13. März 2018
5 Minuten zu lesen

VW e-Golf Langstrecken-Erfahrungsbericht: mit dem Elektroauto zum Auto Salon in Genf

VW e-Golf am Genfersee

Letzte Woche war ich am Autosalon in Genf, der sich mittlerweile Geneva International Motor Show nennt, und habe die Gelegenheit genutzt, die Langstrecke mit dem VW e-Golf zu absolvieren. In meinem ersten Erfahrungsbericht zum VW e-Golf hatte ich von rund 220km Reichweite berichtet, jetzt bei den kalten Temperaturen ist die etwas gesunken. Ich wollte mal sehen welche Reichweiten jetzt möglich sind und wie sich unterschiedliche Fahrweise darauf auswirkt.

Die Strecke & Vorbereitung

Meine Fahrt führt von Mägenwil bis zum Flughafen Genf, beziehungsweise nach Grand-Saconnex und dem Palexpo-Areal, wo die Geneva International Motor Show stattfindet. Ich plante an einem Tag anzureisen, die Ausstellung zu besuchen und dann am nächsten Tag zurückzufahren. Nach kurzer Rückfrage im Hotel, hat man mir einen Parkplatz mit einfacher 230V Steckdose reserviert, damit kann ich über Nacht etwas nachladen. Die Strecke misst gemäss Google Maps und dem Routenplaner von Goingelectric 247km. Meine Idee ist es auf dem Hin- und Rückweg je einmal nachzuladen, den Hinweg plane ich mit normaler “Verbrenner-Fahrweise” und den Rückweg möchte ich möglichst Energie-optimiert zurücklegen.

Geplante Route bis Genf mit VW e-Golf

Geplante Route bis Genf mit VW e-Golf

Ladestopps planen

Ich plane also je Fahrt einen Ladestopp, dabei habe ich mir gedacht, bei der Hinfahrt düse ich früh los und esse dann auf der Raststätte Grauholz vor Bern Frühstück. Dort befindet sich ein 50kW DC-Schnelllader mit CCS-Stecker von der BKW. Ideal also, sollte dieser besetzt sein, hätte ich noch eine Ausweichmöglichkeit bei der AMAG Bern. Auf dem weiteren Weg gibt es notfalls noch in Murten eine Möglichkeit oder auf der nächsten Raststätte bei Estavayer (Restoroute Rose de la Broye). Klappt alles nach Plan, lade ich also nach rund 90km einmal und komme danach sicher ans Ziel. Je nachdem wieviel ich im Hotel wirklich nachladen kann, nutze ich dieselben möglichen Ladepunkte für die Heimfahrt.

Unklarheit: Ladenetze

Etwas Sorgen machten mir vorgängig die unterschiedlichen Ladenetze und Betreiber der Ladestationen. Ich habe mich vorgängig schon bei Chargemap angemeldet und eine RFID-Ladekarte bestellt, dasselbe auch bei Swisscharge. Bei Move dauerte der Versand zu lange, so habe ich das weggelassen. Schlussendlich wäre ich mit Swisscharge alleine durchgekommen, die RFID-Karte funktionierte bisher an allen Säulen, SMS-Authentifikation hat leider oft nicht funktioniert. Hier hat die Schweiz wirklich etwas nachholbedarf, warum ich nicht einfach die Kreditkarte mit NFC als Abrechungsbasis nutzen kann, ist mir schleierhaft. Die dazugehörigen Apps sind auch nicht alle ausgereift, sehr schön bei Move ist beispielsweise, dass man direkt sieht ob eine Ladesäule besetzt ist oder nicht. Liebe Stromanbieter etc, hier bitte nachbessern und vereinfachen.

Ladestation Raststätte Grauholz vor Bern: e-Golf mit 50kW aufgeladen

Ladestation Raststätte Grauholz vor Bern: e-Golf mit 50kW aufgeladen

Fahrt nach Genf

Wie geplant bin ich früh los und kam leider in etwas Stau um die Region Olten und daher etwas später als geplant dann im Grauholz an. Die Ladestation war glücklicherweise frei und so konnte ich dort gleich aufladen. Ich habe die DC-Säule genutzt mit bis 50kW Ladeleistung, dabei habe ich 16.8kWh geladen und dafür wurden mir 14.48CHF in Rechnung gestellt. Hier zeigt sich, schnell aufladen kostet was, dafür aber sind die Wartezeiten sehr kurz. Mit der aufgeladenen Energie komme ich so auch problemlos nach Genf. Habe dann aber in an der Raststätte “Rose de la Broye” einen kurzen Kaffeestop eingeleget. Die Ladesäule von Move betrieben war ebenfalls und habe ich testweise kurz probiert. AC-Laden (beim e-Golf aber leider auf 7.2kW limitert) wäre sogar kostenlos.

In Genf auf einem Parkplatz ausserhalb des Palexpo-Gebäudes angekommen, hatte ich einen durchschnittlichen Verbrauch von 18.5kWh/100km. Die Aussentemperatur lag bei 3° bis 5° und total hatte ich 258km zurückgelegt. Dabei bin meistens mit dem abstandgeregelten Tempomant gefahren, immer die ausgeschilderete Maximalgeschwindigkeit. Sprich ein grosser Anteil an 120km/h, das hat natürlich den Verbrauch ausgemacht.

Mit dem VW e-Golf zur Geneva International Motor Show 2018

Mit dem VW e-Golf zur Geneva International Motor Show 2018

Geneva International Motor Show 2018

An der Geneva International Motor Show haben mich vor allem die neuen Elektroautos und entsprechende Studien interessiert. Ich habe bei Twitter, Instagram und Facebook einige Bilder hochgeladen, bei Facebook habe ich versucht die E-Mobility Highlights etwas zu beschreiben. Für mich war es am spannendsten zu VW I.D. Reihe mal live zu sehen und reinsitzen zu können. Mein Favorit ist der VW I.D. Buzz, bis zur Serienproduktion dauert es aber noch etwas. Von dem was ich am Autosalon gesehen habe, würde ich sagen besonders ab 2019/20 wird die Elektromobilität vielfältiger und massentauglicher werden, darauf freue ich mich.

Rückfahrt im Stromsparmodus

Die Heimreise wollte ich möglichst stromsparend zurücklegen, dazu habe ich den Eco-Modus des e-Golf verwendet. Zusätzlich habe ich extrem auf die Fahrweise geachtet, fuhr meistens auf dem rechten Fahrstreifen und habe mich auch oft hinter Lastwagen im Windschatten aufgehalten. Zusätzlich gab es am morgen einen Abstecher in die Genfer Innenstadt und zum See. Eigentlich wollte ich bei Estavayer Mittagessen und aufladen, die Ladestation war aber besetzt. So gab es nur war kurzes und dank der Move App sah ich, dass die Station im Grauholz frei war. Ich habe mich dann also Richtung Grauholz bewegt und erst dort nachgeladen, was wiederum einwandfrei geklappt hat. Diesmal hatte ich für 25kWh 22.17CHF bezahlt. Leider wurde der e-Golf über Nacht im Hotel nicht ganz voll, sonst hätte ich es gewagt in einem Anlauf durchzufahren. Daheim angekommen hatte ich schliesslich 260.4km zurückgelegt und nur einen Verbrauch von 13.3kWh/100km. Rechnet man das auf den verbauten Akku hoch, könnte ich mit dieser Fahrweise satte 275km mit dem VW e-Golf zurücklegen.

e-Golf Active Info Display: Vebrauchsanzeige nach der Heimfahrt

e-Golf Active Info Display: Vebrauchsanzeige nach der Heimfahrt

Fazit

Das war definitive eine lehrreiche Erfahrung, einmal eine Langstrecke mit dem VW e-Gofl zurückzuelgen. Total habe ich 518.4km gefahren und da ich die Strecke in zwei Fahrweisen geteilt habe, konnte ich eindrücklich merken wieviel effizienter man fahren kann, wenn die Zeit dazu reicht. Auch das vielbeklagte Laden, das lange dauert ist überhaupt kein Problem. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, die Fahrzeit von rund 3 Stunden nach Genf auf einmal zu fahren. So habe ich die Ladepausen sinnvoll mit Frühstück und Mittagessen verknüpft, das hat jeweils problemlos gerecht. Vor allem auf 90% Ladezustand kommt man schnell dank den 50kW, danach wird die Ladeleistung heruntergeregelt.

Aktuell ist die Verbreitung von Ladestationen in meinen Augen genügen, zumindest für die Anzahl Fahrer von Elektroautos. An vielen Orte gibt es aber Ladestationen mit zwei Schnell-Ladeanschlüssen, einen CCS und einen CHAdeMO. So können beispielsweise nie zwei Europäer gleichzeitig laden, zukunftssicherer wäre es sicher gewesen eine weitere Säule zu installieren. Ich bin aber sicher, dass das Ladenetz zusammen mit dem Anteil an elektrisch betriebenen Fahrzeugen mitwächst.

Langer Rede kurzer Sinn: Auch Langstrecken sind mit einem VW e-Golf kein Problem, wer gut plant kann die Pausen gut nutzen und elektrisch fährt es sich auch noch angenehmer. Das war bestimmt nicht meine letzte längere Fahrt mit dem e-Golf…

14 Comments

  1. gsp

    Also ich Weiss ja nicht, aber eine Strecke in der Schweiz (Mägenwil- Genf) sollte also schon an einem Stück gefahren werden können. Dass man auf langen Strecken (grosser als 5h) eine Pause einlegen sollte ist ja schon klar, aber 300km? Somit ist der E-Golf für mich leider wie so viele E-Autos unbrauchbar.

    • Hans

      Ich habe die Strecke ja wie geschrieben als Test genutzt.
      Auf dem Heimweg fuhr ich energiebewusst und wäre mit der Reichweite in einem Stück durchgekommen. Da ich aber in Genf über Nacht nicht auf 100% laden konnte, hätte es nicht gereicht, daher schnell geladen.

      Ich muss hier aber nochmals erwähnen, ich wäre die Strecke auch mit dem Verbrenner nicht durchgefahren. Wenn ich also sowieso einen Stop für Frühstück oder nur Kaffee- und Pinkelpause einlege, warum die 15-20min nicht für Laden nutzen?

        • Hans

          Kommt eben darauf an, ich habe mich halt vorgängig informiert wo ich laden kann. Ich denke in naher Zukunft wird wohl jede gängige Raststätte einen Schnelllader haben, jetzt muss man etwas darauf achten.

  2. Ulrich Känel

    Ueli meint
    Da wird Propagiert von günstigen Fahren. 16,8kWh für 14.48 Fr.ergibt ein kWh Preis von 86 Rp bei der Rückfahrt sogar noch höher 25 kWh für 22.17 ergibt ein Preis von 88Rp. Das bei einem verbrauch von 18.5 kWh auf 100Km ergibt einen Preis von 15.91 Fr. Oder bei der Rückfahrt 13.5 kWh a 88 Rp ergibt 11.88 Fr.
    Ein Diesel Fahrzeug mit einem verbrauch von 5 Lt. ist Heute eher viel grechnet kostet 5 x 1.60 Fr. = 8.00 Fr.
    Zu Hause an der Steckdose ist es zwar wesentlich günstiger.

    • Hans

      Hallo Ueli
      Schnelles Laden kostet. Komisch ist die Abrechnungsweise pro Zeit an der DC Säule, aber das ist ein anderes Thema. Bisher habe ich bei AC-Ladestationen z.B. IKEA kostenlos geladen oder auch im Hotel konnte ich kostenlos laden. Daheim kostet mich der Strom im Nachttarif ca. 15 Rp und meistens versuche ich direkt den PV-Überschuss meiner Photovoltaik-Anlage zu nutzen, dann ist der Strom auch quasi kostenlos.

      Ich habe 518.4km zurückgelegt und rund 37.- CHF für schnelles Laden bezahlt. Hotel kostenlos, sagen wir das Laden daheim war komplett aus dem Nachttarif und das Auto war leer: 36kWh*15Rp = 5.4CHF. Total also aufgerundet 32.- CHF für 518.4km. Das ergibt rund 6.20CHF pro 100km. Ein 5 Liter Dieselverbrauch liegt bei etwas mehr als 8.- CHF. Damit ist es definitiv billiger, dazu kommen noch die geringeren Nebenkosten.

      Normalerweise fahre ich ohne Schnelllader, nehmen wir mal den grossen Verbrauch von 18kWh/100km. Das ergibt preislich rund 2.7CHF/100km, ohne kostenloses Nachladen oder PV Strom einzubeziehen.

  3. Peter

    Schade, dass uns die AMAG immer noch die Diesel verkaufen will. Wenn der AMAG-Chef schon mehr E- Modelle hätte, wäre sein Interview vielleicht glaubwürdiger ausgefallen.

  4. Bike

    Dieser gut verfasste Bericht zeigt leider eindeutig dass ich noch lange nicht bereit für ein E-Auto bin. Die Reichweite muss sich für mich mindestens verdoppeln damit das Sinn macht.

  5. sut

    Das ist wirklcih lächerlich. Wenn ich mir bei einer Fahrt von 250 km in eine Richtung überlegen muss wo ich wann laden kann und mir dann auch noch x Ladekarten zulegen muss ists vorbei. Als ich die Spezifikationen vom E GOlf zuerst durchgelesen habe, dachte ich mir das die sich verschrieben haben bei den Werten (Leistung, Reichweite, Preis).

    Ich bin mir nicht sicher ob E Autos die Zukunft sind. Mich wundert auch, dass alle Autohersteller so zögerlich auf den Zug aufspringen. Und wer glaubt mit einem E-Auto Umweltschonender zu fahren irrt gewaltig.

    • Hans

      Hallo sut,

      das Ladestellennetz ist gross genug, wie erwähnt, das Problem ist doch eher das Betreiberwirrwarr.

      Zu zwei Punkten von dir:
      Ich bin mir nicht sicher ob E Autos die Zukunft sind. Mich wundert auch, dass alle Autohersteller so zögerlich auf den Zug aufspringen.
      VW tätigt derzeit massive Investitionen und bringt ab 2020 ständig Modelle auf den Markt. Man kann ja nicht von heute auf morgen was hinstellen, da derzeit einfach weltweit ein Mangel an entsprechenden Akkus herrscht, damit kämpfen fast alle.

      Und wer glaubt mit einem E-Auto Umweltschonender zu fahren irrt gewaltig.

      Jap, kenne die Studien, gibt Studien die genau das Gegenteil sagen und so kann jeder glauben was er will. Was wirklich stimmt ist schwer zu sagen, werden die Akkus nach der E-Auto Nutzung aber auch noch als Hausspeicher genutzt sehe ich da schon grosses Potential.

  6. Peter Zuber

    Sehr guter Bericht. Dieser (und Kommentare dazu) zeigt jedoch genau diese «Reichweiteangst» der meisten Zeitgenossen. Und hindert wohl viele sich so ein Fahrzeug zuzulegen. Allerdings ist der E-Golf in dieser Beziehung nicht gerade das Paradebeispiel. Dies wird sich mit den kommenden Generationen E-Fahrzeuge bessern. Seit Dezember fahre ich einen Opel Ampera-e. Aktuell fahre ich den mit 14.5 kWh. Bei einen Akku von 60kWh ergibt dies eine Reichweite von etwas über 400 Km. In kalten Jahreszeiten sind es um die 300 Km. Also für den Alltag mehr wie ausreichend. Z.B. Mägenwil – Mailand (Italien) liegen da drin, ohne Angst haben zu müssen.
    Zitat «sut»: » Und wer glaubt mit einem E-Auto Umweltschonender zu fahren irrt gewaltig.» E-Fahrzeuge retten die Welt nicht. Aber klar umweltweltverträglicher sind diese nun mal. Rechnet man den Energieverbrauch in Diesel um, ergibt dies (14.5kWh/100) weniger wie 1.5 Liter Diesel/100km. Es wird also um FAKTOREN weniger Energie vernichtet wie jeder Vebrenner es tut. Und das Abgasfrei. Wollen wie Energie sparen, ohne auf die gewohnte Mobilität zu verzichten, sind E-Fahrzeuge momentan wohl die einzige Wahl. Da liegt auch mal eine Pause mehr drin.

    • Hans

      Danke für deinen Erfahrungsbericht Peter, wie du vielleicht gelesen hast, hatte ich den Ampera-e auch schon getestet. Deiner Streckenwahl entnehme ich, dass du wohl gleich nebenan wohnst, sehe ich also einen Ampera-e in Mägenwil, werde ich mal freundlich Grüssen 🙂

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