18. Juni 2018
6 Minuten zu lesen

Testbericht: Sony A7 III – das neue Vollformatmodell im Arbeitseinsatz

Sony Alpha 7 III Testbericht

Ich muss gestehen als jahrelanger Canon-User fällt es mir manchmal schwer eine Kamera eines anderen Herstellers in die Hand zu nehmen und diese wirklich zu testen. Mit dem neuen Vollformatmodell Sony Alpha 7 III von Sony hatte ich dann aber doch mehr als nur eine Affäre.

Die Spezifikationen

Lange will ich auf die Specs der Kamera gar nicht eingehen. Diese könnt ihr in diversen Testberichten und unzähligen YouTube Videos nachlesen bzw. nachschauen. Deshalb fasse ich die wichtigsten Eigenschaften hier kurz zusammen:

  • CMOS Vollformat-Sensor mit 24,2 Megapixeln
  • ISO 100 bis 51.200 mit 15 Blendenstufen Dynamikumfang
  • 693 Phasen-Autofokus-Punkte decken gemeinsam mit 425 Kontrast Autofokus-Punkten rund 93 Prozent der Sensoroberfläche ab
  • 5-Achsen-Bildstabilisator
  • Video 4K (3840 x 2160 Pixel), Full HD 120 Bildern pro Sekunde 100 Mbit/s
  • Akkulaufzeit von 710 Aufnahmen
  • Zwei SD-Kartenslots
  • 10 Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung mit kontinuierlichem Autofokus. Insgesamt reicht der Puffer für bis zu 177 Standard-JPEG-Bilder, 89 komprimierte RAW-Bilder oder 40 unkomprimierte RAW-Bilder
Sony bezeichnet die A7 III als ihr Einsteigermodell in die Vollformat-Welt. Bis auf den Preis, ist bei der A7 III gar nichts von Einsteigermodell zu spüren.

Sony bezeichnet die A7 III als ihr Einsteigermodell in die Vollformat-Welt. Bis auf den Preis, ist bei der A7 III gar nichts von Einsteigermodell zu spüren.

Geballte Power auf kleinem Raum

Wie erwähnt bin ich jahrelanger Canon-User. Seit Jahren bin ich mit der 5D Reihe von Canon unterwegs und diese sind wahre Arbeitstiere. Die haben vieles bereits mitgemacht und ich kann meinem Arbeitswerkzeug blind vertrauen. Was ich immer an meinen Spiegelreflexkameras geschätzt habe, ist die schier unendliche Akkuleistung. Mit der Canon 5D Mk IV kann ich locker eine ganze Hochzeit mit nur einem Akku fotografieren. Anders sieht es aus bei den spiegellosen Kameras. Ich kenne kaum einen Sony-User, der “nur” mit einem Akku auskommt. Das verunsichert natürlich und man fragt sich, ob der Akku in den wichtigen Momenten noch hält, oder ob man mit einem Arsenal an Akkus und Batteriegriff unterwegs sein muss.

Aufnahme mit der Sony A7 III

Aufnahme mit der Sony A7 III

Ich kann euch an dieser Stelle beruhigen. Der Akku der A7 III ist einfach unglaublich. Selten habe ich so eine gute Akkuleistung bei einer spiegellosen Kamera gesehen wie bei der dritten Generation der A7-Reihe. Ich bin praktisch mit nur einem Akku durch eine ganze Hochzeit gekommen (fairerweise muss ich sagen, dass ich die A7 “nur” als Zweitkamera im Einsatz hatte). Auch die Akkuleistung für einen Videodreh sind erstaunlich. Ich konnte den Akku nicht totkriegen auch nach einem 3h Videodreh (nicht am Stück gefilmt). So viel Leistung in einem kleinen Body gibt von mir zwei Daumen hoch. Ein praktisches Ladegerät für die Akkus der A7 III hat Hans hier schon vorgestellt.

Sony Apha 7 III im Einsatz

Autofokus – eine neue Welt geht für mich auf

Eines meiner persönlichen top Features ist der Eye-Autofokus. Sprich, der Autofokus erkennt und verfolgt (bei kontinuierlichem Autofokus) das Auge eures Subjekts. Dies funktioniert mit einer unglaublichen Präzision und geht beinahe bis an den Bildrand mit. Vorbildlich von Sony, den Sie hat den Autofokus aus Ihrem Topmodell der Sony A9 übernommen zum Preis einer Einsteiger-Vollformatkamera.

Autofokus im Videomodus ist vorbildlich. Die Gesichtserkennung funktioniert wunderbar und der Autofokus kommt gut mit bei Bewegungen im Bild. Kein Wunder weshalb Casey Neistat und Co. auf Sony setzen.

Leider funktioniert der Autofokus nur mit den hauseigenen Sony/Zeiss Linsen perfekt. Für den Test musste ich Objektive ausleihen, da ich keine Sony-Linsen besitze. (Sony wenn ihr das hier liest, bitte bitte schickt mir Sony FE 50mm F1.4 Planar, das könnte ich gut brauchen 😉 ).

Sigma MC-11 Adapter

Sigma MC-11 Adapter

Good News für Canon-User

Mittlerweile gibt es gute Adapter für Canon-Objektive. Die letzten Wochen habe ich mit dem MC-11 Adapter von Sigma gearbeitet. Ich wollte herausfinden, wie gut der Autofokus mit dem Adapter funktioniert. Zuerst die schlechte Nachricht. Im Filmmodus funktioniert der Autofokus nicht mit meinen getesteten Canon-Objektiven. Er soll aber mit den hauseigenen Objektiven von Sigma funktionieren. Nun die gute Nachricht: Der Autofokus für Bilder funktioniert sogar mit Eye-Autofokus! Weshalb gibt es überhaupt solche Adapter? Wieso kauft man sich nicht sowieso gleich die Objektive des Kameraherstellers? Nun es mag viele Gründe geben, aber einer meiner Gründe ist, dass ein kompletter Systemwechsel zurzeit nicht infrage kommt. Wenn ich für die Sony nur schon zwei gute Objektive Geld ausgeben möchte, bin ich schnell auf 2’000.- bis 3’000.- Schweizer Franken und habe womöglich dieselbe Brennweite bei Sony gekauft wie bei Canon. Anstatt das ich also 2x ein 50mm Objektiv habe, nutze ich einen Adapter, der einmalig 300.- bis 600.- Franken kostet und kann alle meine bereits vorhandenen Objektive für den neuen Body nutzen.

Dass die Performance mit Adapter und fremden Objektiv nicht an die nativen Linsen herankommen, sollte man sich bewusst sein. Das Beste Resultat erzielt ihre, wenn ihr die Fokuspunkte in der Mitte nutzt. Je weiter nach aussen hin geht, desto schwieriger wird es, dass der Fokus genau sitzt.

Sony A7 III Shot

Arbeiten mit der Sony A7 III

Was ich bis heute nicht an den Sony Kameras mag ist die unübersichtliche Menuführung. Unzählige Reiter an Optionen und Einstellungen warten nur darauf gefunden zu werden. Glücklicherweise hat Sony bei der A7 III endlich ein personalisiertes Menü eingeführt. Die wichtigsten Menueinstellungen können so favorisiert und für den schnellen Zugriff gespeichert werden. So umgeht man das Problem mit den vielen Menüpunkten.

Ein grosses Plus sind die vielen Knöpfe, die zur freien Belegung vorhanden sind. So lässt sich mit nur einem Knopfdruck die entsprechende Funktion aufrufen. Beispielsweise habe ich für den Fokusmodus auf C1 und das Fokusfeld auf C2 belegt, da ich diese beiden Funktionen am häufigsten aufrufen muss.

Im Gegensatz zu meiner Canon 5D Mk IV verfügt die A7 III über ein Klappdisplay. Dieser lässt sich leicht nach unten und oben schwenken. Nicht das dieser supernützlich war, jedoch half er mir schon in manchen Situationen aus der Patsche. Ein “nice-to-have”-Feature. Ich wünschte mir man könnte das Display wie bei einer GH5 zur Seite ausklappen und so noch mehr Spielraum zum Schwenken/Neigen hat. Naja, irgendwann mal vielleicht Sony!Sony A7 III

Im täglichen Einsatz macht die Sony einen robusten Eindruck. Die Einarbeitungszeit ist kurz und durch die vielen Möglichkeiten der Tastenbelegung, kann man sich sein Arbeitswerkzeug perfekt einstellen. Der elektronische Sucher ist in manchen Arbeitssituationen ein wahrer Segen. So lässt sich schnell überprüfen, ob das Bild korrekt belichtet ist und muss nicht ständig nach dem Foto hinten auf dem Bildschirm überprüfen, ob alles korrekt ist.

Trotzdem schwächelt die Sony in einigen Situationen. Es kam ab und zu vor, dass die Kamera plötzlich einfach aussetzte und ich kein Bild mehr auslösen konnte. Da half nur, dass ich die Batterie kurz aus dem Gehäuse nahm und wieder einsetzte. Solche kleine Risikofaktoren will man gerade nicht in einem Reportagejob haben. Glücklicherweise hatte ich schnell meine Back-Up-Kamera zur Hand, so dass nichts von der Reportage verloren ging.

Sony A7III mit dualem SD Kartenslot

Sony A7III mit dualem SD Kartenslot

Fazit

Mit der A7 III hat Sony ein wahres Monster freigesetzt. Nicht nur der Preis überzeugt, sondern auch die vielen neuen Features. Den Autofokus aus der weitaus hochpreisigen A9 in eine Einsteiger-Vollformatkamera zu setzen ist einfach nur lobenswert. Ich könnte hier Feature um Feature von der Sony auflisten und Sony hat mit der A7 III praktisch alles richtig gemacht. Mein einziger Wermutstropfen sind die Preise der Sony/Zeiss/G-Master Objektive. Da ist dann nichts mehr mit Einsteigerpreisen. Wer ein offenblendiges Objektiv für seine A7 III sucht, muss tief in die Tasche greifen. Zum Glück gibt es ja immer noch Dritthersteller und Adapter (wie für mich als Hybriduser 😉 ), aber das Beste “Kameraerlebnis” hat man eindeutig mit einer nativen Linse. Wer bereits im Sony-Ökosystem ist und schon lange mit einer Vollformatkamera liebäugelt, dem kann ich beruhigt eine Kaufempfehlung aussprechen. Wenn ihr ein Videograf mit einer älteren A7-Kamera seid überlegt euch, ob ihr auf den schnellen Autofokus angewiesen seid und ob ihr nicht ev. auf die A7s III warten möchtet.

So oder so entscheidet euch schnell, denn bei Sony geht es ziemlich zackig bis das nächste Kameraupdate kommt.

Update: Sony hat ein Software-Update released, welches das Problem mit dem plötzlichen Kamera-Freeze beheben soll. Da wir gerade von Update sprechen. Als ich dieses Review verfasst habe, war die Software noch nicht kompatibel mit OSX High Sierra.

Die Sony A7 III gibt es im Handel ab 2’499.- CHF zu kaufen.

7 Comments

  1. Michael

    Hey Chris,
    Toller Beitrag, danke! Ich nutze auch seit Jahren die 5D’s, die bei den MK4 ist der Akku aber auch ganz schnell leer wird viel im Live-View Modus gearbeitet, was wir sehr oft tun, einfach weil der Autofokus da viel genauer ist und das Tracking vorbildlich Funktioniert.
    Wie ist es mit dem Touchscreen? Ich habe gehört der ist so halbherzig umgesetzt worden.
    Würde eigentlich gern auch mal mit einer Sony A7III eine Hochzeit fotografieren. 😉

    liebe Grüsse,
    Michael

    • Chris

      Hi Michael

      Naja für mich ist der Touchscreen immer noch ein no-go von Sony. Warum will Sony nicht, dass der Touch-Screen auch im Menü funktioniert? Verstehe die Entscheidung da nicht ganz, die Technik wäre da.

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