05. Dezember 2014
6 Minuten zu lesen

Sense Mother: Datenerfassung und Tracking des kompletten Alltags

Sense-MotherErfassung von Bewegungsdaten mittels Aktivitätstracker oder Smartphones haben schon längst den Einzug in unsere Gesellschaft gefunden. Nike Fuel, Jawbone Up, Fitbit und wie sie alle heissen stehen dafür und ermöglich es bereits allerlei Daten zu sammeln und auswerten zu lassen. «Mother», ein Produkt des US-Start-ups Sense, weitet dieses Konzept gleich auf den ganzen Alltag aus. Damit ist das «Internet of Things» bei mir definitiv angekommen und habe die «Mutter aller Datenerfassungen» genauer angeschaut.

Was ist Sense Mother?

Sense Mother besteht aus zwei Hauptelementen. Einerseits der «puppen-artigen» Hauptfigure, der Mother, welche das Hirn der ganzen Erfassung darstellt und sogenannten «Cookies». Sie dienen der Erfassung von allerlei möglichen Daten, dabei gibt es fast keine Limitierung, die Cookies können an allem erdenklichen angebracht werden und so kann man nebst Bewegungsdaten damit auch Kaffeekonsum, das Giessen von Pflanzen, Medikamenteneinnahmen oder auch Schlafverhalten überwachen.

Sense Mother Key-Elements: Die Mutter und die passenden Cookies

Was kann Sense Mother?

Die bereits erwähnte Hardware wird über das «Senseboard» angesprochen, diese kann man über eine App vom Smartphone oder Tablet aus abrufen oder über den Browser an einem Computer. Senseboard ist mit der Sensemother verbunden und diese wiederum fragt die Daten aller Cookies ab, welche in Reichweite sind. Das geniale am System von Sense ist die Nutzungsweise der Cookies. Man kann jedem Cookie eine beliebige Aufgabe zuweisen, manchmal sogar mehrere. Die Ergebnisse lassen sich auch spielerisch nutzen, etwa um Kindern in Form einer Highscore-Liste Anreiz zu regelmässigem Zähneputzen zu geben.

Inbetriebnahme

Zuerst gilt es die «Mutter» in Betrieb zu nehmen. Dazu muss man sie einfach mittels des mitgelieferten LAN-Kabels am Netzwerk anschliessen und dann mit dem Netzteil und dem Kabel mit Strom versorgen und schon leuchten ihre Augen. Mit dem nächsten Schritt registriere ich mich auf der Startseite von Sensemother. Nach Namen und Email zur Registrierung wird nach einer Sense Mother gesucht und mittels Berührung zwischen die Augen wird diese dann auch erkannt. Im nächsten Schritt kann man seiner «Mutter» einen eigenen Namen, sowie eine individuelle Augenfarbe vergeben. Zuletzt wird einem noch die App «Pocket Mother» empfohlen

Um einen «Cookie» zu registrieren muss man nun nur eine Batterie eingeben und die Mother erkennt diesen dann sofort, sofern man in der Nähe ist. Diesen kann man auch Namen geben und sie sind dank der farbigen Deckel auseinander zu halten. Die Grundinstallation wäre damit erledigt.

Im Basispacket liegen der Mutter 4 Stück Cookies bei.

Im Basispacket liegen der Mutter 4 Stück Cookies bei.

Apps

Obwohl Sense Mother installiert ist, gibt es damit so noch wenig anzufangen, jetzt muss man nämlich erst einmal definieren für was man welche Cookies nutzen möchte. Dazu gibt es Apps, welche diverse Funktionen bereitstellen. Einige sind auch kombinierbar, sprich ein Cookie kann mehrere Aktionen ausführen. Im folgenden Screenshot sind fast alle davon aufgeführt, einige weitere sind mit «coming soon» angekündigt.

Auszug aus den Sense Mother Apps

Auszug aus den Sense Mother Apps

Meine Testkonfiguration

  • Innerseite Schlafzimmertüre: Dieser Cookie detektiert einerseits wann die Türe geöffnet wird und ob ich da bin und andererseits loggt er die Temperatur im Schlafzimmer.
  • Aktivitätstracker: Einen Cookie werde ich versuchen ständig mit mir zu tragen, er kann nämlich wie die üblichen Aktivitätstracker auch Schritte zählen.
  • Schlafverhalten: Zwei Cookies habe ich in je einer Matraze untergebracht, so wird das Schlafverhalten aufgezeichnet und festgehalten.
Zwei Sense Mother Cookies habe ich je auf einer Matraze platziert um das Schlaf-Verhalten zu analysieren.

Zwei Sense Mother Cookies habe ich je auf einer Matraze platziert um das Schlaf-Verhalten zu analysieren.

Weitere Möglichkeiten

Ich kann zum Beispiel einen Cookie an meine Haustüre machen oder eben auch an die Schlafzimmertüre. Ich kann nun einen Alarm per App ausgeben, wenn einer dieser Türen geöffnet wird, wenn ich nicht zu Hause bin. Dazu kann ich allen Personen im Haushalt einen Cookie zuweisen, den sie auf sich tragen. Zum Beispiel am Schlüsselbund! Das habe ich auch kurz aktiviert gehabt und ausprobiert, klappt einwandfrei.

Wie einleitend erwähnt kann ich auch einen Cookie an der Zahnbürste befestigen um zu sehen wer wie oft die Zähne putzt und wie lange. Damit kann ich mir eine Highscore-Liste erstellen. An der Kaffeemaschine montiert, misst der Cookie meinen Kaffeekonsum oder ich kann damit die Medikamenteneinnahme überwachen und notfalls daran erinnern. Es stehen fast alle Türen offen mit Sense Mother.

Mittels mitgelieferter Klebemasse können die Cookies einfach platziert werden, zum Beispiel an einer Türe.

Mittels mitgelieferter Klebemasse können die Cookies einfach platziert werden, zum Beispiel an einer Türe.

Analyse mit Senseboard

Über das bereits erwähnte Senseboard kann ich nun mein Verhalten analysieren oder mich auch mit Reports per Mail informieren lassen. So habe ich zum Beispiel nach der ersten Woche eine Mail erhalten mit meinen durchschnittlichen Werten, wobei ich diese bewusst nicht korrigiert habe. Es gibt jeweils unterschiedliche Zeitpunkte welche als Zeitpunkt des «ins Bett gehen» gedeutet werden können, die kann man nach Vorschlägen von Sense auch korrigieren.

Weekly Mail von Sense Mother zum SchlafverhaltenDie Auswertung eines einzelnen Tages beim Schlafverhalten sie dann wie im folgenden Screenshot aus. Diese habe ich im Browser auf Senseboard erstellt, dabei werden die erfassten Bewegungsdaten auf Schlafaktivität zurückgeführt und so der Schlaf in Phasen unterteilt. Ich habe bewusst einmal eine Nacht mit einem unregelmässigen Schlaf genommen, also die Schlafphasen werden scheinbar wirklich direkt aus den Bewegungen abgeleitet und nicht einfach irgendwie dargestellt. Dieses Gefühl hatte ich eben nach der ersten Nacht mit dem Cookie auf der Matraze, da sah das Schlafverhalten mustergültig aus 😉

Schlafphasen mit Sense Mother Cookie aufgezeichnet

Schlafphasen mit Sense Mother Cookie aufgezeichnet

Nebst dem Browser sind die Daten wie bereits erwähnt über die App Pocketmother auch ersichtlich. Teilweise nicht ganz so ausführlich darsestellt, darum hier auch einige Screenshots aus der App. Das wichtigste an der App nebst Auswertung ist die Alarmfunktion. Ich kann mir bei Temperaturmessungen zum Beispiel Grenzwerte einstellen oder eben bewegte Türen als Alarm ausgeben, wenn niemand daheim ist. Das hat zur Folge dass die App als Alarmempfänger dient, man kann auswählen welcher Sense Mother Benutzer einen Alarm erhält.

Screenshots aus der Pocket Mother App zu Bewegung, Temperatur und Schlafverhalten.

Screenshots aus der Pocket Mother App zu Bewegung, Temperatur und Schlafverhalten.

Bei der Erfassung von Bewegungsdaten geschieht einfach in dem man den Cookie auf sich trägt, zum Beispiel in der Hosentasche. Ich bin zu verwöhnt von den mittlerweile ausgeklügelten Trackern die man am Handgelenk trägt und so lag der Cookie bei mir öfters in einer nicht getragenen Hose oder auf dem Tisch rum. Das Prinzip funktioniert aber.

Der Cookie als Aktivitätstracker im Hosensack.

Der Cookie als Aktivitätstracker im Hosensack.

Die allwissende Mutter ist toll, aber…

…sie kann nicht kochen! Das ist natürlich im Vergleich zu meiner Mutter ein nicht von der Hand zu weisender Nachteil! Nein, bleiben wir beim Thema, die Mother ist definitiv ein spannendes Gadget, welches vor allem einen Vorteil hat: Sie kann praktisch alles Tracken und ist beliebig erweiterbar. Mit neuen Apps werden neue Funktionen kommen und die Cookies sind dank kompakter Bauweise auch extrem flexibel einsetzbar. Das «aber» sehe ich in der kompletten Überwachung, welcher man sich preisgibt. Darüber kann und muss jeder selbst urteilen ob er das möchte und wie viel man von sich selbst und seinem eigenen Verhalten erfassen möchte. Besonders sinnvolle Einsatzzwecke sehe ich in der Medikamenteneinnahme, vor allem bei betagten Menschen könnte eine «Mother» definitiv eine Hilfe sein. Die Einrichtung müsste aber sicher von jemandem mit einer gewissen Affinität für technisches vorgenommen werden. Man kann auch die 4 Cookies für 4 Medikamente einsetzen und unterschiedliche Einnahmenszeiten damit überwachen, sicher eine der sinnvolleren Anwendungen die mit Sense Mother möglich ist.

Die Sense Mother wacht mit offenen Augen über alles und jeden Cookie

Die Sense Mother wacht mit offenen Augen über alles und jeden Cookie

Fazit

Ich teste bald fünf Jahre schon allerlei technische Geräte, aber so ein umfangreiches Gerät wie Sense Mother hatte ich nie im Test. Der eigenen Überwachung und Verhaltens-Auswertung sind fast keine Grenzen gesetzt. Natürlich gibt es sinnvollere und weniger sinnvolle Anwendungsbeispiele, Bewegungsdaten, Schlafverhalten, Messen wie viel Wasser man täglich drinkt oder ob die Kinder die Zähne putzen gehören sicher zu den sinnvolleren. Ob es wirklich nötig ist, das ist die andere Frage. Wer aber schon an einem Aktivitätstracker seine Freude hatte, dürfte mit dem umfänglichen Sense Mother auch ein neues Spielzeug gefunden haben.

Sense Mother gibt es für 369.- CHF bei Brack zu kaufen, im Starterkit sind nebst der Mother auch 4 Cookies enthalten.

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