Ich erhalte mittlerweile ein bis zwei Mails wöchentlich zum Thema «Einstieg in Quadcopter-Welt». Es geht eigentlich immer um dasselbe, womit man am besten anfängt, welche Copter ich empfehlen würde und was das alles denn so kostet. Dabei will am Anfang niemand zuviel Geld investieren und trotzdem vernünftig Fliegen und die meisten möchten auch bald mal eigene Luftufnahmen machen. Anstatt dass ich jedem einzeln antworte, schreibe ich hier gerne mal auf was ich empfehle und gerne kann man Fragen, Anmerkungen oder eigene Erfahrungen in den Kommentaren festhalten.
Selber bauen, ja oder nein?
Eine wichtige Frage, die man vorab für sich selbst beantworten sollte. Fehlt einem das handwerkliche Geschick sowie das ganze Werkzeug, von Lötkolben, Schrumpfschläuchen, Heissluftföhn bis hin zu Schraubenzieher-Set, dann würde ich von Eigenbau abraten. Der grosse Vorteil beim Eigenbau ist aber, dass man seinen Multicopter kennenlernt bevor man ihn fliegt. Kauft man ihn «Ready to Fly» werden Erkenntnisse oft erst während/nach ersten Flügen oder gar Crashes gesammelt – also teilweise zu spät. Auch die Konfiguration und Abstimmung ist nicht ganz ohne, aber dank guten Anleitungen (vor allem bei DJI) und Foren für jedermann mit Interesse und Zeit machbar.
Wer sich den Bau selbst zutraut und das nötige Werkzeug hat oder es sich anschaffen möchte, dem kann ich nur dazu raten. Es kann aber durchaus sein, dass bei Sets auch mal was fehlt und ein kleines Ersatzsortiment an Material zu Hause nicht schaden kann. Also lieber genügen Zeit für den Bau einreichnen.
Beim Eigenbau eines Multicopters sind auch Lötarbeiten gefragt.
Einen Multicopter bauen lassen?
Eine durchaus interessante Alternative zu allen die keine Zeit oder den Willen dazu haben, aber ein Modell fliegen möchte dass einen Zusammenbau bedingt. Ich wurde auch schon oft gefragt ob ich denn im Auftrag bauen würde. Ich empfehle da auf jemanden zu setzen der in der Nähe ist und das Metier beherrscht, es gibt durchaus auch Shops die das Anbieten. Die Multicopter werden dann aufgebaut, konfiguriert und eingeflogen verkauft, definitiv eine sichere Alternative und dank Einführung des Modellbauers erhält man auch direkt wichtige Informationen bei der Übergabe mitgeliefert. Wichtig hier: Lasst euch Zeit und versucht alles zu verstehen. Ich habe mir bei meinem Discovery-Verkauf auch viel Zeit gelassen und dem Käufer alles genau erklärt und den Quadcopter auf die Fernbedienung des Käufers programmiert. Hier nimmt man sich besser etwas Zeit, schlussendlich geht aus auch um die Sicherheit.
Mein erster Multicopter war ein DJI F550 Hexacopter.
Welche Regeln gibt es?
Ein ganz wichtiger Aspekt beim Modellfliegen sind die Regulierungen, die sind je nach Staat unterschiedlich. In Deutschland darf man beispielsweise ohne Genehmigung keinen Copter >5kg Gewicht steigen lassen, in der Schweiz ist man lockerer. Trotzdem gibt es auch hier einige Regulierungen, dazu am besten diesen Artikel lesen und die neuen Regelungen hier befolgen.
Mit welchem Modell fange ich am Besten an?
Diese Frage wird extrem oft gestellt und ist genauso schwierig zu beantworten. Es gibt auch hier keine ideale Lösung wie das so oft der Fall ist, daher unterteile ich die Antworten in verschiedene Anforderungsprofile. Ob Eigenbau oder «Bau im Auftrag» fällt in dieselbe Kategorie, RTF steht für «Ready to Fly».
Eigenbau zum Spass
Wer einmal einen ersten Copter bauen möchte um ein wenig mit der Materie in Kontakt zu kommen, dem würde ich zu einem DJI F450 oder F550 raten. Ich hatte mit einem F550 angefangen und habe viel dabei gelernt. Einen DJI F450 gibt im Set mit Motoren, Propellern und Flugsteuerung für rund 400.- CHF. Dazu kommt noch ein passender LiPo und eine Fernbedienung – ich bin mit der Graupner MX-16 bisher gut gefahren.
DJI F550 selbst gebaut
RTF zum Spass
Hier gibt es von mir zwei Empfehlungen. Einerseits einen Hubsan X4 FPV, der ist nach dem Laden sofort startklar und kommt sogar mit integrierter Kamera und Bildschirm in der Fernbedienung und das für den sagenhaften Preis von 169.- CHF. Damit kann man sich für wenig Geld erstmal mit der Quadcopter Steuerung vertraut machen und später auch mittels Monitor mit FPV Flügen. Hier ein wenig nachteilig, das Ding ist extrem klein.
Als zweite Empfehlung rate ich natürlich zum DJI Phantom, der hier auch schon vorgestellt wurde. Mittlerweile sind bereits Nachfolgermodelle auf dem Markt und hier würde ich zum Einstieg bewusst zu einem guten Gebraucht-Copter raten. Da kann man einiges an Geld sparen und hat trotzdem eine vernünftiges Gerät. Alternativ wäre auch der Blade 350QX eine Variante zum einfachen Einstieg.
DJI Phantom (Version 1)
Eigenbau für Fotos und Film
In dieser Kategorie geht es um Copter die eine GoPro Hero3 tragen können, damit lassen sich ansehnliche Film und Fotoaufnahmen machen. Vorteil der Hero3 ist ihr Gewicht und damit können Multicopter natürlich einfacher umgehen. Für den Eigenbau empfehle ich ganz klar meinen TBS Discovery Pro, welchen ich schon ausführlich vorgestellt habe. Ein geniales Gerät, welches dank Gimbal auch hervorragende und stabilisierte Aufnahmen liefert. Man kann den Discovery Pro selbst aufbauen und lernt dabei extrem viel. Wer ihn gleich «Ready to Fly» haben möchte mit FPV Ausrüstung, kriegt ihn für 2’298.- CHF.
Discovery Pro von Dronefactory: Ready to fly
RTF für Fotos und Film
Aktuell bietet sich da der DJI Phantom II an, die Nachfolgerversion des bekannten Phantom hat einige Verbesserungen erhalten. Neu gibt es auch zwei Modelle auf dem Markt: Den DJI Phantom II H3-3D RTF, der zusammen mit dem neusten 3-Achsen Gimbal für die GoPro ausgeliefert wird, ist ideal für jene die eine Hero3 haben und damit Aufnahmen machen möchten. Die Option DJI Phantom II Vision+ RTF hingegen wird gleich mit 3-Achsen-stabilisierter Kamera ausgeliefert. An der Funke kann das iPhone befestigt werden und man erhält gleich einen Livefeed, definitiv ein gutes Gesamtpaket. Zusammen mit Kamera werden in beiden Fällen knappe 1500.- CHF benötigt.
DJI Phantom 2 Vision+
Multicopter für Systemkamera oder DSLR
Der heikelste Punkt in meinen Augen und eine Kategorie mit welcher man nicht starten sollte. Ich empfehle unbedingt zuerst mit einem der obigen Systeme zu starten, bevor man solche Copter steigen lassen will. Um Systemkameras oder gar DSLR (Spiegelreflexkamera) steigen zu lassen, benötigt man mehr Schub, da diese auch mehr wiegen. Daher werden auch die Gimbals für diese Kamera schwerer und alles summiert sich, man ist schnell bei einem Abfluggewicht von 5kg und mehr. Die Preisspanne ist in diesem Bereich auch riesig, da können problemlos mehrere tausend Franken ausgegeben werden. Preislich interessant und für gutes Geld zu haben sind aktuell die Tarot Hexacopter aus der T-Serie, wie auch die DJI Spreading Wings Serie, allen voran der S900 der kürzlich erschienen ist.
Eine Empfehlung kann ich hier noch keine abgeben, ich arbeite mich noch ein und werde versuchen meine Systemkamera sicher abheben zu lassen.
Fazit
Aller Anfang ist schwierig könnte man sagen, bei Multicoptermodellen aber behaupte ich eher die Auswahl ist schwer und der Einstieg wird einem mittlerweile leicht gemacht. Die meisten Modelle im Anfängerbereich sind einfach zu bedienen und sicher zu fliegen. Dank verbauten Beschleunigungssensoren, Gyrometer und GPS liegen die Fluggeräte extrem stabil in der Luft und mit ein wenig Fingespitzengefühl lassen sich die Multicopter sehr genau manövrieren.
Wie einleitend gesagt, schreibt doch eure Fragen, Anmerkungen oder Kommentare hier hin. Ich helfe gerne wo ich kann und vielleicht hat der eine oder andere auch einen guten Tipp/Erfahrungswert für euch…
Guten Flug!