Ich bin Alex.
B.Sc. in Electrical Engineering an der FHNW in Brugg-Windisch 2013 abgeschlossen. Seither Entwicklungsingenieur. Kopfhörer Fanatiker seit 2011, eigenes Heimkino im Aufbau seit 2013 und Verstärker/Kopfhörerverstärker DIY-begeisterter.
Durch den Elektronikvertrieb Portacomp hat Hans das Angebot erhalten eine Audez’e LCD-3 Kopfhörer und einen Burson Audio Soloist Kopfhörerverstärker zu testen. Da ich eine kleine Sammlung an Kopfhörern besitze, hat er mir das Päckchen zum Testen überreicht. Um es gleich mal vorwegzunehmen, dieser Kopfhörer kostet 2195.- CHF, der Kopfhörerverstärker 1150.- CHF. Einen Preis, den man für ein Paar gute Lautsprecher und Stereoverstärker gerne zahlt, warum also nicht für Kopfhörer? Die Erwartungen sind auf jeden Fall hoch, denn in dieser Preisliga findet man nur noch sehr wenige Konkurrenten.
Der Audez’e kann wahlweise in einer wasserfesten Transportbox oder einer Holzbox geliefert werden. Die Transportbox ist staub- und wasserdicht und würde wahrscheinlich sogar einen Nuklearschlag überleben. Die Holzbox hingegen ist mit schwarzem Pianolack überzogen und hat innen eine passende Schaumstoffeinlage die mit Samt überzogen wurde. Wenn der Kopfhörer nicht transportiert werden muss, würde ich auf jeden Fall die Holzbox bevorzugen, so elegant verstaut sieht man einen Kopfhörer selten.
Nimmt man den Kopfhörer aus der der Box, fühlt er sich überraschend unproportional an. Die grossen Ohrmuscheln mit dem Zebranoholzrahmen dominieren das Gesamtbild, der Kopfügel sieht im Vergleich fast etwas filigran aus. Auch fällt das hohe Gewicht von 548g auf. Unterhalb der Ohrmuscheln findet man die 4-pin mini-XLR Anschlüsse für das Kopfhörerkabel. Alles in allem fühlt sich der Audeze LCD-3 sehr robust an, die Verarbeitungsqualität ist beeindruckend. Die Lammlederpolster sind nach hinten dicker, was nicht wegen des Komforts so gemacht wurde, sondern damit die magnetostatischen Flachmembran-Schallwandler besser auf das Ohr ausgerichtet sind. Die neueren Versionen des Audez’e LCD-3 sind mit der Fazor-Technologie ausgestattet. Die Fazors verbessern den Phasen- und Frequenzgang und sorgen für eine bessere Räumlichkeit. Ich möchte auf die Technologie selber nicht näher eingehen, wer sich trotzdem weiter informieren möchte, kann das auf innerfidelity.com machen, dort findet man auch noch Vergleichsmessungen zu den früheren Versionen. Allgemein kann ich jedem Kopfhörerenthusiasten der der englischen Sprache mächtig ist diesen Blog empfehlen. Zusätzlich haben neue Versionen des LCD-3 eine abgeänderte Struktur auf der Membran, diese Änderungen erhöhen die Impedanz des Kopfhörers von etwa 50 Ohm auf 110 Ohm.
Kommen wir nun zum Klang dieses ungewöhnlichen Kopfhörers. Beim ersten Aufsetzen schmiegen sich die Lammlederpolster schön um die Ohren. Der Kopfhörerverstärker muss etwas aufgereht werden, aber nicht allzuviel im Vergleich zu anderen Magnetostaten. Die ersten Klänge ertönen und man vergisst, dass man ein Review schreiben wollte. Ich lehne mich zurück denn der Kopfhörer lädt sofort zum Geniessen der Musik ein. Er klingt natürlich, die Musik fliesst und man möchte ihn nicht mehr absetzen.
Die Stärken des Kopfhörers sind nicht nach der ersten Sekunde beschreibbar. Das was mir aber als erstes auffiel, war der Bass. Genauer gesagt, der Tiefbass. Ich habe noch nie zuvor bei Kopfhörern einen solchen Tiefbass gehört. Damit meine ich nicht, dass der Tiefbass laut oder sonstwie betont ist, sondern dass der Audez’e LCD-3 der erste Kopfhörer ist, der näherungweise an den Körperschall-Tiefbass kommt den man von guten Subwoofern kennt. Dabei ist der Bass nie im Vordergrund, drängt sich nie auf und verursacht keinen unangenehmen Druck auf den Ohren. Das Gesamtbild ist immernoch absolut homogen. Wir finden einen schönen Hoch- und Superhochton der auch bei vielen Zischlauten nicht nervig wird. Die Mitten sind glasklar. Stimmen erklingen direkt und in ihrer ganzen Fülle. Das Klangbild kann als etwas dunkel und warm beschrieben werden, wegen eines ganz leicht angehobenen Midbasses. Genau diese Abstimmung sorgt dafür, dass der Kopfhörer sehr gemütlich und voll klingt. Eine Besonderheit, die beim Vergleich mit dynamischen Kopfhörern hervorsticht, ist die Fülle an Details die durch den Audez’e dargestellt werden. Verschiedene Instrumente sind wesentlich besser differenzierbar. Es wirkt, als hätte man eine Lupe hervorgenommen und könne die Details nun etwas genauer betrachten. Die Bühne ist nicht künstlich ausgeweitet, alles wird in einem glaubhaften Raum wiedergegeben. Man stellt fest, wieviel die Aufnahme zur Bühne beiträgt. Mehr binaurale Aufnahmen wären hier wünschenswert, denn normale Aufnahmen wurden für Lautsprecher ausgelegt, daher werden zum Beispiel Stimmen nicht vor einem geortet, sondern man hört sie unterhalb der Schädeldecke in der Mitte des Kopfes. Alles in allem muss ich sagen, dass der Audez’e LCD-3 der beste Kopfhörer ist den ich je gehört habe. Seine Abstimmung ist ein Traum und wird jedem Kopfhörerenthusiasten gefallen. Es muss allerdings noch angefügt werden, dass das Kopfband nach einiger Zeit etwas auf den Schädel drückt. Denn wenn man den LCD-3 normal trägt, drückt nicht die ganze Fläche des Kopfbands auf den Schädel sondern die Kante.
Wie bereits erwähnt ist der Audez’e LCD-3 der beste Kopfhörer den ich je länger hören konnte. Ob der Preis gerechtfertigt ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich garantiere aber, dass jeder der den Audez’e LCD-3 etwas genauer probehört eine schöne Überraschung erleben wird. Man sollte sich allerdings die Zeit nehmen, ihn Probe zu hören und auch gegen andere Kopfhörer zu vergleichen. Vergleichskandidaten wären z.B. der Sennheiser HD 800 der schon für 1200.- CHF erhältlich ist oder der neue Hifiman HE-560.
Der Schweizer Distributor Portacomp bietet für Leser meines Blogs eine besondere Möglichkeit. 3 Leser können den Audez’e LCD-3 zusammen mit dem Burson Audio Soloist testen und das natürlich kostenlos. Ihr könnt euch hier in den Kommentaren zu Wort melden, die drei besten Begründungen erhalte die Möglichkeit für den Test. Ihr müsst einzig zum Abschluss mir einen kleinen Text mit eurem Hörerlebnis zu Verfügung stellen. Viel Spass!