Ich bin Dan.
Als passionierter Mountainbiker fahre ich Enduro-, Freeride- und Downhillrennen. Vermehrt fotografiere und filme ich unser Team auch. Als El. Ing. interessieren mich Technik und Gadgets aller Art.
Wie bei vielen Lesers dieses Blogs, kam auch bei mir der Tag, an dem ich mich nicht mehr mit den einfachen Schnappschüssen meiner Ultrakompaktkamera zufrieden geben wollte. So investierte ich in einen anständigen Kamerabody und etwas teures Glas. Mit dem wachsenden Equipment wuchsen natürlich auch die Ansprüche an meine Nachbearbeitungstools. Im Frühling begann ich dann die Dreharbeiten eines Sport-Kurzfilms, bei welchen einiges an Daten zusammengekommen ist. Als eher «ungeduldiger Zeitgenosse» arbeite ich besonders ungerne an Computern die «laggen». Damit war klar, dass ich mein bisher eingesetztes 12.1″ Notebook fürs Media-Editing in den Ruhestand schicken sollte. Nur was soll ich anschaffen?
Diesmal wollte ich einen Rechner mit richtig Power. Logisch musste es da ein Desktop-Tower und kein Notebook sein. Trotzdem sollte er auch nicht zu viel kosten, die alte Leier also. Viele würden an dieser Stelle wohl für einen Mac Pro missionieren. Die «Freedom of Choice» an Hardware ist mir dabei wichtig, gerade bei der Preisoptimierung. Darum galt für Apple-Fanboys bei diesem Projekt: «You have no power here!» 😉
Das war also geklärt. Nun fehlte mir aber nicht nur die nötige Übersicht über aktuelle PC-Hardware, sondern auch Kenntnis über die Möglichkeiten, welche aktuelle Programme bei entsprechenden Hardware-Ressourcen bieten können. So unterstützen viele professionelle Tools wie Lightroom, Premiere Pro, Davinci Resolve und viele mehr das «on the fly» Rendern der Preview mit der Grafikkarte (GPU). Dabei werden die Berechnungen, welche zur Vorschau des bearbeiteten Mediums nötig sind, in der GPU statt dem Prozessor (CPU) berechnet. Weil dies Matrizenrechungen sind, eignet sich die GPU wegen ihrer Architektur eigentlich sowieso besser dafür. Die meisten NVIDIA GPUs bieten dafür das sogenannte CUDA API, wodurch die Software auf die Grafik-Rechenzellen, die CUDA-Cores, zugreifen kann. Der Unterschied ist massiv. Previews, welche mit der CPU eine Vorlaufzeit von mehreren Sekunden zur Berechnungen benötigen, werden mit CUDA-Support in Echtzeit ruckelfrei abgespielt.
Leider bietet dies nun aber eine potentielle Stolperfalle bei der Evaluation von Grafikarten. Die verschiedenen NVIDIA GPU-Familien werden von Edit-Softwares unterschiedlich supportet für den Gebrauch von CUDA . Dabei kommt es nicht nur auf die Anzahl CUDA Cores an, sondern im Wesentlichen, wie tief der Treiber der entsprechenden Grafikkarte für den vollen Zugriff auf das CUDA API implementiert ist. So bietet die professionelle Quadro Familie von NVIDIA beispielsweise meist den zuverlässigeren Support von CUDA als die GTX Familie für den Consumer/Gaming Bereich.
Da ich primär mit Adobe Produkten arbeiten möchte, interessiert mich der Support vor allem dort. Adobe supportet offiziell gemäss Webseite nur eine sehr limitierte Anzahl GPUs für ihre Software. Von der GTX 900er Reihe beispielsweise ist kein Modell aufgeführt. Im Vergleich erachte ich die GTX 900er Serie zur Reihe mit dem besten Preis/Leisungsverhältins was die nackten Kennzahlen angeht (FLOPS, No. CUDA Cores, Busbreite, RAM Grösse). Die Quadros können bei doppeltem Preis nicht mal die Hälfte der Zahlen erreichen, obwohl teilweise die exakt gleiche GPU verbaut ist. Allerdings ist dem noch was hinzuzufügen: Die Quadros sind wesentlich besser getestet und haben eine kleinere Fehlerrate, welche bei tieferen Taktfrequenzen weiter schrumpft. Gleichzeitig begünstigen die einiges weiter entwickelten OS-Treiber eine beinahe volle Ausnutzung der vorhandenen CUDA-Cores. Es ist klar, dass dies auch mehr kostet. Sicher ist eine GTX GPU mit «doppelt so guten» Kennzahlen nicht doppelt so schnell wie die nach Kennzahlen «halb so schnelle» Quadro GPU. Eine zuverlässige Aussage erhält man aber wohl nur durch einen Direktvergleich.
Nach Preis und Kennzahlen habe ich mich für die NVIDIA GTX 970 entschieden. Offiziell wird die GPU von Adobe nicht unterstützt. In einigen Adobe-Foren wird aber über den CUDA-Support von nicht aufgelisteten GPUs diskutiert. Dabei fand ich heraus, dass meine präferierte GPU inoffiziell läuft und deshalb habe ich sie auch bestellt. Es ist die ASUS STRIX GTX970 DC2OC mit 4GB DDR5 RAM (196 GBps), 3.9TFLOPS, 224-bit Bus, GPU-Taktrate von 1114 bis 1253 MHz und 1664 CUDA-Cores. Den CUDA Support von Adobe ohne jegliche Hacks kann ich bestätigen 🙂
Wie gesagt war ich anfangs etwas ratlos, auf welche CPU, welchen Sockel und somit welches Board, etc. dass ich setzen sollte. Der technische Support von Brack hat mir dann aber sehr kompetent einen kompletten Build für meinen Einsatz vorgeschlagen. Auf dieser Basis konnte ich mich sehr gut einlesen und meine Einkaufsliste anpassen, ich kann die Jungs von Brack also wärmstens empfehlen, die wissen wovon sie reden!
So landete ich beim Intel Quad Core i7-4790/3600 mit LGA 1150 Sockel und 8MB Cache. Er supportet Turbo Boost zur «temporären Übertaktung» von 3.6 auf 4.0 GHz, Hyper Threading auf allen 4 «Hard Cores», was 8 Threads für das OS ergibt. Die integrierte GPU wird natürlich für die separate GPU deaktiviert. Kombinieren kann man sie nicht. Zur Kühlung entschied ich mich für die wartungsfreie Wasserkühlung BXTS13X von Intel. Damit ist bei mir die CPU nicht über 70°C angestiegen und man hört absolut nichts, zudem ist die Preis/Leistung kaum zu schlagen.
Kein Weg führt an einer schnellen SSD vorbei. Die 256MB PCIe SSD PX-G256M6E von Plextor mit M.2 Formfaktor ist mit 770MB/s lesen und 580MB/s schreiben eine vernünftige Wahl.
Da im grosszügigen und schallgedämmten Coolermaster Silencio 652 Tower genug Platz ist, passt auch gleich das ASUS Z97-C Motherboard mit LGA1150 Sockel gut rein.
Bei den RAM liest man immer wieder, man solle den Preisfokus auf CPU und GPU legen, statt teure RAM Riegel einzusetzen. Mit noch Luft nach oben habe ich mich deshalb für ein Kingston DDR3 16GB Kit (2x 8GB) mit 1600MHz entschieden. Bisher habe ich nicht das Gefühl mehr zu benötigen.
Mit einem LG BluRay Brenner und einem 60 in 1 Cardreader für den 5.25″ Laufwerk Slot sorgte ich noch für die benötigten Schnittstellen. Nach einiger Zeit im Gebrauch finde ich den Cardreader etwas fummelig, da der CF-Card Slot nur ca 12mm tief ist und man die Karte so schief einsetzen kann. Dies kann die Anschlusspins verbiegen!
Man bemerkt bei meiner Wahl wahrscheinlich meinen Hang zur leisen Hardware. Auch beim Netzteil achtete ich darauf. Das be quiet! System Power 7 mit 700W macht seinem Namen alle Ehre.
Das lauteste Element scheint die 3TB Seagate Barracuda HDD zu sein. Man hört sie allerdings nur wenn man sich darauf konzentriert. So leise ist der Build geworden 🙂
Zum Abrunden kommt noch eine Windows 8.1 Lizenz.
Dieser Build kostet bei Brack im Januar 2016 rund CHF 1580.-
Mit GPUTweak und der Performance and Power Utility von ASUS habe ich die Leistung noch optimieren lassen. Diese Tools sind übrigens recht cool, sie booten autonom ins BIOS und ermitteln automatisch die maximale Übertaktungsfrequenz- und die passenden Spannungen. Diese speichern sie dann ins entsprechende (Gaming)-Profil ab und man kann es per Mausklick aktivieren.
Für einen Vergleich meiner Maschine mit anderen Builds habe ich noch eine Benchmark gefahren. Dazu habe ich Novabench verwendet und wieder vorgängig das Profil auf die maximale Performance gesetzt.
Ich weiss nicht, wie repräsentativ die Ergebnisse sind, möchte sie euch aber nicht vorenthalten: Die Zusammenfassung findet ihr hier.
Im Vergleich mit den anderen Stats steht mein Build mit 2.86 fach besser als der Durchschnitt und 3.36 fach besser als der Median recht gut da. Statistisch gesehen (unter Annahme einer Gaussverteilung) gehört er zu den besten ca. 9% der 922305 «gebenchmarkten» Maschinen 🙂
Mit meiner Hardware-Wahl auf Basis des Brack-Teams bin ich sehr zufrieden. Das Motherboard hätte noch einen USB3.0 Controller mehr haben können. So musste ich mich entscheiden, ob ich den Cardreader oder die Gehäuseslots verbinde 🙁 . Der von mir gewählte 5.25″ Card Reader hätte mechanisch etwas hochwertiger sein können, bei dem Preis gibt es aber eigentlich nichts zu meckern.
Da mein letzter Tower Build schon ewig her ist, konnte ich viel über die aktuelle Hardware lernen. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Es kam ein leiser und performanter Media-Edit- und Gaming PC heraus, der sich mit der Leistung und vor allem dem Preis nicht verstecken muss.
Nun bin ich auf eure Anmerkungen und Erfahrungen zu diesem Thema gespannt!