Ich habe in meinem Auto seit rund 6 Wochen autoSense verbaut. autoSense ist ist ein vernetzter Dongle der am OBD-II Port am Auto angeschlossen wird. Die Schnittstelle dient zur On-Board-Diagnose (OBD) des Fahrzeugs und so können im Fahrbetrieb diverse Daten aus dem Fahrzeug ausgelesen und verwendet werden. Zusätzlich ist in autoSense ein GPS-Chip und eine SIM-Karte verbaut und entsprechend können Daten ausgewertet und für weitere Dienste genutzt werden. Was bisher möglich ist zeige ich euch hier und biete einen Einblick in die zukünftigen Möglichkeiten.
Was ist autoSense ?
Autosense ist ein Fahrzeugassistent fürs Auto und bietet Dienste und Services für Privatnutzer, wie aber für Flottenmanagement an. Ich gehe hier vor allem auf die Möglichkeiten für die private Nutzung ein. Autosense bietet dem Fahrzeuginhaber nämlich ein elektronisches Fahrtenbuch mit Exportfunktion (auf Wunsch auch automatisiert per Mail, die Ortung des parkierten oder fahrenden Autos und Push-Benachrichtigungen bei Fahrzeugereignissen wie Warnlampen, Bewegungen oder Manipulationen. Neu kommt auch die innovative digitale Tankkarte hinzu, später dazu aber mehr. Autosense wird am OBD-II Port am Auto angeschlossen, dieses wird bei Benzinfahrzeugen seit 2001 verbaut, bei Diesel-Kfz ab 2004. Autosense gibt es ab 69.- CHF in der Basis-Ausführung, 99.- CHF kostet die Version mit WiFi-Hotspot.
Autosense ist ein Joint Venture mit je 50% Anteilen beim Telekommunikationsunternehmen Swisscom und der Automobilhandelsgruppe AMAG.
Der Autosense OBD-II Dongle mit integrierter SIM-Karte
Einrichtung
Hat man Autosense einmal bestellt und die App (iOS/Android) heruntergeladen geht es an die Einrichtung. Nach dem erstellen eines Benutzerkontos wird man durch die Einrichtung geführt. Wichtig ist, dass man den Autosense wie in der Anleitung beschrieben mit dem Auto am OBD-II Port verbindet. Dies kann man von einem Garagisten erledigen lassen oder selbst machen. Ich habe es in meinem Fall selbst gemacht, weil ich mit der Schnittstelle schon mehrmals in Berührung kam und damit gearbeitet habe. Sie ist bei meinem Volkswagen links unterhalb des Lenkrads, neben den Sicherungen zu finden. Wer nicht weis, wo die OBD-II Schnittstelle ist, wird oft mit Hilfe von Google fündig. Zur Identifikation des Fahrzeugs wird die VIN benötigt, diese einmalige Nummer identifiziert das Auto eineindeutig und Autosense kann damit die nötigen Werte interpretieren. Danach kann es schon los gehen, ab nun ist das Fahrzeug vernetzt.
OBD-II Anschluss im VW Touran
Autosense im Test
Mittlerweile habe ich mehr anderthalb Monate Daten mit meinem Fahrzeug und Autosense gesammelt. Autosense zeichnet dabei alle Fahrten auf, dank GPS hat man die genaue gefahrene Route abgespeichert, Start- und Zieladresse, sowie in der Schnellübersicht auch die gemessene Fahrdistanz, -zeit und Spritverbrauch. Letzter Wert wird aus der OBD-II Schnittstelle aus dem Fahrzeug gelesen. In der Übersicht sieht man den eigenen Standort, sowie den Standort des Fahrzeugs. Man kann auch den aktuellen Füllstand des Tanks einsehen, sowie den Kilometerstand des Fahrzeugs. Durchschnittsverbrauch, Kraftstoffart und Fehlercodes werden ebenfalls ausgegeben und der Benutzer wird im Falle eines Fehlers informiert. Ganz spannend sind für Statistik-Freaks wie mich die Auswertungen der Fahrdaten. Was sind übliche Fahrzeiten, an welchen Tagen wird das Auto meistens gebraucht, die monatliche Fahrstrecke und Zeit. Besonders unattraktiv ist die Nutzungsdauer des Fahrzeugs, in meinem Fall liege ich bei 2.3% im Monat November, das heisst das Fahrzeug steht in 97.7% der Fälle nur herum…
Aus dem Fahrverhalten mit Einbezug von Beschleunigung, Kurvenfahrt und Bremsverhalten wird ein Eco-Drive-Score erstellt. Besonders spannend sind solche Auswertungen natürlich in Firmenflotten, wo der Flottenmanager im Hintergrund Zugriff auf alle Autos hat, sofern man die Berechtigung dazu gibt. Besonders praktisch ist das elektronische Fahrtenbuch, man kann nämlich Fahrten einfach als Privat, Pendeln oder Beruflich taggen. Diese Auswertung erhält man auf Wunsch monatlich per Mail zugeschickt und kann so zukünftig einfacher Spesenabrechnungen führen.
Autosense App und Auswertung der Fahrdaten
Services
In der Autosense App können Services hinzugefügt werden, ein möglicher Partner ist dabei die AMAG. Dabei fügt man den Service hinzu und klärt sich einverstanden, einige relevante Daten mit dem Servicepartner zu teilen. So hat die AMAG zum Beispiel Zugriff auf die Motorendaten und kann bei Fehlercodes rasch halten. In der App kann auch einfach und schnell ein Termin für den nächsten Service oder Pneuwechsel vereinbart werden. Weitere solche Modelle sind in Arbeit, auch mit Versicherungen und anderen Dienstleistern.
Besonders spannende Möglichkeiten ergeben sich durch die verbauten Beschleunigungssensoren in alle drei Himmelsrichtungen im Autosense. So kann bereits in wenigen Sekunden nach einem Aufprall eine geschätzte und berechnete Prognose des Schadens gemacht werden. Noch spannender wird dieser Ansatz wenn man an Parkschaden denkt. Ist das Auto nämlich ausgeschaltet und eine Kollision wird gemessen, ist von einem Parkschaden auszugehen. Da Autosense dank Akku auch dann aktiv ist, können solche Fälle für Versicherungen und Fahrzeugbesitzer einfacher gehandhabt werden.
Autosense im Fahrzeug eingebaut
Die digitale Tankkarte – Tanken war nie einfacher
Gestern wurde ein Medienevent zu Autosense veranstaltet, an dem ich auch teilnehmen durfte. Dabei wurde die digitale Tankkarte «autosense Fuelcard» zusammen mit Migrol präsentiert, welche im Q1 2019 ausgerollt wird. Das Autosense Team hat uns gezeigt, wie Tanken in der Zukunft aussehen wird. Man fährt einfach vor eine Tanksäule und die Autosense App erkennt dank des Standorts die Säulen. Jetzt nur noch die gewünschte Säule wählen und den maximalen Betrag zum Tanken. Nach dem bestätigen ist die Zapfsäule freigeschalten und man kann einfach tanken und danach wegfahren. Die Abrechnung erhält man danach bequem über die App. Besonders praktisch ist dieses Feature natürlich wiederum für Firmenwagen, aber auch für mich als Privatperson ein enormer Komfort-Gewinn. Besonders hervorheben möchte ich aber etwas anderes: Autosense kennt dank der VIN die Kraftstoffart des Fahrzeugs, entsprechend wird auch nur diese Säule freigegeben, sprich ich kann in meinen Benziner kein Diesel tanken, die digitale Tankkarte verhindert dies. Genial, oder?
Autosense Fuelcard – einfach Tanken mit der App
Datensicherheit & Kosten
Die Autosense Hardware ist mit einem einmaligen Preis von 69.- CHF (Basis) zu erwerben. Wer die App nur für sich selbst und die Statistik-Funktion mit Fahrtenbuch nutzt, bezahlt ab 2019 5.- CHF monatlich. Diese Gebühr deckt auch die Kosten der verbauten SIM-Karte. Wer sich bereit erklärt Daten in der App mit entsprechenden Partnern zu teilen, profitiert von einer kostenlosen Nutzung nach dem Kauf. Wichtig ist zu erwähnen, dass dazu die Daten nur mit einem Servicepartner geteilt werden müssen. Beim Hinzufügen von Services ist immer genau ersichtlich, welche Daten weitergegeben werden.
Bezüglich Datensicherheit hat Autosense erklärt, dass man im Hintergrund mit zwei getrennten Datenbanken arbeitet. So sind Benutzerdaten und Fahrdaten getrennt abgelegt und werden erst in der App beim Nutzer zusammengefügt. Damit sind die Fahrdaten anonymisiert und können nicht einfach eingesehen werden. Der Adapter selbst speichert keine Daten und ermöglicht es auch nicht, Befehle ans Auto zu senden.
Fazit
Mittlerweile ist ein zweistelliger Prozentsatz der Autos im Schweizer Verkehr zwar vernetzt, aber meistens unabhängige Systeme ohne grossen Mehrwert. Hier kommt der Ansatz von Autosense mit dem offenen Ökosystem zum Tragen. Der Kundennutzen steht im Vordergrund für personalisierte Dienstleistungen. Auch die AMAG ist gegenüber anderen Autohäusern und Herstellern offen. Damit soll eine markenunabhängige und markenübergreifende Lösung für die Schweiz möglich werden.
Ich persönlich bin bezüglich meiner Daten immer sehr zurückhaltend und prüfe, wo und wann ich was weitergebe. In diesem Fall sehe ich genau, welche Daten ich welchem Servicepartner zur Verfügung stelle und wenn mein Nutzen von der Dienstleistung da ist, bin ich bereit dazu. Ich kann mir gut personalisierte Versicherungsangebote vorstellen, wie auch angepasste Leasingverträge mittels reellen Fahrdaten. Kann man hier Geld sparen, wäre das definitiv interessant. Wie seht ihr das?
Den Autosense Dongle gibt es ab 69.- CHF zu kaufen.