Ja gut zwei Wochen durfte ich die Fujifilm FinePix X100 mit mir herumtragen und dabei wurde ich nicht weniger als viermal gefragt, was ich den noch mit einer analogen Kamera mache. Der Retro-Style der X100 macht schon was her, doch ist sie trotzdem zeitgemäss?
Ausstattung
Die Fujifilm FinePix X100 kommt mit einem 12,3 Megapixel Sensor im APS-C Format (23.6mm×15.8mm). Damit steckt ein Sensor der Grösse einer kleinen DSLR im schönen Retro-Gehäuse der X100. Für die Datenspeicherung in JPG oder RAW-Format bei Bildern, ist ein SD-Slot nebst dem Akku auf der Unterseite angebracht. Kompatibel ist dieser mit SD, SDHC und SDXC-Karten. Vor dem grossen Sensor sitzt ein fest eingebautes 23mm Festbrennweiten Objektiv, dies entspricht einem 35mm KB-Objektiv. Die maximale Blendenöffnung von F2 lässt viel Licht auf den Sensor fallen.
Besonders an der X100 ist der Hybrid-Sucher. Man kann sich durch ein LCD Zusatzinformationen einblenden lassen, wie Schärfentiefe-Balken, Aufnahmemodi, Blende usw. Alternativ kann auch der Sucher durch einen elektronischen überlappt werden, so sieht man direkt wie die Aufnahme aussehen würde. Die Umschaltung zwischen diesen beiden Suchern findet durch den Hebel auf der Vorderseite des Gehäuses statt. Cool ist ein Sensor der automatisch zwischen dem Display auf der Rückseite und dem Sucher umschaltet, wenn sich das Auge dem Sucher nähert.
Fujifilm FinePix X100 - wunderschöne Kamera
Verarbeitung und Haptik
In Sachen Verarbeitung steht die Fujifilm X100 einfach ganz gross da. Das Ding hat mit Akku 450g Gewicht und liegt damit sehr angenehm in der Hand. Das Druckgussgehäuse aus Magnesium ist top verarbeitet, die Drehschalter oben sind gut zu bedienen. Einzig des hintere Drehrad mit mittigem OK-Button könnte besser sein. Der genarbte Gummi-«Umhang» liegt angenehm in der Hand und sobald man sie einmal in den Händen hat, spielt die X100 ihre Stärken aus. Das Bedienkonzept mit der Blenden-Einstellung auf dem Objektiv, vor dem Focus-Ring, in Kombination mit der Verschlusszeit auf dem Drehrad oben ist genial. Die Kamera wurde nicht nur für die Fotos gebaut, sondern für den Weg dorthin. Wer einfach klicken möchte, der ist an der falschen Adresse, da bietet sich die Nikon 1 an. Ich kam aber von Anfang an mit der X100 gut zurecht und fand die Bedienung meistens intuitiv, für die Belegung der Funktionstaste und einige kleine Dinge musste dann aber schon auch mal das Manual herhalten – bei dem Funktionsumfang einer heutigen Kamera finde ich das aber ganz okay.
Fujifilm FinePix X100 - Der Bildschirm und die Bedienelemente
Langzeiterfahrung mit der X100
Für eine Aussage zur Langzeiterfahrung mit der Fujifilm FinePix X100 konnte ich Marco Nietlisbachbewegen. Marco Nietlisbach hat sich als professioneller Fotograf auf Produkt/Still-Life, Portrait und PinUp Aufnahmen spezialisiert. Er fotografiert unter anderem für die Competec Gruppe, Raiffeisen, UBS, Zoe Scarlett und Ars Vivendi.
Fokus-Schalter seitlich
Ich hab mich gleich von beginnweg in die X100 verliebt. Sie begleitet mich nun seit über einem halben Jahr jeden Tag:
Die X100 ist eine Reportagekamera und genau dazu ist sie gedacht. Solange man sie als solches nutzt liefert sie geniale Bilder, man kann zwar mit ihr auch im Studio arbeiten oder einfach nur drauf los knipsen, ihre Stärke liegt aber klar im bewussten Einfangen von Momenten. Das Gehäuse ist solide und hat auch schon zwei Stürze schadlos überstanden, die Akkus halten zwar nicht ewig aber lange genug, die Bildqualität muss ich auch vor mancher DSLR nicht verstecken und das 35mm (auf Kb bezogen) Objektiv passt perfekt.
Leider wurden die Bedienelemente auf der Rückseite zu klein dimensioniert und das Menü ist sehr abstrakt aufgebaut. Da ich aber keine der zusätlichen Menüfunktionen benötige um meine Bilder zu schiessen ist das nicht so tragisch. Grösster Minuspunkt ist aber ganz klar das manuelle Fokusieren. Da dreht man im wahrsten Sinne des Wortes durch. Aber auch da gibt es die Möglichkeit das zu umgehen.
Die Stärken der X100 liegen ganz klar im herforragenden Sucher, der manuellen Bedienung von Zeit und Blende und in Ihrer Bauform. Ihr Retro-Style und die kleine Grösse (im Vergleich zu einer kleinen DSLR) machen sie fast unsichtbar, perfekt für Reportagen.
Wer mit den Eigenheiten der X100 umgehen kann, bekommt eine wunderbare Kamera mit der Fotografieren wieder richtig spass macht.
Bilder und Videos mit der X100
Damit ich hier nicht nur von der Kamera berichte, hier einige Bilder – auch von Marco:
Da auch die Videofunktion der X100 nicht zu verachten ist, ein kleiner Zusammenschnitt vom Gurten-Festival 2011 von René Stalder, komplett gedreht mit der Fuji:
Fazit
Leider war die Fujifilm FinePix X100 nur gerade mal 2 Wochen in meinem Besitz und schon war die Testzeit vorüber. Viel zu schnell, die Videofunktion richtig zu testen lag gar nicht drin. Dafür hat mir aber der Panorama-Modus sehr zugesagt, habe noch keine so guten Panoramas direkt ab einer Kamera geschossen. Ansonsten kann ich hier wirklich nur gutes Berichten, ich überlege mir sowieso gerade meine Fotoausrüstung-Strategie zu überdenken. Eine X100 als kompakte und lichtstarke Kamera zum dabeihaben wäre ganz schön attraktiv. Bei einem Preis von 1099.- CHF bei Brack, beziehungsweise 1050.- Euro bei Amazon ist natürlich der Anschaffungspreis nicht ganz billig – in Anbetracht der Bilder und der Qualität aber sicher nicht ungerechtfertigt. Ich schaue, dass ich den kleinen und preisgünstigeren Bruder, die X10 (589.- CHF, 530.- Euro) auch mal in die Hände kriege.