05. Dezember 2018
6 Minuten zu lesen

Testbericht: autoSense – der clevere Fahrzeugassistent mit Mehrwert

Autosense im Test

Ich habe in meinem Auto seit rund 6 Wochen autoSense verbaut. autoSense ist ist ein vernetzter Dongle der am OBD-II Port am Auto angeschlossen wird. Die Schnittstelle dient zur On-Board-Diagnose (OBD) des Fahrzeugs und so können im Fahrbetrieb diverse Daten aus dem Fahrzeug ausgelesen und verwendet werden. Zusätzlich ist in autoSense ein GPS-Chip und eine SIM-Karte verbaut und entsprechend können Daten ausgewertet und für weitere Dienste genutzt werden. Was bisher möglich ist zeige ich euch hier und biete einen Einblick in die zukünftigen Möglichkeiten.

Was ist autoSense ?

Autosense ist ein Fahrzeugassistent fürs Auto und bietet Dienste und Services für Privatnutzer, wie aber für Flottenmanagement an. Ich gehe hier vor allem auf die Möglichkeiten für die private Nutzung ein. Autosense bietet dem Fahrzeuginhaber nämlich ein elektronisches Fahrtenbuch mit Exportfunktion (auf Wunsch auch automatisiert per Mail, die Ortung des parkierten oder fahrenden Autos und Push-Benachrichtigungen bei Fahrzeugereignissen wie Warnlampen, Bewegungen oder Manipulationen. Neu kommt auch die innovative digitale Tankkarte hinzu, später dazu aber mehr. Autosense wird am OBD-II Port am Auto angeschlossen, dieses wird bei Benzinfahrzeugen seit 2001 verbaut, bei Diesel-Kfz ab 2004. Autosense gibt es ab 69.- CHF in der Basis-Ausführung, 99.- CHF kostet die Version mit WiFi-Hotspot.

Autosense ist ein Joint Venture mit je 50% Anteilen beim Telekommunikationsunternehmen Swisscom und der Automobilhandelsgruppe AMAG.

Der Autosense OBD-II Dongle mit integrierter SIM-Karte

Der Autosense OBD-II Dongle mit integrierter SIM-Karte

Einrichtung

Hat man Autosense einmal bestellt und die App (iOS/Android) heruntergeladen geht es an die Einrichtung. Nach dem erstellen eines Benutzerkontos wird man durch die Einrichtung geführt. Wichtig ist, dass man den Autosense wie in der Anleitung beschrieben mit dem Auto am OBD-II Port verbindet. Dies kann man von einem Garagisten erledigen lassen oder selbst machen. Ich habe es in meinem Fall selbst gemacht, weil ich mit der Schnittstelle schon mehrmals in Berührung kam und damit gearbeitet habe. Sie ist bei meinem Volkswagen links unterhalb des Lenkrads, neben den Sicherungen zu finden. Wer nicht weis, wo die OBD-II Schnittstelle ist, wird oft mit Hilfe von Google fündig. Zur Identifikation des Fahrzeugs wird die VIN benötigt, diese einmalige Nummer identifiziert das Auto eineindeutig und Autosense kann damit die nötigen Werte interpretieren. Danach kann es schon los gehen, ab nun ist das Fahrzeug vernetzt.

OBD-II Anschluss im VW Touran

OBD-II Anschluss im VW Touran

Autosense im Test

Mittlerweile habe ich mehr anderthalb Monate Daten mit meinem Fahrzeug und Autosense gesammelt. Autosense zeichnet dabei alle Fahrten auf, dank GPS hat man die genaue gefahrene Route abgespeichert, Start- und Zieladresse, sowie in der Schnellübersicht auch die gemessene Fahrdistanz, -zeit und Spritverbrauch. Letzter Wert wird aus der OBD-II Schnittstelle aus dem Fahrzeug gelesen. In der Übersicht sieht man den eigenen Standort, sowie den Standort des Fahrzeugs. Man kann auch den aktuellen Füllstand des Tanks einsehen, sowie den Kilometerstand des Fahrzeugs. Durchschnittsverbrauch, Kraftstoffart und Fehlercodes werden ebenfalls ausgegeben und der Benutzer wird im Falle eines Fehlers informiert. Ganz spannend sind für Statistik-Freaks wie mich die Auswertungen der Fahrdaten. Was sind übliche Fahrzeiten, an welchen Tagen wird das Auto meistens gebraucht, die monatliche Fahrstrecke und Zeit. Besonders unattraktiv ist die Nutzungsdauer des Fahrzeugs, in meinem Fall liege ich bei 2.3% im Monat November, das heisst das Fahrzeug steht in 97.7% der Fälle nur herum…

Aus dem Fahrverhalten mit Einbezug von Beschleunigung, Kurvenfahrt und Bremsverhalten wird ein Eco-Drive-Score erstellt. Besonders spannend sind solche Auswertungen natürlich in Firmenflotten, wo der Flottenmanager im Hintergrund Zugriff auf alle Autos hat, sofern man die Berechtigung dazu gibt. Besonders praktisch ist das elektronische Fahrtenbuch, man kann nämlich Fahrten einfach als Privat, Pendeln oder Beruflich taggen. Diese Auswertung erhält man auf Wunsch monatlich per Mail zugeschickt und kann so zukünftig einfacher Spesenabrechnungen führen.

Autosense App und Auswertung der Fahrdaten

Autosense App und Auswertung der Fahrdaten

Services

In der Autosense App können Services hinzugefügt werden, ein möglicher Partner ist dabei die AMAG. Dabei fügt man den Service hinzu und klärt sich einverstanden, einige relevante Daten mit dem Servicepartner zu teilen. So hat die AMAG zum Beispiel Zugriff auf die Motorendaten und kann bei Fehlercodes rasch halten. In der App kann auch einfach und schnell ein Termin für den nächsten Service oder Pneuwechsel vereinbart werden. Weitere solche Modelle sind in Arbeit, auch mit Versicherungen und anderen Dienstleistern.

Besonders spannende Möglichkeiten ergeben sich durch die verbauten Beschleunigungssensoren in alle drei Himmelsrichtungen im Autosense. So kann bereits in wenigen Sekunden nach einem Aufprall eine geschätzte und berechnete Prognose des Schadens gemacht werden. Noch spannender wird dieser Ansatz wenn man an Parkschaden denkt. Ist das Auto nämlich ausgeschaltet und eine Kollision wird gemessen, ist von einem Parkschaden auszugehen. Da Autosense dank Akku auch dann aktiv ist, können solche Fälle für Versicherungen und Fahrzeugbesitzer einfacher gehandhabt werden.

Autosense im Fahrzeug eingebaut

Autosense im Fahrzeug eingebaut

Die digitale Tankkarte – Tanken war nie einfacher

Gestern wurde ein Medienevent zu Autosense veranstaltet, an dem ich auch teilnehmen durfte. Dabei wurde die digitale Tankkarte «autosense Fuelcard» zusammen mit Migrol präsentiert, welche im Q1 2019 ausgerollt wird. Das Autosense Team hat uns gezeigt, wie Tanken in der Zukunft aussehen wird. Man fährt einfach vor eine Tanksäule und die Autosense App erkennt dank des Standorts die Säulen. Jetzt nur noch die gewünschte Säule wählen und den maximalen Betrag zum Tanken. Nach dem bestätigen ist die Zapfsäule freigeschalten und man kann einfach tanken und danach wegfahren. Die Abrechnung erhält man danach bequem über die App. Besonders praktisch ist dieses Feature natürlich wiederum für Firmenwagen, aber auch für mich als Privatperson ein enormer Komfort-Gewinn. Besonders hervorheben möchte ich aber etwas anderes: Autosense kennt dank der VIN die Kraftstoffart des Fahrzeugs, entsprechend wird auch nur diese Säule freigegeben, sprich ich kann in meinen Benziner kein Diesel tanken, die digitale Tankkarte verhindert dies. Genial, oder?

Autosense Fuelcard - einfach Tanken mit der App

Autosense Fuelcard – einfach Tanken mit der App

Datensicherheit & Kosten

Die Autosense Hardware ist mit einem einmaligen Preis von 69.- CHF (Basis) zu erwerben. Wer die App nur für sich selbst und die Statistik-Funktion mit Fahrtenbuch nutzt, bezahlt ab 2019 5.- CHF monatlich. Diese Gebühr deckt auch die Kosten der verbauten SIM-Karte. Wer sich bereit erklärt Daten in der App mit entsprechenden Partnern zu teilen, profitiert von einer kostenlosen Nutzung nach dem Kauf. Wichtig ist zu erwähnen, dass dazu die Daten nur mit einem Servicepartner geteilt werden müssen. Beim Hinzufügen von Services ist immer genau ersichtlich, welche Daten weitergegeben werden.

Bezüglich Datensicherheit hat Autosense erklärt, dass man im Hintergrund mit zwei getrennten Datenbanken arbeitet. So sind Benutzerdaten und Fahrdaten getrennt abgelegt und werden erst in der App beim Nutzer zusammengefügt. Damit sind die Fahrdaten anonymisiert und können nicht einfach eingesehen werden. Der Adapter selbst speichert keine Daten und ermöglicht es auch nicht, Befehle ans Auto zu senden.

Autosense Dongle

Fazit

Mittlerweile ist ein zweistelliger Prozentsatz der Autos im Schweizer Verkehr zwar vernetzt, aber meistens unabhängige Systeme ohne grossen Mehrwert. Hier kommt der Ansatz von Autosense mit dem offenen Ökosystem zum Tragen. Der Kundennutzen steht im Vordergrund für personalisierte Dienstleistungen. Auch die AMAG ist gegenüber anderen Autohäusern und Herstellern offen. Damit soll eine  markenunabhängige und markenübergreifende Lösung für die Schweiz möglich werden.

Ich persönlich bin bezüglich meiner Daten immer sehr zurückhaltend und prüfe, wo und wann ich was weitergebe. In diesem Fall sehe ich genau, welche Daten ich welchem Servicepartner zur Verfügung stelle und wenn mein Nutzen von der Dienstleistung da ist, bin ich bereit dazu. Ich kann mir gut personalisierte Versicherungsangebote vorstellen, wie auch angepasste Leasingverträge mittels reellen Fahrdaten. Kann man hier Geld sparen, wäre das definitiv interessant. Wie seht ihr das?

Den Autosense Dongle gibt es ab 69.- CHF zu kaufen.

25 Comments

  1. Sapto

    Spannend! Danke für den Bericht! Ich fahre zuzeit mit einem Dongle von ryd with AXA (Winterthur). Vieles scheint mir identisch zu sein, bei den Kosten & Datensharing ist es weniger Übersichtlich (Kosten = 0.-/ nehme an AXA trägt die&Daten werden „keine“ weitergegeben, ausser an AXA?).

  2. Sebastian

    Vielen Dank für den super Bericht. Ein interessantes Teil mit coolen Features – wie zum Beispiel den verbauten Beschleunigungssensoren.

    Funktioniert er denn auch im Ausland mit der verbauten SIM?

    Die allgemeine Aussage, dass der Dongle Fehlercodes und Tankfüllstand auslesen kann, erstaunt mich. Denn das ist stark von der Automarke abhängig. Je nach dem was der Autohersteller durch die OBD Schnittstelle herausgeben will. Ich betreibe ein paceCar OBD Dongle seit längerem und dort sagt der technische Support, dass das mit meinem Automodell zum Beispiel nicht geht. Den Dongle finde ich heute immer noch nicht ausgereift, weil er ab und an die Verbindung unterbricht und Fahrten zwar augenscheinlich durch die App erkennt, aber nicht in das Fahrtenbuch der App speichern möchte. Verbindung via Bluetooth – Dongle greift auf die GPS Daten des iPhones zu.

    Die Fehleranalyse ist beim PaceCar auch nicht stimmig. sehr rudimentär und allgemein scheint das sehr komplex zu sein und von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich gestaltet. Während der PaceCar mir anzeigt, dass keine Fehler vorhanden sind, habe ich mit einem anderen Dongle von Carly satte 19 Fehler aus dem Fahrzeugfehlerspeicher herauslesen können.

    Also: Ich bezweifle stark, dass dieser Dongle über alle Marken und Baujahre hinweg gleich gut funktioniert. Sicher wird man an einigen Stellen in puncto Funktionsumfang Abstriche machen müssen.

    Die digitale Tankkarte finde ich eine super Idee. Aber praxistauglich ist sie solange nicht, bis es eine adäquate Auswahl an verschiedensten Tankstellen gibt, die das unterstützten. Ein guter Grundgedanke ist es allemal und irgendeiner muss ja den Startschuss geben. hoffentlich machen es viele Tankstellenbetreiber nach, damit die Tanken komfortabler wird.

  3. Jaap

    Hi Sebastian,

    Genau, die SIM funktioniert Europaweit und die Vermittlungsgebühren der Fahrzeugdaten sind im Pricing einbegriffen. Bezüglich Funktionsumfang gibt es leichte Unterschieden zwischen den Herstellern (Model/Make/Year). Hauptsächlich in Bezug auf Kaftstoffstand und Kilometerzähler. Die Grundfunktionen und Adaptersensorikdaten sind jedoch bei allen Fahrzeugen vorhanden. Punkto Ecosystem bin ich bei dir. Je mehr mitmachen, desto spannender wird es. Eins nach dem anderen 😉

  4. Sapto

    Hallo Hans, ja indirekt ist der Dongle an die AXA verbunden (auf freiwilliger Basis) und die App Ryd hiess früher Tanktaler. Ich sehe aber noch keine Vorteile zB Prämienverbilligungen.
    Schicke dir gerne ein paar Screenshots von der App per PM, falls du daran interessiert bist.

  5. Uli

    Interessantes Teil. Werden auch Daten ausgegeben, die für Hybrid-Fahrzeuge speziell interessant sind wie zB Akkuzustand, gefahrene km elektrisch vs. Verbrenner etc. ?

  6. werner

    Als Servicepartner kommt dann sicher auch bald die Polizei zum Zug: Automatische Erstellung von Strafzetteln bei Geschwindigkeitsüberschreitung, Falschparken, Überholen im Überholverbot etc., alles schön dokumentiert.

  7. Sebastian

    Schon ein wenig überspitzt dargestellt. Ob es soweit kommt, wage ich zu bezweifeln….. aber wenn, dann würde ich als Staat gleich die Autohersteller zwingen, soetwas fest in Autos zu installieren. Am besten im Innern des Tanks oder im Getriebestrang- dann kann man davon ausgehen, dass nicht jeder dahergelaufene das ausbauen kann. Wo kämen wir denn sonst hin, wenn man einfach den Dongle rausziehen kann und sich der Staatsmacht entzieht?

  8. Markus

    Ich will den Dongle in einem Volvo V60 T6 von 2012 einsetzen. Nun habe ich gemäss Support die Wahl: Entweder ich bekomme einen WiFi Dongle und kann dafür Tankfüllstand und Kilometer nicht auslesen oder ich kann alle Funktionen nutzen und dafür kein WiFi. Ich möchte aber beides? Kennt jemand eine Möglichkeit?
    Wenn nicht,ist das ev. der Grund warum die AMAG Gruppe diese Technologie für alle frei gibt: Wer alle können will, muss VW fahren. Steckt da eine Strategie dahinter?

  9. Sachin

    Lieber Markus, Multiplex OBD oder M-OBD ist ein OBD-Variantenprotokoll, das von sehr wenigen Fahrzeugen verwendet wird. Der Volvo V60 T6 benötigt ein Multiplexgerät, das wir Ihnen gerne als Ersatz zusenden. Das Multiplex-Gerät wird bei bestimmten Fahrzeugen helfen, Kraftstoff-, Kilometer- und andere Fahrzeugdaten zu lesen, jedoch ist das Multiplex-Gerät derzeit nicht mit Wifi-Funktion verfügbar. Gibt es keine steckte Strategie hier, es ist nur technische beschrankung 🙂

  10. Felix

    Rein optisch unterscheiden sich die beiden Modelle nicht. Der Dongle mit Wifi ist meines Erachtens ein bisschen dicker. Aber dies ist im Millimeterbereich. Mit einem zusätzlich lieferbaren Adapterkabel (bei jeder AMAG erhältlich für ca. 17.00 Fr. / ET-Nr.: ZCHU9000201) kann der Dongle bequem «versteckt» werden. Das Kabel ist 1m lang.

  11. sapto

    ‪autoSenseAG &ryd with axa (ehemals tanktaler seit ca 6 Monaten am Auto) sind bei uns beide in Gebrauch (verschiedene Autos). Beide gefallen!
    Persönlicher Eindruck: Autosense hat mehr Einstellungsmöglichkeiten, wohingegen ryd eher der Beobachting dient. Kann am Wknd mal mit T5 Kollegen vergleichen.

  12. Jim Knopf

    Beim TCS bekommt man den (Bosch-)Dongle für CHF 10.– und einer Jahresgebühr von CHF 10.–.
    Hat mich bisher mehr überzeugt als «autosense».

  13. Frank

    Ich denke, das Pricing ist nicht ganz vergleichbar. Bei TCS ist die Gebühr ab 2020 36 CHF pro Jahr und wird ein kostenpflichtiges TCS Mitgliedschaft vorausgesetzt. Bei autoSense zahlt man entweder 5 CHF im Monat oder 0 CHF im Monat, wenn man bereit ist Daten mit Serviceprovidern wie AMAG oder VWFS zu teilen.

  14. Peer Haupt

    Hallo Hans
    Ich hatte mir aufgrund von Deinem Bericht überlegt Swisscom oder AMAG anzufragen ob Sie damit die eNordkapp-Challenge.org unterstützen wollen, per Zufall und Dank Linkedin bin ich aber nun an einen Mitbewerber gekommen und warte mal diesen Termin erst ab. autoaid GmbH scheint mir noch interessanter zu sein…
    Gruss Peer

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