Besuch der glaesernen Manufaktur in Dresden
Ich wurde von Volkswagen in die gläserne Manufaktur nach Dresden eingeladen. Dort wird nämlich seit rund 2 Jahren der VW e-Golf gefertigt und eine Produktionslinie der Automobilindustrie stand bei mir sowieso auf der Bucket-Liste. Die gläserne Manufaktur stand vorher während Jahren auch symbolisch für die Fertigung des Oberklasse-Wagens Phaeton. Mit der Umstellung auf Elektroantrieb des e-Golf und dessen Produktion, hat man auch die Ausrichtung der Manufaktur geändert. Als Center of future Mobility will man am Puls der Zeit bleiben und Neues probieren. Was das bedeutet und welche Eindrücke ich von Dresden mitgenommen habe, erfahrt ihr hier:
Die gläserne Manufaktur
Die gläserne Manufaktur befindet sich in Dresden an einer wunderschönen Lage, am Rand des Grossen Gartens. Der Bau an sich ist schon ein Highlight, besonders der mehrstöckige, runde Turm mit fertig produzierten Autos. Diese warten dort auf Ihre Kunden zur Abholung. Die besondere Lage der Manufaktur hat auch spezielle Transportwege erfordert, um nicht die Dresdner Innenstadt mit LKW’s zu überfüllen. So wird, mit Ausnahme der Karosserie, alle Bauteile mit dem blauen CarGoTram vom VW-Logistikzentrum am Bahnhof Dresden-Friedrichstadt – rund 5 Kilometer entfernt – zur Fabrik gebracht.
In der Manufaktur wurde von 2002 bis 2016 der VW Phaeton produziert, seit April 2017 der e-Golf. Zugleich entwickelt sich die Manufaktur zum Center of Future Mobility, einerseits mit Besuchsmöglichkeit für Interessierte und andererseits mit neuem Startup-Inkubator-Programm, doch dazu später mehr.
Die Gläserne Manufaktur
Produktionsanlage
Wir durften eine längere Führung durch die Produktionsanlage des VW e-Golf in der Manufaktur geniessen. Diese Möglichkeit steht übrigens jedem offen, eine geführte Tour gibt es für sehr faire 7.- €, welche jeden Cent wert sind. Der VW e-Golf wird in der Manufaktur über 108 Arbeitsstationen gefertigt, dabei fällt vor allem der edle Parkettboden auf. Der hölzerne Boden, auch das Laufband ist aus Parkett, und die lichtdurchfluteten Hallen geben einen schönen Arbeitsort ab. Der e-Golf ist auf einzelnen, drehbaren und höhenverstellbaren Liften montiert, so kann der Mitarbeiten auf idealer Höhe und bequemer Position fertigen.
Produktionsanlage VW e-Golf in Dresden
Während sich das Förderband bewegt, wird von Mitarbeitern der Manufaktur und von Robotern ständig am e-Golf geschraubt und geklebt. Die leere Karrosserie nimmt immer mehr Form an. Wie bereits erwähnt handelt es sich um 108 Arbeitsstationen, an jeder wird in 12 Minuten Einheiten gearbeitet. Das unterscheidet die Manufaktur von anderen Werken der Volkswagen Gruppe, wie in Wolfsburg zum Beispiel. Hier hat der einzelne Mitarbeiter nicht nur eine kleinen Aufgabe, sondern er fertigt einen ganzen Prozess ab. Die Mitarbeiter verfügen so auch über einen hohen Ausbildungsgrad, normal sind Arbeitsschritte von 1min Dauer.
e-Golf Fertigung in der gläsernen Manufaktur
Dieser Fertigungszyklus von 12min und die Tagesproduktion von 72 e-Golf über 2 Schichten verteilt, ermöglicht es der gläsernen Manufaktur neue Fertigungsmethoden zu testen und verfeinern. So werden Arbeitsschritte versucht zu optimieren oder wo möglich und besonders hilfreich durch Roboter ausführen zu lassen. Auf dem Bild oben sieht man zum Beispiel wie die Räder von einem Roboterarm montiert werden, im nächsten Arbeitsschritt werden dann die Scheiben ebenfalls maschinell verklebt.
Highlight: Die Hochzeit der Fahrzeugfertigung
Das Highlight jeder Führung dürfte die sogenannte «Hochzeit» sein. Dort wir die Karrosse mit dem Motor und dem kompletten Akkupack und Aufhängung zusammengeführt. Auch hier werden viele Arbeiten maschinell ausgeführt, der Unterboden mit dem Akku, Radaufhängung und Motor fährt eigenständig auf einem speziellen Wagen unter die Karrosse. Dort werden die beiden Teile zusammengeführt und ebenfalls automatisch verschraubt. Das ist ziemlich eindrücklich und hier hätte ich noch einige Stunden verweilen können.
Die Basis des VW e-Golf, einmal ohne Karosse
Erlebniswelt
Für Besucher gibt es in der grossen Eingangshalle der gläsernen Manufaktur eine kleine Erlebniswelt. Hier ist für gross und klein etwas dabei, man kann Elektromobiliät und Digitalisierung selbst erleben. So kann mit einem Fahrrad der eigene Strom erzeugt werden, um kleine Fahrzeuge fortzubewegen. Auch das Fahrzeug «Nils», eine Studie von VW, ist ausgestellt, sowie gläserne e-Golfs um ins Innern blicken zu können. Als jemand der schon viele Berührungspunkte mit Elektromobilität hat wie ich, fand ich die DC Wallbox von Kuka mit einem drei-gelenkigen Roboterarm, der die Ladebuchse selbst findet und einsteckt.
Typ 2 Lade-Roboter in der Erlebniswelt der gläsernen Manufaktur
Startup Inkubator
Als extrem spannend empfand ich unseren Kontakt mit den Startups des Startup-Inkubator-Programm, welches Volkswagen im „Center of Future Mobility“ und auch mit der Stadt Dresden eng zusammenarbeitet. Dabei werden zweimal jährlich 6 Startups in mehreren Pitch-Wettbewerben ausgewählt und während einem halben Jahr lang finanziell unterstützt, mit Räumlichkeiten versorgt, erhalten Zugang zu Fahrzeugen des Konzern und dürfen ohne Mietkosten in Dresden leben. Aktuell läuft gerade die zweite Runde aus und die Startups versuchen nun eigenständig zu arbeiten und den Schritt, zur Martkreife selbst zu schaffen.
Besonders spannend fand ich Wandelbots, das Unternehmen versucht Arbeitsvorgänge für Roboter ganz natürlich zu erlernen. So wird die Tätigkeit von einem Menschen vorgemacht und dann vom Roboter kopiert. Eine kleine Testanlage steht in der Manufaktur und ich kann mir durchaus vorstellen, dass ein solches System die Akzeptanz für Roboterfertigung erhöhen kann und man grosse Einsparungen bei der Programmierung von Arbeitsprozessen einsparen kann.
Das Schweizer Unternehmen Embotech entwickelt Softwar für das automatisierte Fahren und ist im aktuellen Inkubator-Programm. Ein erstes Ziel des Unternehmens in Zusammenarbeit mit VW ist es, die Fahrzeuge automatisch von der Montagehalle im Werk in den Logistikbereich fahren zu lassen. Hier ist aber auch Dresden sehr innovativ dabei und hat mehrere Strassen und Gebiete mit zusätzlicher Hardware, wie auch ein 5G-Netzwerk, ausgerüstet um Startups und Firmen die Möglichkeit zu geben, am Puls der Zeit zu entwickeln und forschen.
Center of future Mobility und der grosse Abholungsturm für Kunden
Fazit
Der Besuch im Center of future Mobility, der gläsernen Manufaktur in Dresden war sehr eindrücklich. Einerseits mag ich als Ingenieur natürlich solche Produktionsanlagen sehr und bin an der Technik sehr interessiert. Andererseits war es auch spannend zu sehen wie VW Startups fördert und Ihnen die Möglichkeit bietet, sich 6 Monate mit viel Unterstützung weiter zu entwickeln. Wer sowieso mal in der Nähe ist oder auch die Stadt Dresden besucht, was ich übrigens auch sehr empfehlen kann, dem lege ich einen Besuch in der gläsernen Manufaktur mit Führung nahe.
Hinweis: Ich wurde von VW für die Besichtigung der gläsernen Manufaktur eingeladen, die hier wiedergegeben Eindrücke und Meinungen sind meine Eigenen.