Ich bin Boris.
Boris Baldinger, Vater von zwei Kindern und seit 2004 leidenschaftlicher Menschen-Fotograf.
Als Canon eine Kamera mit 50 Megapixeln angekündigt hat, habe ich mir wie jeder Fotografie Erfahrene auch gedacht: ‹Braucht es das›? Nachdem sich alle einig waren, dass es sich um eine reine Studiokamera handelt, wollte ich selbst herausfinden, ob das wirklich so ist. Dank Light & Byte, sowie dem Technikblog konnte ich die Canon 5DS/R mit einem Zeiss Otus 55mm f1.4 sowie dem Canon EF 11-24mm f4 für vier Tage testen. Was dabei heraus gekommen ist, hat selbst mich überrascht.
Um eines vorweg zu nehmen: Dies ist eher ein emotionaler Test als ein technischer. (Von den technischen gibt es schon genügend).
Wenn eine neue Kamera den Markt erobern will, spielen die Emotionen immer eine grosse Rolle. Es gibt einige Gerüchte und viele Fragen tauchen auf. Wie gross ist das eigene Bedürfnis diese Kamera zu besitzen? Was bietet sie, was andere nicht haben? Ist sie in dem Bereich geeignet, in dem ich tätig bin?
In diesem Test betrachte ich das Ganze aus meiner Rolle als leidenschaftlicher Menschen-Fotograf. Vorweg – ich fotografiere so gut wie nie im Studio.
Als ich die Kamera bei der Light & Byte AG abgeholt habe, war meine Vorfreude so gross wie kurz vor Weihnachten. Ich konnte die Kamera kurz in die Hand nehmen und etwas damit rumspielen. Vom Äusseren ist sie mit der 5D Mark III identisch. Und genau so fühlt sie sich auch an. Die Bedienung ging mir somit sehr leicht von der Hand. Es gab wirklich keinen Unterschied zwischen meiner Mark III und der DS/R. Als ich die Testkamera eingepackt habe, konnte die Reise losgehen.
Im Spheres, ein kleines aber schickes Café in Zürich, habe ich mich mit einem Freund getroffen und die ersten, wirklich weniger relevanten Bilder geschossen. Dort habe ich festgestellt, dass meine Sehschwäche beim Zeiss zu einem Problem werden könnte. Das Zeiss Otus besitzt keinen automatischen Fokus. Den Fokus bei einer Offenblende von f1.4 manuell millimetergenau zu treffen, war für mich durch den Sucher fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn ich zurückblicke, war dies eine meiner ersten Frustrationen (hat aber nichts mit der Kamera zu tun). Das Canon EF 11-24mm eröffnete uns dann ganz neue Möglichkeiten. Ein extrem Weitwinkel mit dem man viel Spass haben kann.
Nachmittags ging meine Reise mit dem Testobjekt in die Waid. Von diesem Aussichtspunkt hat man eine Wahnsinns-Sicht auf die Stadt Zürich. Es gibt vieles zu entdecken. In diesem Fall war es ein idealer Ort um ein paar Testbilder mit der 5DS/R aus der Hand zu schiessen. Hier hat sich gezeigt, was mir einige Freunde bereits im Vorfeld prophezeit haben. Aus der Hand sollte man mindestens mit 1/200s arbeiten, da man sonst eine Beweungsunschärfe, ausgelöst durch Verwackeln der Kamera, auf dem Bild hat. Natürlich kriegt man auch eine 1/60s scharf. Das gleicht dann aber eher dem Schiessen beim Biathlon – Drei mal Atmen, Luft anhalten, abdrücken.
Abends war ich dann an einer Party eingeladen, an der ich einige Bilder gemacht habe. Es hat sich aber herausgestellt, dass es noch unmöglicher ist, (ungeübt) mit manuellem Fokus bewegende Objekte zu fotografieren. Noch kurz das 11-24mm ausgepackt und 2-3 Bilder gemacht, und dann die Kamera wieder weg gelegt. Mir war sehr wohl bewusst, dass ich mehr hätte testen können. Ich wurde jedoch mit der Kombi nicht warm.
Für den Freitag hatte ich mich einen halben Tag bei Marcel Sauder in die Focus Studios in Frauenfeld eingemietet. Zusammen mit einer Visagistin und einem Amateur-Model, haben wir dann einige Testshots erstellt. Ein Bild davon habe ich ja bereits vor einiger Zeit in Original-Grösse zur Verfügung gestellt.<
So sehen unbearbeitete 50MegaPixel der @CanonSchweiz 5DS/R aus! Merci @lightbyte und @technikblog.chblog_ch! http://t.co/z2BBZ3Gltf (Achtung: 18MB)
— Boris Baldinger (@borisbaldinger) 26. Juni 2015
Fotografiert habe ich mit dem Zeiss Otus 55mm f1.4 und dem Canon EF 85mm f1.2. Erst kürzlich habe ich auf facebook gepostet, dass ich die Kamera testen kann. Da ist dann die Diskussion entstanden, ob es bereits Objektive gibt, welche fähig sind, die 50 Megapixel auf einen Vollformat Sensor aufzulösen. Ich glaube rein technisch ist dies noch nicht möglich. Was ich aber gemerkt habe ist, dass das Zeiss Otus um einiges schärfer ist, als das Canon 85mm. Bei 50 MP sieht man das schon ziemlich genau.
Am Samstag fotografierte ich eine Hochzeit in Schlatt und Trasadingen. Aus meinen Erfahrungen vom ersten und zweiten Tag wusste ich, dass ich eigentlich gerne mit dem Zeiss Otus fotografieren würde (wegen der Schärfe), aber im Eifer des Gefechts mit den bewegenden Menschen wohl keine scharfen Fotos hinbekommen hätte. So blieb die EOS 5DS/R leider in der Kameratasche.
Am vierten Tag war ich am Instameet in Zürich und auch da war ich nicht wirklich fähig die Kamera herauszuholen um Bilder zu machen. Ich wusste, ich muss sie testen. Die Umstände haben es jedoch nicht möglich gemacht, die Canon zum Einsatz zu bringen. Nachmittags resp. gegen den Abend hatte ich dann noch den Test mit der Dynamic Range gemacht, der von vielen erfragt wurde. Ross Harvey hatte einen solchen bei seinem Test der Nikon d750 gemacht. Ich muss sagen, meine Erwartungen waren nicht all zu hoch. Deshalb war ich wohl auch nicht enttäuscht, als die Tests eher schlecht ausgefallen sind. Ich bin kein Techniker. Aber so etwas würde ich dem Kunden nicht ausliefern.
Mein Enthusiasmus hat sich schnell gelegt und wurde immer wieder mit Frustration gedämpft. Ich komme also (wie alle anderen auch) zum Schluss, die Canon 5DS/R ist wirklich nicht geeignet als Reportage-und Lifestyle Kamera. Einige werden jetzt schmunzeln und sich denken – Ich habe es ihm ja gesagt. Im Studio kann die Canon ihre Stärken voll ausspielen. Mit genügend Licht und einem Stativ macht sie richtig gute Bilder. Ich bin fasziniert von der Schärfe in Kombination mit dem Zeiss Otus 55mm f1.4.
Mein Bedürfnis diese Kamera zu kaufen und als mein Eigen zu wissen, hat sich gelegt. Meine Leidenschaft bezieht sich nicht nur auf reine Studio-Fotografie. Für mich würde sich diese Anschaffung nicht lohnen. Ich bin mir aber sicher, dass es genügend Fotografen gibt, für welche die Kamera absolut geeignet ist.
Mein Dank gilt dem Technikblog und der Light & Byte AG für die Möglichkeit, die Kamera ein paar Tage testen und darüber berichten zu dürfen.
Ihr findet alle Fotos in Originalauflösung auf meinem Flickr-Album.