Testbericht: Canon EOS C300 Mark II

Bei Lauschsicht hat man es definitiv im Griff tolle Videos und Clips zu erstellen, das kleine Team versteht ihr Handwerk Voll und Ganz! Kevin hat mir nun angeboten, dass soeben erschienene Review zur neuen Canon EOS C300 Mark II auch hier zu veröffentlichen. Einige Teile habe euch gleich ins Deutsche übersetzt und andere im englischen Original belassen.

Wir arbeiten mit Canon Kameras seit dem Release der 5D Mark II. Dabei hat uns das Bild, die Hauttöne und vor allem das Vollformat-Konzept beim Arbeiten unter Low Light Conditions überzeugt. Wir haben auf unseren Canon Kameras  Magic Lantern genutzt, um mehr Einstellungsmöglichkeiten zu haben und bessere Bilder als mit H.264. Mit der Canon C300 hatten wir auch gearbeitet, jedoch kamen nicht genügen Vorteile zusammen um die Nachteile Gewicht, Grösse und kein Vollformat-Sensor wieder ausgleichen zu können.

Das hat sich mit der Canon EOS C300 Mark II geändert. Die Spezifikationen sind vielversprechend und so haben wir mit Canon Schweiz für das nachfolgende Projekt zusammengearbeitet.

Projekt: Swiss

Wir haben rund 16 Filme für SWISS International Air Lines in den letzten beiden Jahren produziert. Dieses Mal standen die Menschen hinter der Airline im Fokus. Wir haben uns 900 Jobs bei der Swiss angesehen und uns entschieden 35 verschiedene Abteilungen in einem Film von rund 3 Minuten mit über 120 Personen zu zeigen. Nebst dieser Herausforderung, haben wir uns auch entschieden technisch einen Schritt nach vorne zu machen. Stichwort: 4K!

Setup

Da wir für dieses Projekt sehr flexibel sein mussten und ständig Locations wechselten, mussten wir mobil bleiben. So haben wir alles Material  ThinkThank Rollers verpackt und konnten mit nur drei Personen die komplette Ausrüsten mitnehmen.

Test: Canon EOS C300 Mark II

Body

My impression after shooting for more than 15 days is very positive. It’s just a lovely camera. I love the form factor, I like the grip, I like the handle. The viewfinder is great, the buttons are at the right place. I always liked the C300 and the new one is no exception. It’s very subjective but I just like how it feels, it’s compact, it works with the VF, it is well balanced when used with agimbal, it is also good on aslider. It just feels right.

Canon EOS C300 MkII auf dem Slider

Codec

I was never really convinced about the original C300 codec. The old MPEG2 was alright, good for most situations but just not exceptional. This is different now. As we’ve finally got more than 8bit and quite a high bit-rate even for 4K. I was very interested in how it performs. We haven’t done a lot of post-production yet (that part is still lying ahead of us at this moment in time) but Premiere handles the files quite well (on a 2009 MacPro with a lot of Memory and the GeForce GTX 680). We’re working on a 10G network with a shared storage on a OSX Server. 4K is clearly using much more power but the codec itself is fast and without pixel peaking I couldn’t see any codec artefacts. It’s important to preserve camera noise well, we’re often using neat video to de-noise our footage in order to get a better image quality on the final compression. Something that worked well with the 5D and raw. It seems that we’re good with 410Mbits here. Even pushing the contrast really hard is still showing nice results.

Download 4K Stills

C300 Mark II ungraded

C300 Mark II graded

Proxies

I really like the option of having proxy files. As we’ve been shooting in 4k we have 2k proxies. Its possible to apply a LUT and therefore very handy to quickly check the rushes at the end of a shooting day. They look fine. Bending is visible in the highlights but I don’t really care about that.

Speicherkarten

Canon setzt bei der C300 MkII Speicherkarten vom Typ CFast 2.0 ein. Damit man genügend Speicher für einen langen Tag hat, haben wir uns zwei Karten mit je 256GB Speicher besorgt, eine Investition von 1’500.- CHF notabene. Wir haben uns für Lexar entschieden, funktioniert soweit gut und ohne Probleme. Die 256GB reichen in der C300 für rund 80min Filmmaterial.

Akkus

Wir erreichten mit dem kleinen Akku rund 2 Stunden Aufnahmezeit und mit dem grossen Modell das doppelte. Um den grossen Akku nutzen zu können mus sman die Rückseite des Batteriefachs an der Kamera entfernen, der Akku steht so etwas heraus. Das stört grundsätzlich nicht, ausser man arbeitet mit der C300 direkt am Körper, für diese Fälle empfiehlt es sich die kleinen Akkus zu verwenden.

Griff

Der Handgriff fühlt sich sehr stabil an, ich würde mir noch einige zusätzlich User-Buttons wünschen, aber das ist jammern auf hohem Niveau. Nachteil des sehr robusten Griffs ist der Fakt, dass man ihn umschrauben muss um den Winkel zu ändern, nichts mit schneller Anpassung!

Anschlüsse

Die EOS C300 MkII verfügt über alle Anschlüsse die wir benötigen, will man damit aber nahe am Körper arbeiten empfiehlt es sich eine BNC-L Stecker zu kaufen. Sie verfügt auch über ein internes Mikrofon als Audioreferenz, ganz schön praktisch. Wer XLR nutzen möchte braucht entweder den Monitor oder einen XLR-only Adapter. Wir haben für unser Projekt ein Shotgun Mikrofon am separaten Mic-Eingang benutzt, das reichte in unserem Fall für die Anforderungen aus.

Bildschirm

Our setup is based around the idea of being very fast and mobile. We removed the canon screen and replaced it with a Small HD 502. This gives us more options on LUT’s and on what we’d like to send to the other screens via our Parallinx connection. Canon changed the way the handle is connected to the top of the camera. You have to unscrew the handle if you want to have it compact in your bag. Seems like an overkill but again, the sturdy feel is great. It feels rock solid. Just like the whole camera.

Was uns überzeugt hat…

The Image

It feels like home. The skin tones are beautiful, the dynamic range impressive, the details in the highlights and shadows are all there. At the moment I would give the advice to not underexpose! Maybe even go a little higher than you usually would. The new LOG2 and C.Gamma are impressive and might give the impression of crazy shadow detail, but be careful, it’s a bit noisy down there. I would strongly advice some good testing before a shoot. We tent to overexpose slightly, without burning the highlights out of course.

Autofokus

Der Autofokus ist schlicht unglaublich und ich habe das so nicht erwartet, er ist gerade zu perfekt. Der AF arbeitet präzise, schnell und hat das geniale Feature namens «AF-Boosted MF» an Board. Das heisst du setzt dir einen Fokus und die Kamera macht den Rest. Sie verfolgt dabei Gesichter und erlaubt Anpassungen in Geschwindigkeit und Reaktionszeit, diese Optionen haben es uns erlaubt bisher noch nicht mögliche Aufnahmen zu machen. Wir arbeiten meistens ohne ein zusätzliches Fokusrad und wir lieben es mit dem Gimbal zu arbeiten. Der Autofokus schaffte es schlicht immer die Schärfe richtig zu setzen und hat mich sogar verändert. Nach längerem Arbeiten mit der C300 habe ich aufgehört über «Focus Peaking» und Zoomen die Einstellungen nochmals zu überprüfen, ich habe mich einfach an am Focus-Indicator Frame orientiert, sobald dieser grün wurde habe ich losgelegt!

Wir haben mit einem Slider gearbeitet, der Fokus blieb ständig auf unserem Subjekt. Wir sind mit dem Gimbal um Leute gerannt, der Fokus hielt auf deren Gesicht fest, wir haben Zooms mit einem 70-200mm gemacht, der Fokus blieb wo er sein sollte. Der Autofokus ist definitiv das Highlight bisher, wer solch einen AF nutzt, muss sich darum weniger Gedanken machen.

Startup Time

Ein- und Ausschalten geht zackig und auch der Wechsel in die Wiedergabe klappt sofort. Nichts erwähnenswertes, es funktioniert wie es soll!

ND Filter

Die integrierten ND Filter in der C300 Mk II sind ein grosser Schritt nach vorne, im Vergleich zur Arbeitsweise mit unserem 5D RAW Setup. Etwas das wir so nicht mehr missen möchten und extrem angenehm ist damit zu arbeiten.

Viewfinder

Ein weiterer lobenswerter Punkt ist der Viewfinder, er ist hell, hochauflösend und man kann praktischerweise vordefinierte LUTs darauf anwenden, das hilft enorm um Beleuchtung und Fokus zu setzen.

Gut zu wissen

Menueinstellungen

Beim wechseln der Framerate ist vorsicht geboten, die Kamera ändert selbständig auch die Auflösung ohne eine Benachrichtigung. Dasselbe gilt für den Wechsel des Bildprofils, die LUT-Einstellungen für den Proxy und den Viewfinder/Display werden damit auch gelöscht!

Gewicht

Wir kommen wie schon einleitend erwähnt von der 5D und so fühlt sich die C300 doch extrem schwer an. Sie funktioniert tadellos mit unserem Gimbal (ACR Systems Beast), but aus braucht doch etwas mehr an Puste als mit einer 5D umherzurennen.

Crop

Weg von Vollformat bringt uns mit der C300 einen Cropfaktor von 1.6 ins Boot, das hatte mehr Auswirkungen auf unser Objektiv-Setup als gedacht. Das 11-22mm ist ein muss, wie auch die Festbrennweiten 24 und 35mm.

Kein Autofokus in Slow Motion

Wenn man ausserhalb des üblichen Modus mit 25/30fps, beziehungsweise 50/60fps arbeitet ist der Autofokus deaktiviert und kann nicht genutzt werden.

Was besser sein dürfte…

Kein 50/60p in 4K

Warum? Das sollte doch möglich sein. Es fühlt sich an als wären wir wieder bei Realtime-Geschwindigkeit angelangt, diesmal einfach bei 4K. Aber ernsthaft, die doppelte Framerate sollte auch bei 4K im Bereich des möglichen liegen. Ich hoffe Canon arbeitet daran und gibt die Funktion später noch über ein Firmware-Upgrade frei!

100/120p mit zusätzlichem Crop

Bei Frameraten über 50/60p kommt ein zusätzlicher Crop von x2 hinzu, das ist ziemlich mühsam. Schlussendlich sind damit keien Weitwinkel-Aufnahmen mehr möglich. Als Beispiel mit dem 11-22mm Objektiv: Wir erreichen mit dem x1.6 Crop des Sensors also noch 17.6mm und wenn wer jetzt auf schnelle Frameraten setzen kommt nochmals x2 hinzu, da sind wir bei einer 35mm Linse angekommen. Das Bild wird zudem ganz «soft», vergleichbar mit jenem der 5D Mark III. Es es ist völlig okay bis man es mit einem echten 2K oder FullHD Bild vergleicht, daher würde ich es zweimal überlegen bevor ich diesen Mode verwende.

50 or 60p are sharp and nice. But “only ” FullHD or 2K. But the image is superb. In fact. I could not see any difference in image quality between a downscaled 4K image and the 2K image on a FullHD Screen.

Fummeliger SD-Karten-Slot

Der SD-Karten-Slot kommt etwas fummelig rüber und fühlt sich nicht wirklich wertig an, im Vergleich zur sonst extrem hochwertigen Kamera. Man hätte hier einfach mehr erwartet.

Keine Custom LUT’s

Im Moment gibt es noch keine Möglichkeit eigene LUTs auf die Kamera zu bringen, kein grosses Ding aber wäre zukünftig sicher ganz nett!

WFM Position

Die Position der Waveform Anzeige auf dem Bilschirm ist fix oben rechts angeordnet. Man kann sie einfach ein und ausschalten, alles gut so weit. Ich persönlich hätte sie lieber unten rechts und eben jene Einstellung ist nicht möglich.

Monitor OUT SDI und HDMI sind verbunden

Möchten man den direkten HDMI Output aufnehmen, muss man in Betracht ziehen dass der externe Monitor über SDI Out damit verbunden ist, das gibt dann Probleme wenn man mit Overlays arbeiten möchte.

Fazit

Wir sind im Moment sehr zufrieden mit der Canon EOS C300 Mark II. Besonders der eindrückliche Autofokus, die hervorragende Haptik, interne ND-Filter, interne Aufnahmemöglichkeit und die lange Batterielaufzeit haben es uns angetan. Der Dynamikbereich ist beeindruckend und die Aufnahmen direkt ab Kamera sind mehr als vielversprechend. Dank Farbkorrekturen (Grading) können die flachen Aufnahmen in CLog2 und C.Gamma in absolut grossartige Shots gerendert werden.

Die EOS C300 MkII fühlt sich einfach irgendwie richtig an. Sie kostet aber entsprechend, rund das doppelte einer Sony PXW-FS7, ob sie das Wert ist? Schwierig zu sagen, aber ehrlich gesagt möchte ich sie nicht zurückgeben!

Die Canon EOS C300 Mark II gibt es für rund 19’000.- CHF zu kaufen – leider kein Schnäppchen.