Ab diesem Freitag, dem 26. Juni 2015, ist die Apple Watch auch in der Schweiz erhältlich. Ich habe meine Apple Watch schon seit einigen Wochen im Einsatz und möchte auch einige Worte darüber verlieren. Das wird weniger ein ausführlicher Testbericht, eher ein Erfahungsbericht und wie die Apple Watch mein Smartphone-Verhalten geändert hat oder eben nicht.
Modell
Ich habe damals bei der Vorbestellung über Deutschland bewusst zur Sport-Version gegriffen, natürlich auch aus preislichen Gründen. Farblich war für mich klar, spacegrey muss es sein! Gleich passend zu meinem iPhone 6 und dem neuen MacBook, spacegrey sieht einfach toll aus! Leider hatte ich mich vorgängig zu wenig mit der Grösse auseinandergesetzt und zur 38mm Variante gegriffen, mittlerweile habe ich das Gefühl das für 90% der Männerhandgelenke die 42mm Edition besser sieht.
Apple Watch Sport 38mm spacegrey – es hätte die 42mm Version werden dürfen
Verarbeitung
Die Apple Watch habe ich während den letzten Wochen fast immer getragen, sie dabei anfangs aber aus Rücksicht beim Duschen nicht anbehalten und mittlerweile mache ich damit alles. Erstaunlicherweise bisher ohne merkliche Kratzer oder Verformungen – Display und Gehäuse sehen noch aus wie am ersten Tag. Kompliment, allgemein ist die Verarbeitung Apple-typisch sehr hochwertig. Das Armband aus Kunststoff erfüllt seinen Zweck, wertet die Watch etwas ab, Metall oder Leder wäre sicher edler. In Sachen Display muss ich sagen, ich habe noch nichts vergleichbares fürs Handgelenk gesehen.
Bedienung
Anfangs stellte ich mich etwas kompliziert an, aber schnell hatte ich dann ein gutes Gefühl entwickelt die Uhr zu nutzen. Vor allem erstaunlich, trotz kleinem Bildschirm ist mit dem Finger eine Bedienung sehr exakt möglich. Das Tastenfeld zum Entsperren zum Beispiel klappt super. Die seitliche Krone ist genial, gefällt mir ebenfalls gut, ganz im Gegensatz zur unteren Taste. Einzig und allein dem Zugriff auf Favoriten-Kontakte gewidmet, ist diese Taste bei mir fast unberührt. Schade, ein freies Belegen wäre wünschenswert.
Tolle Verarbeitung und angenehmer Tragekomfort der Apple Watch
Top: Benachrichtungen, Force Touch & Aktivitätstracking
Für mich sind zwei Elemente der Apple Watch derzeit besonders zu loben. Zuerst die Benachrichtungen, die erhalte ich wenn ich die Uhr trage immer auf die Watch, nicht aufs Smartphone. Sie sind dort zwar ersichtlich, aber es vibriert, bzw. klingelt nicht. Finde ich daheim wie im Geschäft toll, Smartphone kann in der Dock stehen oder auf dem Schreibtisch liegen und ich merke am Handgelenk sofort wenn was reinkommt. Stummschalten funktioniert vice-versa, schalte ich die Watch stumm gilt das auch fürs iPhone und eben umgekehrt. Toll durchdacht, auch wenn ich die Watch ablege muss ich sie beim Anlegen wieder freischalten. Währenddessen kommen übrigens keine Benachrichtigungen bei der Watch an. Hier hat Apple wirklich aufs Detail geachtet und es macht eben den kleinen, aber feinen Unterschied aus.
Eine Besonderheit des Bildschirms ist die Force-Touch-Technologie. Die Watch kann zwischen leichtem Tippen und starkem Drücken unterscheiden und damit andere Aktionen ausführen. Drückt man zum Beispiel stark auf die Uhrenanzeige, kann man deren Anzeige, das sogenannte Watchface, ändern. Die Uhr bestätigt einen solchen Input mit einem vibrieren. Leider weis man nie im voraus ob eine App oder ein Menü Force Touch nutzt, ausprobieren ist die einzige Hilfe…
Als zweiten Punkt würde ich das Aktivitätstracking sehen, auf den meisten Watch-Faces ist eine Übersicht der wichtigsten Kurven klein zu sehen und nach dem Anklicken sieht man den aktuellen Tagesstand. Dabei werden drei Kreise angezeigt, Bewegung (Kalorienverbrauch), Training (Anzahl aktive Minuten) und Stehen (Stunden in denen man >1min steht). Tagesziel ist es jeweils alle drei Kreise mindestens auf 360° zu füllen, wie alle Tracker vermag das den einen oder anderen Nutzer zu motivieren. Wenn auch nur ein bis zweimal täglich mehr die Treppe statt der Lift genommen wird. Auch Sport ist damit möglich:
Apple Watch beim Sport
Sport mit der Apple Watch
Sport mit der Apple Watch musste ich ausprobieren und da ich nach einer Rückenverletzung wieder mit kurzen Jogging-Runden beginne, machte ich gleich den Vergleich. Die Apple Watch war bei drei Läufen dabei, ebenso die Suunto Ambit 3 mit Pulsgurt. Die Apple Watch war jeweils alleine mit mir unterwegs, sprich ohne iPhone und damit ohne GPS, auch eine Kalibrierung habe ich vorgängig nicht gemacht. Erstaunlicherweise war die Apple Watch was die Laufstrecke anging immer nur etwa 2-5% abweichend, mit einer Kalibrierung dürfte das noch genauer ssein. Die Pulsmessung kann man nicht über den Lauf hinweg sehen, nur einen Mittelwert und diese waren jeweils fast Deckungsgleich und nur wenige Pulsschläge unterschiedlich. Ich würde daher behaupten die Apple Watch würde die Bedürfnisse fast aller Hobby-Sportler erfüllen und der Pulsgurt darf auch noch zu Hause bleiben. Für ambitionierte Sportler, welche sehen wollen in welchem Pulsbereich sie unterwegs sind, oder genaue Auswertungen der Daten haben möchte, ist eine GPS-Trainingsuhr natürlich nach wie vor das bessere Mittel zum Zweck!
Apple Watch – Vergleich Sport mit Suunto Ambit3
Flop: Apps & Speed
Zahlreiche Apps, beziehungsweise Erweiterungen stehen auf der Apple Watch zur Verfügung wie Twitter, 20min, Instagram, Withings, und so weiter… Alle haben sie in meinen Augen eines gemeinsam: Sie sind so gut wie nutzlos. Das ist vor allem der Speed geschuldet, die extrem langen Ladezeiten lassen einem das Smartphone zücken und die Infos dort abrufen. Der Kritikpunkt scheint hart zu sein, aber es fehlen die guten Apps. Nachrichten oder Mails sind genial, die kann ich auf der Apple Watch lesen. Man kann auch mittels Siri antworten, hat im Test gut funktioniert, nutze ich im Alltag aber nicht. Ebenso wie das Telefonieren über die Apple Watch, komme mir vor wie Michael Knight mit einem schlechten Auto 😉
Fazit
Ich habe hier versucht meinen derzeitigen Eindruck wiederzugeben, klar gibt es noch einige zusätzliche Funktionen und Features oder Apps, aber ich wollte bewusst sehen was sich bei meinem Nutzungsverhalten ändert. Positiv ist sicher, dass das iPhone öfter nur neben mir liegt und ich ankommende Nachrichten schnell auf der Apple Watch lese und weiterarbeite, der Griff zum Smartphone entfällt. Mehr abgelenkt bin ich auch nicht als vorher, im Grunde hat die Apple Watch einfach gewisse Informationsquellen verändert und mir einen guten Tracker beschert. Sie ist angenehm zu Tragen und somit wirklich praktischer als ich anfangs dachte. Ich werde die Apple Watch noch weiter nutzen und mal sehen ob ich sie länger behalte oder wieder weiterverkaufe, in Bezug auf das neue Apple Watch OS das im Herbst zusammen mit nativen Apps kommen sollte, steht der Apple Watch immerhin ein grosses Update bevor.
Wie sieht es bei euch aus? Habt ihr eine Apple Watch und was hat sich bei euch geändert? Oder kauft ihr morgen eine? Lasst es mich wissen…