Ich habe mich hier schon über Autohersteller und deren Update-Politik bei verbauten Navigationssystemen ausgelassen, wenn wir nun über den Einzug von neuster Technologie in Autos reden wollten, würde das Spiel von vorne losgehen. Aber lassen wir das weg, ich hatte schon auf Twitter eine Diskussion über den automatischen und genialen Fahrtenlogger von Automatic. Ich hatte mir die erste Version damals zugelegt, war aber mit meiner alten Karre nicht wirklich kompatibel, ganz anders jetzt aber mit den zweiten Version und meinem neueren Auto. Was mit dem kleinen Dongle mit Bluetooth alles möglich ist, zeige ich hier!
Was bietet Automatic?
Der Adapter wird in die OBD-Buchse des eigenen Autos gesteckt. Das System zeichnet dann Route, Spritverbrauch, Durchschnittsverbrauch und andere Daten auf. Primär gibt die App dann anhand von Fahrverhalten Tipps zum Senken des Verbrauchs auf das Handy. Sollte es einmal krachen, setzt «Automatic Link» automatisch einen Notruf ab. Doch damit nicht genug, Automatic ist ein mächtiges Analyse-Tool und mit den gesammelten Daten kann man einiges anstellen.
Automatic App – Screenshots bei Nutzung in der Schweiz
Nicht EU-kompatibel und trotzdem installieren
Automatic ist eigentlich für den Nordamerikanischen Markt vorgesehen und kann hierzulande weder gekauft noch direkt installiert werden. So zumindest der Hersteller, es geht aber doch mit zwei kleinen «Tricks». Erstmal muss man sich Automatic besorgen, am einfachsten und sichersten aus meiner Sicht direkt bei Amazon, derzeit kostet Automatic dort 99.95$. Im Auto muss man den OBD Port suchen, Google ist da sehr behilflich. In meinem Fall unter dem Lenkrad, beim letzten Wagen neben der Handbremse. Dann den Dongle einstecken und die App starten und dem Installationsprozess folgen. Wer die App nicht findet, der sollte im US-Store danach suchen, dort ist sie vorhanden, mittlerweile ev. auch schon weltweit. Beim ersten Einrichten hat sich mein Dongle noch ein Firmware-Update gezogen und dann kommt der wichtigste Teil: Fahrzeugerkennung. Das klappt nicht weil der Wagen nicht aus den USA stammt, man kann die Fahrgestellnummer dann selbst über das Supportformular an Automatic senden, die haben meinen Wagen innerhalb von wenigen Stunden freigeschaltet. Die Einrichtung muss nochmals gestartet werden und dann ist der Dongle auch schon ready!
Übersicht der Automatic Trips auf der Weboberfläche
Automatic im Einsatz
Der obige Screenshot zeigt die App und ihre Möglichkeiten. Als Homescreen sieht man jeweils eine Zusammenfassung der aktuellen Woche, sehr dominant sticht der DriveScore heraus. Ein Maximalwert von 100 erreicht man, wenn man nicht zu arg bremst, beschleunigt und nicht zu schnell fährt. Darunter werden alle Trips aufgelistet, mit Fahrdistanz, Spritverbrauch, und Uhrzeit. Mit einem Klick darauf kann man auf Google Maps den genauen Trip und zusätzliche Daten sehen. Mit einem einfachen Klick ist der Trip als Geschäftsnutzung zu taggen, damit kann man Ende Monat eine einfache Analyse machen. Grösster Schwachpunkt der absolut genialen App: US-basiert! Das heisst alles ist in Meilen und Gallonen angegeben. Mit einer weiteren Funktion können scheinbar noch Fehler aus dem Steuergerät ausgelesen werden, in meinem Fall scheint da nichts vorhanden zu sein. Gut so!
Heatmap von Automatic Labs meiner Fahrten
Automatic Labs
Automatic bietet auf der Weboberfläche am Desktop noch die sogenannten Labs an. Diese zusätzlichen «Apps» lassen verschiedene Optionen offen, wie das erstellen einer Heatmap wo man sich am Meisten mit dem Auto rumtreibt. Eine Berechnung der Kohlenstoff-Austossung des Autos, automatische Trip-Quittungen für Geschäftsnutzung oder eine Generierung eines Hyperlapse Videos des letzten Trips anhand der Google Streetview Daten. Sieht dann so aus:
https://youtu.be/Flg7n-z9WVo
Excel Export mit IFTTT und Analyse
Da Automatic wie erwähnt nur mit Meilen und Gallonen hantiert, habe ich mir kurzerhand mit IFTTT eine Funktion erstellt, welche mir alle Trips als kommagetrenntes Textfile ablegt. Diese Daten wiederum verarbeite ich mit einem Excel Makro, ich ziehe sie in ein Worksheet wo ich sie in Kilometer und Liter umrechne. In Excel stehen mir dann natürlich beliebige Analyse-Möglichkeiten zur Verfügung. So liste ich mir die zurückgelegten Kilometer pro Monat und den Verbrauch auf.
IFTTT Recipe für Automatic Logger
Genauigkeit
Weil ich in einer zusätzlichen App auch beim Tanken kurz Kilometerstand und Benzinmenge notiere, kann ich Automatic auf die Genauigkeit überprüfen. Bei der zurückgelegten Strecke liege ich bei rund einem Prozent, was ich als sehr gut erachte. Beim Verbrauch hingegen driften meine Tankwerte und der registrierte Verbrauch des On-Board-Systems massiv auseiner. Habe ich zum Beispiel 54 Liter getankt, zeigt mir das System satte 73 Liter Verbrauch an, dieselbe Ungenauigkeit auch beim Durchschnittsverbrauch. Hier bleibt abzuwarten ob das mit der Kombination mit europäischen Wagen zusammenhängt oder einfach die Messung dermassen ungenau ist. Da kann aber Automatic dann nichts dafür.
Automatic Dongle im ODB II Port in meinem VW
Fazit
Wenn ich jemandem von Automatic erzähle sind die meisten wenig begeistert, dürfte wohl auch daran liegen dass Automatic einfach was für Technik-affine und Statistik-Liebhaber sein dürfte. Ich jedenfalls möchte den Dongle nicht mehr missen, er erfasst jede Fahrt und zeichnet alles sauber auf. Bisher ist mir nur einmal aufgefallen, dass ein Trip «verloren» ging, ansonsten saubere Arbeitsweise und funktioniert einfach und stört nicht. Einmal eingebaut funktioniert das Teil, wenn ich in der App auch noch manuell meine Tankdaten erfassen könnte wärs perfekt, zumindest dann wenn der Hersteller auch in Litern und Kilometern rechnen kann….
Ich empfehle Automatic nur in der 2ten verbesserten Generation zu kaufen. Am einfachsten aus Europa ist der Kauf bei Amazon, derzeit kostet Automatic dort 99.95$.