Letzte Woche war ich am Autosalon in Genf, der sich mittlerweile Geneva International Motor Show nennt, und habe die Gelegenheit genutzt, die Langstrecke mit dem VW e-Golf zu absolvieren. In meinem ersten Erfahrungsbericht zum VW e-Golf hatte ich von rund 220km Reichweite berichtet, jetzt bei den kalten Temperaturen ist die etwas gesunken. Ich wollte mal sehen welche Reichweiten jetzt möglich sind und wie sich unterschiedliche Fahrweise darauf auswirkt.
Die Strecke & Vorbereitung
Meine Fahrt führt von Mägenwil bis zum Flughafen Genf, beziehungsweise nach Grand-Saconnex und dem Palexpo-Areal, wo die Geneva International Motor Show stattfindet. Ich plante an einem Tag anzureisen, die Ausstellung zu besuchen und dann am nächsten Tag zurückzufahren. Nach kurzer Rückfrage im Hotel, hat man mir einen Parkplatz mit einfacher 230V Steckdose reserviert, damit kann ich über Nacht etwas nachladen. Die Strecke misst gemäss Google Maps und dem Routenplaner von Goingelectric 247km. Meine Idee ist es auf dem Hin- und Rückweg je einmal nachzuladen, den Hinweg plane ich mit normaler “Verbrenner-Fahrweise” und den Rückweg möchte ich möglichst Energie-optimiert zurücklegen.
Geplante Route bis Genf mit VW e-Golf
Ladestopps planen
Ich plane also je Fahrt einen Ladestopp, dabei habe ich mir gedacht, bei der Hinfahrt düse ich früh los und esse dann auf der Raststätte Grauholz vor Bern Frühstück. Dort befindet sich ein 50kW DC-Schnelllader mit CCS-Stecker von der BKW. Ideal also, sollte dieser besetzt sein, hätte ich noch eine Ausweichmöglichkeit bei der AMAG Bern. Auf dem weiteren Weg gibt es notfalls noch in Murten eine Möglichkeit oder auf der nächsten Raststätte bei Estavayer (Restoroute Rose de la Broye). Klappt alles nach Plan, lade ich also nach rund 90km einmal und komme danach sicher ans Ziel. Je nachdem wieviel ich im Hotel wirklich nachladen kann, nutze ich dieselben möglichen Ladepunkte für die Heimfahrt.
Unklarheit: Ladenetze
Etwas Sorgen machten mir vorgängig die unterschiedlichen Ladenetze und Betreiber der Ladestationen. Ich habe mich vorgängig schon bei Chargemap angemeldet und eine RFID-Ladekarte bestellt, dasselbe auch bei Swisscharge. Bei Move dauerte der Versand zu lange, so habe ich das weggelassen. Schlussendlich wäre ich mit Swisscharge alleine durchgekommen, die RFID-Karte funktionierte bisher an allen Säulen, SMS-Authentifikation hat leider oft nicht funktioniert. Hier hat die Schweiz wirklich etwas nachholbedarf, warum ich nicht einfach die Kreditkarte mit NFC als Abrechungsbasis nutzen kann, ist mir schleierhaft. Die dazugehörigen Apps sind auch nicht alle ausgereift, sehr schön bei Move ist beispielsweise, dass man direkt sieht ob eine Ladesäule besetzt ist oder nicht. Liebe Stromanbieter etc, hier bitte nachbessern und vereinfachen.
Ladestation Raststätte Grauholz vor Bern: e-Golf mit 50kW aufgeladen
Fahrt nach Genf
Wie geplant bin ich früh los und kam leider in etwas Stau um die Region Olten und daher etwas später als geplant dann im Grauholz an. Die Ladestation war glücklicherweise frei und so konnte ich dort gleich aufladen. Ich habe die DC-Säule genutzt mit bis 50kW Ladeleistung, dabei habe ich 16.8kWh geladen und dafür wurden mir 14.48CHF in Rechnung gestellt. Hier zeigt sich, schnell aufladen kostet was, dafür aber sind die Wartezeiten sehr kurz. Mit der aufgeladenen Energie komme ich so auch problemlos nach Genf. Habe dann aber in an der Raststätte “Rose de la Broye” einen kurzen Kaffeestop eingeleget. Die Ladesäule von Move betrieben war ebenfalls und habe ich testweise kurz probiert. AC-Laden (beim e-Golf aber leider auf 7.2kW limitert) wäre sogar kostenlos.
In Genf auf einem Parkplatz ausserhalb des Palexpo-Gebäudes angekommen, hatte ich einen durchschnittlichen Verbrauch von 18.5kWh/100km. Die Aussentemperatur lag bei 3° bis 5° und total hatte ich 258km zurückgelegt. Dabei bin meistens mit dem abstandgeregelten Tempomant gefahren, immer die ausgeschilderete Maximalgeschwindigkeit. Sprich ein grosser Anteil an 120km/h, das hat natürlich den Verbrauch ausgemacht.
Mit dem VW e-Golf zur Geneva International Motor Show 2018
Geneva International Motor Show 2018
An der Geneva International Motor Show haben mich vor allem die neuen Elektroautos und entsprechende Studien interessiert. Ich habe bei Twitter, Instagram und Facebook einige Bilder hochgeladen, bei Facebook habe ich versucht die E-Mobility Highlights etwas zu beschreiben. Für mich war es am spannendsten zu VW I.D. Reihe mal live zu sehen und reinsitzen zu können. Mein Favorit ist der VW I.D. Buzz, bis zur Serienproduktion dauert es aber noch etwas. Von dem was ich am Autosalon gesehen habe, würde ich sagen besonders ab 2019/20 wird die Elektromobilität vielfältiger und massentauglicher werden, darauf freue ich mich.
Rückfahrt im Stromsparmodus
Die Heimreise wollte ich möglichst stromsparend zurücklegen, dazu habe ich den Eco-Modus des e-Golf verwendet. Zusätzlich habe ich extrem auf die Fahrweise geachtet, fuhr meistens auf dem rechten Fahrstreifen und habe mich auch oft hinter Lastwagen im Windschatten aufgehalten. Zusätzlich gab es am morgen einen Abstecher in die Genfer Innenstadt und zum See. Eigentlich wollte ich bei Estavayer Mittagessen und aufladen, die Ladestation war aber besetzt. So gab es nur war kurzes und dank der Move App sah ich, dass die Station im Grauholz frei war. Ich habe mich dann also Richtung Grauholz bewegt und erst dort nachgeladen, was wiederum einwandfrei geklappt hat. Diesmal hatte ich für 25kWh 22.17CHF bezahlt. Leider wurde der e-Golf über Nacht im Hotel nicht ganz voll, sonst hätte ich es gewagt in einem Anlauf durchzufahren. Daheim angekommen hatte ich schliesslich 260.4km zurückgelegt und nur einen Verbrauch von 13.3kWh/100km. Rechnet man das auf den verbauten Akku hoch, könnte ich mit dieser Fahrweise satte 275km mit dem VW e-Golf zurücklegen.
e-Golf Active Info Display: Vebrauchsanzeige nach der Heimfahrt
Fazit
Das war definitive eine lehrreiche Erfahrung, einmal eine Langstrecke mit dem VW e-Gofl zurückzuelgen. Total habe ich 518.4km gefahren und da ich die Strecke in zwei Fahrweisen geteilt habe, konnte ich eindrücklich merken wieviel effizienter man fahren kann, wenn die Zeit dazu reicht. Auch das vielbeklagte Laden, das lange dauert ist überhaupt kein Problem. Mir wäre es nie in den Sinn gekommen, die Fahrzeit von rund 3 Stunden nach Genf auf einmal zu fahren. So habe ich die Ladepausen sinnvoll mit Frühstück und Mittagessen verknüpft, das hat jeweils problemlos gerecht. Vor allem auf 90% Ladezustand kommt man schnell dank den 50kW, danach wird die Ladeleistung heruntergeregelt.
Aktuell ist die Verbreitung von Ladestationen in meinen Augen genügen, zumindest für die Anzahl Fahrer von Elektroautos. An vielen Orte gibt es aber Ladestationen mit zwei Schnell-Ladeanschlüssen, einen CCS und einen CHAdeMO. So können beispielsweise nie zwei Europäer gleichzeitig laden, zukunftssicherer wäre es sicher gewesen eine weitere Säule zu installieren. Ich bin aber sicher, dass das Ladenetz zusammen mit dem Anteil an elektrisch betriebenen Fahrzeugen mitwächst.
Langer Rede kurzer Sinn: Auch Langstrecken sind mit einem VW e-Golf kein Problem, wer gut plant kann die Pausen gut nutzen und elektrisch fährt es sich auch noch angenehmer. Das war bestimmt nicht meine letzte längere Fahrt mit dem e-Golf…