Pedal-Drive wird ermöglicht. Damit habe ich rund 80% der Fahrten absolviert und besonders im Stadtverkehr extrem praktisch. Die restlichen 20% habe ich mit der Stufe «0» gefahren, sprich gleiten. Hier erfolgt keine Rekuperation und das Auto gleitet nach Loslassen des Fahrpedals munter weiter. Besonders auf der Autobahn und teilweise bei Überlandstrassen sehr praktisch.
Schalter für die Fahrstufen (P-N-D-R)
Auf der Autobahn kam bei mir aber meistens der adaptive Tempomat mit Linien-Assistent zum Einsatz. Dieser lässt sich bequem vom Lenkrad aus aktivieren und einstellen und tut genau das was er verspricht. Mittlerweile sind diese Assistenten sehr ausgereift und funktionieren tadellos. Für mich käme kein Auto mehr in Frage, welches diese Funktion nicht besitzt. Lobenswerte bei Hyundai, bereits das Einstiegsmodell des Kona EV hat den adaptiver Tempomat und Spurhalteassistent fix verbaut.
Der Hyundai Kona electric bietet 3 Fahrmodi an: Comfort, Eco und Sport. In der Anzeige am Boardinstrument fällt das umstellen jeweils durch ein anderes Tachodesign auf, bei der Fahrweise vor allem dann aber am Gaspedal. Dieses reagiert im Sportmodus extrem schnell auf einen Druck und beschleunigt den Kona sofort. Durchdrehende Räder sind da auch keine Seltenheit. Im Eco Modus werden Klimaleistung reduziert und auch Power weggenommen, entsprechend kommt man hier weiter. Ich bin den Kona fast ausschliesslich im Comfort-Modus gefahren, die verfügbare Leistung reicht da locker aus und ich will keine Komfort-Einbussen. Sollte es mal knapp werden mit der Reichweite, kann man immer noch auf Eco+ wechseln, bei einem so grossen Akku aber sehe ich dazu keinen Grund im täglichen Gebrauch.
Anzeige im Cockpit des Kona
Verbrauch & Reichweite
Während der gesamten Testzeit hat der Hyundai Kona electric bei mir genau 14.0kWh/100km verbraucht. Damit gehört er definitiv zu den verbrauchsärmsten Elektroautos die ich je gefahren bin. Diese Werte hat er bei unterschiedlichen Nutzungsverhältnissen geleistet und mich wirklich positiv überrascht. Schlussendlich lässt die Bauform des Mini-SUV nicht unbedingt auf ein sehr sparsames Fahrzeug schliessen und der cw-Wert wird auch nicht enorm tief sind. Daher gehe ich davon aus, dass Hyundai den Antriebsstrang gut im Griff hat. Bei einer längeren Fahrt in die Innerschweiz mit viel Gepäck und der ganzen Familie wurde mit viel Autobahn-Anteil ein Verbrauch von 13.1kWh/100km auf dem Hinweg erreicht. Wirklich enorm tief und erfreulich!
Die WLTP Reichweitenangabe von 449km dürfte mit diesen tiefen Verbrauchswerten und dem 64kWh Akku genau hinkommen. Rechnet man nun aber noch etwas kühlere Temperaturen ein und andere Fahr- und Nutzungsprofile, dann dürften 400km ein sicherer Wert sein. Die Reichweitenanzeige im Cockpit stimmt übrigens ziemlich genau und das dürfte auch EV-Neulingen eine grosse Hilfe sein. Wer extrem auf den Verbrauch achtet, noch den Eco-Modus einschaltet und auf der Autobahn etwas auf das Tempo achtet, dürfte auch 500km Reichweite erreichen, gemäss dem was man so im Internet liest, versuchen sich einige Kona-Besitzer an der 600km-Marke. Wow!
Ladeanschluss an der Front: Typ 2 mit CCS
Kona Electric zu Hause laden
Daheim habe ich den Hyundai Kona electric direkt an meiner Wallbox geladen und mittels Loxone geregelt. Heisst, ich habe sofern es ging nur den überschüssigen Strom aus der Photovoltaik-Anlage in den Kona gesteckt. Das klappt sehr gut und ich konnte an sonnigen Tagen abends nach der Arbeit noch 4-7kWh nachladen, was doch bis zu 50km Reichweite entspricht. An einem sonnigen Samstag hatte ich gar 28kWh tagsüber nachgeladen. Doch zurück zum Kona electric, in diesem steckt ein einphasiger On-Board Lader. Das heisst mit maximal 32A kann dieser einphasig laden, was 7.4kW entspricht. Wegen der Schieflast ist das in der Schweiz so verboten und auf 16A, sprich 3.7kW limitiert. Das würde bei leerer Batterie knapp 17h dauern, aber wer den Kona alle 3-4 Tage über Nacht lädt, wird damit keine Mühe haben. Ansonsten gibt es mit dem Juice Phaser mittlerweile eine Lösung um schneller zu laden.
Der neue Hyundai Kona electric wird übrigens einen dreiphasigen Lader verbaut haben, dieser kann dann 11kW laden.
Hyundai Kona electric an der ABB Terra am Segelhof Dättwil
Kona Electric unterwegs laden
Der Kona Electric hat einen 100kW CCS Anschluss und kann an entsprechend ausgerüsteten Ladesäulen damit also zackig nachladen. Ich war leider nur ein einer 50kW CCS Säule, dort lädt der Kona natürlich problemlos mit 50kW nach. Das war übrigens bei der ABB im Segelhof in Dättwil, netterweise stellt man das kostenlos zur Verfügung.
Was mir besonders gefallen hat und wo Hyundai nachbessern könnte
+ Verbrauch: Extrem niedriger Verbrauch und damit erreicht man die WLTP-Reichweite locker.
+ Rekuperationsstufen: Dank vier einfach verstellbaren Rekuperationsstufen sehr ökologisch fahrbar
+ Ausstattung: Was Hyundai bereits in den Kona electric Amplia als Einstiegsvariante packt ist top
– Ladeleistung: In der heutigen Zeit bemängle ich einphasige Ladegerät einfach noch, der Nachfolger hat das Problem aber bereits gelöst.
– Infotainmentsystem: Wie erwähnt, nicht enorm EV-freundlich und wirkt noch altbacken, dafür aber Apple CarPlay-fähig.
– Kofferraum: Mit dem knapp bemessenen Kofferraum leider maximal für Tagesauflüge mit der Familie geeignet
Fazit
Mit dem Kona electric ist Hyundai ein wirklich tolles Auto für Elektromobilität ohne Reichweitenangst oder enorme Kosten gelungen. Mit einem moderaten Einstiegspreis und einem 64kWh grossen Akkupaket, kommt man mit dem Kona locker 400km weit und mehr. Damit ist der sehr gut ausgestattete und gut verarbeitete elektrischen Kompakt-SUV ein Auto für fast jeden. Ich schreibe bewusst fast jeden, einzig wirklich grosses Manko ist für mich und den Einsatzzweck als Familienwagen der kleine Kofferraum. Der dürfte für viele ausreichend sein, mit zwei Kindern aber und etwas Gepäck passt das nicht so ganz. Aber auch hier nochmal der Hinweis auf die tollen Verbrauchswerte und realistisch hohe Reichweite, solche Fahrzeuge werden helfen die Elektromobilität für jeden zugänglich und verständlich zu machen. Im normalen Alltagseinsatz musste ich den Kona nämlich nur gerade 1-2 mal die Woche laden, das ist sehr bequem und wenn es mal weiter geht hat man dank 100kW Ladeleistung an Schnellladern auch die Option längere Reisen anzutreten.
Den Hyundai Kona electric Amplia gibt es ab CHF 44’990.-, die grössere Ausstattungsvariante Vertex, welche hier im Test gefahren wurde, beginnt bei CHF 49’900.-.