Fast jeder Leser dieses Blogs wird eine Cloud-Lösung für sich beanspruchen, ob das nun Dropbox, iCloud, OneDrive, GoogleDrive oder was auch immer ist. Alle aber haben sie eines gemeinsam, die Daten sind irgendwo verteilt und mit grossen Sicherheit auch auf einem Server in den Staaten abgebildet und da werden sich viele hüten vor. Die Lösung ist sicher eine private Cloud und das bietet der ionas Server, des gleichnamigen Unternehmens aus Mainz an.
Was ist ein ionas Server
Der ionas Server basiert auf der populären und günstigen Hardware Raspberry Pi B+. Auf einer Micro-SD-Karte ist die eigene Server-Software vorinstalliert, basierend auf Raspbian, einer Linux Distribution. Auf einer mitgelieferten externen USB Festplatte werden dann die Daten abgelegt, standardmässig ist eine 1TB Platte von Western Digital dabei. Auf dem Betriebssystem von ionas, dem Cockpit, können nun bereits eingerichtete Dienste aktiviert werden, welche einer grossen Cloud-Lösung ebenbürtig sind.
Zum Beispiel gibt es Seafile. Seafile ist ein Datei-Synchronisations-Service. Das ist sozusagen der Dropbox- oder Google-Drive-Ersatz für Zuhause. Es gibt Synchronisations-Clients für Linux, Mac OS X und Windows. Seafile macht nichts anderes, als Dateien zu synchronisieren. Für Kontakt- und Terminsynchronisation, welches von Seafile nicht feilgeboten wird, wird einfach der Dienst DAViCAL (Radicale) aktiviert, dieser arbeitet nach dem CalDAV- beziehungsweise CardDAV-Standard.
Lieferumfang
Der ionas-Server, eigentlich bestehend aus einem Raspberry Pi B+ in einem Gehäuse, wird zusammen mit Festplate und den benötigten Kabeln geliefert. Sieht etwas nach selbstgebastelt aus, ein All-in-One Gehäuse ist aber scheinbar bei ionas in Planung.
Lieferumfang des ionas Server
Einrichtung
Der ionas Server wird zusammen mit allem benötigten geliefert und jedes Kabel und die passenden Buchsen sind mit unterschiedlichen Farbtupfern versehen. So wird auch jedem Computer-Laien absolut klar, was er wo einstecken muss. Hat man zum Schluss das Netzteil eingesteckt startet der Server auf, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen die Einrichtung direkt mit dem ionas-Suppport abzuschliessen. Mehr dazu später…
Ich logge mich nun mit einem Admin-User ein und erstelle mir einen persönlichen Account, ebenfalls mit Admin-Rechten. Habe ich mich mit diesem Benutzer eingeloggt, lösche ich den Standard-User und bin nun ready to go!
ionas Server – Weboberfläche
Wie ihr auch auf dem Screenshot sehen könnt, wird man auch über Updates des Server Cockpits informiert, also spiele ich dieses als nächstes auf. Diese Schritte hatte ich noch alleine vollzogen, jetzt war es auch für mich an der Zeit den Telefon-Support auzuprobieren.
Dienste einrichten mit telefonischem Support
Für die Einrichtung mittels Support von ionas wird entweder ein Festnetzanruf mit vorgeschlagenem Termin vorgenommen oder das ganze einfach per Skype gelöst. Ich habe die zweite Variante gewählt und dem Kollegen bei ionas über Fernwartung auch Zugriff auf meinen Computer gewährt. Das kann man lösen wie man will, auf jeden Fall aber lohnt sich der Support. Die Herren bei ionas wissen was sie tun und erklären ganz einfach, welcher Dienst welches Ziel verfolgt und was damit möglich ist. Sie helfen direkt beim Einrichten und passen sich gut dem Grundwissen des Nutzers an, helfen wo nötig und das auch gleich bei Themen wie DynDNS Diensten oder Port-Forwarding am Router. Finde ich eine tolle Sache, bei versierten Usern dauert ein Telefonat etwas kürzer, bei anderen etwas länger, ist aber alles im Grundpreis des Servers inbegriffen.
Verfügbare Dienste auf dem ionas Server
Die obige Übersicht zeigt die aktuellen Möglichkeiten des ionas Servers. Ich habe Seafile als selbstgehostete Dropbox-Alternative eingerichtet, Samba für die Datensicherung im Netzwerk und Fileshare um grosse Files mit Kollegen zu teilen. OpenVPN nutze ich um von draussen in mein Netzwerk zu kommen und der DynDNS Updater läuft im Hintergrund, damit ich auf meine heimische IP von überall her zugreifen kann.
Seafile
Seafile ist quasi der Cloud-Ersatz von Dropbox, OneDrive usw. Einfach mit dem netten Unterschied, dass Seafile eben selbst gehostet wird und man die Daten nicht auf einem «amerikanischen Server» hinterlegt hat. Das dürfte viele immer noch abschrecken solche Dienste zu nutzen oder je nach Daten nicht zu verwenden. Abhilfe schafft eine eigene Cloud. Clients für iOS, Android und alle Desktop-OS sind verfügbar. Der Dienst ist schlank gehalten und erledigt alles tadellos, dabei kann ich von aussen entweder eine «public cloud» einrichten von der ich extern zugreifen kann oder eine auf die ich nur mittels VPN komme. Seafile ist aus meiner Sicht sicher das mächtigste Tool im ionas Server.
Seafile auf dem iPhone
FileShare, Samba und DAViCAL
Weitere nette Dienste nebst Seafile sind natürlich auch dabei. Zum Beispiel FileShare, damit kann ich einfach und schnell bestimmte Dateien nach aussen freigeben. Praktischerweise kann ich die auch noch zeitlich beschränken oder den Download noch passwortschützen, ganz cool!
Samba dürfte jedem ein Begriff sein, damit ist die Einbindung des Server als Netwerklaufwerk gemeint. Das klappt ohne grosses zutun problemlos. DAViCAL habe ich nicht eingerichtet, diesbezüglich bin ich mit Apple und Google bereits ausgerüstet. Damit könnte man seinen eigenen Kalender anlegen und diesen nach aussen verfügbar machen, die lassen sich auch problemlos in heutige Smartphones einbinden.
Wers braucht kann sich mit MediaReady noch einen DLNA-Medienserver auf ionas einrichten um Medien direkt an Endgeräte wie TV oder Lautsprecher zu senden. Ebenfalls ganz praktisch verbaut ist OpenVPN. Dank dem DynDNS Updater kennt man die heimische Adresse und ionas hat den OpenVPN Server so nett eingepflegt, dass direkt über den Webbrowser das passende Zertifikat- und die Konfigurationsdatei heruntergeladen werden können. Für iOS und Android sind entsprechende Apps kostenlos verfügbar, für Desktops sowieso. Toll gelöst!
Der ionas Server im Einsatz in meinem 19″ Rack
Fazit
Zugegebenermassen, die Lösung mit einer externen Festplatte und einem Raspberry Pi in einem Gehäuse sieht unprofessionell aus, umso professioneller aber ist das Webinterface. Was ionas anbietet kann jeder Linux-Server auch, aber sie verpacken es in ein tolles GUI und damit kommt jeder zurecht und muss sich nicht erst durch lange Kommandozeilen-Befehle wühlen. So kann die private Cloud daheim von jedem Laien aufgesetzt werden, auch dank des tollen Supports per Telefon. Einmal eingerichtet, funktioniert der Abgleich der Daten, Fotos, Videos, Kalendereinträge etc. sehr gut. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden und habe den ionas Server in meinem Rack nebst den beiden NAS verbaut!
Der ionas-Server Home kostet 249.- €, was ich in Anbetracht der Hardware in Kombination mit der tollen Dienstleistung und dem Einrichtungssupport als sehr günstig empfinde. Schliesslich wird am Telefon bis zur fertigen Einrichtung beraten und geführt, auch wenn dies mal über eine Stunde dauert.