07. Dezember 2016
6 Minuten zu lesen

Testbericht: Palette Gear für Fotografen

Palette GearWer kennt das nicht. Nach den Ferien kommt Herr/Frau Schweizer nach Hause mit einem riesigen Schatz aus Ferienfotos. Nachdem die Fotos aussortiert wurden, möchte der ambitionierte Fotoenthusiast diese selbstverständlich bearbeiten und für sich und die Welt schön herrichten. Schnell muss man feststellen, dass die Bearbeitung sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Das ständige Klicken und ziehen mit der Maus geht langsam aber sicher ins Handgelenk und was waren nochmals die Tastenkombinationen für die Beschneidung? Gibt es da keine einfachere Methode zur Fotobearbeitung?

Genau hier kommen Systeme wie Palette Gear ins Spiel. Kein ständiges hin und her mit der Maus und kein mühsames auswendig lernen von Tastenkombinationen mehr. Palette Gear ist eine zusätzliche Hardware, die Fotoenthusiasten beim Workflow unterstützt. Aber lohnt sich die Anschaffung eines solchen Tools überhaupt?

Palette Gear im Technikblog

Erster Eindruck

Das Professional Kit kommt in zwei Boxen. In der Hauptbox befindet sich die Core Unit, drei Drehregler, zwei Knöpfen, zwei Schiebereglern  und dem USB Kabel. Eigentlich reicht diese Box bereits zum loslegen. Den das wichtigste am Palette Gear ist die Core Unit. Ohne die läuft gar nichts. In der zweiten Box befinden sich dann drei weitere Drehregler, zwei Knöpfe und zwei Schieberegler.

Palette Gear: Core Unit

Palette Gear: Core Unit

Palette Gear: Schieberegler

Palette Gear: Schieberegler

Palette Gear: Drehregler

Palette Gear: Drehregler

Die Module hinterlassen einen guten Ersten Eindruck. Ein Hauch von Luxus, so kann man das Touch-and-feel der Knöpfe und Regler am besten beschreiben. Da kann man Freunde und Familie damit beeindrucken.

Palette Gear: Das Test Setup

Palette Gear: Das Test Setup

Preis:

Das gute vorweg: Die Software zum Palette Gear ist gratis! Das war’s aber auch schon. Möchte man das Professional Kit erwerben, so muss man happige CHF 699.- (zum Zeitpunkt des Reviews) in die Hand nehmen. Jedes weitere Zusatzmodel kostet dann zwischen CHF 49-79.-. Der Preis spricht eine klare Sprache. Das Palette Gear positioniert sich für professionelle Anwender und ambitionierte Enthusiasten. Selbst das Einsteiger-Set kostet 299.-, Einsteiger und Hobbyisten werden wohl kaum zuschlagen. Ein Kauf muss wohl überlegt sein.

Palette Gear

Die Software:

Kommen wir zu meinem top Feature: Die Software. Die Installation und Inbetriebnahme ist eine wahre Freude! Software installieren, Core Unit und Module anschliessen, Funktionen zuweisen und los geht’s! Alleine das Setup lässt mich über den Preis hinwegsehen. Wieso kann nicht alles so einfach sein?  Einziger Wehmutstropfen ist die Registrationspflicht bei Palette. Schade, aber in 2016 ist das wohl ein must.

Palette Gear - Software

Simplizität ist wohl eines der Credos bei Palette. Nach dem der User die Core Unit angeschlossen hat taucht diese gleich in der Software auf. Auch mit jedem weiteren Modulanschluss geht es blitzschnell bis das neue Modul in der Software auftaucht. Klickt man dann beispielsweise auf den Schieberegler in der Software kann man auch gleich die Funktion aus der Liste (in diesem Beispiel für Lightroom) auswählen. Fertig! So einfach ist das und nachdem man sich seinen Bausatz nach seinen Wünschen zusammengesetzt hat kann es auch gleich mit der Arbeit in Lightroom losgehen.

Bevor losgelegt werden kann muss in Lightroom noch das Palettegear-Plugin aktiviert werden. Sobald das Plugin aktiviert ist und die Palette App läuft kann auch bereits mit dem Bearbeiten losgelegt werden. Die Regler und Tasten reagieren prompt. Keine Verzögerungen. Die Voreinstellungen im App werden erkannt und von Lightroom gut interpretiert. Einen Regler habe ich dem ausrichten des Horizontes gewidmet und ich liebe es. Anstatt mühsam den Horizont mit der Maus auszurichten, lässt es sich nun kinderleicht mit dem Regler richten.

Palette funktioniert auch mit Final Cut Pro X

Palette funktioniert auch mit Final Cut Pro X

Der Workflow:

Ändert Palette nun irgendetwas am Workflow in Lightroom? Grundsätzlich nein. Die Fotos werden weiterhin so wie bis anhin verarbeitet. Nach dem Import der Fotos möchte ich als erstes die Belichtung und den Weissabgleich bei allen Fotos anpassen. Palette erlaubt es mir schnell diese zwei Sachen anzupassen und gleich zum nächsten Bild zu gehen und hier kommt gleich ein grosses Manko.

Die Belichtung und den Weissabgleich habe auf zwei Fader zugewiesen. Da die Fader nicht motorisiert sind, bleiben diese bei einer bestimmten Einstellung stehen. Sprich, wenn ich den Belichtungsfader auf +1.0 setzte und ich zum nächsten Bild wechsle und die Belichtung anpassen will springt die Belichtung zuerst auf +1.0 und muss dann nochmals geregelt werden. Dass kann besonders ärgerlich sein, wenn man diverse Fotos in unterschiedlichen Lichtsituationen fotografiert und nicht die gleiche Belichtungseinstellungen benutzen kann. Das gilt nicht nur für die Belichtung, sondern auch für andere Einstellungen, welche den Fadern zugewiesen wurde. Ev. Bringt Palette ja in naher Zukunft motorisierte Fader raus.

Palette Detailansicht

Palette Detailansicht

Nachdem Licht und Farbtemperatur eingestellt sind, wird ein Preset über die Fotos gelegt. Das ist einfacher gesagt als getan. Zur Zeit ist es in Palette nicht möglich ein bestimmtes Preset auszuwählen. Palette verfügt nur über die Möglichkeit die Presets der Reihe nach im Benutzerordner (und nur vom Benutzerordner) auszuwählen. Heisst, wenn man 5 Presets im Benutzerordner hat und man möchte das 4. Preset über ein Bild legen, muss man die zugewiesene Presettaste 4x drücken bis das richtige Preset ausgewählt wurde. Schade. Das wäre mit einem Software-Update aber sicher schnell gelöst.

Palette im Detail

Normalerweise sind die Presets out-of-box nicht immer passen und man möchte noch kleine Veränderungen z.B. am Farbton, Sättigung oder der Luminanz durchführen und hier erkennt man schnell die Limiten von Palette. Zwar lässt sich alles auf die Regler und Knöpfe zuweisen, jedoch hat man auch mit der Professional-Variante „zu wenig“ Hardware, um alles zuweisen zu können. Glücklicherweise kann man bei Palette verschiedene Sets anlegen. Beispielsweise würde man hier ein Set für Luminanz, ein Set für Sättigung und noch ein Set für die Farbtöne anlegen.

Palette Gear: Ausrichtung per Drehregler

Palette Gear: Ausrichtung per Drehregler

Was bringt mir den Palette nun für Vorteile? Ein top feature ist die Ausrichtung per Drehregler einzustellen. Wie oft fotografieren wir ein Foto und der Horizont ist leicht nach rechts gekippt oder link? Anstatt mühsam immer wieder das Tool in Lightroom auszuwählen & mit der Maus ausrichten (angenommen die Autoausrichtung funktioniert nicht wie gewünscht.). Weiter beschleunigt es den Workflow dadurch das man seine Hände nicht immer von Tastatur hin zur Maus wechseln muss, sondern praktisch immer auf den Knöpfen und Reglern bleiben kann. Dadurch das man den Reglern und Knöpfen Farben zuweisen kann, ist es gleich visuell klar welche Funktion dem Regler oder Knopf zugewiesen wurde. Das verkürzt auch die Einarbeitungszeit mit Palette. Zuletzt muss man auch ganz ehrlich sagen, dass das Touch und Feel einfach unvergleichlich ist. Jeder Knopf und Regler fühlt sich einfach gut an. Man will sich gar nicht mehr von den Reglern lösen und bei den nostalgischen Arcade-Knöpfen muss ich mich richtig beherrschen. Man muss die einfach drücken (nochmals und nochmals).

Palette Gear

Fazit

Lohnt sich nun ein Kauf von Palette? Jaein. Als ambitionierter Fotograf ist Palette sicher ein Luxusobjekt. Wer Palette jeden Tag braucht und es für mehr braucht als nur Lightroom braucht, kann Palette eine grosse Arbeitserleichterung sein. Palette glänzt wenn es darum geht den Workflow diverser Programme wie FinalCutPro, Photoshop usw. erleichtern kann und für das ist Palette auch ausgelegt. Wer lediglich Palette für ein Programm nutzen will, für den gibt es sicherlich günstigere Varianten.

High-End Variante vs. meiner Lösung

High-End Variante vs. meiner Lösung

Zusammengefasst bringt Palette fantastisch verarbeitete Knöpfe mit kleinen Schwachstellen in der Software. Wer ein Ready-to-go Set will, um in Lightroom Fotos zu bearbeiten und bereit ist viel Geld auszugeben, der kann nichts falsch machen. Ich für meinen Teil bleibe bei meiner 90 CHF Lösung. Mein Portemonnaie sagt danke.

Palette Gear wurde uns für den Test von Light + Byte zur Verfügung gestellt, besten Dank dafür!

3 Comments

  1. ajperez74

    Kling Interessant. Ist deine Lösung nicht so ein MIDI Gerät das eigentlich für Audiobearbeitung gedacht ist? Und wenn ja, wie verlinkst Du das Midi-Signal mit deiner Software (nicht Audio)?

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