22. Juli 2015
5 Minuten zu lesen

Testbericht Canon 5DS/R – Das Megapixelmonster

Canon 5DS/R TestAls Canon eine Kamera mit 50 Megapixeln angekündigt hat, habe ich mir wie jeder Fotografie Erfahrene auch gedacht: ‹Braucht es das›? Nachdem sich alle einig waren, dass es sich um eine reine Studiokamera handelt, wollte ich selbst herausfinden, ob das wirklich so ist. Dank Light & Byte, sowie dem Technikblog konnte ich die Canon 5DS/R mit einem Zeiss Otus 55mm f1.4 sowie dem Canon EF 11-24mm f4 für vier Tage testen. Was dabei heraus gekommen ist, hat selbst mich überrascht.

Um eines vorweg zu nehmen: Dies ist eher ein emotionaler Test als ein technischer. (Von den technischen gibt es schon genügend).

Wenn eine neue Kamera den Markt erobern will, spielen die Emotionen immer eine grosse Rolle. Es gibt einige Gerüchte und viele Fragen tauchen auf. Wie gross ist das eigene Bedürfnis diese Kamera zu besitzen? Was bietet sie, was andere nicht haben? Ist sie in dem Bereich geeignet, in dem ich tätig bin?

In diesem Test betrachte ich das Ganze aus meiner Rolle als leidenschaftlicher Menschen-Fotograf. Vorweg – ich fotografiere so gut wie nie im Studio.

Erster Tag – Donnerstag

Als ich die Kamera bei der Light & Byte AG abgeholt habe, war meine Vorfreude so gross wie kurz vor Weihnachten. Ich konnte die Kamera kurz in die Hand nehmen und etwas damit rumspielen. Vom Äusseren ist sie mit der 5D Mark III identisch. Und genau so fühlt sie sich auch an. Die Bedienung ging mir somit sehr leicht von der Hand. Es gab wirklich keinen Unterschied zwischen meiner Mark III und der DS/R. Als ich die Testkamera eingepackt habe, konnte die Reise losgehen.

Im Spheres, ein kleines aber schickes Café in Zürich, habe ich mich mit einem Freund getroffen und die ersten, wirklich weniger relevanten Bilder geschossen. Dort habe ich festgestellt, dass meine Sehschwäche beim Zeiss zu einem Problem werden könnte. Das Zeiss Otus besitzt keinen automatischen Fokus. Den Fokus bei einer Offenblende von f1.4 manuell millimetergenau zu treffen, war für mich durch den Sucher fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn ich zurückblicke, war dies eine meiner ersten Frustrationen (hat aber nichts mit der Kamera zu tun). Das Canon EF 11-24mm eröffnete uns dann ganz neue Möglichkeiten. Ein extrem Weitwinkel mit dem man viel Spass haben kann.

Nachmittags ging meine Reise mit dem Testobjekt in die Waid. Von diesem Aussichtspunkt hat man eine Wahnsinns-Sicht auf die Stadt Zürich. Es gibt vieles zu entdecken. In diesem Fall war es ein idealer Ort um ein paar Testbilder mit der 5DS/R aus der Hand zu schiessen. Hier hat sich gezeigt, was mir einige Freunde bereits im Vorfeld prophezeit haben. Aus der Hand sollte man mindestens mit 1/200s arbeiten, da man sonst eine Beweungsunschärfe, ausgelöst durch Verwackeln der Kamera, auf dem Bild hat. Natürlich kriegt man auch eine 1/60s scharf. Das gleicht dann aber eher dem Schiessen beim Biathlon – Drei mal Atmen, Luft anhalten, abdrücken.

Abends war ich dann an einer Party eingeladen, an der ich einige Bilder gemacht habe. Es hat sich aber herausgestellt, dass es noch unmöglicher ist, (ungeübt) mit manuellem Fokus bewegende Objekte zu fotografieren. Noch kurz das 11-24mm ausgepackt und 2-3 Bilder gemacht, und dann die Kamera wieder weg gelegt. Mir war sehr wohl bewusst, dass ich mehr hätte testen können. Ich wurde jedoch mit der Kombi nicht warm.

Galerie

Zweiter Tag – Freitag

Für den Freitag hatte ich mich einen halben Tag bei Marcel Sauder in die Focus Studios in Frauenfeld eingemietet. Zusammen mit einer Visagistin und einem Amateur-Model, haben wir dann einige Testshots erstellt. Ein Bild davon habe ich ja bereits vor einiger Zeit in Original-Grösse zur Verfügung gestellt.<

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Fotografiert habe ich mit dem Zeiss Otus 55mm f1.4 und dem Canon EF 85mm f1.2. Erst kürzlich habe ich auf facebook gepostet, dass ich die Kamera testen kann. Da ist dann die Diskussion entstanden, ob es bereits Objektive gibt, welche fähig sind, die 50 Megapixel auf einen Vollformat Sensor aufzulösen. Ich glaube rein technisch ist dies noch nicht möglich. Was ich aber gemerkt habe ist, dass das Zeiss Otus um einiges schärfer ist, als das Canon 85mm. Bei 50 MP sieht man das schon ziemlich genau.

Dritter Tag – Samstag

Am Samstag fotografierte ich eine Hochzeit in Schlatt und Trasadingen. Aus meinen Erfahrungen vom ersten und zweiten Tag wusste ich, dass ich eigentlich gerne mit dem Zeiss Otus fotografieren würde (wegen der Schärfe), aber im Eifer des Gefechts mit den bewegenden Menschen wohl keine scharfen Fotos hinbekommen hätte. So blieb die EOS 5DS/R  leider in der Kameratasche.

Vierter Tag – Sonntag

Am vierten Tag war ich am Instameet in Zürich und auch da war ich nicht wirklich fähig die Kamera herauszuholen um Bilder zu machen. Ich wusste, ich muss sie testen. Die Umstände haben es jedoch nicht möglich gemacht, die Canon zum Einsatz zu bringen. Nachmittags resp. gegen den Abend hatte ich dann noch den Test mit der Dynamic Range gemacht, der von vielen erfragt wurde. Ross Harvey hatte einen solchen bei seinem Test der Nikon d750 gemacht. Ich muss sagen, meine Erwartungen waren nicht all zu hoch. Deshalb war ich wohl auch nicht enttäuscht, als die Tests eher schlecht ausgefallen sind. Ich bin kein Techniker. Aber so etwas würde ich dem Kunden nicht ausliefern.

 

Canon 5DS/R ISO 2000, f4.0, 1/6400s Zeiss Otus 55mm f.14 Um 4.8 Blenden in Lightroom aufgehellt

Canon 5DS/R
ISO 2000, f4.0, 1/6400s
Zeiss Otus 55mm f.14
Um 4.8 Blenden in Lightroom aufgehellt

Canon 5DS/R ISO 2000, f4.0, 1/6400s Zeiss Otus 55mm f.14 Um 4.8 Blenden in Lightroom aufgehellt

Canon 5DS/R
ISO 2000, f4.0, 1/6400s
Zeiss Otus 55mm f.14
Um 4.8 Blenden in Lightroom aufgehellt

Canon 5DS/R ISO 400, f2.0, 1/1000s Zeiss Otus 55mm f.14 Um 3.5 Blenden in Lightroom aufgehellt

Canon 5DS/R
ISO 400, f2.0, 1/1000s
Zeiss Otus 55mm f.14
Um 3.5 Blenden in Lightroom aufgehellt

Canon 5DS/R ISO 400, f2.0, 1/1000s Zeiss Otus 55mm f.14 Um 3.5 Blenden in Lightroom aufgehellt

Canon 5DS/R
ISO 400, f2.0, 1/1000s
Zeiss Otus 55mm f.14
Um 3.5 Blenden in Lightroom aufgehellt

Fazit

Mein Enthusiasmus hat sich schnell gelegt und wurde immer wieder mit Frustration gedämpft. Ich komme also (wie alle anderen auch) zum Schluss, die Canon 5DS/R ist wirklich nicht geeignet als Reportage-und Lifestyle Kamera. Einige werden jetzt schmunzeln und sich denken – Ich habe es ihm ja gesagt. Im Studio kann die Canon ihre Stärken voll ausspielen. Mit genügend Licht und einem Stativ macht sie richtig gute Bilder. Ich bin fasziniert von der Schärfe in Kombination mit dem Zeiss Otus 55mm f1.4.
Mein Bedürfnis diese Kamera zu kaufen und als mein Eigen zu wissen, hat sich gelegt. Meine Leidenschaft bezieht sich nicht nur auf reine Studio-Fotografie. Für mich würde sich diese Anschaffung nicht lohnen. Ich bin mir aber sicher, dass es genügend Fotografen gibt, für welche die Kamera absolut geeignet ist.

Mein Dank gilt dem Technikblog und der Light & Byte AG für die Möglichkeit, die Kamera ein paar Tage testen und darüber berichten zu dürfen.

Ihr findet alle Fotos in Originalauflösung auf meinem Flickr-Album.

10 Comments

  1. faccimarco

    Bin selber auf der Suche nach einer neuen Kamera für Reportage / Reisefotografie. Leider hier ein weiterer Artikel der mir die neue Kamera nicht gerade als geeigneter Begleiter aufzeigt. Die Suche geht also weiter.

  2. Philippe Wiget

    Bei dieser Kamera geht’s eigentlich nur um genau ein Thema: Auflösung. Und diese spielt in der Landschafts-, Architektur- und teilweise der Studiofotografie (und verwandten Gebieten) eine Rolle. Canon platziert die Kamera ja auch für diese Bereiche und nicht für Eventfotografen. Darum ist deine Ernüchterung gut zu verstehen 😉
    Den dynamic Range hätte ich eher nur bei ISO 100 getestet, dort ist er am grössten und dort wird die Kamera auch am ehesten, mit optimierter (Auflösungs-)Qualität genutzt.

  3. Christoph

    Ich kann Ihre Aussagen zum Verwackeln der Kamera nicht teilen. Ich benutze normalerweise eine Canon EOS 70D oder 7D(MKII) – alle APS-C Kameras mit 20MP haben fast die gleiche oder eine geringfügige höhere Pixeldichte. Die Empfindlichkeit einer 5DS gegenüber Verwackeln ist demnach theoretisch wie praktisch mit einer 7DMKII identisch. Zugegeben, die Empfindlichkeit ist geringfügig höher im Vergleich mit eine 5DMKIII, aber einem halbwegs geübten Fotographen sollte es ein leichtes sein, scharfer Bilder mit 1/60 zu schiessen (ich selber komme normalerweise mit 1/30s gut klar, bei Objektiven mit IS sind auch längere Belichtungszeiten möglich).

  4. Alexander

    Vielen Dank für den tollen Testbericht. Ich mus ehrlich sagen, ich finde das diese Megapixelexplosion eine geschickte Inszenierung der Industrie ist. Hobbyfotografen kennen sich vielleicht in manchen Dingen nicht sehr gut aus & investieren so in Features, die sie gar nicht bräuchten…

  5. André

    Ich habe die Kamera seit ihrem Erscheinungsdatum. Sie ersetzt die Nikon D800, die ich als Canon-Fotograf extra für gewisse Jobs gekauft habe. Die Kamera funktioniert für diese Anwendungen, für die sie gebaut wurde, hervorragend. Im Moment hängt eine 6.5 Meter grosses Werbeplakat von mir auf der Fassade eines Modegeschäftes, die Qualität ist unglaublich gut. Die meisten Fotografen und Werber, die es gesehen haben, dachten, es sei mit einer Mittelformartkamera aufgenommen. Sobald man grossformatig arbeiten muss, sind die 50 MP sehr hilfreich und «funktionieren» auch. Ich habe momentan selber eine Ausstellung mit Portraits von Mittelaltermarkt-Teilnehmern, randlos gedruckt auf 44-Zoll Material (112 cm). Die Reaktion der Besucher der Ausstellung ist durchwegs grosses Erstaunen, umso mehr, wenn sie erfahren, dass die Aufnahmen mit einem 24x36mm Sensor aufgenommen wurden. Die Traumkombi ist mit dem 100mm Makro. Für Events nehme ich nach wie vor die Mark III, dort ist dieses Kamera viel geeigneter. Der Dynamic Range ist tatsächlich nicht so gross, wie bei den Sony-Sensoren, hat aber in der Praxis bei mir bis jetzt keine sichtbaren Auswirkungen. Bei richtiger Belichtung hat man auch beim Canon-Sensor genügend «Fleisch» am Knochen. Die Kamera ist extrem empfindlich auf Erschütterungen, aber darauf kann man sich ja einstellen. Ich bin sehr zufrieden.

  6. Stefan Huber

    «Nachdem sich alle einig waren, dass es sich um eine reine Studiokamera handelt…» wollte der Autor selber herausfinden, ob dem wirklich so sei. Zunächst verwendet der Tester ein Fremdobjektiv ohne Autofokus, aufgrund einer Sehschwäche kann er aber nicht scharf stellen… Mit dem Canon EF 11-24, f4 stellt er fest, dass angeblich mindestens 1/200 s erforderlich ist, um handgehalten keine Bewegungsunschärfe zu generieren – ich selber habe da komplett andere Erfahrungen gemacht. Im nächsten Satz widerspricht er sich dann selbst, indem er erwähnt «…natürlich kriegt man auch 1/60s scharf». Abends auf der Party nochmals 2-3 Bilder geschossen und die Kamera dann weggelegt. Am Freitag wurden nur Studioaufnahmen gemacht – damit ist ja eben nicht herauszufinden, ob die Kamera für outdoor Zwecke geeignet ist (das war ja das Thema). Am Samstag blieb die Kamera in der Tasche und am Sonntag noch ein paar Bildli zum Dynamic Range gemacht. Das Ganze als «Test» zu deklarieren scheint mir doch ziemlich abenteuerlich. Wenige Bilder unter willkürlichen Umständen aufgenommen und dann ein Urteil abgeben, finde ich etwas unseriös. Für mich ist dieser «Test» belanglos.

  7. Beat Habermacher

    Ich muss mich meinem Vorschreiber zustimmen, dass der Bericht nicht ganz den Tatsachen entspricht. Die Kamera ist für mich ein echtes Unikum. Ich schiesse damit in Agility Meetings mit einem 200mm 2.0. die tollsten Action Photos. Im Festspielhaus in Bregenz vor einer Woche wurde Schwanensee gegeben. Mit wenig Licht fange ich BalletttänzerInnen im Spagat-Sprung auf. Als Testobjektive brauchte ich das 24-70/2.8 und das 50/1.2. Es braucht natürlich eine gewisse Fertigkeit, sprich Reaktionsfähigkeit, technisches Wissen und eine Betablockermentalität um solche Aufnahmen zu machen. Was natürlich stimmt: Manueller Autofokus ist bei schnellen Aufnahmen professionell nicht machbar. Darum musste ich schweren Herzens auf die Opus verzichten. Habe aber genügend Auswahl bei anderen Herstellern scharfe Autofokus Linsen zu erbeuten. :–))

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