Ich werde immer wieder auf die Möglichkeiten von Batteriespeichern für Solarenergie angesprochen, einerseits was ich empfehlen kann und andererseits was ich mache. Meine PV-Anlage habe ich bewusst ohne Speicher gebaut. Für die zweite Frage sieht es bei mir so aus, dass ich derzeit versuche ein eigenes kleines System auf die Beine zu stellen, einige Vorarbeiten sind schon länger im Gange und grundsätzlich geht es darum den Standby-Verbrauch über Nacht abzudecken. Für die erste Frage: Ich kann Systeme empfehlen, aktuell gilt aber für alle Möglichkeiten noch dasselbe: Energiespeicher lohnen sich wirtschaftlich nicht!!!
Auslegung des Speichers
Für die Bestimmung der optimalen Speichergrösse empfehle ich immer folgendes Vorgehen. Der Speicher rentiert dann, wenn er möglichst viel genutzt werden kann und das über die grösste Zeit des Jahres. Sprich von März bis September ist es rein von der erzeugten Energiemenge her erst möglich den Speicher nutzen zu können. Ich würde daher empfehlen, den Speicher so auszulegen, dass er den Restbezug aus dem Netz an einem üblichen Tag in dieser Zeit abdeckt. In meinem Fall liegt diese Netzbezug zwischen 6kWh und 10kWh, je nach Verbrauch und Jahreszeit (März – Oktober). So lege ich den idealen Speicher für meine Zwecke auf 10kWh Speicherkapazität aus, den vermag auch meine Anlage von der Grösser her zu laden.
Beispiel: Energieverbrauch und Erzeugung im Juni 2019
Warum sich ein Energiespeicher noch nicht lohnt…
Das Problem in der Wirtschaftlichkeitsrechnung liegt vor allem in den zu günstigen Strompreisen und den zu hohen Speicherpreisen. Man rechnet hier Preis/kWh und das pendelt sich oft bei rund 1000.- CHF / kWh ein. Natürlich muss man auch die ganzen Anschluss- und Installationskosten mitrechnen. Ein Speicher mit 10kWh kann pro Jahr geschätzt rund 250 Zyklen fahren, sprich entladen und wieder vollladen. Das meiste an gesparten Energiekosten fällt dabei in den Bereich des Niedertarifs, da in der Nacht die Batterie entladen wird. Ein kleiner Anteil kommt vielleicht noch tagsüber zum Zug um etwaige Spitzen beim Kochen zu übernehmen.
Ein Rechenbeispiel: In meinem Fall kostet mich die kWh-Energie 13 Rappen im Niedertarif, 20 Rappen im Hochtarif und ich erhalte 5 Rappen für die Einspeisung. Wenn ich nun 250 Zyklen pro Jahr à 10kWh fahren kann, nehmen wir an davon sind 90% Niedertarif und 10% Hochtarif, spare ich pro kWh 8 Rappen, bzw. 15 Rappen (Bezugspreis – Einspeisung). Das macht in der Summe im Jahr 217.50 CHF Profit. Möchte ich den Speicher in 10 Jahren amortisiert haben, dürfte der Speicherpreis bei 200.- CHF/kWh liegen, in 20 Jahren bei 400.- CHF/kWh. Man sieht schon hier, davon sind wir weit entfernt. Man kann sich das auch mit anderen Zahlen schönrechnen, oder noch etwas bessere Zahlen einsetzen, aber wir sind Faktoren von der Amortisierung entfernt…
Bei den Speicherpreisen wird sich in Zukunft einiges tun. Momentan stimmt das Verhältnis auch nicht, eine Varta Element 9 Batterie mit 9.6kWh Kapazität kostet rund 13’000.- CHF. Damit also bei 1’350CHF/kWh, zum Vergleich: Der VW e-Golf ist ab 41’050.- CHF erhältlich und hat eine 35.8kWh Batterie verbaut. Der Preis liegt dann bei 1150CHF/kWh und das dürfte zu Denken geben. Kostenlos dazu wäre dann quasi das komplette Chassis etc.
Lebensdauer einer Stromspeicherbatterie sind unterschiedlich, je nach verwendeter Technologie. Am Besten dürfte wohl LiFePo4 Systeme abschliessen. Varta gibt zum Beispiel 10 Jahre oder 4’000 Zyklen.
Interessante Energiespeicher
Nichts desto Trotz möchte ich hier einige Speicher auflisten, die ich extrem interessant finde. Einige kenne ich detaillierter, andere weniger:
- Powerball Systems: Tolles Engineering, Speicher als Blei- oder Lithium-Variante erhältlich und kann richtigen Notstrom. Preislich sehr attraktiv (Blei).
- Ecocoach: Spannendes Speicherkonzept mit zahlreichen Anschlüssen für Wallbox etc. Leider preislich jenseits von gut und böse.
- Patchwork-Speicher: Schon vorgestellt, Recycling von alten USV-Batterien, ähnlich meinem Projekt. Finde ich eine gute Sache, nicht für grosse Leistungen ausgelegt.
- Sonnen / Varta: Die weit verbreiteten Nachrüst-Speicher, sehen schön aus und sind kompakt. Preislich Mittelklasse.
- Tesla Powerwall 2: Leider nur einphasig verfügbar, kaum lieferbar und zu hohe Leistung auf einer Phase und daher in der Schweiz grössten teils nicht erlaubt. Preislich spannend.
Batteriespeicher aus alten BMW i3 Akkupacks
Fazit
Ich wollte mir mit dem Beitrag etwas die Zeit sparen, vielen Leuten die gleiche Antwort als Mail zukommen zu lassen. Zusammenfassend will ich aber unbedingt folgendes Festhalten: Stromspeicher lohnen sich wirtschaftlich nicht, mir ist keine Rechnung bekannt, die aufgehen würde. Wer trotzdem einen Speicher möchte oder sogar hat, aus persönlichem Interesse, Spass an der Sache und Energie der Zukunft macht das schon Sinn. Ich evaluiere ja auch schon seit jetzt bald einem Jahr am Speicher herum, auch weil ich das Thema spannend finde ich gerne autarker unterwegs wäre.
Wie seht ihr das Thema Stromspeicher?