Einige Leser hat mich schon danach gefragt und hier ist er, der Testbericht zur Xiaomi Yi Actioncam. Warum die so interessant ist, liegt wohl einerseits am Preis und andererseits daran, dass sie vollständig zur GoPro kompatibel ist. Das ist natürlich auch irgendwo dreist kopiert, denn Formfaktor und Bauweise sind ziemlich identisch und beim Zubehör wird auch auf dieselbe Verbindung gesetzt, mehr dazu im Review.
Xiaomi Yi Spezifikationen
- Sony Exmor R Sensor mit f2.8 Blende
- 155° Weitwinkel
- 16MP Fotoauflösung, max. 7 Bilder/s
- Maximal 1080p 60fps Videos
- weitere Modi: 720p 120fps & 480p 240fps Slow Motion
- Konnektivität: WLAN, Bluetooth 4.0
- microSDXC Speicher
- 72g Gewicht
- Preis ab 60$

Lieferumfang und Zubehör
Wie man auf dem obigen Bild erkennen kann, wird die Xiaomi Yi in einer kleinen Box geliefert und hat gerade mal das nötigste Zubehör dabei. Nämlich den Akku und das passende MicroUSB-Ladekabel. That’s it. Damit relativiert sich der Preis gleich wieder etwas, dachte ich mir, klar die Kamera ist immer noch mit Abstand etwas vom günstigsten dass man kriegen kann, doch Zubehör kauft man separat.

Ich habe mir also noch folgendes geleistet:
- Aluminium Frame mit passendem Mount für GoPro Adapter (9.- $)
- Water Proof Case (9.- $)
- Zweiter Akku (3.- $)
- 32GB Speicher von Samsung (16.- $)
Also wenn ich die Speicherkarte auch noch berücksichtige, wobei diese das teuerste aller Zubehörteile war, dann komme ich auf einen Gesamtbetrag von rund 100.- $. Das ist wirklich ein extrem guter Preis, also dass ich das Zubehör zusätzlich kaufen muss ist bei den Preisen kein Problem. Hierzulande ist das Zubehör für die Yi eher schwer zu bekommen, da sie aber zu GoPro Mounts kompatibel ist kann man mit der GoPro-Zubehörschiene fahren und da gibt es ja ziemlich alles erdenkliche zu haben, von Halterungen für den Hund bis hin zu Quadcoptern.

Verarbeitung & Haptik
Die Xiaomi Yi gibt es in diversen Farben, da kann man sich die hässlichsten Kombinationen kaufen, ich habe mich für ein schlichtes weiss entschieden. Die Kamera hat drei Tasten: Vorne einen Ein/Ausschalter, oben einen Auslöser und auf der Seite einen WLAN-Knopf. Dazu gibt es auf jeder Seite eine LED, die euch über den Status der Kamera informiert. Der blaue Ring um den Hauptschalter zeigt den aktuellen Ladezustand des Akkus an. Über 50% leuchtet er blau, bei 25-50% magenta und darunter rot. Ganz praktisch gelöst. Die seitliche LED leuchtet blau wenn man das WLAN an macht, ich persönlich verwende WLAN jedoch nur wenig und zur groben Einrichtung, Bedienung danach meist über die Kamera selbst.
Ganz praktisch ist übrigens das im Gehäuse untergebrachte Stativgewinde, erspart einen zusätzlichen Adapter und ist sehr praktisch für die Nutzung bei Timelapse-Aufnahmen!

Einrichtung & Bedienung
Die Bedienung an der Kamera selbst ist rudimentär einfach. Über den frontseitigen Hauptschalter wird die Kamera eingeschalten und ist per default im Fotomodus, durch nochmaliges Drücken dann im Videomodus und beim dritten Mal wieder im Fotomodus und so weiter. Welcher Foto- und Videomodus genau aktiv ist wird in der App festgelegt, ausgelöst wird über den Taster oben. Zur Konfiguration und Einrichtung wird die Kamera über WLAN mit dem Smartphone verbunden.

Ich habe nach der ersten Verbindung mit der App gleich die Meldung für ein Firmware-Update erhalten und dieses gleich geladen und aufgespielt. Danach lässt sich die App für allesamt Einstellungen nutzen wie nachfolgender Screenshot zeigt. Es stehen nicht so viele Videomodi wie bei der Hero4 Black zur Verfügung, aber wirklich genug für den Otto Normalverbraucher. 2.7K und 4K sind derzeit damit auch nicht möglich, braucht aber wohl auch nur ein kleiner Prozentsatz von allen Usern. Ansonsten gibt es einige Einstellungsmöglichkeiten, ein mit dem ProTune Mode von GoPro vergleichbaren Modus gibt es leider nicht, aber sonst wird man wirklich ziemlich glücklich:

Xiaomi Yi im Einsatz
Ich hatte die Xiaomi Yi einmal beim Wandern im Engadin dabei und für eine Zeitraffer-Sequenz an einem Fluss. Bezüglich Einsatzfähigkeit und Nutzung ist mir aufgefallen, dass sie sich natürlich beim Handling der GoPro sehr ähnelt. Kompatible Halterungen tragen hier natürlich auch einiges bei, dass ich nur zwei Modis direkt ohne App zur Verfügung habe hat mich nie gestört. Schnell per Smartphone ändern falls nötig und WLAN wieder aus, klappt einwandfrei. Die Videoqualität bei 1080p ist durchaus okay und reicht für den normalen Gebraucht. Ich finde die Schärfe und die Farbgebung hinkt im Vergleich zu einer Hero4 hinterher, aber auch nur beim genauen hinsehen oder dem direkten Vergleich. Das ist dann aber wirklich jammern auf hohem Niveau, ich würde meinen von der reinen Bildqualität her liegt sie bei Videoaufnahmen irgendwo bei der Hero3 oder Hero3+. Also immer noch Top, vor allem bei dem Preis. Aber schaut euch die Aufnahmen doch mal selbst an:
Fotos
Bei den Fotos hat die Xiaomi Yi natürlich einen grossen Vorteil, der verbaute Sensor von Sony liefert nämlich satte 16MP, das ist mehr als jede GoPro kann. Die Aufnahmen sehen als Vollbild auf einem Computerscreen noch sehr gut aus, teils etwas flach in den dunklen Bereichen aber vor allem bei genug Licht sehr schön. Richtig satt scharf sind die Bilder natürlich nicht, den Anspruch hat bei mir noch keine Actioncam erfüllt. Trotzdem aber finde ich die Bilder gut anzusehen und definitiv mit einer GoPro zu vergleichen. Leider aber auch bei Xiaomi kein RAW-Format, das wäre toll gewesen. Nachfolgend ein Bild und natürlich alle Originale in einem Flickr-Album abgelegt.

Zeitraffer
Einen Ausflug an die Reuss habe ich gleich ausgenutzt und mit der Xiaomi Yi eine Zeitraffer-Sequenz erstellt. Alle 2 Sekunden ein Foto aufgenommen und die Bilder danach in Lightroom auf 16:9 Format beschnitten und ganz leicht farblich korrigiert und um zu sehen was aus der Kamera rauszuholen ist, bevor ich die Bilder zu folgendem Timelapse-Video zusammengefügt hatte. Ich muss sagen, überzeugend und für die weniger als 70$ ein ansehliches Ergebniss:
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit der Xiaomi Yi wollte ich genau bestimmen, gleich zusammen mit ein paar anderen aktuellen Actioncams wie der GoPro Hero4 Session, der TomTom Bandit oder der Panasonic HX-A1M. Alle warten auf ein iPad gerichtet und darauf lief ein Timer, so erkannte ich wann genau die Kameras ausschalten. Anhand der Filmlänge stimmt nämlich nicht immer alles, denn nicht jede Cam filmt scheinbar mit genauen Frameraten. Wie dem auch sei, die Xiaomi Yi lieferte mit 1:34h nicht schlecht ab, rund 25min weniger als die Hero4 Session und dank wechselbarem Akku schafft man so locker mal drei Stunden am Tag.
Fazit
Was soll ich sagen, bei dem Preis kann man nicht viel falsch machen und so ist es auch. Die Xiaomi Yi Actioncam erfüllt nämlich so ziemlich jeden Zweck und wer nicht gerade auf extrem hochauflösendes Videomaterial (2.7K, 4K) scharf ist oder Slow-Motion Aufnahmen über 120fps machen will, der wird mit einer Xiaomi Yi wohl ziemlich glücklich. Schlussendlich treffen diese Kriterien auf jeden Normalverbraucher mit einer Actioncam zu, ihr werdet beim Verlust weniger leiden als bei einer 5mal teureren GoPro und wohl etwa gleichviel Spass haben.
Mit meinen bisherigen Erfahrungen mit der Xiaomi Yi kann ich die Kamera nur empfehlen, etwas mühsam ist die Beschaffung hierzulande. Händler versuchen noch etwas Marge draufzuschlagen, ich habe meine von Gearbest direkt aus China geordert, kam ohne zusätzliche Zollkosten für 67.-$ zu mir nach Hause.
ommentare
Danke für den Bericht Hans. Hast du die Cam auch unter Wasser ausprobiert? Sind die Bilder scharf?
Super, danke für den ausführlichen Test! Das Teil ist bestellt… 🙂
Super Bericht! Funktioniert auch das laden der Cam wärend der Aufnahme?
Das heißt um es kurz zu fassen handelt es sich um eine GoPro für ein paar hunderter günstiger?
@Jerry: Ja das geht, sehr praktisch bei Timelapse-Aufnahmen zum Beispiel!
@Maximilian: Kann man so sagen, wenn man die hohen Ansprüche für eine GoPro nicht hat…
Danke für den Bericht, klingt doch sehr interessant und spannend. Da ich im Besitz einer der aller ersten
GoPro (Hero HD), suche ich Ersatz. und so für ein bisschen rumgespiele ist das doch genau das richtige.
Wo bekomme ich denn die App für iOS her, mit Suchbegriffen wie: “Xiaomi Yi” komme ich im deutschen App Store nicht weiter.
Danke. Toller Blog.
Markus
Hi,
Hast du die Kamera auch bei “verwackelten” Bedinungen getestet, etwa auf dem Fahrrad? Wie sehen die Bilder unter Wasser aus?
@Markus: Die App nennt sich YiCam und hab ich dir gleich verlinkt.
@Marc: Bewegt ja, unter Wasser noch nicht. Es kommt ein Vergleich mit anderen Kameras in den nächsten Wochen.
Kann man das Gopro Zubehör verwenden, wenn man das wasserdichte Case hat?
Ich würde gerne bei Amazon ein Gopro Zubehörset bestellen und dieses für meine Yi nutzen.
Welche Einschätzung besteht im Vergleich zur GitUp Git2?
Qualitativ sollten beide dank dem Sony IMX206 Bildsensor ja gleichauf sein.
http://www.mydealz.de/deals/gitup-git2-action-cam-besser-als-xiaomi-yi-666054
Schöner Beitrag über das “edle” Gerät aus Asien aber mich überzeugt es nicht. Das liegt vielleicht daran das ich von meinen beiden Rollei Geräte immer wieder aufs Neue überrascht bin. Ich bleibe da, finde deine Bericht aber trotzdem mehr als lesenswert.
Ich habe mir auch endlich die Xiaomi Yi bestellt. Bin sehr gespannt was mich erwartet. Hatte bisher die SJ4000 Wifi und war schon sehr begeistert. Von der YI hört man ja auch nichts schlechtes, im Gegenteil. Hast du Erfahrungen, wie sich die Xiaomi Yi am Motorrad macht? Können die Videos überzeugen und tut sich die Cam da eher schwer, auf Grund der Erschütterungen?
Gruß Tim
@Tim – Seit fast einem Jahr habe ich sie auf dem Motorrad im Einsatz und bin sehr zufrieden. Nun sind meine Ansprüche auch nicht sonderlich hoch; ich will nicht Wim Wenders Konkurrenz machen sondern Motorradfahren! Aber zum Herzeigen am Stammtisch oder als Erinnerung absolut in Ordnung. Hier ein Beispiel: https://www.dropbox.com/s/bbe9wxxge0dpw0o/FortCentral2.mp4?dl=0 – vom Helm aufgenommen. Bei direkt am Lenker montierten Aufnahmen gibt es naturgemäß (auch bei der GoPro) mehr Erschütterungen.
Hey, schöner Bericht. Hätte da aber noch eine Frage. Habe mir die Xiaomi schon bestellt und festgestellt, dass der Fokus vor allem beim nahen Filmen von Gegenständen nicht scharf ist (bekanntes Problem). Nun wollte ich wissen, ob du auch an der Linse rumgedoktort hast oder ob es das Problem bei dir nicht gab? Gerade in dem Video sind ja z.B. die Ziege und die Kuh ziemlich scharf.
hat die Kamera auch einen Aufnahmemodus von 960p?
Was die Kamera doch schon alles damals konnte. Echt Cool, sowie der Bericht dazu 😉
Echt cooler umfangreicher Test! Vielen Dank dafür, gerne mehr von solchen “GoPro Killern” 🙂