01. Februar 2012
4 Minuten zu lesen

Testbericht: Fujifilm FinePix X100 – lichtstarke Retro-Kamera

Fujifilm FinePix X100Ja gut zwei Wochen durfte ich die Fujifilm FinePix X100 mit mir herumtragen und dabei wurde ich nicht weniger als viermal gefragt, was ich den noch mit einer analogen Kamera mache. Der Retro-Style der X100 macht schon was her, doch ist sie trotzdem zeitgemäss?

Ausstattung

Die Fujifilm FinePix X100 kommt mit einem 12,3 Megapixel Sensor im APS-C Format (23.6mm×15.8mm). Damit steckt ein Sensor der Grösse einer kleinen DSLR im schönen Retro-Gehäuse der X100. Für die Datenspeicherung in JPG oder RAW-Format bei Bildern, ist ein SD-Slot nebst dem Akku auf der Unterseite angebracht. Kompatibel ist dieser mit SD, SDHC und SDXC-Karten. Vor dem grossen Sensor sitzt ein fest eingebautes 23mm Festbrennweiten Objektiv, dies entspricht einem 35mm KB-Objektiv.  Die maximale Blendenöffnung von F2 lässt viel Licht auf den Sensor fallen.

Besonders an der X100 ist der Hybrid-Sucher. Man kann sich durch ein LCD Zusatzinformationen einblenden lassen, wie Schärfentiefe-Balken, Aufnahmemodi, Blende usw. Alternativ kann auch der Sucher durch einen elektronischen überlappt werden, so sieht man direkt wie die Aufnahme aussehen würde. Die Umschaltung zwischen diesen beiden Suchern findet durch den Hebel auf der Vorderseite des Gehäuses statt. Cool ist ein Sensor der automatisch zwischen dem Display auf der Rückseite und dem Sucher umschaltet, wenn sich das Auge dem Sucher nähert.

Fujifilm FinePix X100 - wunderschöne Kamera

Fujifilm FinePix X100 - wunderschöne Kamera

Verarbeitung und Haptik

In Sachen Verarbeitung steht die Fujifilm X100 einfach ganz gross da. Das Ding hat mit Akku 450g Gewicht und liegt damit sehr angenehm in der Hand. Das Druckgussgehäuse aus Magnesium ist top verarbeitet, die Drehschalter oben sind gut zu bedienen. Einzig des hintere Drehrad mit mittigem OK-Button könnte besser sein. Der genarbte Gummi-«Umhang» liegt angenehm in der Hand und sobald man sie einmal in den Händen hat, spielt die X100 ihre Stärken aus. Das Bedienkonzept mit der Blenden-Einstellung auf dem Objektiv, vor dem  Focus-Ring, in Kombination mit der Verschlusszeit auf dem Drehrad oben ist genial. Die Kamera wurde nicht nur für die Fotos gebaut, sondern für den Weg dorthin. Wer einfach klicken möchte, der ist an der falschen Adresse, da bietet sich die Nikon 1 an. Ich kam aber von Anfang an mit der X100 gut zurecht und fand die Bedienung meistens intuitiv, für die Belegung der Funktionstaste und einige kleine Dinge musste dann aber schon auch mal das Manual herhalten – bei dem Funktionsumfang einer heutigen Kamera finde ich das aber ganz okay.

Fujifilm FinePix X100 - Der Bildschirm und die Bedienelemente

Fujifilm FinePix X100 - Der Bildschirm und die Bedienelemente

Langzeiterfahrung mit der X100

Für eine Aussage zur Langzeiterfahrung mit der Fujifilm FinePix X100 konnte ich Marco Nietlisbachbewegen. Marco Nietlisbach hat sich als professioneller Fotograf auf Produkt/Still-Life, Portrait und PinUp Aufnahmen spezialisiert. Er fotografiert unter anderem für die Competec Gruppe, Raiffeisen, UBS, Zoe Scarlett und Ars Vivendi.

Fujifilm FinePix X100 - Fokus-Schalter seitlich

Fokus-Schalter seitlich

Ich hab mich gleich von beginnweg in die X100 verliebt. Sie begleitet mich nun seit über einem halben Jahr jeden Tag:

Die X100 ist eine Reportagekamera und genau dazu ist sie gedacht.  Solange man sie als solches nutzt liefert sie geniale Bilder, man kann zwar mit ihr auch im Studio arbeiten oder einfach nur drauf los knipsen, ihre Stärke liegt aber klar im bewussten Einfangen von Momenten. Das Gehäuse ist solide und hat auch schon zwei Stürze schadlos überstanden, die Akkus halten zwar nicht ewig aber lange genug, die Bildqualität muss ich auch vor mancher DSLR nicht verstecken und das 35mm (auf Kb bezogen) Objektiv passt perfekt.

Leider wurden die Bedienelemente auf der Rückseite zu klein dimensioniert und das Menü ist sehr abstrakt aufgebaut. Da ich aber keine der zusätlichen Menüfunktionen benötige um meine Bilder zu schiessen ist das nicht so tragisch. Grösster Minuspunkt ist aber ganz klar das manuelle Fokusieren. Da dreht man im wahrsten Sinne des Wortes durch. Aber auch da gibt es die Möglichkeit das zu umgehen.

Die Stärken der X100 liegen ganz klar im herforragenden Sucher, der manuellen Bedienung von Zeit und Blende und in Ihrer Bauform. Ihr Retro-Style und die kleine Grösse (im Vergleich zu einer kleinen DSLR) machen sie fast unsichtbar, perfekt für Reportagen.

Wer mit den Eigenheiten der X100 umgehen kann, bekommt eine wunderbare Kamera mit der Fotografieren wieder richtig spass macht.

Bilder und Videos mit der X100

Damit ich hier nicht nur von der Kamera berichte, hier einige Bilder – auch von Marco:


Da auch die Videofunktion der X100 nicht zu verachten ist, ein kleiner Zusammenschnitt vom Gurten-Festival 2011 von René Stalder, komplett gedreht mit der Fuji:

Fazit

Fujifilm FinePix X100 - Retro Charme

Leider war die Fujifilm FinePix X100 nur gerade mal 2 Wochen in meinem Besitz und schon war die Testzeit vorüber. Viel zu schnell, die Videofunktion richtig zu testen lag gar nicht drin. Dafür hat mir aber der Panorama-Modus sehr zugesagt, habe noch keine so guten Panoramas direkt ab einer Kamera geschossen. Ansonsten kann ich hier wirklich nur gutes Berichten, ich überlege mir sowieso gerade meine Fotoausrüstung-Strategie zu überdenken. Eine X100 als kompakte und lichtstarke Kamera zum dabeihaben wäre ganz schön attraktiv. Bei einem Preis von 1099.- CHF bei Brack, beziehungsweise 1050.- Euro bei Amazon ist natürlich der Anschaffungspreis nicht ganz billig – in Anbetracht der Bilder und der Qualität aber sicher nicht ungerechtfertigt. Ich schaue, dass ich den kleinen und preisgünstigeren Bruder, die X10 (589.- CHF, 530.- Euro) auch mal in die Hände kriege.

11 Comments

  1. pixelpress

    Meine Meinung: Die Kamera ist wirklich schön, kommt aber nicht an eine DSLR ran. Mit einer X100 kann man nicht «professionell» arbeiten. Mich würde interessieren, wie gut die Bildqualität im Vergleich zu einer «normalen» kompakten wirklich ist oder ob da eher die Optik des Geräts mitspielt ;).

    • Gianni

      Das Rauschverhalten der X100 ist absoluter Wahnsinn! Ich konnte sie selber testen und ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass die X100 bei ISO3200 bessere Bilder liefert als meine 5d!

  2. René

    Ich sehe keinen Grund warum sich die X100 mit einer DSLR decken müsste? Dafür ist sie nicht gemacht. Es ist eindeutig eine Systemkamera und dementsprechend ist die Zielgruppe gesetzt und es sollte nicht mit Birnen verglichen werden.

    Ich habe mir die Kamera aus einem Grund gekauft: Ich kann an Festivals und Events nicht mit einer DSLR aufkreuzen ohne entsprechenden Pass, auch wenn ich nur für mich fotografiere. Und die X100 ist wohl aktuell eine, wenn nicht DIE Beste Systemkamera.

    Zusätzlich muss ich für meine 7D kein Weitwinkel kaufen, denn sind wir ehrlich, ein Weitwinkel mit diesen Blendenmöglichkeiten ist schweine teuer. Und was schweine teuer ist, nimmt man nicht unbedingt an jeden Ort mit.

    • hans

      Sehe ich ähnlich. Die X100 sehe ich als Ergänzung zu einer DSLR, sei das Vollformat oder APS-C. Kann mir die X100 auch gut bei Reisen vorstellen. Die DSLR trägt man nicht gerne jeden Tag rum und hat dann noch ein Weitwinkel in der Tasche, an solchen Tagen nimmt man dann halt einfach die leichte und kompakte X100 mit.

  3. Bendy

    Unterschreibe ich so auch. Ein ersatz für die DSLR ist die Kamera nicht, schon alleine deswegen, weil das Objektiv fix verbaut ist. Ich sehe ihre Stärke auch im «mal schnell mitnehmen» oder wenn eine DSLR zu gross oder zu auffällig wäre, wie an Konzerten. Auch auf Reisen wäre diese Kamera sicher unauffälliger als eine DSLR, welche einem gleich als «steinreicher west-tourist» outet 🙂

    Der Vergleich zB mit einer Lumix würd mich auch intressieren.

  4. Jürg Stuker

    Ich hatte immer eine Lumix LX-5 dabei und bin nun seit zwei Woche mit der Fuji X100 «bewaffnet». Exzellent ist die Bildqualität insb. auch avail. Light resp. bei hohen Empfindlichkeiten. Dafür würde ich das Ding nicht mehr hergeben und jederzeit wieder kaufen. Überdurchschnittlich gut finde ich zudem auch den sehr sorgfältig dosierten (Aufhell)blitz und natürlich den optischen resp. umschaltbaren Sucher. Wie gesagt: Immer wider kaufen.

    Nun zu ein paar Schattenseiten. Das «zentrale» Bedienelement hinten (Drehrad und OK-Knopf) sind lausig zur Bedienung. Dies, verbunden damit, dass wichtige Funktionen (z.B. ISO, ND Filter, Selbstauslöser) zu tief im Menu vergraben sind, ist ärgerlich. Leider lässt sich nur eine Taste (fn) individuell belegen und der RAW-Button an der Hinterseite ist komplett überflüssig. Einfache Lösung wäre den RAW-Button zusätzlich frei belegbar zu machen. Zu knapp aus meiner Sicht (und für mich eine beliebte Funktion) ist, dass das Blenden-Bracketing nur +/-1 Blende zulässt (min. 2 oder 3 wie bei Lumix) wären fein.

    Die anderen Negativpunkte aus den Reviews wie Startup-Zeit, Batterielebensdauer oder Zeitbedraf zur Speicherung von Bildern (habe eine 95 MB/s SD-Karte gekauft) stören mich sind. Ich finde die Qualität der Bilder so überzeugend!

  5. Eddi

    Für eine Retro-Kamera sind Aufnahmen wirklich sehr gelungen. Auch die Bewertungen und Feedbacks bei Amazon sind positiv. Leider schreckt mich der Preis ziemlich ab. Aber Qualität kostet halt etwas.

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